06.10.2023

Die größten Health-Startup-Skandale

Dass Kund:innen und Investor:innen über den Tisch gezogen werden, ist in der Welt der Startups zwar nicht Alltag - aber auch nicht ungewöhnlich. Besonders im Health Bereich kann dies dramatische Folgen haben. Wenn es zu juristischer Verfolgung kommt, sind die Strafen dementsprechend hoch.
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Zwei Menschen schütteln sich die Hände. Einer der beiden versteckt eine weiße venezianische Faschingsmaske hinter seinem Rücken.
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Dass Health-Startups nicht immer nur das Wohlsein von Menschen im Sinn haben, stellt wohl keine große Überraschung dar. Es ist ja auch ein großer Markt, der zu erschließen ist – im Jahr 2022 beliefen sich private Gesundheitsausgaben in Österreich auf über elf Milliarden Euro. Das hohe Potenzial des Marktes zieht daher den ein oder anderen Opportunisten an. Unter falschen Angaben mit der Gesundheit von Kund:innen – und auch Investorengeld – zu spielen hat in der jüngeren Vergangenheit schon mehrere juristische Nachspiele gezogen. Hier einige Beispiele:

Theranos

Das US-amerikanische Bluttest-Unternehmen Theranos machte von Beginn an Schlagzeilen – zunächst jedoch positive. Bei der Gründung war Founderin Elizabeth Holmes gerade erst 19 Jahre alt. Ihr Claim: Mit nur ein paar Tropfen Blut sollte es dank „revolutionärer“ Technologie möglich sein, schnell und kostengünstig Bluttests durchzuführen. Holmes wurde zur Milliardärin und zum Rising Star des Silicon Valley.

2015 kam jedoch die große Wende: John Carreyrou vom Wall Street Journal enthüllte in Kooperation mit zwei Universitäts-Professoren die Unwissenschaftlichkeit der Praktiken des Unternehmens. Es folgte ein langer Gerichtsprozess mit schweren Folgen. Holmes trat Ende Mai 2023 ihre elfjährige Haftstrafe in einem Frauengefängnis in Bryan, Texas, an.

Ihr Freund und ehemaliger Geschäftspartner Ramesh „Sunny“ Balwani wurde ursprünglich sogar zu 13 Jahren Haft verurteilt – mittlerweile wurde die Dauer jedoch verkürzt. Er wird vermutlich 2034 aus dem Gefängnis nahe Los Angeles entlassen. Das Spiel mit dem Blut dürfte sich nicht ausgezahlt haben.

PhableCare

Das indische Startup PhableCare warb damit, Menschen mit chronischen Erkrankungen helfen zu wollen – etwa durch Tracking der Gesundheitsdaten mit Smartwatches oder Möglichkeiten zur einfachen Terminvereinbarung mit Ärzt:innen. Ende 2022 konnte PhableCare noch ein Investment in der Höhe von knapp 25 Millionen US-Dollar aufnehmen. Nur ein paar Monate danach legten jedoch 20 Mitarbeiter:innen bei der zuständigen Behörde Beschwerde ein, da sie ihr Gehalt nicht bekommen hätten.

Das Unternehmen reagierte darauf mit der kuriosen Behauptung, das Geschäft Ende letzten Jahres eingestellt zu haben – trotz eines Tweets im Jänner, der offene Praktikumsstellen bewarb. Frühere Angestellte erzählen von täuschenden Geschäftspraktiken, wie ein „Verschönern“ der Verkaufszahlen oder dem Einsatz von Bots, die falsche User-Accounts erstellen sollten.

Outcome Health

Die Idee hinter dem Unternehmen Outcome Health aus Chicago war einfach: Pharmazeutische Firmen zahlten Geld, um ihre Werbungen in Warteräumen von Arztpraxen ausgespielt zu bekommen. Doch das Unternehmen verkaufte Werbespace, der nicht vorhanden war – und häufte so in etwa eine Milliarde US-Dollar in erschlichenem Geld an. Im April wurden drei ehemalige Executives von Outcome Health des Betruges schuldig gesprochen – das Strafausmaß steht noch nicht fest. Dieser separate Gerichtstermin findet vermutlich diesen Herbst statt.

