28.07.2024
FOODTECH

Das Wachstumsversprechen heimischer Foodtech-Startups: das B2B-Geschäft

Foodtech-Startups aus Österreich entwickeln bereits seit mehreren Jahren Technologien, die künftig völlig neue Produktionsweisen in der Lebensmittelindustrie ermöglichen. Die führenden Player im Food-Startup-Ökosystem haben eines gemeinsam: Ihr Geschäftsmodell basiert zunehmend auf B2B. brutkasten hat bei den Gründern der drei österreichischen Startups Revo Foods, Kern Tec und Arkeon Biotechnologies nachgefragt, welche Vor- und Nachteile die B2B-Orientierung für sie hat.
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FoodTech, Arkeon, Kern Tec, Revo Foods
(c) Revo Foods/ Chris Lands/ Arkeon - (v.l.) Revo Foods-Gründer und CEO Robin Simsa, das Kern Tec-Team rund um Co-Founder und CEO Luca Fichtinger (r.u.) und Gregor Tegl, Arkeon-Co-Founder and CEO.

*Dieser Artikel erschien zuerst in der neuen Ausgabe unseres Printmagazins. Eine Downloadmöglichkeit findet sich am Ende des Artikels.


Essbare Aminosäuren aus CO2, veganer -Oktopus aus dem 3D-Drucker und Milchalternativen aus Obstkernen: Die österreichische Foodtech-Szene hat einiges zu bieten. Teilweise sind die Produkte bereits auf dem Markt erhältlich, teilweise entwickeln die Unternehmen Zukunftstechnologien, die erst in ein paar Jahren Marktreife erlangen.

Ein Startup, das mit seinen Produkten bereits den Sprung in die heimischen Supermarktregale geschafft hat, ist Revo Foods. Das Wiener Unternehmen entwickelt rein pflanzliche Fischalternativen. 2021 brachte das Startup vegane Alternativen für Räucherlachs und Thunfischcreme auf den Markt, später folgten komplexere Produkte wie Lachsfilet und Oktopusarme.

Für die beiden letztgenannten Erzeugnisse setzt das Unternehmen auf eine eigens entwickelte 3D-Druck-Technologie: Mit einem sogenannten Extrusionssystem können unterschiedliche Inhaltsstoffe in beliebiger Form miteinander kombiniert werden. So wird beispielsweise die Integration einer Fettkomponente in pflanzliche Proteinfasern ermöglicht. Die Einsatzmöglichkeiten beschränken sich jedoch nicht nur auf vegane Fischalternativen – die Technologie ermöglicht künftig völlig neue Produktionsmethoden in der Lebensmittelindustrie.

„Mit dem 3D-Lebensmitteldruck in hoher Skalierung ergeben sich neue, kreative Möglichkeiten, unsere Lebensmittel zu gestalten. Produkte, die vorher unvorstellbar waren und eher in Haubenlokalen erwartet wurden, können nun zur Realität im Supermarkt werden”, so Robin Simsa, Gründer und CEO des Unternehmens.

Foodtech: Technologie wird zum Produkt

Während Revo Foods seinen Fokus in der Anfangsphase auf die Entwicklung der veganen Fischalternativen und den Aufbau einer B2C-Marke legte, entwickelte das Startup über die letzten Jahre auch die dahinter stehende Produktionsweise weiter. Dadurch eröffnete sich für das Unternehmen ein neues Geschäftsfeld, nämlich der B2B-Vertrieb seiner Prozesstechnologie. Über ein Lizenzmodell soll künftig die 3D-Druck-Technologie auch anderen Playern in der Lebensmittelindustrie zugänglich gemacht werden. Derzeit befindet sich das Startup mit diesem Vorhaben am Beginn weiterer Skalierungsschritte.

Durch die neue B2B-Ausrichtung ergeben sich allerdings auch völlig neue Rahmenbedingungen für das Geschäftsmodell. So bietet der B2B-Vertrieb von Maschinen zwar deutlich höhere Margen, allerdings sind Aufträge seltener und schwerer planbar. Ein Zusatzgeschäft könnte künftig auch mit der Wartung der Maschinen entstehen, wie Simsa anmerkt. Aktuell plant Revo Foods, beide Geschäftssparten parallel laufen zu lassen, organisch zu wachsen und schrittweise den Anteil von B2C auf B2B umzuschichten.

