14.12.2020

Die disruptiven Prinzipien des Ray Dalio

Über einen Mann, der Unternehmenskultur radikal neu dachte und damit unfassbar reich wurde.
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Ray Dalio am Web Summit 2018 | (c) CC BY 2.0 Photo by David Fitzgerald/Web Summit via SportsfilePhoto by David Fitzgerald /Sportsfile Wikipedia

Dass besonders reiche Menschen irgendwann zu Philanthropen werden, ist nichts Neues. Ray Dalio macht das aber auf besondere Art und Weise. Er teilt sein Wissen, das ihn zu einem sogenannten Superreichen machte. Und auch wenn das wohl kaum von Wohltätigkeitsorganisationen als Philanthropie eingestuft würde – ich halte es für die beste Form, der Gesellschaft „etwas zurück zu geben“. Das ist wie statt Lebensmittel zu spenden, Wissen und Fähigkeiten zu vermitteln, wie man Saatgut zieht, Traktoren repariert und seine Felder bestellt, um die bekannte Metapher der Entwicklungshilfe zu bemühen.

Ich gönnte mir Dalios knapp 660 Seiten-Schinken „Die Prinzipien des Erfolges“ letzte Weihnachten und kurz danach sein Hauptwerk „Principles“. Und wenn man etwas von einem knallharten Hedgefond-Manager erwartet, dann bestimmt nicht solche Inhalte. Von den Details seiner Unternehmenskultur, seiner disruptiven „Prinzipien-Software“ bis hin zu Lebenstipps und harscher Kritik am Kapitalismus der USA, lernt man da vieles von und über den Exzentriker Dalio. Glaubt man seiner Erzählung, verdankt er sein Vermögen von rund 18 Milliarden Dollar vor allem seinen konsequent gelebten Prinzipien, die er in seinem Unternehmen, dem Hedgefonds Bridgewater, eingeführt hat.

Radikale Offenheit, Ehrlichkeit und Transparenz

Vermutlich jeder würde diese Werte grundsätzlich positiv einordnen. Doch wenn Ray Dalio davon spricht und schreibt, erkennt man die Radikalität und Konsequenz, die er ihnen einverleibt und lebt. Sein Unternehmen wettet auf steigende und fallende Kurse und sucht nach den höchsten Renditen bei geringen Risiken. Information und Feedbackkultur sind dabei entscheidend. Diese Erkenntnis ließ Dalio auch in eine Software implementieren, die bei Bridgewater „Dot Collector“ genannt wird. Vereinfacht gesagt, bewertet jeder der 1500 Mitarbeiter andere, mit denen er zu tun hat. Besonderes Augenmerk wird dabei auf Meetings gelegt. Kein Herumeiern, keine Höflichkeitsfloskeln und keine falsche Zurückhaltung werden erwartet, sondern knallhart ehrliches Feedback, unabhängig von der eigenen hierarchischen Position. So kann ein Praktikant den Chef negativ bewerten, wenn dieser findet, dass er schlecht auf ein Meeting vorbereitet gewesen sei. Oder ein Manager seinen Kollegen, wenn er dessen Meinung nicht faktenbasiert, sondern schwammig empfand.

Vielleicht nutzen Sie einen Moment, geschätzte Leserinnen und Leser, um in sich rein zu hören, wie sich Ihr Berufsleben mit diesen Prinzipien radikaler Ehrlichkeit anfühlen würde.

Das auf vielen Buch-Seiten beschriebene System dient aber nicht dazu, Leute unmittelbar zu bewerten, geschweige denn vorzuführen, sondern vielmehr dazu, der erfolgreichsten Idee oder der entscheidendsten Sichtweise zum Durchbruch zu verhelfen.

Stellen wir uns eine Matrix vor mit unfassbar vielen Bewertungen und Sichtweisen zu allen Menschen einer Organisation und dazu, was oder wen sie wann unterstützt oder kritisiert haben. Einen komplexen Knowledge-Graph aller intellektuellen Bewertungen und Feedbacks sozusagen. Entscheidend wird in einem solchen System nicht sein, wie Mitarbeiter in dem Moment der Bewertung erscheinen oder abschneiden, sondern ob sie am Ende eines Prozesses, an dem meist eine wichtige Entscheidung getroffen wird, richtig in ihrer Einschätzung lagen oder nicht.  

