12.04.2018

WSA 2018: Von Mini-Spielen gegen Krebs und Bienen Big Data

Beim World Summit Award (WSA) 2018 Ende März nahmen digitale und soziale Unternehmen aus 120 UN-Mitgliedsstaaten in Wien teil. Das Thema dabei: Social Impact through Digital Innovation. Im Rathaus wurden die neun Global Champions von 82 Juroren ausgewählt und von der UNO, der Stadt Wien und der Republik Österreich ausgezeichnet.
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WSA
(C) Philip Benedikt - Der World Summit Award 2018 lockte über 700 Social Entrepreneurs ins Rathaus.

Beim World Summit Award (WSA) in Wien wurde das Rathaus mit über 700 Akteuren und 45 internationalen Beispielgebern und Mentoren zu einem Hort für die, von der UNO ausgegeben, Ziele einer Transformation zu einer Wissensgesellschaft und nachhaltiger Entwicklung. Der Kongress zeigte, wie Betroffenheit und Leid Anlass geben, innovative Lösungen zu finden und Nachhaltigkeit dabei als Taktgeber wirken zu lassen. “Die Idee war und ist, von der Informations- zu einer Wissensgesellschaft zu kommen, indem wir die besten Produzenten und Entwickler von digitalem interaktiven Content weltweit auswählen, prämieren und vernetzen. Kriterium ist der gesellschaftliche Mehrwert, das Schließen von digitalen Klüften und die Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele der UNO. Der WSA ermöglicht somit einen Wissenstransfer und Austausch von Best-Practice-Lösungen weltweit”, sagt Peter A. Bruck Chairperson im World Summit Awards Board of Directors im Interview mit dem Brutkasten.

+++ PocketDefi: Grazer Startup gewinnt globalen World Summit Award +++

Die Global Champions des WSA 2018

Aus 45 Gewinner-Projekten wurden schlussendlich von 82 Juroren auf Grund ihrer Präsentation und ihres sozialen und lokalen Impacts neun Global Champions ausgewählt. In der Kategorie Business & Commerce wurde mit beeAnd.me eine Gruppe von zum Teil noch studierenden, jungen Entrepreneurs aus Montenegro ausgewählt, die mit webbasierenden Sensor-Systemen und Big Data Analysen das Überleben von Bienenvölkern sichern. Luftfeuchtigkeit, Temperatur und Geräusche werden erfasst, um Bienenstöcke effizient und schonend aus der Ferne zu überwachen und Probleme vorherzusagen.

Von AR-Büchern und fehlenden Stromkabeln

LuaBooks aus Kolumbien wurde Global Champion in der Kategorie Culture & Tourism. Die Transmedia Publikation für Kinder und Jugendliche verbindet Lesen mit Augmented Reality (AR), phantasievollen Animationen und 360-Grad-Videos. Bücher werden in interaktiver Weise lebendig. Environment & Green Energy Gewinner M-PAYG aus Dänemark möchte mit seiner Hard-, Soft und Content-Ware Lösung die Energieverfügbarkeit in Afrika und allen anderen Orten, wo kein Stromkabel hinkommt, revolutionieren. 100 Prozent erneuerbare Energie durch Sonnenenergie zum Betreiben von Computern, Laden von Handys und Beleuchtung ganzer Räume wird mit einer sozial ausgerichteten Bezahlmethode für alle Menschen leistbar.

Mehr politische Interaktion durch spielerischem Zugang

Unternehmer der Stadt Cascais haben in Sachen demokratischer Partizipation eine Kombination aus Demokratie, Interaktion und Spiel für Bürger entwickelt. Jene können nicht nur online mit Verwaltung und gewählten Vertretern interagieren, sondern auch spielerisch durch Mitmachen und Engagement gewinnen. Der Name des Global Champions in der Kategorie Government & Citizen: City Points aus Portugal. Alpha Beat Cancer aus Brasilien bekämpft dagegen die Unwissenheit über Ursachen, Therapien und Heilungschancen bei Krebs. Minispiele vermitteln aktuellstes Wissen in persönlicher Form zu Krankheit und was Patienten tun können und sollten. Zielgruppen des Global Champions in der Kategorie Health & Well-Being sind Kinder mit Krebs und ihre Angehörigen. Mouse4all aus Spanien wurde für Inclusion & Empowerment ausgezeichnet. Die Lösung ermöglicht, mit spezialisierter Hardware und automatisierter Personalisierung, behinderten Menschen, alle mit dem Betriebssystem Android ausgestatteten Geräte selbstständig zu bedienen – trotz Querschnittlähmung. Als Global Champions in der Kategorie Learning & Education wurde Lab4U aus Chile ausgewählt. Die Anwendung gibt Schülern ein Labor mit einer Vielzahl von Experimenten praktisch in jede Tasche. Das Projekt nützt die eingebauten Sensoren in Smartphones und ermöglicht Experimente in Physik, Biologie und Chemie.

