18.05.2017

Die Startup-Hotspots in Wien sind in der ganzen Hauptstadt verteilt

Vor sieben Jahren ist ein Inkubator in Wien-Margareten zur Keimzelle der Wiener Startup-Szene geworden. Mittlerweile verteilen sich die Hotspots der Jungunternehmer über die ganze Stadt. Ein Überblick.
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(c) EdNurg -fotolia.com: Auf dem Stadtplan finden sich viele Startup-Hotspots
Angefangen hat alles 2009. Markus Wagner war gerade aus den USA zurückgekehrt, wo er nach dem Millionen-Exit seines Startups 3United einige Jahre lebte und arbeitete. In Wien gründete er gemeinsam mit alten Geschäftspartnern und Wegbegleitern den Inkubator i5invest und bezog ein schickes, verglastes Büro in der Spengergasse in Wien-Margareten. Binnen kürzester Zeit füllten sich die großzügigen Räume mit Leben – Startups wie 123people, tripwolf, KochAbo und allaboutapps machten dort ihre ersten
Schritte.

Hotspot 1050

i5invest hat mittlerweile einen anderen Fokus, Margareten ist aber bis heute der heimliche Startup-Bezirk Wiens geblieben. Einige ehemalige i5invest-Startups haben sich hier ihre eigenen Büros gesucht, und es dauerte nicht lange, bis sich auch ein Coworking-Space hier ansiedelte. Auch wenn der Sektor5 nicht das erste Gemeinschaftsbüro in Wien war – die Schraubenfabrik im zweiten Bezirk gibt es bereits seit 2002 –, so ist es doch eines der bekanntesten. Gegründet wurde der Sektor5 in der Siebenbrunnengasse von Yves Schulz, der 2010 inspiriert vom betahaus in Berlin von Graz nach Wien zog, um seinen eigenen Coworking-Space zu schaffen. Mit MySugr, Journi und blossom.io sind dort einige bekannte Startups groß geworden, und seit Jänner läuft auch das Inkubator-Programm „5starts“.

Neue Gebiete

Der Sektor5 ist nicht lange alleine geblieben. Nur wenige Gehminuten entfernt hat sich das Clusterhaus angesiedelt, ein ursprünglich in Köln gegründeter Startup-Büro-Anbieter, der mittlerweile in einigen Städten in Zentral- und Osteuropa vertreten ist. Der neue Star unter den Gemeinschaftsbüros, die nicht nur Arbeitsplatz, sondern auch Treffpunkt und Veranstaltungsort sind, ist aber das Cocoquadrat. Nachdem Wolfgang Bretschko 2013 seinen Vorstandsjob beim Grazer Medienhaus Styria an den Nagel gehängt hatte, kam er von einer mehrwöchigen Reise nach San Francisco mit der Idee zurück, selbst einen Coworking-Space zu gründen. Nach einem Vorbild aus San Francisco wurde es mehr ein Kaffeehaus, das jungen Arbeitsplatz-Nomaden Kurzzeit-Büros bietet. Ob Zufall oder nicht, auch das Cocoquadrat liegt nicht weit vom Startup-Grätzel Margareten. Mittlerweile haben sich aber auch in anderen Bezirken Wiens Startup-Büro-Anbieter angesiedelt: Das Talent Flow Coworking liegt unweit des Pratersterns im zweiten Bezirk und das Stockwerk Coworking im 15. Bezirk nahe der äußeren Mariahilfer Straße.

Social Entrepreneuers in 1070

Ein eher ungewöhnlicher Coworking-Space hat sich ebenfalls bereits 2010 in Wien-Mariahilf angesiedelt. Der Impact Hub ist das Zentrum der Social-Business-Community Wiens. „Unsere Startup-Programme sind in erster Linie auf Social Entrepreneurs oder Startups mit ökologischem Aspekt ausgerichtet“ erklärt Kai Wichmann vom Impact Hub Wien. Der Fokus wird dabei aber sehr
breit ausgelegt – eines der Startups, die im Impact Hub untergekommen sind, ist zum Beispiel der Roboter-Spielzeug-Anbieter RoboWunderkind. „Die sehen sich selbst nicht als social“, meint Wichmann. Grundsätzlich wolle man nicht ständig als Hort der Weltretter missverstanden werden. Neben einem Coworking-Space bietet der Impact Hub auch Ink ubator-Programme, die gut gebucht sind.

Konkurrenzdruck?

