12.12.2022

Die richtige Finanzierungsform für das Unternehmen – ein Überblick

Verschiedene Fremdkapital-Formen, umsatzbasierte Finanzierung, Wagniskapital oder Crowdinvesting - die richtige Finanzierungsform für das Unternehmen zu finden, ist nicht leicht.
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Finanzierungsformen Webinar
Beim Webinar "Finanzierungsformen schnell erklärt" der Erste Bank (vlnr.): Daniel Horak, Nina Wöss, Werner Edlinger, Sabine Hönigsberger, Dejan Jovicevic
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Nur wenige Unternehmen kommen völlig ohne externes Kapital aus. Wenn welches benötigt wird, gilt es, sich gut zu informieren. Denn der Markt bietet eine große Auswahl an möglichen Finanzierungsformen. Jede hat ihre Vor- und Nachteile. Und keine passt für jedes Unternehmen in jeder Phase. Dafür bietet sich in vielen Fällen eine Kombination an.

Die gängigsten Finanzierungsformen

Ein Überblick über die gängigsten Finanzierungsformen für Unternehmen wurde kürzlich beim Webinar “Finanzierungsformen schnell erklärt” der Erste Bank im Rahmen der Initiative “Unternehmen wir Zukunft” gegeben. Dabei wurde grob in vier Felder unterteilt: !!Klassische !!Finanzierungen, umsatzbasierte !!Finanzierung, !!Wagniskapital- !!Finanzierung und !!Crowdinvesting bzw. !!Crowdfunding.

Klassische Finanzierungen

Die Fremdkapital-Finanzierung in Form eines Kredits ist der absolute Klassiker unter den Finanzierungsformen für Unternehmen. Doch das !!Fremdkapital-Segment hat noch weitere Spielarten, die sich deutlich voneinander unterscheiden, wie Sabine Hönigsberger, Leiterin Firmenkunden Erste Bank, beim Webinar erläuterte:

  • Die Investitionsfinanzierung wird etwa für Maschinen, Liegenschaften oder Betriebsausstattung genutzt und ist mittel- bis langfristig angesetzt. Die konkrete Ausgestaltung kann sehr unterschiedlich sein. “Die Kredithöhe ist abhängig von den Cashflows, die das Unternehmen generiert. Die Rückzahlung ist abhängig vom Businessplan”, erklärt Hönigsberger.
  • Die Betriebsmittelfinanzierung wird genutzt, um Lager- und sonstige Kosten zu decken, und ist daher kurzfristig angesetzt. Die Verzinsung ist üblicherweise variabel. “Es geht um die Sicherung der Liquidität. Das wird 2023 durch die aktuelle Situation auch wieder stärker kommen”, meint die Expertin.
  • Beim Factoring verkauft das Unternehmen seine Forderungen gegenüber Kund:innen an die Bank. “Es ist eine Möglichkeit, auf saisonale Schwankungen zu reagieren, dient zur Liquiditätssicherung und Risikoabsicherung”, erklärt Hönigsberger. “Angenehme Effekte” seien zudem eine Bilanzverkürzung und eine Rating-Verbesserung.
  • Das Leasing ist ein über die Bank finanziertes Miet-Modell, etwa für den Betriebs-Fuhrpark oder Immobilien. “Der Trend geht Weg vom Eigentum hin zur Nutzung”, sagt dazu die Expertin.

Die Firmendkunden-Abteilung der Erste Bank unterstütze Unternehmen zudem beim Finden passender Förderungen, die ergänzend zur !!Fremdkapital-Finnazierung eingesetzt werden können, erklärt Hönigsberger: “Es gibt unterschiedlichste Möglichkeiten und wir helfen auch da, den idealen Mix zusammenzustellen”.

Umsatzbasierte Finanzierung

Vom !!Fremdkapital zu einer speziellen Eigenkapital-ähnlichen Finanzierungsform: Revenue Based Financing. “Umsatzbasierte Finanzierung ist ein Investment gegen eine Beteiligung an den Umsätzen in einem definierten Zeitraum. Es ist damit sogenanntes wirtschaftliches !!Eigenkapital”, erklärt Werner Edlinger, Geschäftsführer Erste Private Capital & Tauros Capital. Es brauche im Gegensatz zu !!Fremdkapital keinerlei Sicherheiten. “Die Rückzahlungsform ist sehr angepasst an die Unternehmensentwicklung, aber passiert immer parallel zum Umsatz”, so der Experte.

Es gebe nicht, wie beim !!Fremdkapital, eine Rückzahlung am Ende. Im Gegensatz zu !!Eigenkapital-Beteiligungen wiederum sei die Finanzierung auch teilweise steuerlich nutzbar. “Finanziert werden können damit zum Beispiel Wachstum oder Übernahmevorhaben. Es kann aber auch zur Eigenkapitalstärkung oder als Überbrückungsfinanzierung genutzt werden”, erklärt Edlinger.

