30.11.2022

Dead Coins: Die (kuriosen) Krypto-Leichen werden immer mehr

Das Portal 99bitcoins.com hat klare Kriterien für "Dead Coins" definiert und verzeichnet aktuell mehr als 1.700 davon.
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Dead Coins 20 Rezepte für die Fahrt in die Hölle der gescheiterten Startups - Wieland Alge und Walter Ischia
(c) fotolia.com - fotokitas

Einen eigenen Coin zu schaffen, ist nicht besonders schwer, wenn man ihn auf Ethereum oder einer anderen großen Plattform aufbaut. Innovativ ist das in vielen Fällen nicht. Und in den allermeisten Fällen ist es nicht erfolgreich. Das zeigen auch die immer länger werdenden Listen von “Dead Coins”. Von diesen Listen kursieren einige im Internet. Eine davon wird vom Portal 99bitcoins.com betrieben, wo auch User:innen weitere Vorschläge einbringen können. Dort werden die Krypto-Leichen – aktuell sind es 1.719 an der Zahl -anhand von sechs Kriterien aufgelistet.

6 Kriterien für Dead Coins

Nicht wenige Dead Coins erfüllen fünf oder sogar alle sechs Kriterien: inaktive Entwicklung, inaktiver Twitter-Account, kaum bis kein Trading-Volumen, nicht indexiert, in drei oder weniger Exchanges gelistet und Website offline. Auch nur einigermaßen bekannte Namen finden sich auf der Liste kaum – schließlich treffen die genannten Kriterien auch auf spektakulär gecrashte Krypto-Projekte im Normalfall nicht zu. Es sind vor allem “Kryptowährungen” (in vielen Fällen kann man über die Bezeichnung wohl streiten), die niemals bekannt geworden und dann sang- und klanglos gescheitert sind.

Vom Jesus Coin über Vodkacoin bis zu Cuntcoin

Sich ein wenig durch die Liste der Dead Coins durchzuklicken, ist aber jedenfalls amüsant – es finden sich nicht wenige Kuriositäten darauf. Ein Auszug gefällig? Für religiöse Menschen gibt es etwa den Godcoin, den Jesus Coin oder den Allahcoin. Feucht fröhlich wird es beim Beercoin oder beim Vodkacoin. Heimelig wird es manchen vielleicht beim Alpencoin. Etwas vulgärer: der Cuntcoin und vielleicht – je nach Lesart – der Beavercoin.

Bitcoin, Ether und Doge im Namen besonders gut vertreten

Besonders gut vertreten sind unter den Dead Coins auch Token, deren Namen an Bitcoin, Ether und Dogecoin angelehnt sind, etwa Bitcoin Incognito, Bitcoin World, Bitcoin 2.0, Bitcoinus, Ethercash, Ethereum Gold, Ethereum Plus, Etherdoge, Dogethereum, Dogefather und Dogeparty – die Liste könnte man noch eine Zeit lang fortsetzen.

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Tagbase, Riad, LEAP 2025, Authentizität
(c) Tagbase - (v.l.) Mario Uhrer, Manuel Mertl und Felix Exner von Tagbase.

Es war ein persönliches Bedürfnis von Tagbase-Founder Manuel Mertl, das ihn einst auf die Suche nach einer Lösung für Produktauthentizität sandte. Auf seiner Reise stellte er fest, dass viele bestehende Ansätze nicht zuverlässig sind und auf statische Methoden wie QR-Codes oder NFC-Tags setzen, die leicht kopiert werden können. Das Kernproblem dabei: Eine Authentizitätslösung darf nicht kopierbar sein, sonst könnten dieselben Mechanismen auf gefälschte Produkte angewendet werden. Das wusste Mertl.

Tagbase: “Nicht fünf verschiedene Apps”

“Ich entdeckte schließlich einen NFC-Chip, der bei jedem Lesevorgang dynamisch generierte Daten erstellt”, erzählt er heute. “Andere Firmen, die diesen Chip nutzen, setzen jedoch auf dedizierte Mobile-Apps, was ich für unpraktisch halte. Kunden möchten keine fünf verschiedenen Apps installieren, um Produkte unterschiedlicher Marken zu verifizieren.

