08.02.2016

Dell/EMC- Der größte IT Deal in der Geschichte

Bestimmen Hedge-Funds in Zukunft die Unternehmensstrategie großer IT Firmen? Elliott Management treibt EMC in die Hände von Dell. Michael Dell stemmt nach der Übernahme der Dell Inc. den größten IT Deal der Geschichte.
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Wefox arbeitet in Österreich nun mit Die Maklergruppe zusammen. © Fotolia.com
Wefox arbeitet in Österreich nun mit Die Maklergruppe zusammen. © Fotolia.com

Was passiert, wenn sich der milliardenschwere New Yorker Hedge-Fund, Elliott Management etwas mehr als 2% des Aktienkapitals einer Firma kauft? Joe Tucci und das EMC Management Team erfuhren es im Jahr 2015. Elliott war mit diesem Aktienpaket zum fünft größten Aktionär des Speicherherstellers aus Hopkinton, Massachusetts, geworden. Mit der Entwicklung des Aktienpreises nicht zufrieden, setzte Elliott das EMC Management mit ihren Organisationsideen unter Druck. Im Wesentlichen liefen die darauf hinaus, das Kronjuwel der EMC Firmenbeteiligungen, VMware, abzutrennen.

EMC

EMC besitzt den Virtualisierungsspezialisten seit 2004, hält etwa 80% der Aktien und 97% der Stimmrechte daran. Virtualisierung ist eine der Schlüsseltechnologien in der modernen IT Industrie und im zukunftsträchtigen Cloud Computing Business.

VMware

VMware firmiert als eigenes Unternehmen an der Börse und stellte zu diesem Zeitpunkt mit 41 Mrd. US$ etwa 75% des EMC Börsenwertes dar. Dieses Verhältnis beflügelte die Fantasie der Investoren. Nach deren Vorstellungen sollten beide Unternehmen nach einem Spinn off an Wert gewinnen.

EMC wollte sich nicht zu diesem Schritt zwingen lassen. Bei einem Treffen der beiden Parteien vereinbarten sie ein Stillhalteabkommen bis zur Präsentation der Quartalszahlen im Oktober 2015. In der Zeit musste eine Lösung gefunden werden, die Management und Aktionäre zufrieden stellen sollte. In einem Re/code Interview Anfang Oktober 2015, sprach sich David Goulden, CEO der EMC Information Infrastructure, nochmals gegen den Verkauf VMwares aus. Er bezeichnete VMware als fundamental wichtigen Teil der EMC Cloud Strategie. Goulden begründete seine Position damit, dass, wenn beide Firmen gemeinsam bei einem Kunden auftreten, der Erfolg größer ist, als wenn sie getrennt agieren. Im selben Interview spricht er davon, dass die in der EMC Federation zusammengefassten Firmen im Jahr 2015 bisher um 3% gewachsen sind. Er bezeichnet das als einen Erfolg der EMC Strategie, weil, wie er sagt, im selben Zeitraum die direkten Mitbewerber Marktanteile verloren.

Bei der mit Spannung erwarteten Präsentation am 12. Oktober wurde dann schlichtweg die größte IT Übernahme der Geschichte vorgestellt. Der texanische Computerhersteller Dell, hat angekündigt EMC für die Summe von 67 Milliarden US$ übernehmen.

Redaktionstipps

Kosten der Übernahme

Der geplante Kaufpreis von US $33,15 je EMC Aktie, setzt sich aus zwei Komponenten zusammen:

  • Eine Barablöse von US $24,05
  • US $9,10 für eine an den VMware Kurs gekoppelte Tracking Aktie

Damit lag der Kaufpreis zu diesem Zeitpunkt etwa 19% über dem aktuellen Aktienwert. Elliott Management war zufrieden und EMC hatte mit Dell einen strategischen Partner gefunden.

War es der Markt, der nicht so begeistert auf die Übernahme reagierte, oder sind die allgemein schlechteren Wirtschaftsdaten schuld daran, dass sich heute, drei Monate nach der Ankündigung, das Bild anders darstellt?

Der EMC Kurs war im Oktober noch kurzfristig über US $28 gestiegen und liegt heute um US $24. Der VMware Kurs fiel dramatisch um mehr als 35% von US $78 auf unter US $50. Die geplante Tracking Aktie, fällt um den selben Prozentsatz und ist damit weit entfernt von dem im Oktober prognostizierten Wert.

