19.12.2022

Die Hotel-Individualisierer: NeedNect Solutions und die Mühsal der Hotel-Branche

Need-Nect-Co-Founderin Ines Ganner möchte die Hotel-Branche ins digitale Zeitalter holen. Und Betrieben mittels Daten-Management sowie Individualisierung ein besseres Service für Gäste ermöglichen. Dafür gab es für das Kärntner Startup bereits eine Auszeichnung in München.
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NeedNect, Hotelbrnache, Profil erstellen
(c) Daniel Waschnig - Ines Ganner, Co-Founderin von NeedNect.

Als eine “Branche der Räume” blieb sie lange Zeit in einer Hinsicht ein unterentwickelter Raum. Der Hotellerie kam es wenig in den Sinn – elitäre Ausnahmen abgesehen – auf die möglichen Technologien der letzten Jahre zu setzen, individuelle Wünsche ihrer Gäste als Service zu ermöglichen und dadurch den frei schwebenden Datenschatz für künftige “Buchungs-Saisonen” aufzubauen. Man zögerte und es blieb “mühsam”. Dies jedenfalls erkannten die drei NeedNect Solutions-Gründer:innen Fabio Wilhelmer, Raphael Duhs und Ines Ganner. Und hatten eine Idee.

NeedNect-Gründer kannte Probleme

Mit ihrem Kärntner Startup haben die drei eine Plattform entwickelt, die Hotels und Gäste nach der Buchung miteinander vernetzt. Jene haben somit die Möglichkeit, individuelle Anpassungswünsche an ihre Buchung zu knüpfen.

“Gestartet hat das Ganze unser Visionär und Tourismusexperte Fabio”, erinnert sich Ganner. “Er stammt aus der Branche und hat gefühlt das erste Bier mit drei Jahren gezapft.”

27 Jahre später, es war 2018, saß also Wilhelmer mit seinen späteren Co-Foundern zusammen und besprach die Mühsal, mit der der Hotelalltag von Betreiber:innen gefüllt war. Er wusste Bescheid und erkannte, so wie Ganner und Duhs, wiederkehrende Prozesse, die unbedingt angepasst gehörten.

Die Wünsche der Gäste

“Man braucht zum Beispiel stets jemanden mit einer guten Laune, um dem Gast ein tolles Service zu bieten”, erläutert Ganner. “Großgewachsene Gäste brauchen größere Bademäntel, andere haben Allergien, auf die es beim Buffet zu achten gilt, wiederum andere wünschen sich Anpassungen im Wellnessbereich.”

So entschieden die drei, dass etwas getan werden muss. Deshalb entstand im Jänner 2022 die Plattform NeedNect Solutions, die, simpel gesprochen, Buchenden ermöglicht, ihren Aufenthalt im Zimmer mit dem Hotel anzupassen. Hotels sollen so wichtige Informationen vor der (Erst-)Ankunft erhalten, um sich auf die ankommenden Gäste vorzubereiten und den Aufenthalt besser zu planen.

Hotelbranche ohne richtiges Daten-Management

“Bis dato basiert der Hotelalltag auf Schätzungen”, so Ganner weiter. “Richtiges Daten-Management gibt es nicht. Wir sind die Plattform, die ‘Licht ins Dunkel’ bringt.”

Der USP von NeedNect ist dreiteilig gegliedert. Bei Direktbuchungen können Gäste ein Profil anlegen. Buchen sie jedoch über andere große Plattformen, so ist es im Rahmen der Buchungsbestätigungen möglich, seinen Hotelbesuch zu personalisieren. Der dritte Aspekt umfasst die einfache Handhabe bei einem analogen Besuch. Eine Registrierung vor Ort würde keine zwei Minuten beanspruchen, so die Gründerin.

NeedNect, Startup des Jahres, Travel
(c) Offenblende, Sandra Weller – NeedNect beim Sieg der “Travel Startup Night” in München.

Aktuell verfügt man über fünf Hotels als Kunden und startet – nach der Auszeichnung als “Travel Startup des Jahres beim Finale der “Travel Startup Night” in München, die vom “Travel Industry Club” (TIC) und dem “Verband Internet Reisevertrieb” (VIR) ausgerichtet wurde – den großen Rollout.

NeedNect auf Internationalisierungskurs

Der Sieg hat NeedNect Solutions nicht bloß Anerkennung gebracht, sondern eine größere Awareness, die sich bereits jetzt in gestiegenen Anfragen äußert, ein breites Netzwerk und einen Vertrauensvorschuss für die nächsten, internationalen Schritte.

Ganner weiß, dass die Hotellerie eher konservativ ist, was den Einsatz von Technologie betrifft. Wobei sich große Hotelketten jedoch als empfänglicher für die Idee der Kärtner:innen erweisen würden, als Eigentümer-geführte Hotels.

