06.05.2021

Das sollten Führungskräfte in Zukunftsbranchen drauf haben

Managerinnen und Manager brauchen in Zukunft ein neues Set an Kompetenzen und Fähigkeiten.
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Startup, Unternehmen, Büro, Laptop, Manager, Leadership, Team, Teamwork
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An der Schnittstelle von Technik und Wirtschaft formen Startups und innovative Unternehmen die Zukunft. Dafür ist nicht nur Expertinnen-Wissen in neuen Technologien wie Artificial Intelligence, Blockchain oder Data Science gefragt. Managerinnen und Manager sollten sich dennoch mit den Prinzipien hinter Technologien auseinandersetzen und ihr Auswirkungen verstehen.

„Die wichtigsten drei Themen des 21. Jahrhunderts sind Nachhaltigkeit, damit verbunden ein verantwortungsvolles unternehmerisches Denken und Handeln und ein fundiertes Technologieverständnis am Interface zwischen Mensch und Maschine“, sagt Thomas Funke, Tech-Experte und Gründer von Tomorrow‘s Education. Gemeinsam mit Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy, hat er einen Katalog an Anforderungen an Managerinnen und Manager in Zukunftsbranchen entwickelt:

Technologien und ihre Auswirkungen

Neue Technologien können Produkte verbessern, Prozesse beschleunigen oder spezielle Anwendungen überhaupt erst möglich machen. Aber sie haben immer auch Auswirkungen auf die Menschen, die mit ihnen umgehen. Viele Technologien haben auch Potenzial, missbraucht zu werden. Diese Fragen werden immer wichtiger, da Technologien aus kaum einem Bereich noch wegzudenken sind. Ein beliebtes Beispiel ist Künstliche Intelligenz, die mit den Vorurteilen von Menschen trainiert wird und diese Vorurteile dann vielleicht noch viel konsequenter anwendet, als Menschen das tun würden. „Fragen zur digitalen Ethik bei der Nutzung von Technologien spielen eine zunehmende Rolle, werden aber noch zu viel wenig in unternehmerische Entscheidungen miteinbezogen. Das muss sich dringend ändern“, sagt Barbara Stöttinger.

Meinungs-Vielfalt

Teams, die möglichst vielfältig zusammengesetzt sind, treffen bessere Entscheidungen. Zahlreiche Studien zeigen, dass Unternehmen mit “diversen” Teams auch wirtschaftlich besser performen. Hinzu kommt, dass Innovation meist dort entsteht, wo fachübergreifend zusammengearbeitet wird. Für Managerinnen und Manager ist es also zunehmend wichtig, die unterschiedlichen Fachsprachen dieser Gebiete zu verstehen und verschiedenen Meinungen und Sichtweisen auszuhalten und in Entscheidungen einzubeziehen. „Führungskräfte müssen verstehen, was sich in anderen beruflichen Lebenswelten tut. Nur so ist es möglich, Komplexität zu managen. Dabei sind sie gefordert, eine gemeinsame Sprache in den Teams bzw. ein gemeinsames Verständnis von wichtigen Begrifflichkeiten zu fördern“, so Stöttinger.

Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit ist kein Begriff, der nur in der Marektingabteilung eine Rolle spielt. Immer mehr Unternehmen integrieren die “Sustainable Development Goals” der UNO in ihre Strategie und in ihre Geschäftsmodelle. „Viele Unternehmen denken aber nicht daran, dass auch ihre Mitarbeiter das entsprechende Skillset und Mindset benötigen, um diese Ziele auch zu erreichen“, sagt Stöttinger.

Startup-Kultur

Unternehmerisches Denken fördert die Fähigkeit, neue Herausforderungen schnell zu erkennen und darauf reagieren zu können. Das ist nicht nur für Startups wichtig, sondern auch für größere Unternehmen, die auf Innovation setzen. „Startups einfach aufzukaufen – wie es derzeit bei vielen Unternehmen gängige Praxis ist – reicht meist nicht, weil die Integration der Startup-Kultur in die Corporate-Kultur mitunter herausfordernd ist. Das unternehmerische Denken nicht nur bei sich selbst, sondern auch in den eigenen Teams zu fördern, wird deshalb zur Kernaufgabe von Führungskräften”, sagt Funke.

