22.07.2016

Der Arbeitsplatz im Wandel: Co-Working Spaces vs. Startup-Campus

Unser Gastkommentator Berthold Baurek-Karlic ist der Gründer von Venionaire Capital. In seinem Beitrag für den Brutkasten vergleicht er die internationale mit der österreichischen Coworking-Landschaft. Welche Initiativen haben die Sichtbarkeit des wachsenden Ökosystems in Österreich begünstigt? Und was fehlt dem Standort noch?
/artikel/der-arbeitsplatz-im-wandel-co-working-spaces-vs-startup-campus
© Rene Wallentin: Berthold Baurek-Karlic ist Business Angel, Autor und Gründer von Venionaire Capital.

Das österreichische Startup Ecosystem hat in den letzten Jahren einen ungeheuren Sprint hingelegt, aber wo stehen wir im internationalen Vergleich? TechCrunch beschreibt Österreich als „upcoming early-stage-investment capital of Europe“ und zeigt auf, welche Initiativen die internationale Sichtbarkeit des wachsenden Ökosystems begünstigt haben. Hautnah spürt man das, wenn man einen der Stammtische von AustrianStartups besucht. Gründer und alle die es noch werden wollen als auch Vertreter von Corporates kommen vorbei, um sich inspirieren zu lassen bzw. zur Zusammenarbeit einzuladen, wie zuletzt für die Startup-Challenge „Innovation2Company“.

Beim Start des Stammtischs im Jahr 2013 traf sich noch eine kleine eingeschworene Gruppe, heute sind es hunderte Teilnehmer. Der Stammtisch ist zum etablierten Event-Format herangewachsen. Die Räumlichkeiten der gastgebenden Co-Working Spaces reichen bald nicht mehr aus und der Ruf nach einem Campus nach internationalem Vorbild steht schon lange im Raum. Auf meinen Reisen checke ich gerne in solche Arbeitsplätze ein, da ich so schnell mit dem lokalen Ökosystem in Kontakt komme, gut arbeiten kann und die Dynamik einer Szene spüre.

Coworking in Österreich

Wie aber sieht die Situation in Österreich aus? 2010 wurde Sektor5 (Fläche 600 m2), in dem auch der AustrianStartups Stammtisch stattfindet, gegründet. Ebenfalls 2010 startete der Impact Hub (1.200 m2) in Wien und es folgten eine Anzahl kleinerer Spaces, wie Talent Flow oder auch etwas noblere Lösungen wie von REGUS. Flexible Arbeitsplätze gibt es mittlerweile in der ganzen Stadt. In Graz gibt es wiederum unter anderem die Aula x space (1.847 m2), in Linz das Axis Coworking Loft am Areal der Tabakfabrik (500 m2) und im Westen hat sich das Coworking Salzburg mit 360 m2 Fläche etabliert.

“Was im internationalen Vergleich fehlt, ist ein zentraler Campus, ein ‘Hauptbahnhof’ der Startup-Szene”, meint Berthold Baurek-Karlic, Gründer von Venionaire Capital.


(Unten weiterlesen) Zur Person: Berthold Baurek-Karlic ist Venture Capital Experte, mehrfacher Startup- bzw. Unternehmensgründer und Business Angel. Der 1982 geborene Wiener spezialisierte sich in seiner Karriere früh auf das Risiko- und Wachstumskapitalsegment. 2012 gründete er das Beratungs- und Beteiligungsunternehmen Venionaire Capital. Das Unternehmen begleitet und strukturiert Transaktionen für innovative Technologieunternehmen (Venture Capital) und unterstützt Konzerne in der gezielten Analyse und Übersetzung von Markt- und Technologieentwicklungen sowie in der Umsetzung von Corporate Venture und Innovationsprojekten. Der Unternehmer ist als Lektor am Institut für Innovationsmanagement (IFI) der Johannes Kepler Universität tätig, Generalsekretär des Business Angel Institutes, Blogger und Autor des Buches „Erfolgsgründer – Made in Austria“


 

Was jedoch eindeutig im internationalen Vergleich fehlt, ist ein zentraler Campus, ein „Hauptbahnhof“ der Startup-Szene und eine Anlaufstelle für alle Menschen, die sich mit Innovation auf hohem Niveau beschäftigen wollen. Internationale Beispiele zeigen sehr gut, welche Vorteile derartige Knotenpunkte mit sich bringen. Sie ziehen global tätige Konzerne (IBM, Cisco) ebenso wie führende Technologie-Unternehmen (bei Markteintritt) wie Uber, Tesla oder Deliveroo an und sind auch für wichtige Geldgeber und Acceleratoren interessant.

