07.02.2018

Die Deutsche Bank zertrümmert die dümmsten Bitcoin-Mythen

Die Bitcoin-Debatte ist total überhitzt. Alle Seiten werfen mit Halbwahrheiten und Behauptungen um sich. Zeit für eine nüchterne Betrachtung.
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Deutsche Bank zerschlägt Bitcoin-Mythen
(c) Deutsche Bank

Nach dem Crash wird Bitcoin für tot erklärt. Das ist jedes mal so. Den Berechnungen von Michael B. Casey zufolge war das ja schon die sechste Bitcoin-Bubble, die da geplatzt ist. Wie dem auch sei, jetzt hat die Stunde der Skeptiker geschlagen. Das gehört dazu. Also tanzen Old School-Ökonomen wie Paul Krugman und Nouriel Roubini auf dem vermeintlichen Bitcoin-Grab. Sollen sie tanzen. Einzig: Die Basis ihrer Überzeugung scheint wacklig. Sie basiert teilweise auf Bitcoin-Mythen. Denn nach jedem bisherigen Crash ist Bitcoin von den Toten auferstanden. Warum sollte das diesmal anders sein?

+++ Bitcoin: 8 Probleme der bekanntesten Kryptowährung +++

Gute Analyse von einer Mainstream-Bank

Nun gibt es durchaus Analysten, die diese Frage ernst nehmen. Die sich darüber ärgern, dass die Debatte zu Bitcoin immer so einseitig geführt wird: von den Gegnern wie den Befürwortern. Einer davon ist Jochen Möbert von der Deutschen Bank.

Er hat seine Überlegungen in einem Paper unter dem Titel “Bitcoin: Meinungen, Mythen und Missverständnisse” zusammengefasst – und zertrümmert die acht größten Bitcoin-Mythen, die von Gegnern und Fans gerne getrommelt werden.

Bitcoin-Mythen: Beide Seiten übertreiben

Für Krugman, Roubini und Konsorten hat er gleich zu Beginn schlechte Nachrichten: “Ein exzellenter Kryptoökonom muss ein Software-, ein Hardware-Experte und ein Blockchain- Spezialist sein. Angesichts dieser hohen intellektuellen Hürden fällt es den traditionellen Ökonomen schwer mitzureden.”

Möbert selbst schickt aber auch vorweg, dass auch die Bitcoin-Anhänger zur Vereinfachung und Bitcoin-Mythen neigen würden – und die Nachteile gegenüber den konventionellen Währungen und Banken ignorieren würden. Auch gibt er zu: “Angesichts der Komplexität des Themas trauen wir uns jedoch keine umfassende Analyse zu. Deswegen greifen wir im Folgenden Standardaussagen auf und versuchen, diese einzuordnen und gegebenenfalls zu korrigieren.”

Hier sind die acht Bitcoin-Mythen und die Antworten der Deutschen Bank:

Mythos Nr. 1: Bitcoin ist überbewertet

Hier ist schon alleine angesichts der extremen Preisschwankungen eine Analyse schwierig. Möbert bezweifelt aber, dass die herkömmlichen Boom-Bust-Modelle bei Bitcoin helfen. Die drei Gründe: Bitcoin habe keinen Refinanzierungsbedarf wie traditionelle Unternehmen. Zweitens: “Dezentrale Systeme sind jedoch weniger angreifbar als traditionelle Systeme. Entsprechend könnte auch der Versuch, das Bitcoin-System zu zerstören, mit erheblichem Aufwand verbunden sein.” Und drittens: Die Bewertung von Bitcoin nach klassischen Modellen sei problematisch. “Denn man versucht, den Wert eines alternativen Geldsystems zu ermitteln, welches im Erfolgsfall den Wert des traditionellen Bewertungssystems selbst verändern könnte”, so der Analyst.