Menschenmassen-Orientierung und Verringerung der Säuglingssterblichkeit

PowerArena aus China gewann die Championship in der Kategorie Smart Settlements & Urbanization. Diese Lösung hilft Bürgern sich schnell bei großen Menschenmengen zu orientieren. Zudem werden Verwaltungen und Hilfsorganisationen in der Koordination unterstützt. In Echtzeit werden Personenströme gemessen, analysiert und verbreitet, damit Wartezeiten verringert und der Umgang mit großen Massen sicher gemanagt werden können. Der WSA Young Innovators Award für unter 30-jährige Sozialunternehmer, die IKT zur Umsetzung der UN SDG’s (nachhaltige Entwicklung) verwenden, ging an GiftedMom aus Kamerun. Hier wird Wissen und Aufklärung zu Schwangerschaft und Geburt effektiv und nachhaltig zugänglich gemacht und die Sterblichkeit von Müttern und Säuglingen reduziert. Die Anwendung zeigt wie präventive Gesundheitsinformation Not und Tod abwenden kann.

“Innovation nicht primär ein Streben nach Profit”

“Die 9 Global Champions sind nur ein kleiner Ausschnitt, was an sozialen Innovationen weltweit mit digitalen, Content-basierenden Lösungen bewirkt werden kann. Dank der Stadt Wien haben wir diese österreichische Initiative erstmals ins Land gebracht und ein Schaufenster für Produkte aus allen Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen, geöffnet.”, sagt Bruck. “Der World Summit Award und die hier in Wien ausgewählten Globalen Champions zeigen, dass wahre Innovation primär nicht aus dem Streben nach Profit und schnellem Geld kommt, sondern aus Engagement und dem Wunsch Leid zu vermeiden und Not zu lindern. Daraus ergeben sich nachhaltig positive Transformationen unserer Gesellschaft”.

Über den World Summit Award

Der World Summit Award (WSA) wurde 2003 von Österreich im Rahmen des UN-Weltgipfels als weltweite Initiative gegründet, um lokalen digitalen Content mit hohem gesellschaftlichen Mehrwert zu prämieren und weltweit bekannt zu machen. Durch enge Kooperation mit Organisationen der Vereinten Nationen und strategischer Ausrichtung nach den UN SDG’s, ist der World Summit Award ein weltweit anerkanntes Qualitätssiegel für digitale Innovation.

⇒ Alle Gewinner auf der offiziellen Page

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Grafiken zur Startup Entwicklung Österreich
Eigene Grafiken, Karte Rechts (c) ASM
mit Visuals

Dieser Artikel erschien zuerst in der Jubiläumsausgabe unseres Printmagazins. Ein Link zum Download findet sich am Ende des Artikels.

Es ist das Jahr 2014, brutkasten wurde soeben gegründet. Im September launcht Bitpanda, damals noch unter dem Namen Coinimal, Runtastic bringt ein Fitnessarmband auf den Markt und Shpock steht kurz vor der Übernahme durch den norwegischen Medienkonzern Schibsted. Die Startup-Szene boomt.

Das alles ist heute zehn Jahre her. Eine lange Zeit, in der in der österreichischen Startup-Szene einiges passiert ist – Erfolgsstorys von großen Exits werden geschrieben, Investor:innen stecken Millionenbeträge in junge Unternehmen, staatliche Gesellschaften wie die FFG vergeben jährlich 100 Millionen Euro für Projekte von Startups. Aber auch Krisen wie die Covid-19-Pandemie erschütterten die Wirtschaft – immer wieder werden Startups insolvent.