Und für wen eignet sich das Modell? “Umsatzbasierte Finanzierung ist ein alternatives Eigenkapitalprodukt insbesondere für jene Firmen, die nicht entsprechende Wachstumserwartungen und Wertsteigerungen für direkte Eigenkapitalinvestments haben”, so der Experte. Anbieten würde sich die Finanzierungsform etwa auch für Unternehmer:innen, die keine Mitgesellschafter:innen wollen. “Oder auch für familiengeführte Unternehmen, für die ein Exit-Szenario nicht infrage kommt, die aber trotzdem ein !!Eigenkapital-Bedürfnis haben”, sagt Edlinger. Mit Tauros Capital adressiere man insbesondere KMU mit einem Jahresumsatz ab drei Millionen Euro. Die Laufzeit betrage fünf bis acht Jahre.

Wagniskapital

Wagniskapital bzw. Risikokapital als Eigenkapital-Investment hat eine langfristige Orientierung, erklärt Nina Wöss, Vorstandsvorsitzende des heimischen Venture Capital und Private Equity-Verbands AVCO und Managing Partner beim VC-Fonds Fund F. “Der Kapitalgeber erhält Anteile am Unternehmen. Das heißt: Beide partizipieren am Erfolg, aber beide tragen auch das unternehmerische Risiko”, erklärt die Expertin. Die Finanzierungsform sorge für Liquidität und sei oft auch ein Hebel für andere Formen, etwa !!Fremdkapital und sende ein positives Signal an Kund:innen.

Unternehmen müssen jedoch, um sich dafür zu qualifizieren, einige Eigenschaften aufweisen. Wöss nennt zwei entscheidende Faktoren: “Das Produkt oder die Dienstleistung muss innovativ sein und sich von anderen abheben und das Unternehmen muss sich auf einen Wachstumsmarkt konzentrieren”.

Auch müsse man sich vor der Aufnahme eines Wagniskapitalinvestments über einiges im klaren sein. “Die VCs [Venture Capital-Unternehmen] haben klar das Ziel, ihre Anteile langfristig wieder zu veräußern. Das könnte zum Beispiel mit der langfristigen Planung von Familienunternehmen nicht zusammenpassen”, sagt die Expertin. Und sie führt noch einen Punkt ins Treffen: “Die Kapitalgeber:innen sind sehr am Unternehmen interessiert und wollen sich strategisch einbringen. Das bringt neue Netzwerke, neue Kund:innen-Gruppen und neue Märkte. Aber man muss sich schon im Vorhinein darüber klar sein, dass das Management-Team dann nicht mehr der alleinige Entscheidungsträger ist”.

Crowdinvesting & Crowdfunding

Auch der Bereich Crowdfunding hat mehrere Spielarten. ” !!Crowdfunding ist alles und nichts. Das was wir machen, titulieren wir daher als !!Crowdinvesting”, erklärt Daniel Horak, Gründer und Geschäftsführer der Crowdinvesting-Plattform Conda. Auch innerhalb dieses Bereichs gebe es verscheidene Modelle, konkret !!Eigenkapital- oder !!Fremdkapital-artige. Bei beiden gehe es aber um das selbe Ziel: “jedem zu ermöglichen, sein Unternehmen zu finanzieren. Man kann damit Kund:innen zu Investor:innen machen und umgekehrt”, so der Experte.

Grundsätzlich sei man Branchen- und Lebensphasen-agnostisch, meint Horak: “Wie schließen nur Waffen-Unternehmen, Pornografie und dergleichen aus. Oder etwa Forschungsunternehmen, die noch lange keine Umsätze machen werden”. Die Unternehmen müssten jedoch ein interessantes Geschäftsmodell haben und eine spannende Rendite für die Investor:innen erzielen. Beim Volumen biete man wieder eine extrem große Bandbreite von ca. 100.000 bis 25 Millionen Euro.

Der Conda-Gründer gibt zu bedenken: “Man hat dann hunderte oder sogar tausende Investor:innen. Da muss man viel Transparenz bieten”. Dann würden die Investor:innen dafür auch Kund:innen, Markenbotschafter:innen und Multiplikator:innen werden. “Eine große Chance”, so Horak.

Welche Finanzierungsform ist nun die richtige für das Unternehmen?