Solange der Kurs von VMware nicht weiter in den Boden rasselt, werden die Aktionäre dem Deal zustimmen. Auch von der Wettbewerbsbehörde ist kein Widerspruch zu erwarten. Damit wird die Übernahme, wie geplant, im Herbst 2016 über die Bühne gehen. EMC ist dann an der NYSE Geschichte und wird zu einer Privatfirma.  Silver Lake Management, die Firma, die Michael Dell bereits bei seinem Rückkauf von Dell Inc neben anderen finanziert hatte, ist auch diesmal an seiner Seite.

Dell wird nach Abschluss der Übernahme Schulden in der Höhe von etwa 45 Mrd US$ haben. Bei steigenden Zinsen birgt das eine Menge Risiko in sich und es wird abzuwarten sein, wie Dell sich dagegen wappnet. David Goulden, CEO von EMC Information Infrastructure, relativiert das aber.

Er meinte, dass EMC für Dividenden und Aktienrückkäufe in den letzten Jahren die selbe Summe ausgab, die sie nun für den Schuldendienst brauchen werde.

Was bringt die Zukunft?

Sofort nach der Bekanntgabe der Übernahme EMCs durch Dell, waren Kommentare billig zu haben. Meg Whitman, CEO der HP Enterprises, sah sie kritisch, da sie gerade das Gegenteil dessen mit HP durchexerziert hatte. HP teilte sich in den Consumer Bereich mit PC und Drucker und in die von ihr geführte Enterprise IT Firma HPE.

Der neue Dell Enterprise Bereich wird sein Hauptquartier am EMC Stammsitz in Hopkinton haben. Die derzeit in der EMC Federation zusammengefassten Firmen, EMC Information Infrastructure, RSA, VCE, Virtustream und VMware, werden um den Dell Server Bereich erweitert. Der geplante Gesamtumsatz soll dann die US $30 Mrd Grenze überschreiten.

Die neue Dell wird damit sicher zu einem der großen Anbieter im Enterprise IT und Cloud Computing Markt neben HPE, IBM und Oracle. Und das war wohl Michael Dells Ziel.

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AI Landscape 2024, Wasner, Hochreiter
(c) Stock.Adobe/GamePixel - Die AI Landscape 2024 ist da.

Die Austrian AI Landscape von Clemens Wasner (EnliteAI, AI Austria) zeigt AI-Startups und -Unternehmen aus der heimischen Startup-Szene. Das Branding dazu wurde von Andreas M. Keck, Kopf und Gründer von “beamr. brand consulting studio” pro-bono durchgeführt. Es ist bereits die insgesamt achte Ausgabe der österreichischen KI-Landschaft.

AI Landscape 2024 wird größer als ihre Vorgänger

“Heuer gibt es 70 neue Unternehmen, ein Novum in dieser Größenordnung. Es ist ein internationales Phänomen, denn die Eintrittsbarriere für die Gründung eines KI-Unternehmens ist gesunken. Ein Grund ist, dass viele Basistechnologien als ‘open source’ verfügbar sind und nicht mehr von Grund auf selbst entwickelt werden müssen”, erklärt Wasner die gestiegene Anzahl an KI-Unternehmen in Österreich.

Besonders im Bereich “Corporate Early Adopters” zeigt sich eine starke Steigerung. “Unternehmen, die teilweise 100 Jahre alt sind, haben eigene AI-Business-Units aufgebaut, eigene Teams zusammengestellt und sind Joint Ventures eingegangen. AI ist schlussendlich in der Realwirtschaft angekommen”, so der AI-Experte weiter.

Die AI Landscape Austria 2024

(c) EnliteAI, AI Austria, Andreas M. Keck (beamr) – Die gesamte Austrian AI Landscape.

Cybersecurity-Bereich steigt

Allgemein ist festzustellen, dass sich – entgegen der letzten Jahre – mehr Firmen mit “Cybersecurity & Defence” beschäftigen. Die Gründe dafür sind, dass es einerseits, wie erwähnt, mehr Open-Source-Modelle gibt, auf die man zurückgreifen kann, ohne selbst Basis-Modelle entwickeln zu müssen. Andererseits hat der Ukraine-Krieg ein Bewusstsein für diese Branche geschaffen.

