21.01.2025
GASTBEITRAG

Das waren die Highlights der CES 2025

Im Gastbeitrag berichtet inno.x.network-Gründer Hans Sailer von der CES 2025 in Las Vegas.
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Das Las Vegas Convention Center war die größte der zwölf Locations der CES 2025
Das Las Vegas Convention Center war die größte der zwölf Locations der CES 2025 | (c) Hans Sailer

Die CES 2025 fand heuer von 7. bis 10. Jänner 2025 in Las Vegas statt und zählt mit mehr als 4.500 Ausstellern und über 141.000 Besucher:innen – davon mehr als 6.000 Medienvertreter:innen – zu den größten Technologiemessen der Welt. Eines vorweg und wenig überraschend: AI, inklusive Agenten, digitalen Zwillingen und humanoiden Robotern, spielte eine maßgebliche Rolle. Kaum ein Produkt, Service oder Anwendung, die nicht KI integriert hat und sich so ständig verbessern soll. Dazu kamen Sprach-Übersetzungshilfen und Avatare, die Kommunikation in 50 bis 120 Sprachen mit einer Latenzzeit von 1,5 Sekunden ermöglichen.

Las Vegas Convention Center und der „Mut zur Lücke“

Die CES findet an insgesamt zwölf Locations, allen voran dem Las Vegas Convention Center (LVCC) mit einer Ausstellungsfläche von rund 230.000 Quadratmetern statt. Man muss sich auf einen Schnitt von 20.000 Schritten pro Tag einstellen und selbst, wenn man die Messe an allen vier Tagen besucht, ist aufgrund der riesigen Flächen, der weiten Distanzen und der auf die Stadt verteilten Event-Locations schnell klar, dass man bei weitem nicht alles sehen kann. Im LVCC findet man die großen Player, wie Sony, Samsung, Siemens, Bosch, Hisense und LG – aber auch sehr viele chinesische Firmen. 

Starke Startup-Szene

Zweiter großer CES-Ausstellungsort war das Venetian Hotel, das u.a. mit der Halle „Eureka“ rund 1.400 Startups eine große Fläche bot. Nach Regionen geordnet waren auch zahlreiche europäischen Länder, wie Frankreich (mit dem eindeutig größten Stand), die Schweiz oder Italien vertreten. Hier konnte man spielend zwei gut ausgefüllte Tage verbringen. Für mich war es fast die spannendere Halle, da man die “verrückteren” Produkte kennenlernen konnte, z.B. eine KI, die auf Basis persönlicher Geschmackangaben Kaffeebohnen unterschiedlicher Sorten zur personalisierten Mischung zusammenstellt und abfüllt, oder die erste proaktive KI-Brille mit unsichtbarem Display oder captify glasses.

Connectivity & Smart-Home-Komfort

Die Vernetzung von Systemen, die die Abläufe im Haus, auf der Straße, in Industriebetrieben oder in der Landwirtschaft überwachen, war einer der großen Trends. Aussteller wie Bosch, Hisense oder Samsung stellten 360-Grad–Lösungen vor, kombinierten z.B. die Steuerung von Rollläden und Sonnenschutz mit weiteren „Energiefressern“ für ein optimales Energiemanagement, oder stellten Sicherheitslösungen vor, die betreuungsbedürftige Personen, Kinder und sogar Haustiere monitoren. Dabei kommunizieren alle Geräte und Systeme miteinander: Fährt man mit dem Auto weg, kann man per Knopfdruck mitteilen: “bin unterwegs” – daraufhin wird das Haus abgesperrt und die Systeme energiesparend heruntergefahren.

Mehr Eindrücke im Video:

AI hilft zusätzlich beim Energiesparen durch Vorschläge oder automatisierte Eingaben, wann am besten der Geschirrspüler oder die Waschmaschine läuft. Programme im Kühlschrank analysieren den Inhalt, zeigen Kalorien und Nährstoffe der Lebensmittel an und schlagen Rezepte vor. Öfen erkennen, ob es sich um tiefgefrorene oder aufgetaute Ware handelt, und stellen die richtige Garzeit ein. Bügeleisen sprechen mit uns. Staubsaugerroboter sortieren mit Greifarmen auch Kleidungsstücke, die am Boden liegen.