Auch persönliches und fachliches Wachstum sei nur möglich, wenn wir radikal ehrlich miteinander umgingen und viele seien für eine solche Kultur nicht gemacht, so der 1949 in NYC geborene Gründer des Unternehmens. Ein hochrangiger Chef zu Beispiel, der von Apple zum Hedgefond wechselte, hielt Berichten zufolge kein ganzes Jahr durch.

Weitere Ray Dalio-Prinzipien

Für Dalio ist Erfolg nichts Absolutes, sondern zutiefst individuell und persönlich. Dem zufolge ist man dann erfolgreich, wenn man die eigenen Ziele erreicht und nicht die anderer. Das eigene Wachstum – er nennt es die persönliche Evolution – stehe dabei im Vordergrund. Sein radikaler Zugang zu Ehrlichkeit und Transparenz entspringt auch seiner Beobachtung, wonach falsche Theorien von Menschen über andere Menschen, mit zu den größten Übeln einer Gesellschaft gehören. Diese würden zu selten hinterfragt oder korrigiert werden und würden permanent falsche Einschätzungen liefern. Der Kern der von ihm gelebten Prinzipien beinhaltet deshalb auch die permanente Reflexion und Selbstkorrektur, während falsche Glaubenssätze schwer revidierbar und schädlich seien. Diese Kultur der Offenheit lege natürlich Schwächen offen und das empfänden viele als unangenehm. Man könnte auch sagen, die meisten hassen es, auf ihre Schwächen aufmerksam gemacht zu werden. Und hier argumentiert Ray Dalio so, dass nur Menschen mit der richtigen DNA dankbar wären, Schwächen erkennen und ausmerzen zu können. Denn nur erfolglose Menschen würde nicht wachsen wollen. Das „gekränkte Ego“ aus einem Feedback bedrohe die persönliche Entwicklung und verhindere die wichtige Lernkurve, die man aber brauche. Dabei helfe es, sich permanent zu bilden und Naturgesetze als legitime Referenz anzusehen. Handlungen sollten demnach Naturgesetzen folgen und Egozentrismen vermeiden – das würde Erfolg fördern. Zusätzlich erfolgsfördernd sei das Geben an die Gesellschaft und weniger das direkte Anstreben etwa von Reichtum.

Ähnlich wie mit den offen kommunizierten Schwächen, sei es auch mit eigenen Problemen. Erfolgreiche Menschen würde Probleme teilweise sogar begrüßen und aktiv an ihrer Beseitigung arbeiten, Strategien dazu entwickeln, während Erfolglose eher darüber klagten oder sie verdrängten. In vielen gravierenden Problemsituationen würden Menschen richtiggehend Schmerzen empfinden. Und auch hier sei entscheidend, zu lernen, diese einordnen und managen zu können, anstatt an ihnen zu brechen. Das aktive Schmerz-Management sei besonders wichtig. Der Schmerz dürfe einen zudem nie davon abhalten, eine richtige Entscheidung zu treffen. Schmerz sei etwas besonders Wichtiges im Wachstum. Zusätzlich hätten erfolgreiche Menschen die Einsicht, dass sie unvollkommen seien, Wissenslücken hätten und wollen zuhören und lernen. Es sei ein fataler Glaubensgrundsatz vieler, dass erfolgreiche Menschen automatisch alle Antworten auf die wesentlichen Fragen hätten.

Pro und Contra der Ray Dalio Prinzipien

Wenn man zum ersten Mal mit Dalios Prinzipien konfrontiert wird, hat man – gelinde gesagt – einen gesunden Respekt vor der Radikalität und Tragweite seiner Kulturvorstellungen. Nach einigen Reflexionen aber begreift man, dass viel Destruktives und Ungesundes in einer „mauschelnden und hintenrum-Kultur“ liegt, wie sie ohnedies häufig vorzufinden ist, und einem radikale Ehrlichkeit und Offenheit doch lieber wären. Nun ist eine solche Unternehmenskultur aber keine Familien-Aufstellung und Menschen verfolgen unterschiedlichste Ziele und Motive. Sprich, der Grund weshalb dort radikale Offenheit und Transparenz gelebt werden, dient keinen privaten Zwecken, etwa weniger Streit in der Familie. Das Ziel dient dem persönlichen Wachstum von Mitarbeitern um bessere Leistung zu erbringen, also am Ende immer den am besten getroffenen Entscheidungen für das Unternehmen.

