07.08.2023

Dayholi: Grazer Startup entwickelt VR-Dome für virtuelle Kurztrips

Das Grazer Startup vermietet an B2B-Kund:innen VR-Domes, in denen man entfernte Orte nicht nur sieht, sondern auch riecht und spürt.
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Die Eröffnung des Biotherm-Domes am Flughafen Wien. Foto: (c) Dayholi
Die Eröffnung des Biotherm-Domes am Flughafen Wien. Foto: (c) Dayholi/Harald Klemm

Mit einer Singapur-Reise fing im Jahr 2017 alles an. “Ich wollte meiner älteren Tochter das Gefühl geben, dass sie dabei ist. Aber ich stellte fest, dass man dieses Gefühl mit der momentanen Technologie noch nicht teilen kann”, erzählt Fjolla Holzleithner. 2021 gründete die Grazerin dann Dayholi – ein Startup, das auf immersive Sales-Experiences für B2B-Kund:innen spezialisiert ist.

Die Promotionagentur von Holzleithner wurde durch die Covid-Pandemie auf eine harte Probe gestellt. Aber ans Aufgeben wollte sie nicht denken, stattdessen griff sie im Jänner 2021 die Idee von der Singapur-Reise wieder auf. “Ich erkundigte mich, kaufte eine Brille und eine Kamera”, erzählt die Grazerin, die einen Marketing-Background hat. Kurzerhand beauftragte sie Programmierer:innen und Techniker:innen mit Produkt- und Softwareentwicklung.

Urlaubsgefühle mit Biotherm am Flughafen

Dayholi ist ein Wortspiel von Holiday. Es spielt auf das Angebot des Startups an: In einem patentierten VR-Dome schickt Dayholi derzeit Flughafenbesucher:innen an entfernte Destinationen – ein Flugzeug müssen sie dafür nicht besteigen. In dem futuristisch aussehenden Gebilde setzen Menschen VR-Brillen auf, eine von Dayholi entwickelte “Duftkugel” und Ventilatoren ergänzen die virtuellen Sinneseindrücke. Derzeit ist der Dome ein Proof of Concept, nun soll er mit vollem Funktionsumfang entwickelt werden.

Im Dayholi-Dome am Wiener Flughafen reisen Besucher:innen im August und September mit der Kosmetikmarke Biotherm auf die Malediven. “Die Marketing-Experience von Biotherm basiert auf Wasser. Sie wollten schon mit erstem August starten, hatten aber keinen Content. Wir haben Aufnahmen von den Malediven unter Wasser, deshalb haben sie auf unsere Mediathek zugegriffen,” erklärt Holzleithner. Für die Erstellung des VR-Contents beschäftigt Dayholi derzeit ein eigenes Team, das aus fünf Personen besteht.

Foto: Dayholi/Harald Klemm

Aktuell bietet Dayholi 360-Grad-Aufnahmen in 8K-Auflösung an, die im Dome mit Gerüchen und Lufteffekten ergänzt werden. Dafür hat das Unternehmen eine eigene Software entwickelt, die künftig auch Live-Streams ermöglichen soll. In der hauseigenen Mediathek bietet Dayholi über 120 VR-Videos von Orten und Sehenswürdigkeiten an, die virtuell bereist werden können.

Neben Gabalier stehen oder Rosen riechen

Künftig soll der Dayholi-Dome dank einer eigenen Livestreaming-Software auch zu einer Außenstelle für ausverkaufte Live-Konzerte werden oder Livestreams von fernen Reisezielen anbieten, so die Vision der Gründerin. VR-Livestreaming ist ein Wachstumsmarkt, auf dem das Grazer Startup nicht allein unterwegs ist. Aber die Gründerin sieht klare Vorteile gegenüber der Konkurrenz: “8K und Low Latency schaffen nur wir”, meint sie.

Das Grazer Startup kooperierte bereits mit Andreas Gabalier. “Im Oktober zeigen wir am Flughafen ein Sneak-Preview zu seinen Konzerten”, so Holzleithner. Spezielle Westen sollen für Dome-Besucher:innen sogar die Vibration der Musik spürbar machen. “Geplant ist, dass man seine zukünftigen Konzerte vermarktet und auch Tickets verkauft”, erklärt die Gründerin ihre Expansionsidee im Eventbereich.

