10.01.2022

Das Tor zum Kunden: Wiener WaaS-Startup Daccord über den Website-Auftritt

Das Gebrüderpaar Gerstendörfer möchte mit seinem Startup Daccord mehr Fokus auf den Web-Auftritt legen. Und erklärt, was ein Autoservice damit zu tun hat.
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(c) Mat Stefanic, Studio Matphoto - Alexander Gerstendörfer (li.) und Johannes Gerstendörfer von Daccord.

Früher war alles klar. Eine Website musste grundlegende Informationen liefern. Über Produkte, Kontaktmöglichkeiten und Service. Das reichte meist. Doch wo sich Zeiten ändern, wandeln sich auch Erwartungshaltungen. Eine Webseite gilt heute dem Brüderpaar Gerstendörfer nach als die Visitenkarte des Unternehmens, eine Art Tor, durch das Interessierte und Kunden treten und in Interaktion kommen sollen. Und dies bedarf Arbeit. Deshalb haben die beiden Founder Daccord gegründet und versuchen mit ihrem “Website as a Service”-Ansatz den Blick auf einen guten Webauftritt zu legen. Dabei begann ihr Vorhaben als eine Art “Charity-Aktion”.

Die Brüder mit den Vornamen Johannes und Alexander legten den Grundstein für eine funktionierende Zusammenarbeit zwischen ihnen bereits in Kindsjahren. Zu Schulzeiten renovierten sie Bauwägen und verkauften diese. Zwischen der Matura und dem Studium kümmerten sich beide um die Betreuung eines alten Mannes und wussten spätestens da, dass sie als Team gut kooperieren. Seit eineinhalb Jahren widmen sie sich Unternehmens-Webseiten.

Veraltet und nicht bei Google zu finden

Beide Gründer wissen, dass es Unternehmen oft an Zeit fehlt, die eigene Website zu pflegen und laufend zu aktualisieren: “Im ersten Lockdown haben wir uns überlegt, wie wir unsere Fähigkeiten der Gesellschaft zu Nutzen machen können. Wir haben bemerkt, dass gerade Steuerberater, Anwälte, Ärzte, aber auch viele kleine und mittlere Unternehmen Webseiten haben, die veraltet sind und bei Google nicht richtig gefunden werden”, erklärt Geschäftsführer Johannes Gerstendörfer. “Potenzielle Kunden gehen so verloren, da sie die Webseite nicht mehr als up-to-date wahrnehmen. Folglich haben wir kleineren Unternehmen kostenlos angeboten, ihre Webseite zu optimieren, wenn sie dafür unser langfristiges Betreuungspaket wählen. Aus dieser Charity-Idee ist dann unser Unternehmen Daccord entstanden.”

Der Fokus des Startups aus Wien liegt auf dem Betreuungs-Aspekt. Eine gute Webseite müsse nicht nur gebaut, sondern anschließend auch gewartet werden: “Wir haben beobachtet, dass viele Unternehmen sich eine neue, teure Webseite leisten, in weiterer Folge aber wenig Acht darauf geben, diese durch Design-Aktualisierungen, technische Wartung oder Fehlerbehebung auf dem aktuellen Stand zu halten”, sagt Alexander Gerstendörfer, der im Unternehmen für das Technische zuständig ist.

Daccord-Gründer: “Fortlaufendes Service sinnvoll”

Neben der Erstellung der Webseite und der Betreuung nach Fertigstellung sind es vor allem unsichtbare Tätigkeiten, die Daccord angeht. Technische Aktualisierungen mit Blick auf SEO oder für spezifische Marketing-Aktionen die Entwicklung von Landingpages gehören hier dazu.

Die Brüder vergleichen ihr Angebot mit einem regelmäßigen Autoservice oder einer Versicherung. Und argumentieren ihre Idee wie folgt: “Man kauft sich für viel Geld ein neues Auto. Gerade weil es so teuer ist, ist es sinnvoll fortlaufend für den Service, die Wartung und Pflege zu bezahlen, damit man lange etwas von der Investition hat und nicht in kurzer Zeit wieder ein neues Auto kaufen muss. So ist es auch mit unseren Betreuungsangeboten. Wir aktualisieren im Hintergrund die Seite fortlaufend, machen Backups und installieren Plugins und nehmen Design-Updates vor. So kann gewährleistet werden, dass die Seite lange für den Kunden erhalten bleibt”.

Hierbei wählt der Kunde je nach Bedürfnis einen passenden Plan für sein Unternehmen und zahlt monatlich einen gewissen Betrag, der immer gleich bleibt. “Manchmal benötigt er von uns nur wenig Service – in einem anderen Monat fallen dann wieder größere Anpassungen oder Probleme an”, erklären die Gründer.