Mythos Nr. 2: Bitcoin ist eine Konkurrenz zur US-Dollardominanz

Das ist eines der Lieblingsargumente von Hardcore-Fans der Kryptowährung – und natürlich völliger Unsinn. “Kurz- wie langfristig entbehrt diese Aussage jeder Grundlage”, schreibt Möbert. Schon alleine die hohen technischen Einstiegshürden in das Bitcoin-Universum würden die Massenadaption behindern. Als Zahlungsmittel dürfte Bitcoin noch lange eine Randerscheinung bleiben: “Vergleicht man die Adaption von Bitcoin mit jener des Internets, dann dürfte man heute wohl erst am Anfang der 1990er Jahre stehen.”

Mythos Nr. 3: Sobald die Regulierer einschreiten, stirbt Bitcoin sowieso

Diese Aussage lässt sich schon angesichts der Tatsache belegen, dass die Behörden vielerorts bereits eingeschritten sind und Bitcoin trotzdem noch existiert. Aber so einfach ist das nicht, es ist technisch schlicht nicht möglich, Bitcoin einfach zu verbieten: “Regulierungsversuche sind mit dem Problem konfrontiert, dass es für eine globale, dezentral organisierte Währung erhebliche Ausweichmöglichkeiten gibt.” Auch die Versuche einer globalen Regulierung auf Ebene der G20 würden sehr schwierig, weil sich bereits heute sehr unterschiedliche regulatorische Philosophien zwischen den Ländern zeigen würden. So gäbe es auch “bitcoinfreundliche” Regierungen, etwa Kanada oder Japan.

Mythos Nr. 4: Bitcoin ist bald tot

Hier verweist Möbert nur auf die Website für “Bitcoin Obituaries”, wo seit 2010 hunderte solcher Nachrufe gesammelt wurden – die sich allesamt als falsch herausstellen sollten.

Mythos Nr. 5: Die Bitcoin-Community ist bankenfeindlich

Das ist ein wichtiger Punkt für die Analysten der Deutschen Bank und ihre Leser: Haben sie es hier mit einer neuen Technologie zu tun, die das Bankengeschäft verbessern kann – oder geht es wirklich um einen Totalangriff auf das Geschäftsmodell der Banken? Möbert schreibt, dass schon der Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto in seinem Whitepaper sehr kritisch über Banken und die Bail Outs durch den Steuerzahler geschrieben hat. Aber: “Bankenfeindlich ist wohl nur eine Randgruppe der Bitcoin-Community. (…) Dagegen beabsichtigt die Kern-Community, Bankdienstleistungen für die Ärmsten der Armen zugänglich zu machen.”

Milliarden von Menschen (vor allem in Entwicklungsländern) leben heute noch außerhalb des Banken- und Finanzsystems. Eine Effizienzsteigerung durch Bitcoin und Blockchain würde diesen Menschen in der Zukunft vielleicht Zugang geben. “Daher kann man Bitcoin durchaus als ein komplementäres Produkt zum traditionellen Bankgeschäft betrachten.”

Mythos Nr. 6: Bitcoin macht den klassischen Zahlungsverkehr obsolet

Diese Frage wird auch innerhalb der Community heiß debattiert. Es gibt durchaus Währungen auf Blockchain-Basis, die blitzschnelle und sehr günstige Überweisungen ermöglichen. Bitcoin selbst gehört dank der Überlastung der vergangenen Monate aber nicht dazu. Zwar ist es in der Theorie schon noch billiger und schneller was internationale Überweisungen betrifft. Aber erst durch das aktuell debattierte Lightning-Network könne Bitcoin ernsthaft als Alternative zu den klassischen Zahlungssystemen fungieren. Und auch dann sei der Weg noch weit, so Möbert: “Heute traditionelle Zahlungsverkehrssysteme sind um das hundert- oder tausendfache leistungsfähiger als das Bitcoin-System. Die Systeme der Banken sind zudem über Jahrzehnte erprobt und stressresistent, wie sie immer wieder bewiesen haben. Die Bitcoin- Infrastruktur steckt dagegen noch in den Kinderschuhen.”

