03.09.2021

diebrandmanager: Was Ex-Diageo Chef Bergthaler am Unternehmertum reizt

Thomas Bergthaler war viele Jahre erfolgreich in verschiedenen Führungsfunktionen bei großen Unternehmen tätig. Letztes Jahr hat er sein eigenes Business gestartet.
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Thomas Bergthaler diebrandmanager
Thomas Bergthaler ist Gründer von diebrandmanager© diebrandmanager

Etwas Neues beginnen, dazuzulernen und langfristig Menschen die Möglichkeit zu geben in einem Unternehmen mit Werten zu arbeiten – das macht für Thomas Bergthaler den Reiz am Unternehmertum aus, wie er im Gespräch mit dem brutkasten erzählt. Der erfahrene Top-Manager hat sich 2020 mit “diebrandmanager” selbstständig gemacht, obwohl er zu diesem Zeitpunkt eigentlich andere Pläne hatte. “Ich wollte mir nach über 20 Jahren in der FMCG-Branche eine berufliche Auszeit nehmen und die Welt bereisen – aber dann kam Corona und hat alles durcheinandergewürfelt.”

diebrandmanager: Neuer Weg mit alten Bekannten

Bergthaler war vor seiner Startup-Gründung vier Jahre lang als Commercial Head Austria für die Spirituosencompany Diageo Österreich tätig. Davor – von 1999 bis 2016 – hat er in verschiedenen Funktionen für den Frühstücksspezialisten Kellogg Östereich gearbeitet. Und genau der war es auch, der den heute 49-Jährigen in seinem Vorhaben bestärkt hat. “Während meines Sabbaticals hat mich Kellogg angesprochen und gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, ein Projekt zu übernehmen. Das hat mich nicht nur deshalb gefreut, weil ich immer gerne dort gearbeitet habe, sondern auch, weil Kellogg es als seine Verantwortung empfunden hat, gerade in Zeiten der Krise eine Unterstützung für die Gastronomie zu sein.” Eine Branche, die Bergthalter als gelernter Restaurantfachmann naturgemäß besonders am Herzen liegt. Aus dem ursprünglichen Projekt ist nun eine langfristige Partnerschaft geworden, die somit auch ihren Anteil an der Gründung von “diebrandmanager” hat.

“Nur wenn du deinen Markt kennst, kannst du erfolgreich sein.”

Thomas Bergthaler

Bisherige Berufserfahrung als Asset

Die Frage, ob ihm seine bisherige Berufserfahrung bei der Unternehmensgründung geholfen hat, beantwortet Bergthaler mit einem klaren Ja. “Ich habe bei Kellogg als Außendienstmitarbeiter für die Gebiete Oberösterreich, Salzburg und Kärnten begonnen und mich Step für Step bis zum Prokuristen weiterentwickelt. Bei Diageo hatte ich das Ziel, die Struktur und das Business neu auszurichten und es ist uns gelungen, ein all-time high beim Marktanteil zu erreichen. Heute sage ich voller Stolz, dass ich vom Außendienst bis zum Geschäftsführer alle Bereiche durchlaufen habe. Ich bin in meinem jetzigen Unternehmen sogar wieder für ein halbes Jahr in den Außendienst zurückgekehrt und habe gemerkt, dass sich doch vieles verändert hat. Ich bin wahnsinnig dankbar, dass ich meine Erfahrungen nach 20 Jahren wieder auffrischen durfte, denn nur wenn du deinen Markt kennst, kannst du erfolgreich sein. Darauf wird jetzt aufgebaut.”

Full-Service-Package für Unternehmen

Mit “diebrandmanager” will Bergthaler seinen Kund*innen im Zuge eines Full-Service-Packages Unterstützung in Bereichen wie strategische Beratung, Projektleitung oder Gastronomiebetreuung anbieten. Die Vision lautet, zum “prefered” Partner der Hersteller zu werden. Fokus liegt dabei wenig überraschend auf der Lebensmittelindustrie, die naturgemäß in verschiedenen Geschäftsfeldern aktiv ist und neben dem Handel auch die Gastronomie mit ihren Produkten beliefert. Für Bergthaler, der die Tücken und Hürden des Business wie seine Westentasche kennt, sind langfristig gesehen alle Geschäftsfelder interessant, in denen Außendienstbetreuung stattfindet.