Smart-City-Kameras erhalten eine KI und erkennen, wenn jemand stürzt, ob Gefahr in Verzug ist oder ein Raufhandel stattfindet und sollen so die Stadt sicherer machen (contextual scene understanding von DeepX).

E-Mobilität

Laut CES ist die Zukunft unserer Fortbewegungsmittel elektrisch und autonom! Von Auto (von einer großen Anzahl an Firmen, die wir in Europa noch nicht kennen), Scooter, Fahrrad, Motorrad, Kleinbus, Feuerwehrfahrzeug, Traktor, dem schnellsten autonomen Formel 1 Auto der Welt, Schiff und Foiling Boards über Delivery-Roboter und selbstfahrende Koffer bis hin zu Drohnen – klein und leicht oder als Personentransportmittel, das im Auto von XPENG (Aeroht) mitgenommen wird – die Weise, wie wir künftig von A nach B kommen, wird elektronisch, autonom und stark vernetzt sein. 

Das Armaturenbrett wird dabei im Auto zu einem großen Display oder größerem Head up Display für zusätzliche Informationen. Sensoren, die im Auto eingebaut sind, sorgen für Fahrsicherheit, automatische Abstandsmessungen, Wetteranzeige (wie bei einer Handy App) oder zum AI-Sprachassistenten (Suche mir ein italienisches Restaurant in der Nähe, Wo finde ich in der Nähe eine Parkgarage). Das Autofenster wird zum Screen nach Innen und Außen bzw. zur Werbefläche. Für Unterhaltung sorgt ein Kleinkino im hinteren Teil des Fahrzeugs mit verstellbaren Fernsehsitzen – gesehen beim chinesischen Autohersteller Zeekr, der auch gleich den Roboterarm für die Ladestation (autonomes Laden) mitliefert.

Gaming & Freizeit

Neue, verbesserte Spielkonsolen, Bildschirme, Software, Chips, Soundbares und TV-Screens (speziell auf Gamer abgestellt), Hologramme sowie leichtere, transparente AR und VR-Brillen sorgen für noch mehr Spielvergnügen. Spezielle Gamer- oder Outdoor-Fernseher (die ohne Probleme Nässe aushalten) werden in die Verkaufsregale kommen. 

136 Zoll TVs, beispielweise von Samsung, haben eine automatisch KI-unterstützte Bildverbesserung und eine so hohe Auflösung, dass digitale Gemälde an der Wand wie Originale wirken. Mehrere große Screens können zusammengeschalten ganze Häuserwände oder riesige Flächen imposant in Szene setzten. Verbesserte 3D Drucker ermöglichen mehrfärbige Produkte für den Heimgebrauch mit größeren Kammern.

Gesundheit & Well-Being

Die CES bot auch eine Vielzahl an Massagebetten und Geräten, die das persönliche Wohlbefinden und die Gesundheit fördern sollen (Augenmassagegeräte), viele sperrige Fitnessgeräte wurden leicht verstaubar für zuhause entwickelt. Es gab auch Online Seh- und Hörtests, die die Wartezeiten bei Ärzten verkürzen und in die Arztpraxen einziehen sollen.

Highlight an Tag 1

Ein Highlight war die Keynote des Delta CEOs Ed Bastian zur 100-Jahr-Feier im Sphere, der modernsten Eventhalle der Welt, lud – ein immersives Erlebnis mit den CEOs von Uber und Qualcom, die Kooperationen und eine neues Concierge-Service vorstellten. Tom Brady, und Viola Davis waren ebenfalls da und abschließend gab es ein großartiges Konzert von Lenny Kravitz.


Über den Autor

Hans Sailer ist Founder und Community Manager des inno.x.network, einer deutschsprachigen Community von Innovations-Managern und Innovations-Interessierten großer Corporates aus dem DACH-Raum, das den Erfahrungsaustausch zu aktuellen Innovationsthemen fördert. Inno.x. war Teil einer kleinen österreichischen Delegation, die auf Einladung des U.S. Department of Commerce die CES 2025 besuchte. 

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Peter Ahnert, Hermann Erlach, Marco Porak und Jeannette Gorzala
Peter Ahnert, Hermann Erlach, Marco Porak und Jeannette Gorzala | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM AustriaIBMITSVMicrosoftNagarroRed Hat und Universität Graz.