Es gibt also eine ganze Reihe an Faktoren, die ausschlaggebend dafür sind, welche Finanzierungsform am besten für das Unternehmen passt. Mögliche Hilfestellung bietet bspw. auch die gemeinsame Initiative “fundnow” von Erste Bank und Conda, bei der der passende Finanzierungsmix für Unternehmen und deren jeweilige Vorhaben ermittelt wird. Oftmals ist es schließlich nicht nur eine Finanzierungsform, wie alle Sprecher:innen betonen. “Es ist kein entweder oder. Manchmal bietet sich !!Crowdinvesting gleichzeitig mit einer Bankfinanzierung, manchmal auch mit !!Eigenkapital an”, sagt Horak. Und Edlinger meint: “Die umsatzbasierte Finanzierung ist kein Konkurrenz-, sondern ein Komplementär-Produkt. Der Kredit wird immer das günstigste Finanzierungsprodukt sein, aber er braucht auch immer eine Besicherungsbasis, da können andere Finanzierungsformen genau richtig sein”. Und VCs und Private Equity-Unternehmen wiederum zeige ein erfolgreiches Revenue Based Financing, dass Unternehmen auf gesunden Beinen stehen und mache sie so attraktiver, sagt Wöss.

Ebenfalls Einigkeit herrscht dabei, dass gerade für so einen Finanzierungsmix große Transparenz der Unternehmen gegenüber den Kapitalgebern notwendig ist. Nina Wöss mahnt aber auch ein, dass Unternehmen sich die andere Seite genau ansehen sollten: “Bei jeder Finanzierungsform ist es auch wichtig zu wissen, was die Beweggründe des Gegenüber sind. Am Ende arbeiten Menschen mit Menschen”.

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brutkasten-Printmagazin Ausgabe Mai 2024
die neue Ausgabe des brutkasten-Printmagazins mit Eva Sommer am Cover | Foto: brutkasten

Das brutkasten-Printmagazin ist auch digital als Download erhältlich – der Link findet sich am Ende des Artikels.


“Eigentlich hätte ich bereits in Pension gehen können”, sagt Eva Sommer. Im Jahr 2021 wurde das von ihr in Belgien mitgegründete Startup Peace of Meat um 15 Mio. Euro verkauft. Sie dachte zunächst auch tatsächlich an, nicht mehr zu arbeiten. Doch Sommer entschloss sich für einen anderen Weg – und dafür, größer zu denken: Sie gründete in Wien das Startup Fermify.

Mit “Precision Fermentation” will Sommer eine Technologie liefern, um veganen Käse zu produzieren, der schmeckt – und damit den globalen Käsemarkt aufmischen. Ihr erklärtes Ziel mit ihrem neuen Startup ist es aber nicht, reich zu werden, sondern Tiere aus der Food-Value-Chain zu bringen. Jedenfalls sehen Investor:innen vegane Produkte als eine gewaltige Business-Opportunity: Schon jetzt hat Sommer für ihr Startup über sechs Mio. Euro an Investments erhalten. Was die weiteren Pläne der Gründerin mit dem ungewöhnlichen Werdegang vom Schulabbruch zum Millionenexit sind, ist in der Story ab Seite 32 zu lesen. Der Text ist Teil unseres Schwerpunkts zum Thema Foodtech (ab Seite 26), für den wir unter anderem mit dem Investor Ryan Grant Little und den Startups Kern Tec, Arkeon und Revo Foods gesprochen haben.

Vormerken lassen!

Du bist Gründer:in, Investor:in oder Teil des Innovations-Ökosystems, aber hast das brutkasten-Printmagazin nicht zugestellt bekommen? Lass dich hier vormerken für die künftigen Ausgaben des Magazins!

Ebenfalls schon einen erfolgreichen Startup-Exit hinter sich hat Martin Klässner – und zwar einen noch etwas größeren. Der 250 Mio. Euro schwere Verkauf des Salzburger E-Mobility-Unternehmens has.to.be gilt als der größte bekannte Exit der österreichischen Startup-Geschichte. Doch auch Klässner will es jetzt noch einmal wissen: Mit seinem neuen Unternehmen GrowthSquare möchte der gebürtige Münchner den Erfolg von has.to.be wiederholen. „Auch aus einem gewissen Ego-Gedanken heraus“, um zu wissen, ob der has.to.be-Exit nicht bloß ein Glücksfall war, wie er in unserer Interviewserie „Das Leben nach dem Exit“ erzählte. Die Story zu der Folge mit bisher noch nie erzählten Details zum Verkauf von has.to.be gibt es auf Seite 10.

Longevity & Biohacking im Startup-Alltag

Im Bereich „Beyond Business“ beschäftigen wir uns dieses Mal unter anderem mit dem Thema Langlebigkeit. Was wirklich hinter den Begriffen Longevity und Biohacking steckt und was man daraus für den eigenen Alltag mitnehmen kann, hat uns Thomas Lechner, Co-Founder des Grazer Startups Luminous Labs, erzählt (Seite 56). Praktische Tipps für den Startup-Alltag haben wir außerdem zu den Fragen eingeholt, wie man sich im Büro richtig ernährt (Seite 64) und wie man Haltungs- schäden vermeidet (Seite 68). Und zwei Paare haben uns erzählt, was es braucht, damit die Kombination Liebe, Ehe, Familie und Gründung funktioniert (Seite 74).

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