All diese Veränderungen versucht der Austrian Startup Monitor (ASM) festzuhalten, hinter dem das Austrian Institute of Technology (AIT) steht. Durch jährliche Umfragen erhebt die Forschungseinrichtung wichtige Daten, die einen Überblick über die Welt der Startups liefern. Diese Daten wurden brutkasten exklusiv zur Verfügung gestellt. Wir haben uns an – gesehen, was sich in den letzten zehn Jahren in der österreichischen Startup-Szene verändert hat.

Gründungsland Österreich

Beginnen wir mit den Neugründungen. Insgesamt 277 Startups wurden 2014 – im Entstehungsjahr von brutkasten gegründet. Anschließend stieg die Anzahl der Gründungen jährlich, bis der Wert 2017 mit 379 Startups seinen bisherigen Höhepunkt erreichte.

Was die Daten des ASM ebenfalls zeigen, ist ein kleiner Rückgang im ersten Jahr der Covid-19-Pandemie. Doch die Startup-Szene erholt sich schnell, bereits 2021 befinden sich die Neugründungen wieder auf Vorkrisenniveau. Aufgrund der vom AIT ausgewählten Suchstrategien, scheinen neu gegründete Startups erst mit einer zeitlichen Verzögerung bis zu zwei Jahren in den Daten auf. Doch für 2022 bis heute wird, ähnlich der Werte aus Deutschland, eine stabile Anzahl an Neugründungen erwartet  – wenn auch mit einem leichten Rückgang.

Investments: Mehr Deals, Gesamtsumme aber zuletzt rückläufig

Dass Startups über die Jahre vor allem wirtschaftlich immer relevanter werden, zeigen auch die Daten des jährlich erscheinenden EY Start-up-Barometer. Die Studie verrät, dass die Anzahl der Investments für österreichische Startups im vergangenen Jahr ein Rekordhoch erreicht hat. Noch nie zuvor wurden so viele Deals abgeschlossen.

Hier lohnt sich jedoch der Blick auf die Gesamtsumme der Investments. Denn 2023 waren die Investmentbeträge zum zweiten Mal rückläufig. Wie die Daten von EY zeigen, wurden 2023 zwar weit mehr Investments abgeschlossen als jemals zuvor, allerdings gab es keinen einzigen Großdeal im Umfang über 100 Millionen Euro.

2021 war die Anzahl an Investments zwar noch um einiges niedriger als 2023, allerdings katapultierte die Anzahl an Großdeals - wie etwa jene von Bitpanda oder GoStudent - die Summe in eine noch nie da gewesene Höhe. Über 1,2 Milliarden Euro wurde damals in Startups investiert  – mehr als die Hälfte davon alleine durch Großdeals.

Startups werden immer höher bewertet

Neben der Anzahl an Investments steigt auch die Bewertungen der Startups kontinuierlich. Aus den Daten des ASM geht hervor, dass die Investor:innen 2019 noch den Großteil der Startups mit weniger als 2,5 Millionen Euro bewertet haben. Doch bereits im Jahr darauf hat sich alles geändert: Mehr als die Hälfte der Startups erhielt eine Bewertung über dem Schwellwert. 

Seitdem sind die Bewertungen jährlich gestiegen. Im vergangenen Jahr kamen 44 Prozent der heimischen Startups auf eine Bewertung von mehr als fünf Millionen Euro  –  so hoch war der Wert noch nie. Einige Startups haben Bewertungen von über 100 Millionen Euro erreicht.

Startup-Gründung: eine Frage des Geldes

Insgesamt steigt zwar die Anzahl der Investments und auch die Bewertungen. Doch auf welche Finanzierungsformen setzen österreichische Startups überhaupt in welchem Ausmaß?

Die Daten zeigen: Bootstrapping bleibt nach wie vor häufigste Finanzierungsform. Zwei von drei Founder:innen finanzieren ihr Startup aus eigenen Mitteln. Allerdings ist der prozentuale Anteil an eigenfinanzierten Startups seit 2018 stark zurückgegangen. Vor sechs Jahren wurden noch 81 Prozent der Startups gebootstrappt - letztes Jahr waren es nur noch 66 Prozent.

Auch hier zeigt sich, dass öffentliche Förderungen aktuell wieder häufiger werden. Rund die Hälfte der Startups erhielt nationale Unterstützungen. Auch gaben mehr als ein Viertel der Startups an, sich aus dem Cashflow zu finanzieren. Daneben hat gut jedes vierte Startup einen Business Angel hinter sich. Hingegen spielen Finanzierungsmethoden wie Crowdfunding nur mehr eine sehr geringe eine Rolle.

