15.11.2020

Deja(n)vú: Die Highlights der Woche von Bosek bis KMU Roadshow

Deja(n)vú - die Kolumne von brutkasten-Herausgeber Dejan Jovicevic zu den Highlights der Woche im brutkasten.
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der brutkasten: Deja(n)vú - die Kolumne von der brutkasten-Herausgeber Dejan Jovicevic
(c) der brutkasten: Deja(n)vú - die Kolumne von der brutkasten-Herausgeber Dejan Jovicevic

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

ich melde mich mit meiner wöchentlich angedachten Deja(n)vú-Kolumne wieder zurück. Das ist auch als positives Signal in dieser fordernden Zeit gedacht. 

Wir waren in den vergangenen Monaten sehr fleißig. Bei der Umsetzung von digitalen Events sind wir laut den Software-Anbietern die aktivste Agentur im DACH-Raum und sogar darüber hinaus. Alleine diese Woche haben wir sieben tolle Events (end-to-end) umgesetzt. Das hat mein Zeitbudget und jenes meiner Kollegen Anna Ge und Haris Dervisevic und deren Teams beansprucht. Und diese Teams haben wir in letzter Zeit stark ausgebaut – auch die Organisation und die Infrastruktur mit allem was damit zusammenhängt, etwa Prozessen, Standards uvm. Wir haben auch in unserem journalistischen Kern, als Medium für die GestalterInnen der Zukunft, einige sehr wichtige neue Meilensteine erreicht und in unserem dritten Geschäftszweig, der Jobbörse & Employer Branding Plattform, ein cooles Team unter der Führung von Emanuel Kaspar aufgebaut. Aber zu diesen Updates vom brutkasten ein anderes Mal mehr. Stay tuned! 

Heute möchte ich für euch die letzte Woche mit ein paar Insights Revue passieren lassen.

Ausstieg aus der Komfortzone

Peter Bosek, CEO von Erste Bank Österreich, verabschiedet sich mit Jahresende in Richtung Baltikum. Er hat uns ein ausführliches Interview mit vielen spannenden Einblicken in die Finanz- und Bankenwelt bzw. unsere Wirtschaft gegeben. Wir haben gemeinsam die Auswirkungen der Technologie und der Tech-Player bzw Fintechs auf die Banken analysiert sowie über die Konsolidierung und Eigentümer-Struktur im Bankensektor, wie auch über seinen Neustart im Baltikum gesprochen. Er will es dort einfach noch einmal wissen. Ich konnte ihm auch off-record nichts anderes entlocken: Er steigt aus der Komfortzone aus und beginnt dort bei Null. Der Zeitpunkt passt – beruflich und privat. Die Erste liegt ihm aber sehr am Herzen. Gegen sie anzutreten, schließt er kategorisch aus. Eine Rückkehr? Darüber denkt er nicht nach. Ich halte es für gut möglich, zumal er hier eine große Fangemeinde hat. Sehens- und lesenswert!

Comeback mit Leidenschaft

Andreas Tschas hingegen feiert sein Comeback und baut mit seinem Co-Founder Rainhard Fuchs eine globale Carbon Reduction Plattform auf. Sein ganzes bisheriges Know How fließt hier rein, unternehmerisch und inhaltlich. Ich habe Andi und Rainhard ein paar Mal im Vorfeld getroffen und beobachte sie auch als Büronachbarn an unserem zweiten Standort im Tribespace: Sie brennen für das Thema – da ist eine ordentliche Dynamik dahinter. Sie haben knappe 15 Leute im Team, sie sind laut, omnipräsent, voll am Ball. Man spürt die Leidenschaft. Sie starten mit 50 Kunden und Partnern, haben die Entwicklung selber finanziert und locken auch schon Investoren an. Ich schaffe es gerade nicht, Andi zu fragen wie viel ich hier verraten darf (Redaktionsschluss…), belasse es lieber dabei. Die News (und das Video-Interview) ist übrigens ordentlich eingeschlagen, die Rückmeldungen waren überwältigend. Damit habe ich auch gerechnet. 

