20.11.2019

Die Køje: Warum das Vorarlberger Tischler-“Startup” auf die 4-Tage-Woche setzt

Seit Jahren will sich "Die Køje" aus Vorarlberg als "Startup" unter den heimischen Tischlereien mit innovativen Ansätzen hervorheben. Selbiges tat man nun auch mit dem Arbeitszeitmodell. Seit August setzt man auf die 4-Tage-Woche und zieht ein positives Zwischenresümee.
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Die Køje: Der Betrieb in Bludenz stellte auf die 4-Tage-Woche um
(c) Die Køje: Der Betrieb in Bludenz stellte auf die 4-Tage-Woche um

Zugegeben: Die Vorarlberger Tischlerei “Die Køje” ist nach gängigen Kriterien nicht wirklich ein Startup. Dass Geschäftsführer Christian Leidinger den Begriff zumindest bis vor einiger zeit für sich reklamierte – unter anderem trat man bei 2 Minuten 2 Millionen an – ist mit dem Streben nach Innovation des 2004 übernommenen Familienbetriebs zu erklären. 2009 erfolgte das Rebranding auf den heutigen Firmennamen und die Fokussierung auf Betten aus Zirbenholz. Seitdem versuchte man innovativ zu bleiben. Seit August diesen Jahres etwa mit der Einführung der 4-Tage-Woche.

+++ 2 große Irrwege: Warum die 4-Tage-Woche funktioniert +++

“Die Køje”: 25 Minuten mehr pro Tag – ein Tag weniger

Nach einem zweimonatigen Test stieg man im Oktober nach einer einstimmigen Entscheidung im Team fix auf das Modell um. “Wir haben unsere wöchentliche Arbeitszeit um drei Stunden gekürzt – alle arbeiten jetzt wöchentlich 37 Stunden”, erklärt Leidinger. Das seien pro Kopf 25 Minuten mehr pro Tag, aber eben nur an vier Tagen. Freitags ist der Bludenzer Betrieb nun geschlossen. Beim Gehalt änderte sich dabei nichts.

Die Køje: Geschäftsführer Christian Leidinger
(c) Die Køje: Geschäftsführer Christian Leidinger

4-Tage-Woche gegen Co2-Ausstoß und Fachkräftemangel

Gründe für eine Reduktion der Tage von ursprünglich viereinhalb auf vier gebe es mehrere, sagt der “Die Køje”-Geschäftsführer. So würden etwa der CO2-Ausstoß und die Heizkosten damit je um 20 Prozent reduziert, “zudem lassen sich Familie, Freizeit und Beruf besser vereinen und die Erholungsphase ist deutlich länger”. Auch in Sachen Fachkräftemangel will man mit dem Modell punkten: “Wir als Handwerksbetrieb haben es nicht leicht, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu finden. Die 4-Tage-Woche empfinde ich als riesengroßen Anreiz, so ist es doch in anderen Handwerksbetrieben oftmals der Fall, dass sogar am Samstag gearbeitet wird”, sagt Leidinger.

Kein zusätzlicher Druck

Der Druck auf die Mitarbeiter soll dadurch nicht erhöht werden. “Ziel unseres neuen Arbeitszeitmodells ist es ganz klar nicht, innerhalb weniger Zeit mehr leisten zu müssen”, sagt der Geschäftsführer, “wir haben diverse Prozesse optimiert und haben gesehen, dass wir unser Arbeitspensum so auch innerhalb von vier Tagen schaffen können. Warum also nicht ein neues Modell ausprobieren?”

Nicht ganz ohne Hürden

Ganz ohne Hürden war die Einführung aber doch nicht, wie Patrizia Luger, bei “Die Køje” zuständig für Finanzen und Organisation anmerkt: “Natürlich muss ich sagen, dass mir ein Freitag-Vormittag im Büro manchmal fehlt. Ich musste manche Prozesse etwas überdenken. Wenn beispielsweise ein Arbeitskollege im Büro ausfällt, ist die Umverteilung aufgrund der weniger zur Verfügung stehenden Tage schon herausfordernd”. Das ließe sich aber “mit etwas Selbstorganisation und der Bereitschaft, flexibel zu sein und zu reagieren” lösen.

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Das "Expedition Zukunft"-Team, Annamaria Andres (erste links) | (c) FFG

In Zeiten großer gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und ökologischer Herausforderungen braucht es mutige Ideen, die nicht nur schrittweise verbessern, sondern bestehende Systeme grundlegend neu denken. Genau hier setzt das Förderprogramm „Expedition Zukunft“ der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) an. Annamaria Andres, die das Programm maßgeblich mitentwickelt hat, betont: “Die EU und auch Österreich sind sehr gut in inkrementellen Innovationen und Grundlagenforschung, doch es braucht auch disruptive Ansätze, um die Welt zu einem besseren, gerechteren und nachhaltigeren Ort zu verändern.”

Mehr als inkrementelle Verbesserungen

Das Ziel von “Expedition Zukunft” ist es, Projekte zu unterstützen, die einen echten Paradigmenwechsel bewirken können. Während traditionelle Innovationsprogramme oft auf Verbesserungen bestehender Technologien und Prozesse abzielen, sucht „Expedition Zukunft“ nach bahnbrechenden Ideen. Es geht darum, mit komplett neuen Ansätzen die jetzigen Herausforderungen anzugehen. Diese Herausforderungen könnten technologischer, gesellschaftlicher oder ökologischer Natur sein.

