09.08.2019

Zukunft für DealMatrix: “Wir betrachten das Projekt nicht als gescheitert”

Gründer Christoph Drescher verlässt das Wiener Startup DealMatrix. Seine Anteile gehen an Venionaire Capital und die Ertler Holding bzw. an Bestandsinvestoren im Hintergrund. Wir sprachen im Interview mit Berthold Baurek-Karlic von Venionaire Capital über Hintergründe und weitere Pläne.
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Interview mit Venionaire CEO Berthold Baurek-Karlic zur Umstrukturierung bei DealMatrix - Coronakrise, Covid-19 und Startup-Bewertungen
(c) Fabian Greiler: Venionaire CEO Berthold Baurek-Karlic

Wie gestern bekannt wurde, gibt es beim Wiener Startup DealMatrix eine massive Umstrukturierung. Die Kunden der Dealscreening- und Innovations-Scouting-Plattform werden im Rahmen eines Asset-Deals von der startup300-Tochter JFDI mit der Marke Pioneers Digital übernommen. Gründer Christoph Drescher verlässt das Unternehmen, das ursprünglich als Ausgründung von Venionaire Capital gestartet hatte. Seine Anteile gehen an Venionaire Capital und die Ertler Holding – im Hintergrund gibt es eine Reihe von weiteren Investoren. Aus Verlustvorträgen in den Jahresabschlüssen lässt sich ableiten, dass im Laufe der Zeit zumindest Kapital in mittlerer sechsstelliger Höhe in das Startup geflossen ist.

Das Unternehmen soll weitergeführt werden. Wir sprachen mit Venionaire-CEO Berthold Baurek-Karlic über Hintergründe der aktuellen Entwicklungen und weitere Pläne.

+++ Fokus-Channel: Corporate Innovation +++


Im Laufe der Zeit wurde zumindest ein mittlerer sechsstelliger Betrag investiert. Haben die Investoren bei DealMatrix Geld verloren?

Ich bin Privat und mit Venionaire stark bei DealMatrix investiert und habe somit natürlich ein großes Interesse, Verluste zu vermeiden. Und ich denke, das wird uns gelingen. Wir betrachten das Projekt jedenfalls nicht als gescheitert. Der Verkauf der Assets hat Sinn gemacht und war der richtige Schritt. Wir werden mit gegebener Ruhe das Unternehmen weiterführen und Konzepte für eine neue Positionierung mit neuen Produkten diskutieren. Ein paar Ideen liegen bereits vor.

Wie seid ihr mit Christoph Drescher übereingekommen? Was ist der Deal?

Christoph hat aus DealMatrix alles rausgeholt, was er konnte und er hat auch erkannt das es Zeit ist, zu konsolidieren. Pioneers war offen, wir waren einverstanden und damit war alles klar. Wir haben einen Deal strukturiert, alle Investoren ins Boot geholt und lassen Christoph zu seinem nächsten Venture weiterziehen. Zu dem Deal selbst haben wir aber vereinbart, keine Details zu veröffentlichen.

Warum habt ihr nicht auf Wachstum gesetzt und Kapital nachgelegt?

Wir haben lange versucht, mit der Software-Lösung unsere Nische zu besetzen – für einen Venture Case gibt der Markt mit so vielen kleinen Konkurrenten aber nicht genug her. Ein Zusammenschluss, eine Konsolidierung ist damit logisch gewesen. Hätten wir – wie PitchBook oder CB Insights – auf Daten gesetzt, würde die Welt vielleicht anders aussehen. In Europa wäre man aber wahrscheinlich auch mit diesem Marktsegment nicht weit gekommen – in den USA ist der lokale Markt einfach reifer und deutlich größer.

Christoph hat uns aber gesagt, es habe “unterschiedliche strategische Meinungen zum Markt zwischen den Investoren und dem Gründer-Team” gegeben. Eine Anschlussfinanzierungsrunde sei ausgeblieben. War das der Grund für seinen Ausstieg?

Nein absolut nicht. Ernsthafte Finanzierungsgespräche liegen längere Zeit zurück – damals haben wir alle schlicht erkannt, dass der reine Software-Case – ohne Consulting – kein Venture Case ist. Die Investoren haben dann selbst mehrfach nachgelegt und Christoph Stabilität für weitere Schritte gegeben.