Mythos Nr. 7: Das Geldangebot von Bitcoin ist fix

Stimmt nicht, so Möbert. Denn: “In der Theorie ist das Geldangebot ab dem Jahr 2040 fix. In der Praxis dürfte das Geldangebot aber schon viele Jahre vorher schrumpfen, denn bereits heute gibt es Anekdoten von Bitcoin-Besitzern, die in den Gründerjahren nach 2009 ihr Bitcoin, das heute mehrere Millionen Euro wert wäre, verloren haben.” Auf der anderen Seite sei eine Änderung des Protokolls durch die Community, die zu einer Ausweitung der Geldmenge führen könnte, zumindest nicht für alle Zeit auszuschließen. Auch wenn sich die Community da heute weigern würde.

Mythos Nr. 7: Bitcoin-Transaktionen und Bitcoin-Nutzer sind anonym

Dieses Märchen wird sehr gerne erzählt von Leuten, die sich nicht auskennen. Es gibt aber gute Argumente dagegen. Bitcoin ist nicht anonym sondern pseudonym. Man kann jederzeit feststellen, von welchem Konto an welches Konto Bitcoin überwiesen wurden. Lediglich die Besitzer der Konten sind unbekannt. Aber auch nicht immer. “Da aber ein Großteil der Bitcoin-Transaktionen über die Bitcoin-Börsen abgewickelt wird, dürfte die Zahl der anonymen Nutzer tatsächlich überschaubar sein. Auf nahezu allen großen Bitcoin-Börsen kann man nur Bitcoin handeln, wenn man sich zuvor mit dem Personalausweis und manchmal auch mit einem Video-Ident-Verfahren identifiziert hat.”

Fazit: Zu früh, viel zu früh

Der Deutsche-Anaylst Jochen Möbert will sich in Sachen Bitcoin noch nicht festlegen. Das Thema sei zu komplex und Fehleinschätzungen würden überwiegen: “Die potenziell disruptiven Folgen der Blockchain-Technologie sind überwältigend. Aber ähnlich groß ist die Komplexität des Themas. Entsprechend kursieren aktuell viele fragwürdige Analogien und Fehleinschätzungen. Bis die Diskussion differenzierter wird, dürfte noch einige Zeit vergehen. Ebenso dürfte sich die Technologie erst in den nächsten Jahren etablieren. Ob Bitcoin dann noch die dominierende Kryptowährung ist, bleibt abzuwarten.” Bis dahin werden wir wohl noch eine Zeit lang mit den Bitcoin-Mythen leben müssen.

+++ “Bitcoins haben per se keinen Wert” – Erste Bank bringt “Krypto-Basics” +++

⇒ Zum Beitrag der Deutschen Bank


Disclaimer: Dieser Beitrag entstand in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort (BMDW) der Republik Österreich.

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Das Wiener Startup PowerBot automatisiert den physischen Stromhandel an Strombörsen. Damit leistet es einen Beitrag zur Energiewende. CEO Helmut Spindler hat uns vergangenen April mehr über die Technologie erzählt.

Das SaaS-Unternehmen wurde im Jahr 2020 von Felix Diwok, Manuel Giselbrecht und Helmut Spindler gegründet. Mit dem Ziel, Handelsabläufe an den europäischen Strombörsen zu automatisieren und zu verbessern. Und damit die Energiewende voranzutreiben. CEO Spindler war jahrelang als Berater für Energiemarktfragen tätig. Als Spin-off der Energiemarktberatung Inercomp GmbH entstand dann 2020 PowerBot.