Die Düfte für den “Duftball” gibt das Grazer Startup in Auftrag. “Wir können mit unseren Duftspezialisten jeden beliebigen Duft kreieren”, so Holzleithner – je nach Kundenwunsch seien auch ungewöhnliche Varianten möglich. In Zukunft will Dayholi sogar Gerüche live übertragen. “Beim Shoppen in New York gehst du bei Rosen vorbei. Das erkennt unsere Software mit künstlicher Intelligenz und man riecht den Rosenduft live”, schildert Holzleithner ihre Vision für den Live-Dome.

Dayholi-Domes für Dubai und Singapur

Die ersten zwei Jahre stemmte die Gründerin aus Eigenmitteln. Zwölf Mitarbeiter:innen beschäftigt sie bei Dayholi mittlerweile, laufend kommen neue hinzu. Das steirische Startup ist ein B2B-Unternehmen, seine Kund:innen sind vorwiegend aus dem Travel- und Eventbereich. Mit dem Flughafenshop-Betreiber Heinemann gewann Dayholi bereits einen wichtigen Kooperationspartner. Neben Fjolla Holzleithner sind die eQventure GmbH und die ZEN 11 Holding GmbH mit jeweils fünf Prozent an Dayholi beteiligt.

“Unsere Technologie kommt zur richtigen Zeit am richtigen Ort, denn der Trend geht Richtung Sales Experiences”, ist Holzleithner überzeugt. Die Dutyfree-Shops könnten den Konsument:innen dank Dayholi mehr anbieten als einfache Verkaufsstände. “Jedes Monat mieten sich in unsere Domes andere Brands ein”. Die B2B-Kund:innen erhalten von Dayholi individuellen VR-Content, den Dome und die notwendige Software im Abomodell. Die Brillen, die von unterschiedlichen Herstellern stammen, werden mitvermietet. Im Monat kostet der Dome für die B2B-Kund:innen ab 15.000 Euro aufwärts, abhängig von der Leistung.

Derzeit gibt es einen Dayholi-Dome am Wiener Flughafen, zwei weitere in Dubai und in Singapur sind in Planung. “Unser Konzept ist B2B2C. Ob man ein Auto, Luxusprodukt oder Konzert bewirbt, ist egal”, so Holzleithner. Wichtig seien die Standorte – überall dort wo viele Endkonsumenten unterwegs sind, seien ihre Domes gut platziert. Deshalb sollen sie künftig nicht nur an Flughäfen, sondern auch in Einkaufszentren stehen.

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Logo von OpenAI
Foto: Adobe Stock

Wenn OpenAI neue Dinge ankündigt, hört die KI-Szene hin. Klar, nicht jede Ankündigung des US-Unternehmens in den vergangenen zwei Jahren hatte dieselbe Tragweite wie jene vom 30. November 2022, als OpenAI den Start eines Chatbots namens ChatGPT verlautbaren ließ. Aber potenziell könnte jede Mitteilung des Unternehmens rund um CEO Sam Altman bahnbrechend sein. Kein Wunder also, dass es für Aufsehen sorgte, als OpenAI Anfang Dezember verlautbarte, zwölf Tage hintereinander neue Dinge vorzustellen.

Schon in der Ankündigung hatte Altman darauf hingewiesen, dass es neben größeren auch kleinere Neuigkeiten sein würden, die OpenAI liefern würde. So kam es dann auch: Zugang zu ChatGPT über WhatsApp oder die Integration in Apple Intelligence waren eher in die zweite Kategorie einzuordnen. Daneben veröffentlichte OpenAI aber auch das neue Modell o1 für ChatGPT – oder Sora, ein Tool zur Videoerstellung.

Den größten Widerhall in der KI-Szene fand allerdings die Ankündigung am letzten der zwölf Tage. Am vergangenen Freitagabend stellte OpenAI sein neues Modell o3 vor. Wichtig dabei: Das Modell ist noch nicht öffentlich zugänglich. OpenAI stellte zunächst einmal nur vor, wie das Modell in unterschiedlichen KI-Benchmarks abschnitt. Aber diese Ergebnisse hatten es in sich.

o3 zeigt starke Performance bei AGI-Benchmark

Vielbeachtet wurde dabei vor allem die Benchmark namens ARC-AGI (Abstraction and Reasoning Corpus for Artificial General Intelligence), bei der zwei Varianten des o3-Modells deutlich bessere Ergebnisse erzielten als die bisher führenden o1-Modelle. Das Ziel von ARC-AGI ist es zu messen, wie sich eine KI im Umgang mit ihr unbekannten Aufgaben schlägt.