EcoTech-Schwerpunkt

Seit dem Jahr 2017 setzen wir einen redaktionellen Schwerpunkt auf das Thema EcoTech, begleiten seitdem das Greenstart-Programm des Klima- und Energiefonds bzw. dessen Partnern mit so gut wie allen Initiativen, die sich bei uns melden. Unseren EcoTech Corner bauen wir sukzessive mit neuen Formaten aus. Auch mit Andi haben wir hier etwas vor, stay tuned.

Unsere Serie “One Change a Week” mit Markus Linder, dem Gründer von Inoqo, ist mir in diesem Zusammenhang ebenso ein Herzensanliegen. Dabei geht es um simple Tipps für jedermann, den eigenen CO2 Abdruck zu reduzieren. Martin Pacher hat das unsererseits in die Hand genommen und produziert mit Markus Top-Content. Sie tüfteln gerade an neuen Formaten und haben schon spannende Studiogäste für künftige Folgen eingeladen. Nächste Woche soll Umweltministerin Leonore Gewessler als Gast ins Studio kommen. Schaut euch die Serie an, es lohnt sich. Markus ist übrigens ein beeindruckender Gründer, dem ich viel zutraue. Er denkt sehr global. Keep an eye on them… 

Start der Tech Talks

Mit Amazon Web Services (AWS) haben wir eine neue Serie begonnen: Die Tech Talks. Wir holen die CTOs, CPOs, Engineers, Dev.Ops & Co vor den Vorhang. Wir gewähren gemeinsam also einen Blick hinter die Tech-Kulissen der Startups, nachdem wir bisher mehr mit den Business Guys & Girls gesprochen haben. Es ist eine super spannende Serie. Parallel mit ihrem Start haben wir einen eigenen Tech Corner auf unserer Website gelauncht. Mein Co-Host, Daniel Zielinski, der bei AWS für Startups zuständig ist, bewährt sich übrigens als echter TV-Shooting Star. Das müsst ihr Euch ansehen. Wir haben unter anderem mit Planradar, Tourradar, Eversports, Warrify und Bitpanda gesprochen. Die Ausstrahlung erfolgt bis Jahresende wöchentlich am Dienstag. 

Deine Welt und Junges (Krypto-)Geld

Unsere beiden externen Kolumnisten Mic Hirschbrich und Niko Jilch sind Woche für Woche ausgesprochen lesenswert. Niko macht tiefgründige Finanz-Analysen, denen wir im Channel “Junges Geld” Raum geben. Der philosophische Technologe Mic Hirschbrich rockt den Channel “Deine Welt” mit seiner gesellschaftspolitisch angehauchten Kolumne “Mic am Montag”. 

Mic meinte gestern in einer Diskussion über Facebook, die Vision eines völlig offenen Netzwerkes sei gescheitert – an den Usern. Einerseits musste man regulativ eingreifen, andererseits habe man damit die Büchse der Pandora geöffnet. Ich hoffe, er vertieft das in seiner Kolumne. Sehr spannende Gedanken – das Thema wäre jedenfalls nicht neu für Mic

Ich darf euch aber auch die Analysen von Wolfgang Fallmann aus der Blockchain und Crypto-Welt sehr ans Herz legen. Zu den Blockchain Themen schreiben auch die Coinpanion-Gründer regelmäßig für uns und bringen spannende Insights. Und gemeinsam mit Alfred Taudes, Wissenschaftlicher Leiter und Koordinator des Austrian Blockchain Center des Forschungsinstituts für Kryptoökonomie an der WU Wien, moderiert Stefan Mey jeden Donnerstag eine Folge der Video-Interviewreihe “Blockchain in Real Life”: Wie der Namen schon sagt, werden hier Blockchain-Projekte aus dem echten Leben präsentiert.

Podcast gestartet – KMU Roadshow vor Start

Vor wenigen Wochen haben wir zudem einen redaktionellen Podcast gestartet: “Editor’s Choice” erscheint jeden Mittwoch, die Redaktion debattiert hier über die drei wichtigsten Neuigkeiten der bisherigen Woche. Ein Pflichtprogramm für alle, die auch unterwegs up-to-date bleiben wollen!