Dalio wird von Kritikern als hart im Umgang beschrieben und seine Software als Versuch der totalen Überwachung. Dass Leute zu feuern für ihn keine große Sache sei, wird dann gerne passend zur Personenbeschreibung zitiert. Andererseits haben seine Prinzipien nicht nur ihn, sondern auch viele seiner Mitarbeiter reich gemacht. Alleine der Pure Alpha Fond soll seit der Erstauflage 45 Milliarden Dollar Gewinn gebracht haben. Insgesamt verwaltet Bridgewater 160 Milliarden Dollar in 150 Märkten.

Schmerz und persönliches Wachstum zählen zu den wichtigsten Faktoren der radikal ehrlichen Unternehmenskultur, mit der Dalio seine Erfolge einfuhr. Kritiker sehen darin Rücksichtslosigkeit und unmenschliche Leistungs-Maximierung.

Wir wissen von außen nicht, welche Sicht die zutreffendere ist. Für uns könnten Dalios Prinzipien aber einfach einladen, offen über Offenheit, ehrlich über Ehrlichkeit und transparent über Transparenz in unseren Unternehmen nachzudenken. Für mich waren seine Gedanken und Sichtweisen dazu äußerst hilfreich. Ob man dann auch eine Art Dot-Collector nachprogrammieren möchte, wie das schon einige Unternehmen taten, oder einen dritten Weg sucht, der besser in die eigene Unternehmenskultur und Menschensicht passt, bleibt ja jedem selbst überlassen. Denn anders als bei Staaten, können wir uns unsere unmittelbar privaten Unternehmens-Führerinnen und -Führer frei aussuchen und entscheiden, ob deren Prinzipien auch gut für uns selbst wären.

Über den Autor

Mic Hirschbrich ist CEO des KI-Unternehmens Apollo.AI, beriet führende Politiker in digitalen Fragen und leitete den digitalen Think-Tank von Sebastian Kurz. Seine beruflichen Aufenthalte in Südostasien, Indien und den USA haben ihn nachhaltig geprägt und dazu gebracht, die eigene Sichtweise stets erweitern zu wollen. Im Jahr 2018 veröffentlichte Hirschbrich das Buch „Schöne Neue Welt 4.0 – Chancen und Risiken der Vierten Industriellen Revolution“, in dem er sich unter anderem mit den gesellschaftspolitischen Implikationen durch künstliche Intelligenz auseinandersetzt.

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(vl.) Ibrahim Imam, Yvonne Winter und Berthold Baurek-Karlic verfolgen ihre Geschäfte auf der arabischen Halbinsel | (c) PlanRadar / FlyNow / Venionaire Capital
(vl.) Ibrahim Imam, Yvonne Winter und Berthold Baurek-Karlic verfolgen ihre Geschäfte auf der arabischen Halbinsel | (c) PlanRadar / FlyNow / Venionaire Capital

Dieser Artikel erschien zuerst in der neuen Ausgabe des brutkasten-Printmagazins „Neue Welten“. Das Magazin wird exklusiv an die wichtigsten Stakeholder des österreichischen Innovations-Ecosystems zugestellt. Eine Möglichkeit zum Download findet sich am Ende des Artikels.


Zwischen vier und 5,1 Prozent in den Vereinigten Arabischen Emiraten, zwischen drei und 3,4 Prozent in Saudi-Arabien: So lauten die Prognosen zum BIP-Wachstum im Jahr 2025. Österreich steuert indessen auf das dritte Rezessionsjahr in Folge zu. Während hierzulande niemand so recht zu wissen scheint, wie die Alpenrepublik ihre Rolle als „Patient Europas“ wieder loswird, scheint auf der Arabischen Halbinsel punkto Wachstum alles beim Alten zu sein.

„Die Region ist ein bisschen immun gegen Rezession“, sagt Ibrahim Imam. Er ist Co-Founder und Co-CEO des Wiener Scaleups PlanRadar. Er wohnt in Dubai und treibt dort die Geschicke seines Unternehmens vor Ort voran. Die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien seien mittlerweile die am stärksten wachsende Region für das Scaleup, erzählt Imam.