Exit an norwegischen Tech-Konzern

Am gestrigen Mittwoch verkündete das Wiener Startup, vom “europäischen Marktführer für Energiesoftware, Volue, offiziell übernommen” worden zu sein. Eine konkrete Summe wird nicht genannt. Gemeinsam habe man sich das Ziel gesetzt, den Markt “im algorithmischen kurzfristigen Stromhandel” anzuführen.

Das Käufer-Unternehmen Volue positioniert sich als Technologielieferant grüner Energie. Das norwegische Unternehmen arbeitet an Lösungen zur Optimierung von Produktion, Handel, Verteilung und Verbrauch von Energie.

Co-Founder Diwok hielt bislang 37,5 Prozent, Spindler und Giselbrecht je 18,74 Prozent. Auch das Partnerunternehmen der Armstrong Consulting GmbH unter Geschäftsführer Roger Armstrong hielt bislang 25,01 Prozent der Firmenanteile.

Schrittweise Integration

Mit dem Kauf des Wiener Energy-Startups soll das bestehende Portfolio von Volue erweitert werden. Die Integration soll Schrittweise erfolgen, ab Jänner 2025 sei die PowerBot-Lösung vollständig in das Volue-Portfolio integriert.

Volue-CEO Trond Straume wird in einem LinkedIn-Post von PowerBot zitiert: „Diese Übernahme ist ein entscheidender Schritt auf unserem Weg, bis 2030 der führende SaaS-Anbieter für das globale Energiesystem zu werden. Die hochmoderne Plattform von PowerBot ergänzt den Volue Algo Trader perfekt, indem sie Quants befähigt und unsere Expansion über Westeuropa hinaus beschleunigt.“

Das Wiener Energy-Startup soll fortan die bestehende Lösung des Käufers – namentlich “Volue Algo Trader Power” ergänzen. Dabei handelt es sich um eine SaaS-Lösungen für den kurzfristigen Stromhandel, kurz für “Intraday”-Stromhandel.

“Keinen besseren Partner”

Wie PowerBot weiter vermeldet, soll die Integration die Entwicklung von traderfreundlichen Benutzeroberflächen und Lösungen für Unternehmen begünstigen. PowerBot wird dabei eng mit dem Team rund um die SaaS-Lösung Volue Algo Trader Power zusammenarbeiten.

Für das PowerBot-Team sei der Exit “nur der nächste wichtige Schritt auf dem Weg des Wachstums”, heißt es. Auch weiterhin soll das bestehende PowerBot-Team, darunter Helmut Spindler, Maximilian Kiessler und Jakob Ahrer, “die Entwicklung des Produkts weiter vorantreiben und für Kontinuität und Innovation sorgen”. Das Startup will indes bereits baldige neue Produkte auf dem Markt verkünden.

Helmut Spindler, CEO von PowerBot, kommentiert: „Wir haben in den letzten Jahren ein unglaubliches Wachstum erlebt, und um weiter zu skalieren und zu internationalisieren, brauchten wir einen starken Partner. Volue ist aufgrund seiner umfassenden Branchenkenntnisse und seiner gemeinsamen Vision die perfekte Wahl. Ich könnte mir keinen besseren Partner vorstellen“.

Stärken kombinieren

Mittlerweile soll das Wiener Energy-Startup über 85 Kunden in 26 Ländern vorweisen. Handeln soll es derzeit an neun Börsen. Das Team sei 25-köpfig und in Wien sitzend. Auch die Zertifizierungen ISO 27001 und SOC2 Typ 2 – beides Zertifizierungen für Cybersicherheit und Datenschutz – weise man vor.

Roland Peetz, SVP von Volue Energy Software, fügt hinzu: „Indem wir unsere Stärken kombinieren, schaffen wir ein unübertroffenes Angebot, das den Anforderungen des sich schnell verändernden Stromhandelsmarktes gerecht wird.“

Aus dem Archiv: PowerBot-CEO Helmut Spindler im Studio

Der PowerBot-CEO und Mitgründer Helmut Spindler war zu Gast im brutkasten Studio.

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