09.11.2022

Binance vor FTX-Übernahme? “Der heutige Tag ist ein Nine Eleven der Krypto-Industrie”

Die eventuelle Übernahme des Kryptoriesen Binance von FTX bewegt aktuell den Markt. Welche Learnings man aus den Entwicklungen ziehen sollte und was das für den regulatorischen Rahmen der Kryptobranche bedeutet, haben Vertreter der österreichischen Kryptoszene dem brutkasten erklärt.
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FTX
Foto: © AdobeStock/ Maurice Norbert

Update (9. November, 22:30 Uhr): Der Deal ist geplatzt.

Update (9. November, 18:50 Uhr): Die FTX-Übernahme von Binance scheint unwahrscheinlicher zu werden. Berichten von Coindesk zufolge soll sich das Unternehmen nach bisheriger Prüfung des Krypto-Handelsplatzes gegen eine Übernahme entschieden haben.


Die Meldungen rund um die drittgrößte Kryptobörse der Welt bewegt aktuell die Branche. Am Dienstag verkündete der Handelsplatz FTX, dass er große Teile seines Unternehmens verkaufen müsste um einen Bankrun und eine damit verbundene Liquiditätskrise zu verhindern. Der Notverkauf sollte an den Konkurrenten Binance gehen, der die mögliche teilweise Übernahme auch via Twitter verkündete. Die Entwicklungen hatten allerdings nicht nur Auswirkungen auf FTX-Kund:innen, sondern auf den gesamten Markt. Die älteste Kryptowährung Bitcoin fiel zwischenzeitlich auf rund 17.000 Dollar – der tiefste Stand seit zwei Jahren. Zum Vergleich: Im November 2021 erreichte Bitcoin sein Allzeithoch von 69.000 Dollar. Und auch der Fear and Greed Index, der die Stimmung am Bitcoin-Markt misst, liegt aktuell beim Wert 29 und damit im “Fear”-Bereich. Andere Währungen zogen nach. So fiel auch die zweitgrößte Kryptowährung Ethereum kurzzeitig auf unter 1.300 Dollar. Der brutkasten hat in der österreichischen Krypto-Szene nachgefragt, was die aktuellen Entwicklungen für Anleger:innen bedeutet, ob der Notverkauf absehbar war und welche Rolle das Thema Regulierung hier spielt. 

“Ein schwarzer Mittwoch” für die Kryptowelt

“Eigentlich sollten wir vor Freude springen”, erklärt Blockchain-Experte Robert Schwertner, alias CryptoRobby, mit Blick auf die Rettungsaktion am Kryptomarkt. Binance rettet FTX vor dem Untergang und Anleger:innen-Kryptowährungen würden dadurch gesichert werden. “FTX ist riesig. In der Bankenbranche nennt man das ‘systemrelevant’. Sogar von einem Lehman-Moment war gestern auf Twitter zu lesen”, beschreibt er seine Beobachtungen. Dennoch erkenne man mit Blick auf die aktuelle Marktsituation, dass nicht alle über die Rettungsaktion glücklich sind. CryptoRobby betitelt den heutigen 9. November 2022 letztendlich als schwarzen Mittwoch für die Branche. Aufgrund des heftigen Absturzes von Bitcoin und Co. auf neue Tiefstwerte, sei der heutige Tag “ein Nine Eleven der Krypto-Industrie”, so Schwertner. 

“Der Tag heute ist für die Kurse natürlich ein Wahnsinn”, bestätigt auch Jonas Jünger, CEO der Kryptoverwahrungsplattform Kiprion, mit Blick auf die Marktentwicklungen. Wie viele Andere habe auch er vor ein paar Tagen vor der Entscheidung gestanden, ob er seine eigenen FTX-Token verkaufen sollte. Nachdem FTX-Founder Bankman-Fried via Twitter versicherte, dass die Funds sicher wären, habe er diesem aber vertraut und nicht verkauft. Sein Learning: Darauf kann man sich überhaupt nicht verlassen. “Meines Erachtens zeigt das, dass man als Anleger:in noch verstärkter darauf achten muss, wo die Token liegen, welche Absicherungen man bekommt, welche Versicherungen es bei der jeweiligen Plattform gibt usw. Man muss sich viel mehr mit der Due-Diligence auseinandersetzen”, meint Jünger. 