Kein Wunder: PlanRadar ist inzwischen eine globale Größe in der Digitalisierung der Baubranche. „Und hier in der Region werden aktuell weltweit die meisten Kräne gebraucht“, sagt der Gründer. Eines bekommt man schließlich auch im rund 4.000 Kilometer entfernten Österreich unweigerlich mit: An ambitionierten Bauprojekten mangelt es Saudis und Emiratis nicht.

„Tausende“ Salzburger E-Helikopter für die Expo

Und auch nicht an anderen ambitionierten Projekten. „Der arabische Raum und speziell Saudi-Arabien sind für uns deshalb so spannend, weil dort nicht nur Visionen ausgesprochen, sondern auch real umgesetzt werden“, sagt Yvonne Winter, Co-Founderin des Salzburger E-Kopter-Startups FlyNow. Von Riad aus betreut sie Großprojekte des Startups, das einen selbst fliegenden E-Helikopter entwickelt, die in Österreich so aus rein regulatorischen Gründen nicht denkbar wären.

„Wir haben letztes Jahr mit dem NIDC (Anm.: National Industrial Development Center) und der GACA (Anm.: General Authority of Civil Aviation) in Saudi-Arabien ein Agreement für eine stufenweise Implementierung vereinbart. Derzeit laufen die Vorbereitungen für ein Pilotprojekt in Saudi-Arabien, zusammen mit verschiedenen Behörden, Firmen und Universitäten“, erzählt Winter.

FlyNow-Gründerin Yvonne Winter bei einem Event in Riad | (c) FlyNow

Das Land will zeitnah ein „3D-Mobilitätsnetzwerk“ aufbauen. Soll heißen: Geht es nach bereits von saudischer Seite kommunizierten Plänen, könnten bei der Expo 2030 in Riad unter anderem „Tausende“ FlyNow-Helikopter Besucher:innen zum Preis einer Taxifahrt auf fixen Routen durch die Gegend fliegen.

Man treffe in Saudi-Arabien auf ein Umfeld, das bereit für eine schnelle Integration neuer Mobilitätsformen sei – sowohl infrastrukturell als auch regulatorisch, sagt Winter. Die Grundhaltung sei dabei: „Wenn es technisch sinnvoll ist und einen klaren Mehrwert bringt, dann setzen wir es um – jetzt.“

Die Gründerin vergleicht: „Dieser Pragmatismus gepaart mit der Bereitschaft, auch in großen Dimensionen zu denken, unterscheidet sich schon sehr von Österreich, wo oft deutlich länger geplant und diskutiert wird. Ich sage immer: In Österreich perfektionieren wir, in Saudi-Arabien realisieren wir. Beides hat seinen Wert – und wir bei FlyNow verbinden beides.“

„Rahmenbedingungen, mit denen der Standort brummen darf und soll“

Berthold Baurek-Karlic, Gründer der Wiener Investmentgesellschaft Venionaire Capital, sieht das ähnlich: „Es gibt hier eine ‚Let’s-do-it-Mentalität‘. Es geht hier darum, etwas zu leisten und auf die Straße zu bringen. Die Leute setzen sich im Mindset weniger Schranken – alle wollen machen, bauen und entwickeln. Und es gibt auch die nötige politische Unterstützung und Rahmenbedingungen, mit denen der Standort brummen darf und soll.“

Baurek-Karlic hat vor sieben Jahren als Co-Founder des Startups courseticket erste Erfahrungen in Saudi-Arabien gemacht. „Unsere späteren Partner vor Ort sind damals proaktiv auf uns zugekommen. Wir haben schnell erkannt, dass die Qualität europäischer Lösungen dort sehr hoch angesehen ist“, erzählt er. Nun arbeitet er daran, genau diese Erkenntnis mit einem Geschäftsmodell umzusetzen. Seit einiger Zeit bietet er heimischen Unternehmen, darunter auch den Venionaire-Portfolio-Firmen, ein Business-Development-Service für die Arabische Halbinsel an.

„Unser europäischer, strukturierter Ansatz, kombiniert mit lokaler Vernetzung vor Ort, trifft einen Market-Need“, meint der Investor. Auf Dauer will er unterschiedlichsten Unternehmen beim Sprung in den arabischen Raum helfen und streckt seine Fühler dazu sogar bis nach Japan aus. Eine Niederlassung in Dubai befindet sich in Gründung. Schon davor sorgen drei Partnerinnen – etwa der Steirer Herwig Rollett, der auch Geschäftsführer der Dubai-Tochter werden wird – vor Ort dafür, das Geschäft in Gang zu bringen. Entsprechend sei er selbst nur „bedarfsbezogen“ dort, erzählt Baurek-Karlic, „etwa alle zwei Monate“.