Und last but not least steht noch die brutkasten KMU-Roadshow 2020 vor der Türe, die als digitale Eventreihe vom 17. November 2020 bis zum 19. Jänner 2021 in die zweite Runde geht. Letztes Jahr waren wir mit 9 Events in jedem Bundesland unterwegs. Damit wollen wir den KMU helfen, ihre unternehmerische Zukunft zu gestalten, sich untereinander, mit Startups und Corporates zu vernetzen, auszutauschen und Synergien zu suchen. KMU sollen so neue Technologien kennenlernen, um ihre bisherigen Geschäftsfelder zu erweitern. Startups wiederum erschließen für ihre innovativen Produkte und Dienstleistungen neue Vertriebskanäle. 

Mehr dazu auf unserer Website kmu-gestalten.at/. Kurz vorweg: Auch heuer wird es wieder ein eigenes Matchmaking hosted by aws Connect geben. Bereits bei unserer KMU-Roadshow im letzten Jahr konnten wir so unzählige Kooperationsgespräche erfolgreich umsetzen. Mit dieser Expertise wollen wir mit der KMU-Roadshow 2020 den nächsten Schritt gehen, um Unternehmerinnen und Unternehmern in wirtschaftlich sehr herausfordernden Zeiten zur Seite zu stehen!

Soviel für diese Woche. Nächste Woche suche ich mir vielleicht ein Thema der Woche aus und vertiefe es für Euch!

Herzlich,

FEuer Dejan

Herzlich,
Euer Dejan

Deine ungelesenen Artikel:
03.02.2025

KI in Europa: “Müssen aggressiv reingehen, um unseren Wohlstand zu halten”

Was braucht es, damit Österreich und Europa bei künstlicher Intelligenz nicht zurückfallen? Diese Frage diskutierten Hermann Erlach (Microsoft), Marco Porak (IBM), Peter Ahnert (Nagarro) und Jeannette Gorzala in der vorerst letzten Folge der brutkasten-Serie "No Hype KI".
/artikel/no-hype-ki-folge-6
03.02.2025

KI in Europa: “Müssen aggressiv reingehen, um unseren Wohlstand zu halten”

Was braucht es, damit Österreich und Europa bei künstlicher Intelligenz nicht zurückfallen? Diese Frage diskutierten Hermann Erlach (Microsoft), Marco Porak (IBM), Peter Ahnert (Nagarro) und Jeannette Gorzala in der vorerst letzten Folge der brutkasten-Serie "No Hype KI".
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Peter Ahnert, Hermann Erlach, Marco Porak und Jeannette Gorzala
Peter Ahnert, Hermann Erlach, Marco Porak und Jeannette Gorzala | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM AustriaIBMITSVMicrosoftNagarroRed Hat und Universität Graz.


Wo stehen wir wirklich, was die Adaption von künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft angeht? Diese Frage zu beantworten war eines der Ziele der Serie “No Hype KI“, die brutkasten anlässlich des zweijährigen Bestehens von ChatGPT gestartet hat. Die ersten fünf Folgen beleuchten unterschiedliche Aspekte des Themas und lieferten eine Bestandsaufnahme.

Im Staffelfinale, der sechsten Folge, war der Blick dann in Richtung Zukunft gerichtet. Dazu fanden sich die Österreich-Chefs von Microsoft und IBM, Hermann Erlach und Marco Porak, sowie Nagarros Big Data & AI Practice Lead für Central Europe, Peter Ahnert, und KI-Expertin Jeannette Gorzala, die auch Mitglied des KI-Beirats der österreichischen Bundesregierung ist, im brutkasten-Studio ein.

“Der Hype ist weg und das ist eine gute Sache”

Eine der Erkenntnisse der Serie: Unternehmen und Institutionen verabschieden sich von überschwänglichen Erwartungen und sehen sich stattdessen an, wie KI tatsächlich in der Praxis eingesetzt wird. „Der Hype ist weg und das ist eine gute Sache, weil jetzt kann man auf den Use Case gehen“, sagt Hermann Erlach, General Manager von Microsoft Österreich, im Videotalk. Er vergleicht den aktuellen Reifegrad von KI mit dem Beginn einer langen Reise: „Wenn ich so eine Reise angehe, dann brauche ich ein Ziel, einen Plan und Mitreisende. Alleine macht das wenig Spaß.“