Ob es bei so vielen Coworking-Spaces bereits einen gewissen Konkurrenzdruck gibt? „Nein“, meint Sektor5-Geschäftsführerin Floor Drees. „Jeder Coworking-Space hat seine eigene Zielgruppe“, sagt Drees. Bei Sektor5 liege dieser Fokus auf Software- und IT-Firmen, und keine andere Büro-Gemeinschaft bestehe aus so vielen Startups. Startup-Hotspots entstehen aber auchan den Entwicklungszonen der Stadt, zum Beispiel in Neu Marx am Rande des dritten Bezirks. Am ehemaligen Gelände von Zentralviehmarkt und Schlachthausmhaben sich in den restaurierten und ergänzten Backsteinbauten neben Medienunternehmen und dem Biocenter auch Startups angesiedelt. Mit INiTS hat dort auch ein Wiener Inkubator-Pionier ein neues Zuhause gefunden. Bereits sechs Jahre bevor Markus Wagner in der Spengergasse seine i5invest eröffnete, wurde das universitäre Gründerservice aus
der Wiege gehoben. INiTS bietet nicht nur Finanzierung und Beratung, sondern stellt, wie die Wirtschaftsagentur, auch einige Arbeitsplätze in dem jungen Stadtviertel zur Verfügung. INiTS ist ursprünglich eine Gründung von TU und Uni Wien, natürlich werden aber auch Gründer anderer Unis unterstützt.

Wie zur Gründerzeit

Erst seit dem vergangenen Jahr hat die Wirtschaftsuniversität ein eigenes Gründungszentrum. Vergleichbar sind die beiden Einrichtungen jedoch kaum. „Wir haben den Bedarf an anderer Stelle gesehen“, erklärt Rudolf Dömötör, Direktor des  Gründungszentrums, warum die WU keinen eigenen Inkubator betreibt. Seine Vision ist es, einen Ort zu schaffen, der ein wenig den Wiener Gründerzeit-Cafés ähnelt, an dem sich die kreativen und innovativen Köpfe der Stadt treffen. Der kleine Raum, der im Zentrum des neuen WU-Campus angesiedelt ist, soll das Thema Entrepreneurship nicht nur für WU-Studenten sichtbarer machen,
sondern auch Studenten anderer Unis anlocken. „WU-Studenten bringen eine hohe operative Kompetenz mit, während TU-Studenten zum Beispiel die technische Lösung umsetzen können“, sagt Dömötör. Diverse Events und Workshops sollen helfen, diese Brücken zwischen den Hochschulen zu bauen.

Auf nach Aspern

Aspern, ein weiteres junges Stadtentwicklungsgebiet, hätte wie St. Marx zu einem neuen Startup-Hotspot werden sollen. Gelungen ist das bisher kaum. Die Wirtschaftsagentur Wien bietet dort einige Startup-Büros an, die auch gut gebucht sind. Eine Community hat sich dort bisher jedoch nicht gebildet – um in Aspern einen neuen Startup-Bezirk entstehen zu lassen, fehlt es noch an Event- und Vernetzungsangeboten; eine Lücke, die vielleicht der nächste Coworking-Space der Stadt schließen könnte. Vor allem für Biotech-Startups könnte sich Aspern noch als Rohdiamant entpuppen – derzeit mangelt es in Wien noch an passenden Kombiflächen aus Büro und Labor für Startups. Platz dafür gäbe es in Aspern genug.
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Somareality
(c) Somareality - Das Somareality-Team.

Vor rund einem halben Jahr vermeldete das Wiener DeepTech-Startup Somareality den Erhalt eines 1,5 Mio. Euro schweren Investments (brutkasten berichtete). Nun kommuniziert das Startup eine Aufstockung des Kapitals: In einem LinkedIn-Posting gab das Unternehmen den Abschluss einer “überzeichneten Seed-Runde” in Höhe von 2,6 Millionen Euro bekannt. In dem Posting nennt das Unternehmen unter anderem Birdhouse Ventures, Gateway Ventures, Startup Wise Guys, FFG und aws als Unterstützer.

“Ein finales Closing für unsere 2024-Runde”

Laut Co-CEO Julia Kern handelt es sich bei den genannten Stakeholdern um “wesentliche Partner” in der nun geschlossenen Runde. Auf brutkasten-Nachfrage bestätigt Co-CEO Kern außerdem, dass es sich bei der nun kommunizierten Runde um “ein finales Closing für unsere 2024-Runde” handelt. Die in diesem Jahr gesammelte Summe soll “direkt auf unsere Kommerzialisierung und den Ausbau des Produktportfolios für nächstes Jahr” einzahlen, so Co-CEO Kern.

Somareality wurde 2019 in Wien gegründet und entwickelt Eye-Tracking-basierte Biomarker, um damit Rückschlüsse auf den kognitiven Zustand einer Person treffen zu können. Mit dem ersten Biomarker erreichte das Unternehmen einen Umsatz von knapp einer Million Euro. Bis 2026 sollen weitere Folgen, die insgesamt ein volles non-invasives kognitives Monitoring ermöglichen sollen.

Im Vorjahr hatte das Unternehmen einen strategischen Pivot vorgenommen: Das Projektgeschäft wich einem B2B-SaaS-Modell und die bestehende Technologie wurde fit gemacht für Hardware-Umgebungen außerhalb von Virtual Reality.

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