Shared Field Force-Modell als innovativer Ansatz

Im Mittelpunkt bei der Weitergabe seiner Expertise an interessierte Unternehmen steht für den vierfachen Familienvater das sogenannte Shared Field Force-Kozept. Was es damit auf sich hat, erklärt er gerne an einem Beispiel: “Vier Firmen haben jeweils einen eigenen Außendienstmitarbeiter und alle besuchen denselben Kunden. Finde den Fehler.” Und weiter betont er: “Das könnte man weitaus effizienter lösen, indem sich mehrere Unternehmen eine Außendienstmannschaft für die Betreuung ihrer Handels- und Gastronomiekunden teilen. Wenn sich mehrere Firmen zusammenschließen, können mehr Mitarbeiter eingesetzt werden, die zu betreuenden Gebiete werden kleiner, die Effizienz steigt und zu guter Letzt sinkt auch der CO2 Ausstoß. Noch fehlt es bei manchen an der Bereitschaft ein solches Shared Field Force-Modell einzugehen, aber ich bin überzeugt, dass wir hier mit gut bezahlten und motivierten Mitarbeitern eine Vorreiterrolle übernehmen werden.”

diebrandmanager begeistert große Industriekunden

Dass er dabei auf einem guten Weg ist, offenbart der Blick in die Kundenliste. Darin finden sich mittlerweile auch die ganz Großen der Lebensmittelindustrie. Neben Kellogg etwa die Brau Union oder Coca Cola. Das macht Bergthaler sehr stolz, nichtsdestotrotz betont er: “Wir lieben die Zusammenarbeit mit allen Firmen – unabhängig von deren Größe”. Zum bereits erwirtschafteten Umsatz hält sich der Unternehmer bedeckt: “Umsatz ist für uns nicht wichtig. Es geht um zwei Punkte: Zufriedene und motivierte Mitarbeiter und die Spende von 1 Prozent des Umsatzes an wohltätige Zwecke. Zu der Frage zurück: Wir spenden heuer einen mittleren 4-stelligen Betrag.”

“Hast du einen schlechten Tag, dann rufe einen deiner Lieblingskunden an und sage ihm: Ich rufe nur an, um deine Stimme zu hören, den genau wegen Menschen wie dir mache ich diesen Job.”

Thomas Bergthaler

Diversity ist mehr als Frauenquote

Neben der Unterstützung von wohltätigen Zwecken liegt Bergthaler auch das Thema Diversität am Herzen, das seiner Ansicht nach zu wenig häufig über die Diskussion der Frauenquote hinauskommt. “Ich unterschreibe all diese Dinge, aber meines Erachtens kommen die Bereiche Alter und Behinderung in diesem Zusammenhang oft zu kurz.” Bei der Suche nach Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ist ihm deswegen besonders wichtig zu betonen, dass Alter, Herkunft, Geschlecht und Aussehen bei die brandmanager keine Rolle spielen. Gleichzeitig möchte er aber einen Appell an die Politik richten, wie er erzählt: “Wir wünschen uns von der Regierung, dass die Behinderung eines Menschen nicht zu einer Behinderung in seinem Arbeitsleben führt und vorhandene, oft hinderliche Regelungen für Arbeitgeber und Arbeitnehmer rasch überarbeitet werden.”

Entscheidung für diebrandmanager nicht bereut

Ob er sich je gefragt hat, ob die Entscheidung “diebrandmanager” zu gründen die richtige war, will ich zum Ende des Gesprächs noch wissen: “Natürlich gab es auch Ängste betreffend Sicherheit, aber am Ende des Tages hat mein Umfeld und vor allem meine Familie meine Entscheidung voll mitgetragen. Ich bin ein Verkäufer und ich habe eines gelernt: Hast du einen schlechten Tag, dann rufe einen deiner Lieblingskunden an und sage ihm: Ich rufe nur an, um deine Stimme zu hören, den genau wegen Menschen wie dir mache ich diesen Job.” Und für alle, die gerade überlegen, ob sie die Startup-Gründung wagen sollen, hat er noch einen Tipp: “Egal was du machen willst, mach es mit Leidenschaft und der Erfolg wird sich einstellen.”

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Grafiken zur Startup Entwicklung Österreich
Eigene Grafiken, Karte Rechts (c) ASM
mit Visuals

Dieser Artikel erschien zuerst in der Jubiläumsausgabe unseres Printmagazins. Ein Link zum Download findet sich am Ende des Artikels.

Es ist das Jahr 2014, brutkasten wurde soeben gegründet. Im September launcht Bitpanda, damals noch unter dem Namen Coinimal, Runtastic bringt ein Fitnessarmband auf den Markt und Shpock steht kurz vor der Übernahme durch den norwegischen Medienkonzern Schibsted. Die Startup-Szene boomt.