Daher entwickelte er einen Prototyp, der keine eigene Applikation erfordert, aber dennoch die notwendige Sicherheit bringen soll. “Unsere Lösung kombiniert dynamische Daten, einfache Bedienung und manipulationssichere Technologie, um die Authentizität von Produkten zuverlässig zu gewährleisten”, so Mertl weiter. Oder anders gesagt, User:innen können die Echtheit eines Produkts überprüfen, indem sie einen NFC-Tag mit ihrem Smartphone scannen.

In Mario Uher, aktueller CTO und Felxi Exner, COO, fand Mertl sein Founder-Team und gründete Tagbase. Ein Startup, dessen USP es ist, dass bei der Nutzung ihrer Lösung “keine dedizierte Mobile-App erforderlich ist, um Produkte auf ihre Echtheit zu verifizieren”

“Zusätzlich haben wir eine Blockchain-Integration implementiert. Diese ist nicht zwingend für die Produktauthentizität notwendig, sondern ein zusätzliches Feature. Damit können wir nicht nur die Echtheit eines physischen Objekts nachweisen, sondern auch den Besitz des Objekts digital belegen – beispielsweise durch einen Token in einer Wallet”, erklärt Mertl weiter. “So schließen wir die Lücke zwischen Produktauthentizität und digitalem Eigentum. Unsere Lösung bietet einen umfassenden Ansatz, der sowohl die physische als auch die digitale Dimension abdeckt.”

Pitch in Riad im Februar

Aktuell freut sich das Gründertrio darüber, dass Tagbase als eines von weltweit 120 Startups ausgewählt wurde, um im Februar auf der LEAP 2025 in Riad (Saudi-Arabien) zu pitchen. Die Teilnahme sei das Ergebnis einer “aufregenden Reise”, die im Vorjahr ihren Lauf nahm.

“Im Oktober waren wir unter den ‘Top 10’ beim ‘Cardano Summit’ in Dubai eingeladen, wo wir pitchen durften. Zwei Wochen später gehörten wir zu den Top 100 beim ‘Entrepreneurship World Cup’ (EWC) in Riad und präsentierten unsere Lösung dort”, erläutert Mertl. “Während der Veranstaltung wurde uns die LEAP 2025 bekannt, und wir haben uns sofort beworben. Nun dürfen wir im Februar auf der Bühne für sechs Preise pitchen.” Der Gesamtpreispool des – zum dritten Mal stattfindenden – Wettbewerbs beträgt eine Million US-Dollar, wobei der kleinste Preis für einen Gewinner bei 150.000 US-Dollar liegt.

“Für uns ist die Teilnahme eine großartige Gelegenheit, unsere Lösung international zu präsentieren, wertvolle Kontakte zu knüpfen und potenzielle Investoren sowie Partner zu gewinnen. Es ist ein wichtiger Schritt, um Tagbase.io weiter zu etablieren”, sagt Mertl.

Tagbase: Plugins geplant

Zurzeit befindet sich das Startup in der Pilotphase und arbeitet unter anderem an einer Blockchain-Integration, konkreter an der Erweiterung auf mehrere Blockchains, um digitales Eigentum flexibler nachzuweisen.

Zudem plant man ein WordPress- und Shopify-Plugin, damit Kunden den Verifizierungsmechanismus von Tagbase in ihre eigenen Webseiten oder Webstores integrieren können. “Dabei entscheiden sie, ob die Verifizierung über unsere Plattform oder direkt über ihre Webseite erfolgt. Das schafft Potenzial für Upselling und zusätzliche Produktinformationen”, merkt Mertl an. “Kurzfristig möchten wir so viele Pilotkunden wie möglich gewinnen. Unsere Lösung ist agnostisch und kann in verschiedenen Branchen eingesetzt werden – von der Pharmaindustrie über Luxusgüter bis hin zur Verifizierung von Dokumenten.”

Nach dem Ende der Pilotphase möchte das Gründertrio heuer seine Lösung in verschiedenen Branchen etablieren; Gespräche mit einer Kosmetikmarke, einem Künstler und einem Getränkehersteller seien bereits gestartet. Langfristig möchte sich das Startup als führende Lösung für Produktauthentizität und digitalen Eigentumsnachweis weltweit etablieren.

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