Berthold Baurek-Karlic und Herwig Rollett in Dubai | (c) Venionaire Capital

Anders ist das bei PlanRadar-Co-Founder Ibrahim Imam. Er zog 2022 mit seiner Frau und seinen drei Kindern nach Dubai. Diese Entscheidung hätten seine Familie und er sich damals nicht leicht gemacht und eine „Plus-Minus-Liste“ erstellt. Letztlich habe sich zu diesem Zeitpunkt aber ein „Sweetspot“ ergeben.

„Das Wichtigste bei so einer Entscheidung ist natürlich, wie es für die Familie und die Kinder ist. Meine Frau war damals gerade noch mit unserem kleinsten in Karenz. Es hat sich für sie sehr gut ergeben, in den Flieger zu steigen, anstatt in den alten Job zurückzugehen. Unsere beiden größeren Kinder waren am Beginn der Volksschule und haben Schule davor hauptsächlich über Microsoft Teams erlebt. Meine Tochter hat mich damals gefragt, ob sie ihre Mitschülerinnen jemals ohne Maske sehen wird. Enge Freundschaften hatten beide nicht in der Schule. Wir hatten daher nicht das Gefühl, sie aus einem Gefüge herauszureißen“, erzählt Imam.

„Die Emirate haben eine Atmosphäre geschaffen, wo sich alle wohlfühlen“

Über sich selbst sagt er: „Der Kulturraum liegt mir gut.“ Schließlich sei er Halb-Ägypter und habe nach der Matura schon einmal ein Jahr in Kairo gelebt. Dubai sei dennoch ganz anders. „Wenn du in Riad ein Uber bestellst, fährt dich ein Saudi. In Dubai ist es ein Pakistani oder ein Inder, aber ganz sicher kein Emirati. Saudi-Arabien ist sozusagen ein ‚echtes Land‘. Da gibt es auch arme Leute und Arbeitslose. In Dubai ist das nicht so“, sagt Imam.

Ibrahim Imam in Dubai | (c) PlanRadar

Nur zwölf Prozent der Bevölkerung des Landes sind Emiratis, der Rest Expats. „Alle haben eine Story: vom pakistanischen Taxifahrer, der die Familie im Dorf ernährt, bis hin zum Lufthansa-Manager. Man trifft ständig neue Leute und sie haben immer eine interessante Geschichte. Es ist eine sehr spezielle Situation“, erzählt der PlanRadar-Gründer und kommt ins Schwärmen: „Was ich wirklich zelebriere, ist: Jeder wird akzeptiert. Wir feiern Weihnachten, islamische Feiertage und das chinesische Neujahr zusammen. Alles ist gleich wichtig. Die Emirate haben eine Atmosphäre geschaffen, wo sich alle wohlfühlen.“

„Kritik kommt meistens von Leuten, die selbst noch nicht dort waren“

Doch ist das tatsächlich so? Organisationen wie Amnesty International führen in ihren Berichten sowohl für die Vereinigten Arabischen Emirate als auch für Saudi-Arabien umfassende Menschenrechtsverletzungen an. Im aktuellen Demokratieindex der britischen Zeitschrift „The Economist“ werden beide Länder als autoritäre Regime geführt. Wie geht man als Expat aus dem demokratischen Westen damit um?

„Ich erinnere mich noch gut an die Reaktion meiner Freunde und Familie, als ich beschlossen habe, Anfang 2023 nach Saudi-Arabien zu gehen“, erzählt Yvonne Winter. „Das, was ich in Saudi-Arabien dann erlebt habe, war sehr verschieden von dem, was wir über dieses Land denken und lesen. Ich denke, es ist wichtig, sich der Unterschiede bewusst zu sein und mit offenen Augen und Herzen und klarem Wertekompass in so einem Umfeld zu agieren.“

Und es passiere vor Ort viel Wandel, nicht nur in der Infrastruktur, sondern auch gesellschaftlich, meint die FlyNow-Gründerin: „Frauen in Führungsrollen, Bewusstsein für Bildung und Innovation – die Geschwindigkeit der Veränderung vor Ort ist atemberaubend und ich bin dankbar, das persönlich erleben und daran teilhaben zu dürfen“, sagt sie und setzt nach: „Ich bin nicht dort, um zu urteilen, sondern um mitzugestalten.“