Health IQ

Das US-amerikanische Unternehmen Health IQ machte es sich zum Ziel, die monatlichen Beiträge für Ablebensversicherungen an den Lebensstil anzupassen. Menschen, die gesünder lebten, sollten dafür belohnt werden und dementsprechend weniger zahlen. Doch auch hier war die Gier größer als die Geldbörse. Wie Forbes berichtet, häufte die Firma über mehrere Jahre hinweg  über 75 Millionen US-Dollar an unbezahlten Rechnungen an – einige davon von Kleinunternehmen, die deswegen kurz vor der Insolvenz standen.

Eine eingereichte Beschwerde einer dieser unbezahlten Firmen erhebt schwere Vorwürfe. Der ehemalige CEO Munjal Shah hätte bei einem Meeting der Executives aufgefordert, trotz schlechter wirtschaftlicher Lage weiterhin Leistungen zu kaufen. Die Begründung: „Health IQ would ‘not be here’ by the time invoices were due anyway.“ Munjal Shah ist mittlerweile aus Health IQ ausgestiegen – bekommt aber trotz des öffentlich bekannten Skandals weiter munter Millionen-Investments für weitere Projekte.

uBiome

Das Unternehmen uBiome aus San Francisco gab an, die Darmflora von Endkund:innen zu analysieren, und somit Einblicke in die Gesundheit liefern zu können. 2021, neun Jahre nach der Gründung, wurden die beiden Gründer Zachary Apte und Jessica Richman des Betrugs schuldig gesprochen. Sie hätten Investor:innen mit falschen Tatsachen konfrontiert – etwa, dass die Tests des Unternehmens von der medizinischen Community nicht akzeptiert waren.


Honorable Mentions

In einem kleineren Rahmen spielen sich folgende Fälle ab. Der US-amerikanische Investor Mark Cuban ist bekannt dafür, sich kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Auch als Mitglied der „Sharks“ bei “Shark Tank” – dem US-Pendant zu “2 Minuten 2 Millionen” – scheut er sich nicht, potenzielle Betrugsfälle als solche zu benennen. So geschehen bei den Pitches von MinusCal und Pavlok.

MinusCal – ein Snackriegel mit „inkludierter Diättablette“ – sollte laut Angaben der beiden Gründer die Aufnahme von Fett blockieren. Im Pitch verzettelten sich die zwei jedoch, und machten widersprüchliche Angaben hinsichtlich der Wirkungsweise. Es entstand eine heftige Diskussion – schließlich sprach Mark Cuban einen Aufruf aus, dieses Produkt nicht zu konsumieren. Im Folgejahr meldete MinusCal Insolvenz an.

Pavlok ist ein Armband, das mittels Stromstößen helfen soll, schlechte Angewohnheiten loszuwerden. Der Gründer präsentierte beim Shark-Tank-Pitch zwar eine Studie über die Wirksamkeit des Produkts – diese war jedoch nicht peer-reviewed. Auch die Methodik der Funktionsweise löste Zweifel aus – der Stromstoß muss jedes Mal manuell aktiviert werden. „You are a con artist“, urteilte Cuban über den Gründer. Das Produkt ist trotz der schlechten Publicity jedoch bis heute noch auf dem Markt.

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Michael Kamleitner, Founder und CEO von Walls.io (c) LinkedIn Michael Kamleitner

Walls.io, die Schwesterfirma des Social-Media-Marketing-Unternehmens Swat.io, erwirbt das Startup TweetBeam aus den Niederlanden. Auf LinkedIn spricht Founder und CEO Michael Kamleitner von einer “strategischen Erweiterung unseres Portfolios”, um Marktpräsenz zu erweitern und “unsere Position als Marktführer im Bereich Social Media Event Engagement” zu stärken.