Auch Marco Porak, General Manager von IBM in Österreich, schlägt in eine ähnliche Kerbe. Er sieht das abgelaufene Jahr als eine Phase der Erkenntnis. Den Status Quo bei KI in Österreichs Unternehmen beschreibt er im Talk folgendermaßen: “Wir haben allerorts sehr viel ausprobiert, sind vielleicht da und dort auf die Nase gefallen”. Gleichzeitig habe es auch “schöne Erfolge” gegeben. Für Porak ist klar: “Die Frage der Stunde lautet: Wie machen wir jetzt von hier weiter?“

AI Act: “Jetzt müssen wir ins Tun kommen”

Ein großes Thema dabei ist der AI Act der EU. Jeannette Gorzala, Gründerin von Act.AI.Now, plädiert für eine pragmatische Haltung gegenüber der EU-Verordnung: “Der AI-Act ist ein Faktum, er ist da. Jetzt müssen wir ins Tun kommen.” Sie sieht in dem Regelwerk einen Wegweiser: “Wir müssen die entsprechenden Kompetenzen aufbauen und die Möglichkeiten nutzen, die diese Regulierung bietet. Das ist der Reiseplan, den wir brauchen.”

Auch Marco Porak sieht den AI Act positiv: „Er hat nicht die Algorithmen reguliert, sondern gesagt, was wir in Europa gar nicht wollen, etwa Sozialpunktesysteme oder Gesichtserkennung in Echtzeit.“ So entstehe für Unternehmen im globalen Wettbewerb ein Vorteil, wenn sie ihre KI-Anwendung nach europäischen Maßstäben zertifizieren lassen: „Das ist wie ein Gütesiegel.“

“Müssen positiv aggressiv reingehen, um unseren Wohlstand zu halten”

Hermann Erlach von Microsoft bezeichnet den Ansatz des AI Act ebenfalls als “gut”, betont aber gleichzeitig, dass es jetzt auf die Umsetzung von KI-Projekten ankomme: “Wir haben eine Situation, in der jedes Land an einem neuen Startpunkt steht und wir positiv aggressiv reingehen müssen, um unseren Wohlstand zu halten.”

Peter Ahnert sieht dabei auch ein Problem in der öffentlichen Wahrnehmung: KI werde tendenziell nicht nur zu klein gedacht, sondern meist auch in Zusammenhang mit Risiken wahrgenommen: “Es werden die Chancen nicht gesehen.” Woran liegt es? “Zu einem erheblichen Teil daran, dass noch zu wenig Bildung und Aufklärung an dem Thema da ist. In Schulen, in Universitäten, aber auch in Unternehmen und in der öffentlichen Hand.” Hier müsse man ansetzen, sagt der Nagarro-Experte.

Jeannette Gorzala sieht das ähnlich: “Bildung und Kompetenz ist das große Thema unserer Zeit und der zentrale Schlüssel.” Verstehe man etwas nicht, verursache dies Ängste. Bezogen auf KI heißt das: Fehlt das Verständnis für das Thema, setzt man KI nicht ein. Die Opportunitätskosten, KI nicht zu nutzen, seien aber “viel größer” als das Investment, das man in Bildung und Governance tätigen müssen. “Natürlich ist es ein Effort, aber es ist wie ein Raketenstart”, sagt Gorzala.

IBM-Programm: “Die Angst war weg”

Wie das in der Praxis funktionieren kann, schilderte IBM-Chef Porak mit einem Beispiel aus dem eigenen Unternehmen. IBM lud weltweit alle Mitarbeitenden zu einer KI-Challenge, bei der Mitarbeiter:innen eigene KI-Use-Cases entwickelten, ein – mit spürbaren Folgen: “Die Angst war weg.” Seine Beobachtung: Auch in HR-Teams stieg die Zufriedenheit, wenn sie KI als Assistenz im Arbeitsablauf nutzen. “Sie können sich auf die komplexen Fälle konzentrieren. KI übernimmt die Routine.”

Microsoft-Chef Erlach warnt auch davor, das Thema zu stark unter Bezug auf rein technische Skills zu betrachten: “Die sind notwendig und wichtig, aber es geht auch ganz viel um Unternehmens- und Innovationskultur. Wie stehen Führungskräfte dem Thema AI gegenüber? Wie steht der Betriebsrat dem Thema AI gegenüber?”, führt er aus.