Internationale Vernetzung fördern

Nun ist eine zentrale Funktion von Co-Working Spaces das Vernetzen seiner Mitglieder. Je breiter und internationaler das Netzwerk, umso besser für die Startups, die per definitionem auf Skalierung ausgerichtet sind. Talent Garden (gegründet in Italien), baut laufend die Zahl seiner Standorte aus und soll Anfang nächsten Jahres bereits an rund 20 Standorten (derzeit sind es 16) in ganz Europa vertreten sein. Bei Talent Garden ist man Teil einer umfassenden Gemeinschaft mit 35.000 Mitgliedern, die offen Erfahrungen teilen und sich gerne gegenseitig unterstützen.

Internationale Player am Co-Working-Markt haben den großen Vorteil, dass sie über ein länderübergreifendes Netzwerk verfügen und somit mehr als nur ein Arbeitsplatz sind – sie bieten Startup-Nomaden vielmehr die Möglichkeit von überall zu arbeiten. „B.Amsterdam“ ist beispielsweise ein Coworking-Space auf einer Fläche von 25.000 m2 in einem ehemaligen IBM-Bürokomplex und versteht sich selbst als Gate in die niederländische und internationale Startup-Community. Der „Tobacco Dock“  in London beherbergt mehr als 100 Startups und das deutsche Betahaus hat große Spaces in Berlin, Hamburg, Barcelona und Sofia aufgebaut.

Mega-Campus

Ein „Mega-Campus“ würde unserem noch kleinteiligen Startup-Ökosystem zu einem erneuten Schub verhelfen. Wir benötigen definitiv noch mehr internationale Sichtbarkeit und müssen den Standort attraktiver machen, nicht zuletzt auch für europäische Corporates, die immer stärker an Programmen zur Zusammenarbeit und Beteiligung an innovativen Startups arbeiten.

Deine ungelesenen Artikel:
16.12.2024

“Die Zeit des Zuwartens ist vorbei”

Nachlese. Wo steht die österreichische Wirtschaft bei künstlicher Intelligenz zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT? Dies diskutieren Doris Lippert von Microsoft und Thomas Steirer von Nagarro in der ersten Folge der neuen brutkasten-Serie "No Hype KI".
/artikel/no-hype-ki-folge-1-nachlese
16.12.2024

“Die Zeit des Zuwartens ist vorbei”

Nachlese. Wo steht die österreichische Wirtschaft bei künstlicher Intelligenz zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT? Dies diskutieren Doris Lippert von Microsoft und Thomas Steirer von Nagarro in der ersten Folge der neuen brutkasten-Serie "No Hype KI".
/artikel/no-hype-ki-folge-1-nachlese
Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer)
Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

Du willst bei "No Hype KI" am Laufenden bleiben?

Trag dich hier ein und du bekommst jede Folge direkt in die Inbox!

„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?


Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.

Die Partner von No Hype KI
Die Partner von No Hype KI
Toll dass du so interessiert bist!
Hinterlasse uns bitte ein Feedback über den Button am linken Bildschirmrand.
Und klicke hier um die ganze Welt von der brutkasten zu entdecken.

brutkasten Newsletter

Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.

Montag, Mittwoch und Freitag

AI Summaries

Der Arbeitsplatz im Wandel: Co-Working Spaces vs. Startup-Campus

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Der Arbeitsplatz im Wandel: Co-Working Spaces vs. Startup-Campus

AI Kontextualisierung

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Der Arbeitsplatz im Wandel: Co-Working Spaces vs. Startup-Campus

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Der Arbeitsplatz im Wandel: Co-Working Spaces vs. Startup-Campus

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Der Arbeitsplatz im Wandel: Co-Working Spaces vs. Startup-Campus

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Der Arbeitsplatz im Wandel: Co-Working Spaces vs. Startup-Campus

AI Kontextualisierung

Was könnte das Bigger Picture von den Inhalten dieses Artikels sein?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Der Arbeitsplatz im Wandel: Co-Working Spaces vs. Startup-Campus

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Personen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Der Arbeitsplatz im Wandel: Co-Working Spaces vs. Startup-Campus

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Organisationen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Der Arbeitsplatz im Wandel: Co-Working Spaces vs. Startup-Campus