Die EU hat etwa am 15. März 2024 das Arbeitsprogramm für den European Defence Fund veröffentlicht. Die offizielle Ausschreibung wurde am 20. Juni geöffnet, eine Einreichung war bis zum 5. November 2024 möglich. Diese Ausschreibung war mit 1,1 Milliarden Euro dotiert, wovon 40 Millionen Euro für disruptive Technologien und 67 Millionen Euro für KMU vorgesehen sind.

AI Landscape: GenAI als Treiber

Einen anderen Faktor für die Steigerung der Anzahl an KI-Firmen in Österreich sieht Wasner darin, dass viele Unternehmen in der Vergangenheit auf Automatisierung gesetzt hätten. Belege erkennen, den E-Mail-Posteingang lesen und ins CRM schieben – das sei mit der eigenen Technologie natürlich limitiert gewesen, durch Generative AI und LLMs (Large Language Models) wären nun sehr viele in diesem Bereich tätig. “Das ist etwas, das weltweit parallel passiert”, so Wasner. “Und Chatbots oder Dashboards beinhaltet.”

Auch bemerkenswert ist, dass im Bereich “Life Science” mittlerweile 30 Unternehmen aus Österreich vertreten sind. Für den KI-Experten “wenig verwunderlich”, da es hierzulande mit LISAvienna, INITS und mit dem Science Park Graz gleich drei Ökosysteme gibt, die in diesem Feld “Firmen produzieren”.

Zudem ist der Proptech-Bereich auffällig stark geworden, was wiederum an der Nutzung von LLMs liegt, zum Beispiel wenn es um die Auswertung von Dokumenten rund um Bauprojekte geht. Überall dort, wo man auf unstrukturierte Daten treffe – Baupläne, etc. – sei nun GenAI vermehrt einsatzbar und das ganze Proptech-Feld gehe “durch die Decke”. Insgesamt, so Wasner, gebe es heuer einfach mehrere große Themenfelder in der heimischen AI Landscape.

Beachtlich sei zudem, dass in der KI-Branche wenig Firmen pleite gegangen sind. “Dieses Jahr habe ich im Vergleich zum Vorjahr nur drei, vier Firmen herunternehmen müssen”, sagt er. “Davor waren es rund 30.”

Doch der KI-Experte warnt vor zu großer Euphorie. Er sieht den Moment jetzt als “Ruhe vor dem Sturm” und erwartet eine Konsolidierungswelle für das kommende Jahr. In diesem Sinne prognostiziert er einen Akquise-Trend, der uns bevorsteht. Größere Firmen würden, so seine Einschätzung, Unternehmen aus der Sparte “Operations & Search” aufkaufen, weil sich deren Angebot als replizierbares Business für Dienstleister auszeichne (Knowledge-Management, Bots, Suche mit LLMs).

Mehr Deregulierung, aber…

Was den europäischen Standort betrifft, wünscht sich Wasner mehr Deregulierung, allerdings nicht unbedingt auf der KI-Seite, wie er sagt. Europas KI-Problem liege vor allem im Umstand begründet, dass es hier schwieriger sei, zu gründen bzw. etwa Mitarbeiterbeteiligungen schwerer zu implementieren wären. “In Europa gibt es 27 Rechtsformen bei der Unternehmensgründung, das ist einfach nicht ‘investible'”, sagt er. Auch seien die Finanzierungen zu gering, vor allem dann, wenn man eine KI-Foundation baue. Mistral aus Frankreich wäre da der einzige Ausreißer, was europäische Top-KI-Firmen betreffe.

Als zweiten Punkt nennt Wasner, dass sich die “Compute-Infrastruktur” als zu klein für den europäischen Raum zeige und es von der EU-Seite Investitionen von mindestens 20 Milliarden Euro – wenn nicht mehr – bräuchte, um im KI-Konzert der Großen eine Chance zu haben. Der dritte und letzte Faktor, den Wasner in Sachen Wettbewerbsfähigkeit erwähnt, ist, auf “skilled immigration” zu setzen, um die besten Talente ins Land zu holen, wie er sagt: “Das allerdings geht nur, wenn man die ersten beiden Punkte löst.”

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