„Wir sehen uns künftig nicht als Firma, die eine große Consumer-Brand in Europa aufbaut. Die Marke wird aber im geografischen Ausmaß bestehen bleiben, zum Beispiel im DACH-Raum, um neue Use-Cases zu testen”, so der Gründer. Die Räucherlachs-Alternative, pflanzliche Aufstriche und das Lachsfilet sollen am Markt bestehen bleiben. Rein pflanzliche Produktentwicklungen, die nicht mit der nun vorgestellten Prozesstechnologie hergestellt werden, sind allerdings nicht mehr geplant.

Nachfrage nach alternativen Essenproduktionen ist hoch

Ebenfalls im B2C- und B2B-Geschäft vertreten ist Kern Tec. Das niederösterreichische Startup hat eine Upcycling-Technologie für ungenutzte Obstkerne entwickelt. Durch die Verarbeitung der Kerne ermöglicht das Unternehmen aus der Lebensmittelindustrie den Zugang zu einer bislang ungenutzten Ressource: Aus den Kernen von Marillen und anderem Steinobst können Milchalternativen hergestellt werden. Dazu zählen beispielsweise rein pflanzliche Drinks oder Joghurts.

Am Markt besteht signifikante Nachfrage: Zu Jahresbeginn gab Kern Tec eine Kooperation mit der Privatmolkerei Bauer aus Oberbayern bekannt. Das 136 Jahre alte Familien-unternehmen erwirtschaftet einen Jahresumsatz von mehr als 600 Mio. Euro pro Jahr; auch vor dem Traditionsbetrieb machte der Boom veganer Alternativen nicht halt. Im Frühjahr folgte eine weitere Kooperation mit dem in der Schweiz angesiedelten Konzern Emmi. Mit mehr als 9.000 Mitarbeitenden erwirtschaftete die börsennotierte Emmi Gruppe (EMMN) im vergangenen Jahr einen Umsatz von 4,2 Mrd. Schweizer Franken. Die Milchprodukte werden global in über 60 Ländern vertrieben.

„Wir arbeiten mit neuen Rohstoffen und innovativen Zutaten. Uns war von Anfang an klar, dass die Skalierung langfristig nur über B2B gehen kann”, so Kern-Tec-CEO und Co-Founder Luca Fichtinger. Und er merkt in Bezug auf den Aufbau einer kostenintensiven B2C-Brand an: „Die Alternative wäre, eine neue Version von Oatly aufzubauen – wie man sieht, hat es aber auch Oatly unglaublich schwer, wirklich gut zu performen.”

B2C-Marke als Showcase

Trotz der klaren B2B-Ausrichtung verfügt Kern Tec auch über eine eigene Consumer-Brand namens „Wunderkern”. Unter der Marke bietet das Unternehmen neben Milchalternativen auch Delikatessöle, veganen Käse und diverse Aufstriche an. Die Produkte sind im Einzelhandel allerdings nur am österreichischen Markt erhältlich, und das hat auch einen Grund: Die Marke soll primär als Showcase für künftige B2B-Kunden am globalen Markt dienen, wie Fichtinger weiter ausführt.

Das Startup möchte so die vielfältigen Möglichkeiten seiner eigens entwickelten Technologie demonstrieren. Zudem sollen Learnings gesammelt werden. „Es ist für uns unglaublich wichtig, direktes Feedback vom Markt und den Endkonsumenten zu erhalten. Durch diesen Zugang können wir unsere Produkte und unsere Zutaten effizienter verbessern”, so Fichtinger. Und der heimische Markt biete dafür so manche Vorteile: „Österreich ist ein sehr spannender Markt, weil er klein und gut abzudecken ist. Außerdem ist er sehr repräsentativ für viele andere europäische Märkte.” Für die weitere Skalierung konnte das Unternehmen 2023 trotz der angespannten Lage am Venture-Capital-Markt ein Investment in Höhe von zwölf Mio. Euro aufnehmen.

Wachstum ohne Supermarktpräsenz

Ganz anders der Zugang des Wiener Startups Arkeon Biotechnologies: Das Biotech-Unternehmen wandelt mittels Gasfermentation und Archaea-Mikroben im Bioreaktor Kohlendioxid in Aminosäuren um. Klingt kompliziert? Ist es auch – zumindest, was den Prozess angeht. Es lässt sich aber durchaus einfacher erklären: Das Unternehmen macht aus CO2 Nahrung. Mithilfe der firmeneigenen Technologie, in der mehr als zehn Jahre Forschungsarbeit stecken, ist Arkeon Biotechnologies in der Lage, alle 20 Aminosäuren herzustellen, die für die Proteingewinnung und menschliche Ernährung essenziell sind. So soll künftig eine ressourcenschonende Alternative zur konventionellen Landwirtschaft geschaffen werden.