Venture Capital: “Müssen in Europa ganz massiv was tun”

Soweit also die Unternehmensebene. Einen große Problemstelle gibt es aber noch auf einem anderen Level: Der Finanzierung von Innovationen mit Risikokapital. “An der Stelle müssen wir in Europa ganz massiv was tun”, merkte Ahnert an. Er verwies auf Beispiele wie DeepMind, Mistral oder Hugging Face, hinter denen jeweils europäische Gründer stehen, die aber in den USA gegründet, ihre Unternehmen in die USA verkauft oder zumindest vorwiegend aus den USA finanziert werden.

Der Nagarro-Experte verwies dazu auf eine Studie des Applied AI Institute, für die Startups aus dem Bereich generative KI zu den größten Hürden, mit denen sie es zu tun haben, befragt wurden. “51 Prozent haben Funding genannt. Weit abgeschlagen an zweiter Stelle mit 24 Prozent erst kam die Regulierung und unter 20 Prozent waren Themen wie Fachkräftemangel oder Zugang zu Compute Power.” Ahnerts Appell: “Bei dem Thema Finanzierung müssen wir was tun, damit wir in der nächsten Welle an der Spitze sind.”

Erlach: Adaption entscheidend

Letztlich sei aber vielleicht gar nicht so entscheidend, wo eine Technologie produziert werde, argumentierte Hermann Erlach von Microsoft. Denn es komme auf die Adaption an: “Vielleicht ist die Diskussion Europa vs. Amerika in Teilbereichen die falsche.” Die wichtigere Frage sei also: “Wie adaptiere ich diese Technologie möglichst schnell, um meinen Wohlstand zu erhöhen?”

Marco Porak ergänzt: “Ganz, ganz wesentlich ist Mut. Ganz, ganz wesentlich ist unsere kulturelle Einstellung zu dem Thema.” Man müsse die Chancen sehen und weniger das Risiko. In der Regulatorik könne man dies begleiten, indem man Anreize schafft. “Und ich glaube, wenn wir das als Österreich mit einem großen Selbstbewusstsein und auch als Europa mit einem großen Selbstbewusstsein machen, dann haben wir in fünf Jahren eine Diskussion, die uns durchaus stolz machen wird.”


Die gesamte Folge ansehen:


Die Nachlesen der bisherigen Folgen:

Folge 1: “No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?”

Folge 2: “Was kann KI in Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten?”

Folge 3: “Der größte Feind ist Zettel und Bleistift”: Erfolgsfaktoren und Herausforderungen in der KI-Praxis”

Folge 4: KI-Geschäftsmodelle: “Wir nutzen nur einen Bruchteil dessen, was möglich ist”

Folge 5: Open Source und KI: “Es geht nicht darum, zu den Guten zu gehören”


Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.

No Hype KI

03.02.2025

KI in Europa: “Müssen aggressiv reingehen, um unseren Wohlstand zu halten”

Was braucht es, damit Österreich und Europa bei künstlicher Intelligenz nicht zurückfallen? Diese Frage diskutierten Hermann Erlach (Microsoft), Marco Porak (IBM), Peter Ahnert (Nagarro) und Jeannette Gorzala in der vorerst letzten Folge der brutkasten-Serie "No Hype KI".
03.02.2025

KI in Europa: “Müssen aggressiv reingehen, um unseren Wohlstand zu halten”

Was braucht es, damit Österreich und Europa bei künstlicher Intelligenz nicht zurückfallen? Diese Frage diskutierten Hermann Erlach (Microsoft), Marco Porak (IBM), Peter Ahnert (Nagarro) und Jeannette Gorzala in der vorerst letzten Folge der brutkasten-Serie "No Hype KI".
Peter Ahnert, Hermann Erlach, Marco Porak und Jeannette Gorzala
Peter Ahnert, Hermann Erlach, Marco Porak und Jeannette Gorzala | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM AustriaIBMITSVMicrosoftNagarroRed Hat und Universität Graz.


Wo stehen wir wirklich, was die Adaption von künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft angeht? Diese Frage zu beantworten war eines der Ziele der Serie “No Hype KI“, die brutkasten anlässlich des zweijährigen Bestehens von ChatGPT gestartet hat. Die ersten fünf Folgen beleuchten unterschiedliche Aspekte des Themas und lieferten eine Bestandsaufnahme.