+++ Jetzt bewerben und von Expedition Zukunft profitieren +++

Zwei Wege in die Zukunft: #START – Business Edition und #INNOVATION

Das Programm gliedert sich in mehrere Ausschreibungsschienen. Hier ein Überblick zu zwei Förderschienen, die sich besonders für Gründer:innen von Startups und KMU eignen:

  • #START – Business Edition: Hier können Gründer:innen und KMU einreichen, die ganz am Anfang stehen. Sie haben eine visionäre Idee, aber noch kein ausgearbeitetes Konzept. Es geht darum, die Durchführbarkeit zu testen – nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch in Bezug auf soziale Aspekte, strategische und rechtliche Rahmenbedingungen. Für diesen Schritt stellt die FFG bis zu 80.000 Euro zur Verfügung.
  • #INNOVATION: In dieser Schiene wurde ein Problem bereits klar definiert, die Lösung ist jedoch noch offen. Mit einer Förderung von bis zu 150.000 Euro bei einer Förderquote von 50 Prozent unterstützt das Programm die Lösungsfindung in Zusammenarbeit mit relevanten Stakeholdern. Hier geht es um iterative Innovationsprozesse, wie zum Beispiel Open Innovation und Design Thinking, um eine optimale Lösung für eine Zielgruppe oder ein disruptives Geschäftsmodell zu entwickeln.

Weitere Ausschreibungsschienen findet ihr auf der Programm-Website.

Mut zum Risiko und zur Veränderung

Disruptive Innovationen sind riskanter als schrittweise Verbesserungen. Sie bewegen sich oft in unklaren rechtlichen Rahmenbedingungen, müssen neue Märkte erschließen und kulturelle Veränderungen anstoßen. Diese bahnbrechenden Ideen haben ein höheres Umsetzungsrisiko. Deshalb bietet das Programm neben finanzieller Unterstützung auch umfassende Beratungsservices und Expeditionsguides.

Die Expeditionsguides sind Expert:innen, die die geförderten Projekte begleiten. Neben der individuellen Begleitung bietet das Programm auch Netzwerktreffen, bei denen sich die Fördernehmer:innen untereinander austauschen können.

Von der Vision zur Umsetzung

Ein zentrales Kriterium für die Förderung ist der Mut zur großen Vision. Dahingehend werden Fördernehmer:innen gesucht, die größer denken und bereit sind, neue Wege zu gehen. Diese Vision muss auch einen gesellschaftlichen oder ökologischen Mehrwert bieten. Es geht nicht nur um Profit, sondern um Impact – sei es in der Umwelt, der Gesellschaft oder der Wirtschaft.

Ein Beispiel für solche visionären Projekte sind Innovationen in der Raumfahrt, der Krebsbekämpfung, sozialen Inklusion oder Pflegekonzepte für eine alternde Gesellschaft.

Solche Ideen stoßen jedoch oft auf große gesellschaftliche Herausforderungen. So stellt beispielsweise die Bereitschaft der Menschen, eingefahrene Verhaltensmuster zu ändern, eine Hürde dar. Genau hier setzt das Programm an, um den notwendigen Wandel zu unterstützen und den Weg für zukunftsweisende Innovationen zu ebnen.

Unterstützung, die über Geld hinausgeht

Neben der finanziellen Förderung bietet „Expedition Zukunft“ auch umfangreiche Beratungsleistungen. Dazu gehören Workshops zu Geschäftsmodellen, Strategieberatung oder Hilfe bei IP-Fragen. So soll sichergestellt werden, dass die Projekte nicht nur technisch funktionieren, sondern auch erfolgreich umgesetzt werden können.

Das Programm „Expedition Zukunft“ vernetzt die Teilnehmenden gezielt mit relevanten Partner:innen aus Wirtschaft, Forschung und öffentlichem Sektor. Ein starkes Netzwerk aus Wirtschaftsagenturen, Ministerien und internationalen Partnern unterstützt dabei, die richtigen Kontakte zur richtigen Zeit zu knüpfen – oft der Schlüssel zum Erfolg eines Projekts.

Bewerbungsfrist und Kriterien

Die Einreichfrist für die #START Business Edition endet am 28. Januar um 12:00 Uhr. Die Schiene #INNOVATION ist als laufende Ausschreibung angelegt. Bewerber:innen müssen neben einer bahnbrechenden Idee auch den Willen mitbringen, Risiken einzugehen und groß zu denken. Diversität, gesellschaftlicher Impact und die Bereitschaft zur Veränderung sind entscheidend.

Abschließend merkt Andres an: “Wir suchen Visionär:innen, die bereit sind, die Welt zu verändern. Die Expedition Zukunft ist für diejenigen, die über den Tellerrand hinaus denken, die mutig sind und größer denken. Wer bereit ist, sich dieser Herausforderung zu stellen, findet in dieser Initiative der FFG nicht nur einen Förderer, sondern einen Partner auf dem Weg in die Zukunft.”

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