Wie die O3-Modelle verglichen mit anderen OpenAI-Modellen abschneiden // Grafik: ARC Prize

Es gibt unterschiedliche Definitionen von AGI. Die meisten davon verstehen AGI aber als ein System, das sämtliche intellektuellen Aufgaben mindestens so gut oder besser als ein Mensch erledigen kann.

Die ARC-AGI-Benchmark wurde von François Chollet konzipiert. Er definiert AGI als ein System, das “in der Lage ist, effizient neue Fähigkeiten zu erwerben und neuartige Probleme zu lösen, für die es trainiert wurde.”

Eine AGI ist also nicht für eine bestimmte Aufgabe trainiert, sondern kann jegliche Aufgaben übernehmen. Es ist weitgehender Konsens in der KI-Szene, dass solche Systeme noch nicht existieren. OpenAI wurde aber beispielsweise explizit mit dem Ziel gegründet, AGI zu erreichen.

Chollet gehört zu den bekanntesten Namen der internationalen KI-Szene. Er hat die bekannte KI-Library Keras entwickelt und seit einigen Jahren für Google tätig. Dem von ChatGPT ausgelösten Hype rund um generative KI steht Chollet seit Anfang an eher kritisch gegenüber, wie beispielsweise auch dieser brutkasten-Bericht wenige Wochen nach Erscheinen von ChatGPT thematisierte.

o3: “Wir befinden uns auf neuem Terrain”

Umso interessanter ist es, was Chollet nun zu den Ergebnissen des o3-Modells bzw. seiner Varianten zu sagen hat. In einem Blogeintrag attestiert er OpenAI, mit dem Modell einen “bedeutenden Sprung nach vorne” erreicht zu haben.

Die Performance des Modells stelle “einen echten Durchbruch” in der Anpassungsfähigkeit und Verallgemeinerung” von KI-Modellen dar”, wenn es darum gehe, wie sich KI-Modelle an neue Aufgaben anpassen könnten. o3 stelle nicht bloß einen “schrittweisen Fortschritt” dar. Vielmehr befinde man sich auf “neuem Terrain”, das “ernsthafte wissenschaftliche Aufmerksamkeit” erfordere.

Aber es ist schon Artificial General Intelligence (AGI)? Hier schränkt Chollet ein: “o3 scheitert immer noch an einigen sehr einfachen Aufgaben, was auf grundlegende Unterschiede zur menschlichen Intelligenz hinweist”. Dennoch befeuerten die Ergebnisse die Diskussion rund um AGI – und manche Stimmen sahen, anderes als Chollet, mit o3 AGI sogar bereits erreicht.

Selbst wenn dem so wäre, wäre es zum jetzigen Zeitpunkt schwer nachzuprüfen: Denn das Modell ist noch nicht veröffentlicht. Forscher:innen im Bereich der KI-Sicherheit können sich für Zugang vormerken lassen. Wann und zu welchen Konditionen das Modell für Endnutzer:innen zugänglich sein wird, ist aktuell noch unklar. Klar ist allerdings schon jetzt, dass die beeindruckenden Ergebnisse bei der ARC-AGI-Benchmark enorme Rechenressourcen erforderten – und dementsprechend teuer waren.

Reasoning-Modelle

Das o3-Modell ist eine verbesserte Version des o1-Modells, welches OpenAI am 4. Dezember veröffentliche und das zuvor bereits in Preview- und Mini-Varianten für ChatGPT-User:innen zugänglich gewesen war. Dieses Modell unterscheidet sich zu dem im Mai 2024 veröffentlichten GPT4o-Modell insofern, als es auf einen “Reasoning”-Ansatz setzt.

OpenAI bezeichnet GPT4o weiterhin als das “vielseitige, hochintelligente Flagship-Modell”, das für die “meisten Aufgaben” die richtige Wahl sei. Die o1-Modelle wiederum referenziert das Unternehmen als “Reasoning-Modelle, die sich bei komplexen, mehrstufigen Aufgaben auszeichnen”.

Enduser:innen von ChatGPT merken dies in der Nutzung vor allem insofern, als sich die o1-Modelle länger Zeit nehmen, Ergebnisse zu produzieren. Diese Modelle “verbringen mehr Zeit mit Nachdenken, bevor sie reagieren”, wie es OpenAI formuliert. In einigen (aber nicht notwendigerweise in allen) Bereichen liefern sie dann deutlich bessere Ergebnisse als die bisherigen Modelle.


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