Im Staffelfinale, der sechsten Folge, war der Blick dann in Richtung Zukunft gerichtet. Dazu fanden sich die Österreich-Chefs von Microsoft und IBM, Hermann Erlach und Marco Porak, sowie Nagarros Big Data & AI Practice Lead für Central Europe, Peter Ahnert, und KI-Expertin Jeannette Gorzala, die auch Mitglied des KI-Beirats der österreichischen Bundesregierung ist, im brutkasten-Studio ein.

“Der Hype ist weg und das ist eine gute Sache”

Eine der Erkenntnisse der Serie: Unternehmen und Institutionen verabschieden sich von überschwänglichen Erwartungen und sehen sich stattdessen an, wie KI tatsächlich in der Praxis eingesetzt wird. „Der Hype ist weg und das ist eine gute Sache, weil jetzt kann man auf den Use Case gehen“, sagt Hermann Erlach, General Manager von Microsoft Österreich, im Videotalk. Er vergleicht den aktuellen Reifegrad von KI mit dem Beginn einer langen Reise: „Wenn ich so eine Reise angehe, dann brauche ich ein Ziel, einen Plan und Mitreisende. Alleine macht das wenig Spaß.“

Auch Marco Porak, General Manager von IBM in Österreich, schlägt in eine ähnliche Kerbe. Er sieht das abgelaufene Jahr als eine Phase der Erkenntnis. Den Status Quo bei KI in Österreichs Unternehmen beschreibt er im Talk folgendermaßen: “Wir haben allerorts sehr viel ausprobiert, sind vielleicht da und dort auf die Nase gefallen”. Gleichzeitig habe es auch “schöne Erfolge” gegeben. Für Porak ist klar: “Die Frage der Stunde lautet: Wie machen wir jetzt von hier weiter?“

AI Act: “Jetzt müssen wir ins Tun kommen”

Ein großes Thema dabei ist der AI Act der EU. Jeannette Gorzala, Gründerin von Act.AI.Now, plädiert für eine pragmatische Haltung gegenüber der EU-Verordnung: “Der AI-Act ist ein Faktum, er ist da. Jetzt müssen wir ins Tun kommen.” Sie sieht in dem Regelwerk einen Wegweiser: “Wir müssen die entsprechenden Kompetenzen aufbauen und die Möglichkeiten nutzen, die diese Regulierung bietet. Das ist der Reiseplan, den wir brauchen.”

Auch Marco Porak sieht den AI Act positiv: „Er hat nicht die Algorithmen reguliert, sondern gesagt, was wir in Europa gar nicht wollen, etwa Sozialpunktesysteme oder Gesichtserkennung in Echtzeit.“ So entstehe für Unternehmen im globalen Wettbewerb ein Vorteil, wenn sie ihre KI-Anwendung nach europäischen Maßstäben zertifizieren lassen: „Das ist wie ein Gütesiegel.“

“Müssen positiv aggressiv reingehen, um unseren Wohlstand zu halten”

Hermann Erlach von Microsoft bezeichnet den Ansatz des AI Act ebenfalls als “gut”, betont aber gleichzeitig, dass es jetzt auf die Umsetzung von KI-Projekten ankomme: “Wir haben eine Situation, in der jedes Land an einem neuen Startpunkt steht und wir positiv aggressiv reingehen müssen, um unseren Wohlstand zu halten.”

Peter Ahnert sieht dabei auch ein Problem in der öffentlichen Wahrnehmung: KI werde tendenziell nicht nur zu klein gedacht, sondern meist auch in Zusammenhang mit Risiken wahrgenommen: “Es werden die Chancen nicht gesehen.” Woran liegt es? “Zu einem erheblichen Teil daran, dass noch zu wenig Bildung und Aufklärung an dem Thema da ist. In Schulen, in Universitäten, aber auch in Unternehmen und in der öffentlichen Hand.” Hier müsse man ansetzen, sagt der Nagarro-Experte.