Die Krypto-Szene hält zusammen

Dass Binance FTX übernehmen will, ist seiner Meinung nach aber ein starkes Zeichen für die Kryptobranche. Obwohl die Founder von Binance und FTX in der Vergangenheit ihre Konflikte öffentlich auf Twitter ausgetragen hätten, seien sie in diesem Ernstfall über ihren Schatten gesprungen, um im Sinne der Anleger:innen zu handeln. “Wenn die zwei Optionen waren: Entweder FTX geht bankrott, oder FTX wird akquiriert, dann ist die Akquisition die eindeutig bessere Variante für Anleger:innen. Ich bin überzeugt, dass die Branche hier für die Interessen der User:innen gearbeitet hat”, erklärt Jünger im brutkasten-Gespräch.

“Dem Risiko muss man sich bewusst sein”

Blockchain-Experte Andreas Freitag ist unter anderem als Berater für das Krypto-Startup Kiprion tätig und fasst im brutkasten-Interview die für ihn wichtigen Learnings aus der aktuellen Situation am Kryptomarkt zusammen. Eine Börse habe immer ein gewisses Risiko und dementsprechend müssten sich Anleger:innen ebendiesem Risiko bewusst werden, wenn sie in DeFi-Protokolle oder Token von Anbietern investieren. Ein gewisses Grundwissen über verschiedene Assets sei seiner Meinung nach wichtig. “Wenn man bspw. nicht versteht, was der Unterschied zwischen fundamentalen Assets wie Bitcoin oder Ether auf der einen Seite und Token, die auf DeFi-Protokollen basieren, auf der anderen Seite ist, sollte man lieber die Finger davon lassen. Das heißt aber nicht, dass der Mainstream nicht am Kryptomarkt mitmischen kann oder soll. Ich persönlich bin sowieso eher ein Fan von einfachen Krypto-Investments”, meint Freitag.

Woher hat Binance das Geld?

Mit Blick auf den aktuellen Kryptowinter und die schwierigen Zeiten, die viele Krypto-Unternehmen aktuell durchlaufen, äußert sich CryptoRobby allerdings auch skeptisch gegenüber der Rolle von Binance. In der Crypto-Community würde man sich die Frage stellen, woher das Unternehmen das Geld für die FTX-Rettung hat. “Vor drei Wochen geisterte die Meldung durch die Medien, dass Binance-Gründer Changpeng Zhao Elon Musk mit einem 500 Mio Euro Kredit aushilft, um Twitter zu kaufen. Jetzt übernimmt er für mehrere Milliarden Dollar eine marode Krypto-Börse? Während andere Krypto-Börsen unter Druck kommen, bleibt Binance unbeschadet? Das ist schwer zu glauben”, stellt CryptoRobby fest.

Für ihn sei klar, dass in den kommenden Wochen mit einer hohen Volatilität am Krypto-Markt zu rechnen ist. Sollte Binance zudem unter Druck geraten oder gar pleite gehen, wird auch die Kryptowährung Bitcoin heftig unter Druck geraten, ist sich der Blockchain-Experte sicher. “Dann sind Preise von unter 10.000 Euro denkbar”, vermutet er. 

Geht die Marktbereinigung weiter?

Andreas Freitag wirft wiederum einen noch weiteren Blick in die Zukunft und geht davon aus, dass die aktuellen Kursbewegungen für Anleger:innen in ein paar Monaten wieder vergessen sind. Allerdings sei für ihn auch klar, dass FTX nicht die letzte Börse war, die dermaßen unter Druck gerät. “Mir war bewusst, dass Celsius mit dem ganzen DeFi-Wahnsinn nicht das erste und nicht das letzte Unternehmen ist, das explodiert. In diesem Bereich werden wir auch zukünftig noch einige Marktbereinigungen sehen”, so Freitag. 

Jonas Jünger sieht das ein bisschen anders. “Ich glaube nicht, dass FTX irgendetwas mit einer Marktbereinigung zu tun hat. Ich denke, die war schon vorher mit Celsius und Co. abgeschlossen”, so der Gründer. Dass der aktuelle Kryptowinter noch mehrere Jahre anhalten könnte – wie es viele in der Szene vermuten – hoffe er allerdings nicht: “Allein schon im Interesse der Kryptoszene hoffe ich es nicht. Welches Startup würde denn jetzt drei Jahre lang ohne Einnahmen überleben?”