“Sie sehen, dass ein Prozent Stromersparnis oder ein Grad weniger Zimmertemperatur bis zu sechs Prozent an Rechnungskosten reduzieren kann”, sagt Ganner. “Und dass unsere Idee die Servicequalität erhöht.”

Profil wandert mit

Denn, das NeedNect-Konzept sei anders als das typische System ‘Fragebogen’: “Der Gast erstellt einmal ein Profil und es wandert mit. Es ist dann weltweit nutzbar”, so die 29-Jährige weiter.

Travel Startup, Hotel-Profil
(c) Michael Stabentheiner – Das NeedNect-Team auf dem Weg zur Internationalisierung.

Für nächstes Jahr plant das Founder-Trio den Ausbau des Demand-Managements für “perfekte Prognosen”, etwa wie sich Hotels besser auf Gäste vorbereiten können, wo Einsparungspotential herrscht, wo man nachhaltiger agieren kann und wie man, statt auf ein Über-Angebot, auf gezielte Produktion setzt.

Zudem möchte sich NeedNect Solutions sehr stark international positionieren und die Hotel-Branche auf das nächste Level bringen. Dafür ist das – bisher in sechsstelliger Höhe vom KWF, der aws und dem “build! Gründerzentrum” geförderte – Startup auf der Suche nach Investoren.

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Spin-off Austria Konferenz (c)

Es ist kein Geheimnis, dass universitäre Spin-Offs zu den erfolgreichsten Startups des Landes zählen. Ihr Erfolg basiert oft auf dem Fundament wissenschaftlicher Forschungsergebnisse. Die größte Herausforderung beginnt jedoch häufig mit dem Übergang von der Wissenschaft in die Wirtschaft – brutkasten berichtete.

Eine weitere Problematik in dem Bereich ist der Umgang mit Interessenskonflikten. Universitäten wollen angemessene Erträge aus ihren Forschungsergebnissen erzielen. Gleichzeitig benötigen junge Spin-Offs jedoch finanzielle Flexibilität und Handlungsspielraum, um wachsen zu können. Bislang fehlt es in Österreich an praxisbewährten Methoden zur Bewertung dieser Anteile.

Schnelle und experimentelle Gründungen nötig

Genau an diesem Punkt setzte die Spin-Off Austria Konferenz im November an. Das diesjährige Thema „Geistiges Eigentum“ brachte 300 Expert:innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zusammen. Gemeinsam analysierten sie den Status quo der österreichischen Spin-Off-Landschaft und entwickelten konkrete Vorschläge, um dieses Ökosystem nachhaltig zu stärken.

Als Vorbilder für erfolgreiche Modelle wurden Universitäten wie Cambridge, Oxford, die TU Delft und die TU München hervorgehoben. Gerhard Plasonig (TUM School of Management) und Tony Raven (ehemaliger Geschäftsführer von Cambridge Enterprise) erläuterten in ihrer Keynote das Konzept der „Coopetition“ – einer Mischung aus Kooperation und Wettbewerb zwischen Universitäten.

In Österreich, so die Speaker, fehlt es bislang an einer systematischen Zusammenarbeit zwischen akademischen Organisationen. Plasonig hob zudem die Bedeutung schneller und experimenteller Ausgründungen hervor, die als „Versuchsballons“ dienen können. Ein Beispiel hierfür sei das Fast-Track-Programm der TU München, das genau diesen Ansatz erfolgreich umsetze.

Universitäten sollen 3 bis 8 Prozent an Spin-Offs halten

Im Rahmen der Spin-Off Austria Konferenz wurden von den Expert:innen zentrale Herausforderungen und Lösungsansätze für den Bereich universitäre Spin-Offs erarbeitet. Dabei wurde deutlich, dass Investor:innen vor allem eines wichtig ist: „transparente Lizenzmodelle und klare Term-Sheets, die Risiken minimieren und langfristige Partnerschaften fördern“.

Aufseiten der Universitäten wurden Fortschritte bei der Standardisierung von Spin-Off-Strategien hervorgehoben, gleichzeitig aber auch der Bedarf an weiterer Professionalisierung betont. Die Gründer:innen zeigten sich überwiegend zufrieden mit den bestehenden Lizenzmodellen. Universitätsbeteiligungen werden von ihnen jedoch nur dann als gerechtfertigt angesehen, wenn diese nach der Ausgründung einen messbaren Mehrwert für die Weiterentwicklung des Unternehmens liefern.

Bei der Konferenz wurde auch ein möglicher Richtwert diskutiert: Universitäten sollten Anteile zwischen drei und acht Prozent an ihren Spin-Offs halten. Dabei wurde jedoch betont, dass die Geschwindigkeit und Anzahl der Ausgründungen höher zu priorisieren sei als die wirtschaftliche und rechtliche Perfektionierung jedes einzelnen Deals.

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