Consulting hätte man zwar solide machen können, das Geschäft ist aber schwieriger als es scheint. Hier haben wir erkannt, dass der Markt zu wenige Kunden für zu viele Anbieter hat. Sogar die Wirtschaftskammer ist etwa in diesem Bereich ein Wettbewerber mit einer Reihe von Formaten. Es war daher nur eine Frage der Zeit, bis es hier zu Konsolidierungen kommt – die Gespräche dazu führen wir ja auch schon länger.

Zur Strategie selbst haben wir Jahre lang regelmäßig einen Diskurs geführt. Das ist ja nichts außergewöhnliches. Wir haben immer einen Konsens gefunden, dabei größtenteils die Empfehlungen von Christoph aufgegriffen – er war ja als Gründer die treibende Kraft bei DealMatrix.

In den letzten Monaten haben wir das Geschäft stark zurückgefahren. Die Investoren haben immer wieder Liquidität bereitgestellt, um die Firma zu stabilisieren. Wir sind immer hinter dem Gründer gestanden und stehen auch heute noch hinter ihm. Wir haben es sehr bedauert, das er das Unternehmen verlassen wollte – auch wenn ich persönlich verstehe, dass er weiterziehen will. Wir Danken ihm sehr für alles was er geleistet hat und werden sicher freundschaftlich verbunden bleiben.

Ihr übernehmt jetzt. Welche Assets bleiben in der Gesellschaft und wie schätzt ihr den Wert ein?

Assets verbleiben viele in der Firma, da ja “nur” die Kunden der Deal-Analyse-Plattform migriert werden. Der Wert ist dennoch schwer zu beziffern. Was bleibt ist Global Pitch, das Know-how, die Kontakte zu den Eventveranstaltern, die Marke, die Investoren-Datenbank mit tausenden Kontakten und durchaus nicht zu vernachlässigende Verlustvorträge der Gesellschaft. Alles in allem sind das einige Assets.

Wird die Software also weiter bestehen bleiben?

Ja und nein. Das gratis Produkt “Score” für Pitch-Events werden wir weiter anbieten, solange es geht. Wir sehen aber kein Potential für eine eigenständige Deal-Analyse-Lösung. Im Gegenteil sind wir sehr glücklich, dass die Kunden von Pioneers Digital übernommen werden. Wir haben selbst als Pioniere im Softwaremarkt für Venture Capital bzw. Corporate Startup Innovation begonnen – so wurde DealMatrix geboren. Der Markt ist allerdings eben begrenzt.

Und was passiert mit Global Pitch?

Global Pitch hat sich als virtuelles Format mehrfach bewiesen. Der Ansatz des Projekts ist extrem innovativ gewesen. Eine Weiterführung können wir uns prinzipiell vorstellen. Die Projektmanagerin hinter Global Pitch haben wir weiterhin im Unternehmen. Wir würden aktuell aber sicher auch Kaufangebote für das Format prüfen.

Ihr habt viele Erfahrungen, Daten und Kontakte gesammelt – wie könnt ihr diese zukünftig nutzen?

Was man lernt, kann einem niemand nehmen, soviel ist sicher. Christoph Drescher ist ein toller Gründer und ein unermüdlicher Verkäufer, der Jahre lang auf allen Startup-Events vertreten war. Diese Erfahrung kann ihm keiner nehmen und er wird mit seinem nächsten Venture sicher sehr erfolgreich.

Wir haben als aktiver Inkubationspartner auch viel gelernt und ein paar Nischen entdeckt, die wir uns nun näher ansehen. Potenzial in der Marke sehen wir jedenfalls und wir werden versuchen, darauf aufzubauen.

Du sprichst von Potenzial. Wie beurteilt ihr den Markt in diesem Bereich generell? Womit kann man noch Geschäft machen?

Wie gesagt, es gibt heute einige Software-Lösungen für Innovationsmanager, Dealflow-Management, Fundraising und Co.. Die Bereitschaft, für diese Lösungen zu zahlen, ist jedoch auf Corporate Venture bzw. Innovation und professionelle Fonds beschränkt. Mit Lizenzen wird man hier nicht reich, das Beratungsgeschäft on-top macht aber Sinn. Pioneers ist genau hier gut aufgestellt. Wir gehen hingegen stärker in Richtung Fondsmanagement und M&A in der Venionaire Gruppe.