Das bedeutet es für den regulatorischen Rahmen

Mit Blick auf den regulatorischen Rahmen betont Andreas Freitag, dass es sich beim aktuellen Fall von FTX und Binance um kein Regulierungsproblem gehandelt habe. “Ich glaube, das war ein klassischer Bankrun. Es hatte ja scheinbar nichts mit einem Scam bzw. Betrug zu tun, sondern schlichtweg mit einem Abverkauf, der FTX überrollt hat”, erklärt Freitag. Generell würden er und Jonas Jünger das Thema Regulierungen aber sehr positiv sehen. Damit schaffe man eine Rechtssicherheit: “Vielleicht ist Regulierung nicht Teil des Problems, aber sie kann Teil der Lösung sein. Ich persönlich gehe davon aus, dass die Regulierungen durch derartige Ereignisse richtigerweise erhöht werden”, vermutet Jünger. 

Zudem sei jetzt die Monopolstellung der letzten großen Handelsplätze besonders interessant, betont Andreas Freitag im Interview. “Mit Blick auf Monopolgesetze bleibt es spannend, ob es tatsächlich so einfach geht, dass Binance und FTX fusionieren”, stellt er abschließend fest.

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Lympik
Teamfoto: Links: Tom Schwartz, rechts Thomas Peroutka | (c) Lympik

Bereits im Oktober 2022 hat die ESA in Hinblick auf die olympischen Spiele 2024 in Paris und 2026 in Milano-Cortina Förderungen unter dem Motto “Space for Olympic Games” ausgeschrieben. Europäische Startups und KMUs sollten und sollen weiterhin dabei unterstützt werden, erfolgreiche Geschäftsmodelle zu entwickeln, die Weltraumtechnologie nutzen und den olympischen Spielen damit Nutzen bringen.

Das niederösterreichische Startup Lympik hat aus dem Topf eine Förderung im unteren sechsstelligen-Bereich erhalten. Damit möchte man seine Produkte weiterentwickeln und Geschäftsfelder ausweiten. Auch eine Folgeförderung stehe im Raum.

Lympik: Angebot ausbauen

“Meine Idee war von Beginn an, Weltraumtechnologie wie Satellitennavigation und -kommunikation, für den Sport zu nutzen”, erklärt der Gründer von Lympik, Thomas Peroutka, der selbst viele Jahre als Leistungssportler aktiv war. “Begonnen haben wir mit einer neuen Art der digitalen Zeitmessung, dann kamen GPS-Tracking und Videoanalyse dazu. Diese Kombination können wir nun dank der ESA-Förderung schneller und umfangreicher ausbauen.” Aktuell ist das ÖSV-Biathlon-Team der erste Testanwender der neuen Lösung.

“In sechs bis neun Monaten wollen wir so weit sein, dass unsere Lösung für digitale Zeitmessung, GPS-Tracking und Videoanalyse für unterschiedliche Sportarten einsatzbereit ist”, so Peroutka weiter.

Bisher konnten in Sportarten wie Ski Alpin oder Langlauf im Training lediglich die Endzeiten sowie drei bis vier Zwischenzeiten verglichen werden. Mit der Technik von Lympik – brutkasten berichtete – sei eine minutiöse Detailanalyse möglich: Etwa, wer an welcher Stelle auf welcher Linie wie viele Millisekunden gewonnen oder verloren hat oder welche Ausrüstung zum Einsatz kam.

Sensoren

“Durch unsere Lösung stehen nicht nur viel mehr Informationen zur Verfügung, die Teams ersparen sich auch viel Zeit- und Personalaufwand bei der Analyse und noch mehr bei der Auswertung. Während bisher immer eine Person während des Trainings alle Eckpunkte manuell in ein Tablet eingeben musste, geht jetzt alles automatisch”, erklärt Peroutka.

Die Athletinnen und Athleten werden vom Startup dazu mit Sensoren ausgestattet und das Training wird gefilmt. Nach dem Training werden die Videos in eine App geladen und automatisch mit den Daten aus der Zeitmessung und dem GPS-Tracking synchronisiert. Nach wenigen Sekunden stehen die Daten aufgegliedert bereit.

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