Beliebte Branchen

Vor zehn Jahren war Künstliche Intelligenz noch weitaus weniger verbreitet als heute. Doch die Grundsteine waren bereits gelegt. Aus den Fortschritten im maschinellen Lernen gingen die ersten Pioniere hervor: 2014 übernahm Google das Startup DeepMind und bald danach wurde auch OpenAI gegründet - das Unternehmen hinter der beliebtesten KI ChatGPT. Es sollte aber noch einige Jahre dauern, bis KI auch die österreichische Startup-Szene umkrempelt.

Was aus der Grafik hervorgeht ist, dass IT & Software prozentual gesehen nach wie vor die dominierende Branche bleibt. Startups in der Branche der Life Sciences bekamen in den vergangenen Jahren starken Zuwachs. Ein Rückgang hingegen gab es bei den Anteilen an Hardware-Startups. Sie verlieren über die Jahre immer mehr an Bedeutung – verhältnismäßig setzen sich auch immer weniger Jungunternehmen in der industriellen Technologie an.

Dass Life-Science-Startups beliebter werden, zeigt sich auch bei den Gründungsformen. Akademische Startups, also Unternehmen, die als Spin-Off an einer Universität oder an einer Fachhochschule entstanden sind, machen heute knapp ein Viertel aller Gründungen aus. Aber dennoch: Mehr als jedes zweite Startup wird weiterhin unabhängig gegründet.

Frauen in den Gründungen

Auch der Frauenanteil in den Gründungsteams verändert sich. Nach den Daten des ASM waren vor sechs Jahren nur rund zwölf Prozent der Gründer:innen Frauen, während insgesamt 29 Prozent der österreichischen Gründungsteams zumindest eine Frau im Team hatten.

Bis 2022 stieg der Frauenanteil in den Gründungsteams auf rund 39 Prozent, bevor er vergangenes  Jahr wieder leicht zurückging. Der Anteil der Gründerinnen insgesamt hat sich bei etwa 17 Prozent eingependelt – auch dieser Wert ist leicht rückläufig.

Startups-Teams wachsen

Anhand der Anzahl der Mitarbeiter:innen zeigt sich: Startups wachsen. Vor sechs Jahren, also 2018, waren durchschnittlich 8,2 Mitarbeitende pro Startups angestellt. Nur drei Jahre später, 2021, waren es mit 12,3 Mitarbeiter:innen bereits um die Hälfte mehr. Auch im vergangenen Jahr waren durchschnittlich wieder 12,3 Mitarbeitende pro Startup angestellt.

In welchen Bereichen werden Mitarbeitenden eingesetzt? Am meisten gefragt ist nach wie vor IT und Softwareentwicklung. Jährlich gaben mehr als 40 Prozent der heimischen Startups an, dass sie hierbei Probleme in der Besetzung haben – 2022 war es sogar die Hälfte aller Startups.

Auch Positionen im Sales und in der Produktentwicklung sind gefragt – mehr als ein Viertel der Startups sucht ergiebig nach Angestellten.

Finanzielle Realität

Doch wie viel Umsatz machen die Startups am Ende des Jahres wirklich? Die Antwort wirkt etwas ernüchternd: Nach wie vor geben etwas mehr als ein Viertel der heimischen Startups an, keinen Umsatz zu machen. Ein weiteres Viertel hingegen äußert, dass sie einen Umsatz bis 50.000 Euro hatten – auch dieser Wert bleibt über die Jahre unverändert.

Immerhin kann die andere Hälfte von sich behaupten, einen Umsatz zu erwirtschaften, der darüber liegt. Nicht nur das, auch gibt mehr als jedes zehnte Startup an, bereits einen Umsatz über einer Million Euro zu haben.

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Die Daten, die wir für diesen Artikel verwenden, wurden dem brutkasten vom Austrian Startup Monitoring (ASM) zur Verfügung gestellt, sowie vom EY Start-up Investment Barometer Österreich 2023 abgerufen. Das ASM wird vom Austrian Institute of Technology (AIT) an der Wirtschaftsuniversität Wien durchgeführt. Jährlich befragt die Forschungseinrichtung die österreichische Startup-Szene empirisch. https://austrianstartupmonitor.at/


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