Das alles ist heute zehn Jahre her. Eine lange Zeit, in der in der österreichischen Startup-Szene einiges passiert ist – Erfolgsstorys von großen Exits werden geschrieben, Investor:innen stecken Millionenbeträge in junge Unternehmen, staatliche Gesellschaften wie die FFG vergeben jährlich 100 Millionen Euro für Projekte von Startups. Aber auch Krisen wie die Covid-19-Pandemie erschütterten die Wirtschaft – immer wieder werden Startups insolvent.

All diese Veränderungen versucht der Austrian Startup Monitor (ASM) festzuhalten, hinter dem das Austrian Institute of Technology (AIT) steht. Durch jährliche Umfragen erhebt die Forschungseinrichtung wichtige Daten, die einen Überblick über die Welt der Startups liefern. Diese Daten wurden brutkasten exklusiv zur Verfügung gestellt. Wir haben uns an – gesehen, was sich in den letzten zehn Jahren in der österreichischen Startup-Szene verändert hat.

Gründungsland Österreich

Beginnen wir mit den Neugründungen. Insgesamt 277 Startups wurden 2014 – im Entstehungsjahr von brutkasten gegründet. Anschließend stieg die Anzahl der Gründungen jährlich, bis der Wert 2017 mit 379 Startups seinen bisherigen Höhepunkt erreichte.

Was die Daten des ASM ebenfalls zeigen, ist ein kleiner Rückgang im ersten Jahr der Covid-19-Pandemie. Doch die Startup-Szene erholt sich schnell, bereits 2021 befinden sich die Neugründungen wieder auf Vorkrisenniveau. Aufgrund der vom AIT ausgewählten Suchstrategien, scheinen neu gegründete Startups erst mit einer zeitlichen Verzögerung bis zu zwei Jahren in den Daten auf. Doch für 2022 bis heute wird, ähnlich der Werte aus Deutschland, eine stabile Anzahl an Neugründungen erwartet  – wenn auch mit einem leichten Rückgang.

Investments: Mehr Deals, Gesamtsumme aber zuletzt rückläufig

Dass Startups über die Jahre vor allem wirtschaftlich immer relevanter werden, zeigen auch die Daten des jährlich erscheinenden EY Start-up-Barometer. Die Studie verrät, dass die Anzahl der Investments für österreichische Startups im vergangenen Jahr ein Rekordhoch erreicht hat. Noch nie zuvor wurden so viele Deals abgeschlossen.

Hier lohnt sich jedoch der Blick auf die Gesamtsumme der Investments. Denn 2023 waren die Investmentbeträge zum zweiten Mal rückläufig. Wie die Daten von EY zeigen, wurden 2023 zwar weit mehr Investments abgeschlossen als jemals zuvor, allerdings gab es keinen einzigen Großdeal im Umfang über 100 Millionen Euro.

2021 war die Anzahl an Investments zwar noch um einiges niedriger als 2023, allerdings katapultierte die Anzahl an Großdeals - wie etwa jene von Bitpanda oder GoStudent - die Summe in eine noch nie da gewesene Höhe. Über 1,2 Milliarden Euro wurde damals in Startups investiert  – mehr als die Hälfte davon alleine durch Großdeals.

Startups werden immer höher bewertet

Neben der Anzahl an Investments steigt auch die Bewertungen der Startups kontinuierlich. Aus den Daten des ASM geht hervor, dass die Investor:innen 2019 noch den Großteil der Startups mit weniger als 2,5 Millionen Euro bewertet haben. Doch bereits im Jahr darauf hat sich alles geändert: Mehr als die Hälfte der Startups erhielt eine Bewertung über dem Schwellwert. 

Seitdem sind die Bewertungen jährlich gestiegen. Im vergangenen Jahr kamen 44 Prozent der heimischen Startups auf eine Bewertung von mehr als fünf Millionen Euro  –  so hoch war der Wert noch nie. Einige Startups haben Bewertungen von über 100 Millionen Euro erreicht.

Startup-Gründung: eine Frage des Geldes

Insgesamt steigt zwar die Anzahl der Investments und auch die Bewertungen. Doch auf welche Finanzierungsformen setzen österreichische Startups überhaupt in welchem Ausmaß?

Die Daten zeigen: Bootstrapping bleibt nach wie vor häufigste Finanzierungsform. Zwei von drei Founder:innen finanzieren ihr Startup aus eigenen Mitteln. Allerdings ist der prozentuale Anteil an eigenfinanzierten Startups seit 2018 stark zurückgegangen. Vor sechs Jahren wurden noch 81 Prozent der Startups gebootstrappt - letztes Jahr waren es nur noch 66 Prozent.