Auch Berthold Baurek-Karlic betont auf die Frage nach seinem Umgang mit der Kritik an Saudi-Arabien und den Emiraten die Fortschritte: „Die Kritik kommt meistens von Leuten, die selbst noch nicht dort waren, zumindest in letzter Zeit. Es hat sich viel getan und es ist sehr sicher. Es gibt einen sehr respektvollen Umgang miteinander. Und ja: Es gibt harte Strafen – aber dafür de facto keine Kriminalität. Es sind klare Regeln, an die man sich halten muss.“

Der Zuzug von Expats und die Position der Region „im Rampenlicht“ hätten in den vergangenen Jahren auch zu einer Öffnung und Modernisierung beigetragen, etwa bei Frauenrechten. „Die fehlende Demokratie und die anderen gesellschaftlichen Strukturen – das muss man akzeptieren. Aber sie entwickeln sich weiter und wollen international mitspielen. Sie wollen Europäer dabei nicht dazu bringen, ihre eigenen Werte zu leugnen. Sie wollen einfach eine führende Region werden, und das sehe ich positiv“, sagt der Venionaire-Gründer.

„Demokratie kann auch ein bisschen hinderlich sein“

Auch Ibrahim Imam ortet in Bezug auf die Region „viele Vorurteile, die meiner Meinung nach nicht stimmen“. Saudi-Arabien sei ganz anders als vor fünf Jahren. Benachteiligungen sehe er keine. „In Sachen Demokratie versuche ich mir die Frage zu stellen: Was bedeutet das für mich und meine Familie, nicht wählen zu können? Ja, es wäre schön, aber ich bin nicht unzufrieden damit, wie es hier läuft – ganz im Gegenteil. Demokratie ist letztlich auch ein Zeitinvestment, und sie kann auch ein bisschen hinderlich sein.“

PlanRadar-Partner in anderen Ländern würden mitunter neidisch auf die Arabische Halbinsel blicken, weil Entscheidungen schnell getroffen würden. „Dinge werden gemacht, es wird nicht lange gewartet. Auch wenn es manchmal die falsche Entscheidung ist: Wie im Startup ist es wichtig, eine Entscheidung zu treffen. Und wenn diese falsch ist, weiß man dann schneller als andere, dass sie falsch ist“, sagt Imam.

Die Bewohner:innen, also auch die Expats, würden dabei aber durchaus miteinbezogen. „Der Staat hinterfragt sich ständig selbst. Es gibt etwa Challenges, bei denen dazu aufgerufen wird, die bürokratischsten Prozesse zu finden. Da können Residents sich einbringen.“ Der PlanRadar-Gründer räumt aber ein: „Andererseits gibt es keine Volksbegehren und dergleichen. Das Volk kann hier niemanden dazu zwingen, Themen zu behandeln.“ Letztlich sei Dubai „aufgesetzt wie eine Firma“. „Sie wollen diese Firma voranbringen, und das bedeutet Wachstum.“

Und darauf sind auch die Österreicher:innen aus, die es in die Emirate und nach Saudi-Arabien zieht. Berthold Baurek-Karlic drückt das so aus: „Jeder hier hat Hummeln im Hintern. Die Leute sind nicht im Markt wegen des schönen Wetters, sondern weil sie Riesenchancen sehen.“

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AI Summaries

Die disruptiven Prinzipien des Ray Dalio

  • Von den Details seiner Unternehmenskultur, seiner disruptiven „Prinzipien-Software“ bis hin zu Lebenstipps und harscher Kritik am Kapitalismus der USA, lernt man vieles von und über den Exzentriker Ray Dalio, wenn man seine Bücher liest.
  • Glaubt man seiner Erzählung, verdankt er sein Vermögen von rund 18 Milliarden Dollar vor allem seinen konsequent gelebten Prinzipien, die er in seinem Unternehmen, dem Hedgefonds Bridgewater, eingeführt hat.
  • Vermutlich jeder würde die Werte Offenheit, Ehrlichkeit und Transparenz grundsätzlich positiv einordnen.
  • Doch wenn Ray Dalio davon spricht und schreibt, erkennt man die Radikalität und Konsequenz, die er ihnen einverleibt und lebt.

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