Jeannette Gorzala sieht das ähnlich: “Bildung und Kompetenz ist das große Thema unserer Zeit und der zentrale Schlüssel.” Verstehe man etwas nicht, verursache dies Ängste. Bezogen auf KI heißt das: Fehlt das Verständnis für das Thema, setzt man KI nicht ein. Die Opportunitätskosten, KI nicht zu nutzen, seien aber “viel größer” als das Investment, das man in Bildung und Governance tätigen müssen. “Natürlich ist es ein Effort, aber es ist wie ein Raketenstart”, sagt Gorzala.

IBM-Programm: “Die Angst war weg”

Wie das in der Praxis funktionieren kann, schilderte IBM-Chef Porak mit einem Beispiel aus dem eigenen Unternehmen. IBM lud weltweit alle Mitarbeitenden zu einer KI-Challenge, bei der Mitarbeiter:innen eigene KI-Use-Cases entwickelten, ein – mit spürbaren Folgen: “Die Angst war weg.” Seine Beobachtung: Auch in HR-Teams stieg die Zufriedenheit, wenn sie KI als Assistenz im Arbeitsablauf nutzen. “Sie können sich auf die komplexen Fälle konzentrieren. KI übernimmt die Routine.”

Microsoft-Chef Erlach warnt auch davor, das Thema zu stark unter Bezug auf rein technische Skills zu betrachten: “Die sind notwendig und wichtig, aber es geht auch ganz viel um Unternehmens- und Innovationskultur. Wie stehen Führungskräfte dem Thema AI gegenüber? Wie steht der Betriebsrat dem Thema AI gegenüber?”, führt er aus.

Venture Capital: “Müssen in Europa ganz massiv was tun”

Soweit also die Unternehmensebene. Einen große Problemstelle gibt es aber noch auf einem anderen Level: Der Finanzierung von Innovationen mit Risikokapital. “An der Stelle müssen wir in Europa ganz massiv was tun”, merkte Ahnert an. Er verwies auf Beispiele wie DeepMind, Mistral oder Hugging Face, hinter denen jeweils europäische Gründer stehen, die aber in den USA gegründet, ihre Unternehmen in die USA verkauft oder zumindest vorwiegend aus den USA finanziert werden.

Der Nagarro-Experte verwies dazu auf eine Studie des Applied AI Institute, für die Startups aus dem Bereich generative KI zu den größten Hürden, mit denen sie es zu tun haben, befragt wurden. “51 Prozent haben Funding genannt. Weit abgeschlagen an zweiter Stelle mit 24 Prozent erst kam die Regulierung und unter 20 Prozent waren Themen wie Fachkräftemangel oder Zugang zu Compute Power.” Ahnerts Appell: “Bei dem Thema Finanzierung müssen wir was tun, damit wir in der nächsten Welle an der Spitze sind.”

Erlach: Adaption entscheidend

Letztlich sei aber vielleicht gar nicht so entscheidend, wo eine Technologie produziert werde, argumentierte Hermann Erlach von Microsoft. Denn es komme auf die Adaption an: “Vielleicht ist die Diskussion Europa vs. Amerika in Teilbereichen die falsche.” Die wichtigere Frage sei also: “Wie adaptiere ich diese Technologie möglichst schnell, um meinen Wohlstand zu erhöhen?”

Marco Porak ergänzt: “Ganz, ganz wesentlich ist Mut. Ganz, ganz wesentlich ist unsere kulturelle Einstellung zu dem Thema.” Man müsse die Chancen sehen und weniger das Risiko. In der Regulatorik könne man dies begleiten, indem man Anreize schafft. “Und ich glaube, wenn wir das als Österreich mit einem großen Selbstbewusstsein und auch als Europa mit einem großen Selbstbewusstsein machen, dann haben wir in fünf Jahren eine Diskussion, die uns durchaus stolz machen wird.”


Die gesamte Folge ansehen:


Die Nachlesen der bisherigen Folgen:

Folge 1: “No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?”

Folge 2: “Was kann KI in Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten?”

Folge 3: “Der größte Feind ist Zettel und Bleistift”: Erfolgsfaktoren und Herausforderungen in der KI-Praxis”

Folge 4: KI-Geschäftsmodelle: “Wir nutzen nur einen Bruchteil dessen, was möglich ist”

Folge 5: Open Source und KI: “Es geht nicht darum, zu den Guten zu gehören”


Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.

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