Auch hier zeigt sich, dass öffentliche Förderungen aktuell wieder häufiger werden. Rund die Hälfte der Startups erhielt nationale Unterstützungen. Auch gaben mehr als ein Viertel der Startups an, sich aus dem Cashflow zu finanzieren. Daneben hat gut jedes vierte Startup einen Business Angel hinter sich. Hingegen spielen Finanzierungsmethoden wie Crowdfunding nur mehr eine sehr geringe eine Rolle.

Beliebte Branchen

Vor zehn Jahren war Künstliche Intelligenz noch weitaus weniger verbreitet als heute. Doch die Grundsteine waren bereits gelegt. Aus den Fortschritten im maschinellen Lernen gingen die ersten Pioniere hervor: 2014 übernahm Google das Startup DeepMind und bald danach wurde auch OpenAI gegründet - das Unternehmen hinter der beliebtesten KI ChatGPT. Es sollte aber noch einige Jahre dauern, bis KI auch die österreichische Startup-Szene umkrempelt.

Was aus der Grafik hervorgeht ist, dass IT & Software prozentual gesehen nach wie vor die dominierende Branche bleibt. Startups in der Branche der Life Sciences bekamen in den vergangenen Jahren starken Zuwachs. Ein Rückgang hingegen gab es bei den Anteilen an Hardware-Startups. Sie verlieren über die Jahre immer mehr an Bedeutung – verhältnismäßig setzen sich auch immer weniger Jungunternehmen in der industriellen Technologie an.

Dass Life-Science-Startups beliebter werden, zeigt sich auch bei den Gründungsformen. Akademische Startups, also Unternehmen, die als Spin-Off an einer Universität oder an einer Fachhochschule entstanden sind, machen heute knapp ein Viertel aller Gründungen aus. Aber dennoch: Mehr als jedes zweite Startup wird weiterhin unabhängig gegründet.

Frauen in den Gründungen

Auch der Frauenanteil in den Gründungsteams verändert sich. Nach den Daten des ASM waren vor sechs Jahren nur rund zwölf Prozent der Gründer:innen Frauen, während insgesamt 29 Prozent der österreichischen Gründungsteams zumindest eine Frau im Team hatten.

Bis 2022 stieg der Frauenanteil in den Gründungsteams auf rund 39 Prozent, bevor er vergangenes  Jahr wieder leicht zurückging. Der Anteil der Gründerinnen insgesamt hat sich bei etwa 17 Prozent eingependelt – auch dieser Wert ist leicht rückläufig.

Startups-Teams wachsen

Anhand der Anzahl der Mitarbeiter:innen zeigt sich: Startups wachsen. Vor sechs Jahren, also 2018, waren durchschnittlich 8,2 Mitarbeitende pro Startups angestellt. Nur drei Jahre später, 2021, waren es mit 12,3 Mitarbeiter:innen bereits um die Hälfte mehr. Auch im vergangenen Jahr waren durchschnittlich wieder 12,3 Mitarbeitende pro Startup angestellt.

In welchen Bereichen werden Mitarbeitenden eingesetzt? Am meisten gefragt ist nach wie vor IT und Softwareentwicklung. Jährlich gaben mehr als 40 Prozent der heimischen Startups an, dass sie hierbei Probleme in der Besetzung haben – 2022 war es sogar die Hälfte aller Startups.

Auch Positionen im Sales und in der Produktentwicklung sind gefragt – mehr als ein Viertel der Startups sucht ergiebig nach Angestellten.

Finanzielle Realität

Doch wie viel Umsatz machen die Startups am Ende des Jahres wirklich? Die Antwort wirkt etwas ernüchternd: Nach wie vor geben etwas mehr als ein Viertel der heimischen Startups an, keinen Umsatz zu machen. Ein weiteres Viertel hingegen äußert, dass sie einen Umsatz bis 50.000 Euro hatten – auch dieser Wert bleibt über die Jahre unverändert.

Immerhin kann die andere Hälfte von sich behaupten, einen Umsatz zu erwirtschaften, der darüber liegt. Nicht nur das, auch gibt mehr als jedes zehnte Startup an, bereits einen Umsatz über einer Million Euro zu haben.

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Die Daten, die wir für diesen Artikel verwenden, wurden dem brutkasten vom Austrian Startup Monitoring (ASM) zur Verfügung gestellt, sowie vom EY Start-up Investment Barometer Österreich 2023 abgerufen. Das ASM wird vom Austrian Institute of Technology (AIT) an der Wirtschaftsuniversität Wien durchgeführt. Jährlich befragt die Forschungseinrichtung die österreichische Startup-Szene empirisch. https://austrianstartupmonitor.at/


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