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Klagenfurt, Baurek-Karlic, Startup-Hub
(c) Wilke/Stock.Adobe/disq - Berthold Baurek-Karlic, Vorstandsvorsitzender der Venionaire Capital AG.

“Österreich ist ein Forschungs-, aber kein Innovationsstandort. Viele erfolgreiche Gründer wandern nach ihrer Ausbildung ab und werden in anderen Ländern frenetisch empfangen”, meint Berthold Baurek-Karlic, Vorstandsvorsitzender der Venionaire Capital AG und 2023 Austrian Business Angel of the Year.

“Klagenfurt begünstigt Wachstum”

Bürokratische Hürden und Rahmenbedingungen, die sowohl Gründer als auch Investoren abschrecken, würden zu den weit verbreitetsten Gründen dafür gehören. “Ich darf mich nicht wundern, dass nichts wächst, wenn ich die Blumensamen auf Beton werfe”, so Baurek-Karlic, der mit dieser Aussage auf die Rahmenbedingungen anspielt. Die Kärntner Landeshauptstadt Klagenfurt hätte in den letzten Jahren Akzente gesetzt, die jedoch ein solches Wachstum begünstigen würden.

Als Beispiel dient etwa das EU-Projekt InvestCEC, das Venionaire Capital gemeinsam mit den Stadtwerken Klagenfurt umsetzt. Darin werden die neuesten Innovationen und Technologien rund um die Kreislaufwirtschaft in Klagenfurt getestet – um dann den Weg in die Metropolen dieser Welt zu finden, wie es heißt.

“Ziel ist es, innovative Kreislaufwirtschafts-Startups zu unterstützen. Klagenfurt profitiert als Pilotstadt von den neuesten Technologien rund um die Kreislaufwirtschaft und ist damit anderen Städten Jahre voraus. Das bringt wiederum auch neue Unternehmen in die Region. Weiters wurde an der Universität Klagenfurt ein Lehrstuhl für Circular Economy eingerichtet. Ein klares Bekenntnis dafür, dass hier Forschung und Innovation stattfinden soll”, erläutert Baurek-Karlic.

Climate Tech, Künstliche Intelligenz und Space Tech

Rene Cerne, Gemeinderat und Vorsitzender des Finanz- und Beteiligungsausschusses der Stadt Klagenfurt sieht das Projekt ebenfalls als Chance: “Wir müssen Klagenfurt als Standort für mehr Startups in den Bereichen Climate Tech, Künstliche Intelligenz und Space Tech attraktiv machen. Leuchtturm-Projekte wie InvestCEC helfen uns dabei zu zeigen, dass Klagenfurt nicht nur wunderschön, sondern auch innovativ ist.”

Klagenfurt: Chance zur 3-Länder-Kooperation

Er betont auch den Standortvorteil den Klagenfurt gegenüber vielen anderen hat. “Die Alpen-Adria-Region mit Kärnten, Slowenien und Italien bietet nicht nur einen der lebenswertesten Plätze der Welt, sondern auch die Chance, über Grenzen hinweg zusammenzuarbeiten”, sagt er.

Für Baurek-Karlic ist Klagenfurt auf jeden Fall geeignet, ein weiterer starker Startup-Hub zu werden. “Die Voraussetzungen sind hervorragend. Die Alpen-Adria-Region bietet viele Chancen zur Zusammenarbeit in drei Ländern. Darüber hinaus gibt es den politischen Willen, für Startups einen guten Standort zu schaffen, international anerkannte Universitäten, eine stetig besserwerdende Infrastruktur mit dem Lakeside Park und Kapital – das Wichtigste für wachsende Unternehmen. Darauf kann man aufbauen, wenn man gemeinsam an einem Strang zieht.”

Das Potenzial von Startups für die Region kennt ebenfalls Jürgen Kopeinig, Geschäftsführer des akademischen Gründerzentrums BUILD: “Technologieorientierte Startups spielen eine zentrale Rolle für die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit der Region Kärnten, da sie oft zukunftsweisende, neue Produkte und Dienstleistungen entwickeln”, sagt er. “Sie schaffen hochqualifizierte Arbeitsplätze und fördern den Wissensaustausch zwischen Universitäten, Forschungseinrichtungen und der Wirtschaft. Durch ihre Dynamik und ihr Wachstumspotenzial tragen sie maßgeblich zur wirtschaftlichen Entwicklung und Internationalisierung Kärntens bei.”

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