Wo stehen wir wirklich, was die Adaption von künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft angeht? Diese Frage zu beantworten war eines der Ziele der Serie “No Hype KI“, die brutkasten anlässlich des zweijährigen Bestehens von ChatGPT gestartet hat. Die ersten fünf Folgen beleuchten unterschiedliche Aspekte des Themas und lieferten eine Bestandsaufnahme.

Im Staffelfinale, der sechsten Folge, war der Blick dann in Richtung Zukunft gerichtet. Dazu fanden sich die Österreich-Chefs von Microsoft und IBM, Hermann Erlach und Marco Porak, sowie Nagarros Big Data & AI Practice Lead für Central Europe, Peter Ahnert, und KI-Expertin Jeannette Gorzala, die auch Mitglied des KI-Beirats der österreichischen Bundesregierung ist, im brutkasten-Studio ein.

“Der Hype ist weg und das ist eine gute Sache”

Eine der Erkenntnisse der Serie: Unternehmen und Institutionen verabschieden sich von überschwänglichen Erwartungen und sehen sich stattdessen an, wie KI tatsächlich in der Praxis eingesetzt wird. „Der Hype ist weg und das ist eine gute Sache, weil jetzt kann man auf den Use Case gehen“, sagt Hermann Erlach, General Manager von Microsoft Österreich, im Videotalk. Er vergleicht den aktuellen Reifegrad von KI mit dem Beginn einer langen Reise: „Wenn ich so eine Reise angehe, dann brauche ich ein Ziel, einen Plan und Mitreisende. Alleine macht das wenig Spaß.“

Auch Marco Porak, General Manager von IBM in Österreich, schlägt in eine ähnliche Kerbe. Er sieht das abgelaufene Jahr als eine Phase der Erkenntnis. Den Status Quo bei KI in Österreichs Unternehmen beschreibt er im Talk folgendermaßen: “Wir haben allerorts sehr viel ausprobiert, sind vielleicht da und dort auf die Nase gefallen”. Gleichzeitig habe es auch “schöne Erfolge” gegeben. Für Porak ist klar: “Die Frage der Stunde lautet: Wie machen wir jetzt von hier weiter?“

AI Act: “Jetzt müssen wir ins Tun kommen”

Ein großes Thema dabei ist der AI Act der EU. Jeannette Gorzala, Gründerin von Act.AI.Now, plädiert für eine pragmatische Haltung gegenüber der EU-Verordnung: “Der AI-Act ist ein Faktum, er ist da. Jetzt müssen wir ins Tun kommen.” Sie sieht in dem Regelwerk einen Wegweiser: “Wir müssen die entsprechenden Kompetenzen aufbauen und die Möglichkeiten nutzen, die diese Regulierung bietet. Das ist der Reiseplan, den wir brauchen.”

Auch Marco Porak sieht den AI Act positiv: „Er hat nicht die Algorithmen reguliert, sondern gesagt, was wir in Europa gar nicht wollen, etwa Sozialpunktesysteme oder Gesichtserkennung in Echtzeit.“ So entstehe für Unternehmen im globalen Wettbewerb ein Vorteil, wenn sie ihre KI-Anwendung nach europäischen Maßstäben zertifizieren lassen: „Das ist wie ein Gütesiegel.“

“Müssen positiv aggressiv reingehen, um unseren Wohlstand zu halten”

Hermann Erlach von Microsoft bezeichnet den Ansatz des AI Act ebenfalls als “gut”, betont aber gleichzeitig, dass es jetzt auf die Umsetzung von KI-Projekten ankomme: “Wir haben eine Situation, in der jedes Land an einem neuen Startpunkt steht und wir positiv aggressiv reingehen müssen, um unseren Wohlstand zu halten.”

Peter Ahnert sieht dabei auch ein Problem in der öffentlichen Wahrnehmung: KI werde tendenziell nicht nur zu klein gedacht, sondern meist auch in Zusammenhang mit Risiken wahrgenommen: “Es werden die Chancen nicht gesehen.” Woran liegt es? “Zu einem erheblichen Teil daran, dass noch zu wenig Bildung und Aufklärung an dem Thema da ist. In Schulen, in Universitäten, aber auch in Unternehmen und in der öffentlichen Hand.” Hier müsse man ansetzen, sagt der Nagarro-Experte.