Aus “Die Socialisten” wurden zwei

Die Geschichte von Walls.io geht zurück in das Jahr 2008, als “Die Socialisten” als Agentur starteten und sich in ihren Anfängen auf Social-Media-Marketing-Services spezialisiert haben. Im Laufe der Zeit rutschte man nach und nach in die Software-Schiene, weshalb später die beiden eigenständigen Socia-Media-Marketing-Tools Swat.io und Walls.io entstanden.

Seit August 2019 sind die beiden Schwestermarken eigenständige Unternehmen – brutkasten berichtete. Auch damals stellte man das Führungsteam der beiden Unternehmen neu auf.

Walls.io fokussierte Amazon, Google & Co.

Walls.io ist als eines der beiden SaaS-Produkte von “Die Socialisten” ein “universeller Social-Media-Content-Hub”. Inhalte können unter anderem auf “großformatigen Displays bei Tradeshows, Konferenzen oder im Retail-Bereich angezeigt” werden. Über das Tool ließen sich auch Social-Media-Widgets auf Brand Websites betreiben.

Schon im Jahr 2019 berichtete Walls.io von einer starken internationalen Ausrichtung. Damals sprach man von den USA als “wichtigsten Markt”. Referenz-Player waren Amazon, Cisco oder Google.

Nicht nur X (Twitter) wird visualisiert

Den Kurs in Richtung Internationalisierung schlug Walls.io nun auch mit seinem jüngsten Schritt ein: Wie Founder und CEO Michael Kamleitner heute kommunizierte, übernimmt das SaaS-Social-Media-Unternehmen den niederländischen Mitbewerber TweetBeam. Die Übernahme ist damit die erste, die Walls.io tätigte.

Das in Amsterdam sitzende SoftwareTech “visualisiert Twitter” (heute X). Konkret handelt es sich dabei um ein Tool, das Interaktionen mit einem gezielten Publikum erhöhen soll. Einsatzorte sind – ähnlich wie bei Walls.io – Konferenzen, Festivals oder Lokale. Angeboten werden sogenannte TweetBeam-Shows, die ihr Publikum dazu ermutigen, über X (Twitter) Aufmerksamkeit für das jeweilige Unternehmen zu erzeugen. Gegründet wurde TweetBeam von Yousef El-Dardiry und Pim Stuurman.

Kamleitner beobachte aktuell einen Trend in Richtung “verstärkter Konsolidierung im Bereich der Social Media Tools” – nicht zuletzt aufgrund der veränderten Kostenstruktur. So etwa habe X im Jahr 2023 begonnen, für dessen API-Zugang teils hohe Gebühren abzurufen. “Wir erwarten, dass sich dieser Trend fortsetzt und mehr Konsolidierung benötigt wird”, so der Founder.

Event-Engagement auf “die nächste Stufe heben”

Wie CEO Kamleitner weiter in seinem LinkedIn-Posting vermeldet, will man mit der Übernahme “sinnvolle Möglichkeiten schaffen, um mit dem Publikum in Kontakt zu treten.” Konkret soll das Nutzererlebnis auf Events “auf die nächste Stufe” gehoben werden. Walls.io ziele dabei auf die Integration mehrerer Social-Media-Kanäle – nicht nur X (Twitter) – ab. Außerdem sollen Umfragen, Reaktionen und direkte Postings in Events integriert werden, um die Interaktion mit Besuchenden zu erhöhen.

“Gemeinsame Vision für Event-Engagement und Kundenzentriertheit”

Auf brutkasten-Anfrage äußert sich Michael Kamleitner wie folgt: “Diese – unsere erste Akquisition – ist ein weiterer Meilenstein in unserer Unternehmensgeschichte und unterstreicht unser Standing unter den User-Generated-Content & Audience Engagement Plattformen.” Zusammengearbeitet wird fortan nicht nur mit dem Team, sondern auch mit dem Kundenstock von TweetBeam.

Mit den TweetBeam Co-Foundern El-Dardiry und Stuurman bekommt Walls.io nun “mehr als 10 Jahre Erfahrung im Bereich User-generated Content und Social-Media-Marketing” an Bord und teile damit “die gemeinsame Vision für Event-Engagement und Kundenzentriertheit”, so Kamleitner.

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