Awareness für WaaS

Das Angebot richtet sich speziell an Ärzte, Anwälte, Therapeuten und Unternehmensberater, die zwar wenig Zeit und Expertise haben, ihre eigene Webseite zu pflegen und trotzdem als Visitenkarte und Akquise-Instrument für Neukunden auf sie angewiesen sind. Auch Agenturen, kleine und mittlere Unternehmen, Hotels und Restaurants gehören zur Zielgruppe von Daccord.

Dabei arbeitet das Startup mit dem Hosting-Unternehmen Kinsta zusammen, welches alle Webseiten auf der Google Cloud (Gmail, Youtube, etc.) hosted. Das Ziel der Founder ist es in den nächsten drei Jahren zur führenden “Website as a Service”-Agentur im DACH-Raum zu werden und noch mehr Awareness für WaaS zu schaffen.

“Unternehmer müssen verstehen, dass die Webseite und ihre regelmäßige Betreuung wichtig ist”, so die Founder abschließend. “Und durch Professionalität, Sicherheit und einem persönlichen Service auch nach außen mehr Kunden anziehen.”

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Christopher Helf und Constantin Dißelkamp | Bild: pagent.ai

Christopher Helf war CTO und CO-Founder beim Wiener Krypto-Trading-Startup Trality. Im August des Vorjahres musste dieses Konkurs anmelden. Bereits ein Monat zuvor musste die Trading-Plattform ihren Service einstellen. Damals sei es dem Startup “aufgrund des aktuellen Marktumfelds nicht möglich gewesen, die Plattform und Dienstleistungen weiterhin anzubieten” – brutkasten berichtete.

Mit Januar 2024 startete Helf eine neue Challenge als CTO und Co-Founder des in Bonn sitzenden AI-Startups pagent.ai – gemeinsam mit CEO und Co-Founder Constantin Dißelkamp. Am gestrigen Montag vermeldete das Startup positive Nachrichten: Nämlich den Abschluss einer Pre-Seed-Finanzierungsrunde in Höhe von 900.000 US-Dollar – umgerechnet etwa 857.000 Euro.

AI-basierte Hyperpersonalisierung

Pagent.ai befasst sich mit der “AI-basierten Hyperpersonalisierung von Websites”. Das nun frische Kapital stammt vom teilstaatlichen High-Tech Gründerfonds (HTGF) – einem der größten deutschen Seed-Investoren, ebenfalls mit Sitz in Bonn.

Mit der generativen KI von pagent.ai können personalisierte Webinhalte erstellt und damit eine bessere Nutzeransprache ermöglicht werden. Wie das deutsche Medium startbase.de berichtet, soll pagent.ai “Webseiten automatisch auf die Bedürfnisse und Vorlieben bestimmter Zielgruppen abstimmen”, wodurch diese Marketingziele effizienter erreichen können.

Die Lösung von pagent.ai eigne sich insofern für Unternehmen, als dass diese keine A/B-Testungen mehr durchführen bräuchten, so das Startup. Das AI-System des Startups soll “automatisch die effektivste Variante der Website” identifizieren und “sie den Nutzern ausspielen, was zu einer verbesserten Nutzererfahrung führt”, heißt es auf starbase.de. Die Lösung soll überdies auf die “Verbesserung von Text- und Bildelementen” setzen.

Telekom und E-Commerce im Fokus

Für das kommende Geschäftsjahr plane das Startup, die Funktionalitäten seiner Technologie auf Struktur, Design und Video-Inhalte auszudehnen. Aktuell würden Testungen mit Pilotkunden durchgeführt, wobei sie die sogenannten “pagents” von pagent.ai testen. Diese “pagents” ermöglichen es, Website-Elemente automatisiert zu optimieren und die beste Version für Nutzer:innen auszuspielen, heißt es.

“Unser langfristiges Ziel ist es, das führende AI-Modell für personalisierte Kommunikation zu entwickeln und Online-Erfahrungen völlig neu zu gestalten”, wird Co-Founder Dißelkamp von startbase.de zitiert.

Die Lösung zeige sich bislang – nach Angaben des Startups – besonders für Unternehmen aus den Bereichen der Telekom und des Mode-Online-Handels interessant. Co-Founder Helf bestätigt: “Besonders Telekommunikations- und Fashion-E-Commerce-Unternehmen zeigen großes Interesse für die Automatisierungslösung. Für jede Organisation mit Onlinepräsenz liegt großes Potenzial in der Marketingautomatisierung mit AI, um ihre Ziele besser zu erreichen.”

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