Jeannette Gorzala sieht das ähnlich: “Bildung und Kompetenz ist das große Thema unserer Zeit und der zentrale Schlüssel.” Verstehe man etwas nicht, verursache dies Ängste. Bezogen auf KI heißt das: Fehlt das Verständnis für das Thema, setzt man KI nicht ein. Die Opportunitätskosten, KI nicht zu nutzen, seien aber “viel größer” als das Investment, das man in Bildung und Governance tätigen müssen. “Natürlich ist es ein Effort, aber es ist wie ein Raketenstart”, sagt Gorzala.

IBM-Programm: “Die Angst war weg”

Wie das in der Praxis funktionieren kann, schilderte IBM-Chef Porak mit einem Beispiel aus dem eigenen Unternehmen. IBM lud weltweit alle Mitarbeitenden zu einer KI-Challenge, bei der Mitarbeiter:innen eigene KI-Use-Cases entwickelten, ein – mit spürbaren Folgen: “Die Angst war weg.” Seine Beobachtung: Auch in HR-Teams stieg die Zufriedenheit, wenn sie KI als Assistenz im Arbeitsablauf nutzen. “Sie können sich auf die komplexen Fälle konzentrieren. KI übernimmt die Routine.”

Microsoft-Chef Erlach warnt auch davor, das Thema zu stark unter Bezug auf rein technische Skills zu betrachten: “Die sind notwendig und wichtig, aber es geht auch ganz viel um Unternehmens- und Innovationskultur. Wie stehen Führungskräfte dem Thema AI gegenüber? Wie steht der Betriebsrat dem Thema AI gegenüber?”, führt er aus.

Venture Capital: “Müssen in Europa ganz massiv was tun”

Soweit also die Unternehmensebene. Einen große Problemstelle gibt es aber noch auf einem anderen Level: Der Finanzierung von Innovationen mit Risikokapital. “An der Stelle müssen wir in Europa ganz massiv was tun”, merkte Ahnert an. Er verwies auf Beispiele wie DeepMind, Mistral oder Hugging Face, hinter denen jeweils europäische Gründer stehen, die aber in den USA gegründet, ihre Unternehmen in die USA verkauft oder zumindest vorwiegend aus den USA finanziert werden.

Der Nagarro-Experte verwies dazu auf eine Studie des Applied AI Institute, für die Startups aus dem Bereich generative KI zu den größten Hürden, mit denen sie es zu tun haben, befragt wurden. “51 Prozent haben Funding genannt. Weit abgeschlagen an zweiter Stelle mit 24 Prozent erst kam die Regulierung und unter 20 Prozent waren Themen wie Fachkräftemangel oder Zugang zu Compute Power.” Ahnerts Appell: “Bei dem Thema Finanzierung müssen wir was tun, damit wir in der nächsten Welle an der Spitze sind.”

Erlach: Adaption entscheidend

Letztlich sei aber vielleicht gar nicht so entscheidend, wo eine Technologie produziert werde, argumentierte Hermann Erlach von Microsoft. Denn es komme auf die Adaption an: “Vielleicht ist die Diskussion Europa vs. Amerika in Teilbereichen die falsche.” Die wichtigere Frage sei also: “Wie adaptiere ich diese Technologie möglichst schnell, um meinen Wohlstand zu erhöhen?”

Marco Porak ergänzt: “Ganz, ganz wesentlich ist Mut. Ganz, ganz wesentlich ist unsere kulturelle Einstellung zu dem Thema.” Man müsse die Chancen sehen und weniger das Risiko. In der Regulatorik könne man dies begleiten, indem man Anreize schafft. “Und ich glaube, wenn wir das als Österreich mit einem großen Selbstbewusstsein und auch als Europa mit einem großen Selbstbewusstsein machen, dann haben wir in fünf Jahren eine Diskussion, die uns durchaus stolz machen wird.”


Die gesamte Folge ansehen:


Die Nachlesen der bisherigen Folgen:

Folge 1: “No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?”

Folge 2: “Was kann KI in Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten?”

Folge 3: “Der größte Feind ist Zettel und Bleistift”: Erfolgsfaktoren und Herausforderungen in der KI-Praxis”

Folge 4: KI-Geschäftsmodelle: “Wir nutzen nur einen Bruchteil dessen, was möglich ist”

Folge 5: Open Source und KI: “Es geht nicht darum, zu den Guten zu gehören”


Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.

No Hype KI

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