Im Gegensatz zu Revo Foods und Kern Tec findet man von Arkeon Biotechnologies noch keine Produkte in den Supermarktregalen. Dennoch konnte das Unternehmen bereits einen zweistelligen Millionenbetrag an Risikokapital aufnehmen und zählt somit in Bezug auf seine Wachstumsambitionen zu den vielversprechendsten Food-Startups aus Österreich. Im Sommer 2023 hat das Unternehmen in Wien eine Pilotanlage in Betrieb genommen. In den nächsten eineinhalb Jahren steht für Arkeon Biotechnologies nun der letzte Skalierungsschritt an, bevor man die kommerzielle Produktion angehen möchte.

Die Nachfrage nach der Prozesstechnologie sieht CEO und Founder Gregor Tegl dennoch bereits gegeben. Aminosäuren finden in der Lebensmittelindustrie bereits breite Anwendung, nur werden sie durch Arkeon auf eine neue Weise ressourcenschonend hergestellt. „Wir müssen mit unseren Zutaten keinen neuen Markt erschließen. Dort draußen gibt es eine 30 Milliarden Euro schwere Industrie. Die wissen, wie sie mit diesen Aminosäuren umzugehen haben”, so Tegl. Das B2B-Geschäftsmodell bringt jedoch auch Herausforderungen mit sich: „Die Visibilität gegenüber Kunden und der Gesellschaft ist natürlich stark verringert. Die Sichtbarkeit geht eher in Richtung jener Firmen, die unsere Technologie verwerten wollen.”

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Lympik
Teamfoto: Links: Tom Schwartz, rechts Thomas Peroutka | (c) Lympik

Bereits im Oktober 2022 hat die ESA in Hinblick auf die olympischen Spiele 2024 in Paris und 2026 in Milano-Cortina Förderungen unter dem Motto “Space for Olympic Games” ausgeschrieben. Europäische Startups und KMUs sollten und sollen weiterhin dabei unterstützt werden, erfolgreiche Geschäftsmodelle zu entwickeln, die Weltraumtechnologie nutzen und den olympischen Spielen damit Nutzen bringen.

Das niederösterreichische Startup Lympik hat aus dem Topf eine Förderung im unteren sechsstelligen-Bereich erhalten. Damit möchte man seine Produkte weiterentwickeln und Geschäftsfelder ausweiten. Auch eine Folgeförderung stehe im Raum.

Lympik: Angebot ausbauen

“Meine Idee war von Beginn an, Weltraumtechnologie wie Satellitennavigation und -kommunikation, für den Sport zu nutzen”, erklärt der Gründer von Lympik, Thomas Peroutka, der selbst viele Jahre als Leistungssportler aktiv war. “Begonnen haben wir mit einer neuen Art der digitalen Zeitmessung, dann kamen GPS-Tracking und Videoanalyse dazu. Diese Kombination können wir nun dank der ESA-Förderung schneller und umfangreicher ausbauen.” Aktuell ist das ÖSV-Biathlon-Team der erste Testanwender der neuen Lösung.

“In sechs bis neun Monaten wollen wir so weit sein, dass unsere Lösung für digitale Zeitmessung, GPS-Tracking und Videoanalyse für unterschiedliche Sportarten einsatzbereit ist”, so Peroutka weiter.

Bisher konnten in Sportarten wie Ski Alpin oder Langlauf im Training lediglich die Endzeiten sowie drei bis vier Zwischenzeiten verglichen werden. Mit der Technik von Lympik – brutkasten berichtete – sei eine minutiöse Detailanalyse möglich: Etwa, wer an welcher Stelle auf welcher Linie wie viele Millisekunden gewonnen oder verloren hat oder welche Ausrüstung zum Einsatz kam.

Sensoren

“Durch unsere Lösung stehen nicht nur viel mehr Informationen zur Verfügung, die Teams ersparen sich auch viel Zeit- und Personalaufwand bei der Analyse und noch mehr bei der Auswertung. Während bisher immer eine Person während des Trainings alle Eckpunkte manuell in ein Tablet eingeben musste, geht jetzt alles automatisch”, erklärt Peroutka.

Die Athletinnen und Athleten werden vom Startup dazu mit Sensoren ausgestattet und das Training wird gefilmt. Nach dem Training werden die Videos in eine App geladen und automatisch mit den Daten aus der Zeitmessung und dem GPS-Tracking synchronisiert. Nach wenigen Sekunden stehen die Daten aufgegliedert bereit.

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