Selbstmotivation, mentale Gesundheit und emotionale Intelligenz

In Zukunft werden auch neue “Soft Skills” immer wichtiger, um mit der hohen Geschwindigkeit der Entwicklung von Wirtschaft und Technologie umgehen zu können. „Belastbarkeit, mentales Gleichgewicht und emotionale Intelligenz werden in Zukunft zu den wertvollsten Kompetenzen zählen. Insbesondere die Fähigkeit, lebenslang zu lernen wird im 21. Jahrhundert an Relevanz gewinnen: Im Mittelpunkt dabei stehen Neugier, Motivation, Selbstwirksamkeit sowie ein dynamisches Selbstbild, also ein entsprechendes Growth Mindset, das auf die individuellen Stärken und auf das Erkennen und Nutzen von Lernchancen statt auf Fehlervermeidung ausgerichtet ist“, so Funke.

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Lanbiotic, Neurodermitis
(c) Oliver Wolf - Patrick Hart und Katrin Susanna Wallner von Lanbiotic.

Das Grazer Startup Lanbiotic stellt medizinische Hautpflege-Produkte mit lebensfähigen Bakterien speziell für die von Neurodermitis geplagte Haut her. Dabei verwenden die beiden Gründer:innen Patrick Hart und Katrin Wallner den zum Patent angemeldeten Bakterienstamm “Lactococcus Lanbioticus“.

Lanbiotic: “Skalierung als neue Normalität”

“Mit unseren probiotischen Hautanwendungen bringen wir gesundheitsfördernde Bakterien direkt auf die Haut, um die natürliche Balance des Hautmikrobioms wiederherzustellen und Hautprobleme gezielt an der Ursache zu bekämpfen”, erklärt Wallner.

Das letzte Jahr fühlte sich für die Gründerin an, als sei ein Traum nicht nur wahr, sondern sogar übertroffen worden. Andererseits sei es eine “neue Normalität” an der Skalierung des Unternehmens zu arbeiten.

“Wir haben weitere Produkte mit unserem einzigartigen Bakterienstamm ‘Lactococcus Lanbioticus’ entwickelt, um umfassender auf die Bedürfnisse von Menschen mit zu Neurodermitis neigender Haut eingehen zu können. Neu hinzugekommen sind Flora Bath und Flora Sun”, erklärt Wallner.

Flora Bath ist ein spezieller Badezusatz, der für Menschen entwickelt wurde, die großflächig oder an der Kopfhaut von Ekzemen betroffen sind – ein Bereich, in dem Pflegecremen oft an die Grenzen ihrer Praktikabilität stoßen.

“Der Fokus liegt wie immer bei Lanbiotic auf der Ergänzung des Hautmikrobioms, also ‘der lebende Teil’ der natürlichen Schutzbarriere der Haut, die den gesamten Körper bedeckt, mit probiotischen Bakterien”, so Wallner weiter. “Eine Ausgewogenheit des Hautmikrobioms ist, wie auch im Darm, entscheidend, um die Gesundheit der Haut zu bewahren und Beschwerden zu lindern.”

Flora Sun hingegen ist ein weiteres Produkt, das auf die besonderen Herausforderungen empfindlicher Haut unter UV-Strahlung eingeht. Studien hätten gezeigt, dass das Hautmikrobiom die natürliche Fähigkeit der Haut verbessern kann, mit den Effekten – und häufig auch Schäden – durch Sonneneinstrahlung umzugehen.

EHI-Siegel für Onlineshop

“Parallel dazu haben wir auch international expandiert: Der Eintritt in den deutschen Markt war ein großer Schritt, der mit der Anpassung unserer Produktions- und Logistikkapazitäten verbunden war, um langfristig weitere internationale Märkte beliefern zu können. Unser Webshop wurde außerdem mit dem EHI-Siegel zertifiziert, um unseren Kund:innen einen sicheren und vertrauenswürdigen Einkauf zu ermöglichen.”

Auch das Team wuchs 2024, zudem konnte durch zahlreiche Medienauftritte und Messeteilnahmen Aufmerksamkeit für die eigenen Produkte und die Marke gewonnen werden.

“Als weiteres Highlight wurden wir von der Apothekerkammer mit unserer Fachfortbildung akkreditiert, was Apotheker dazu motiviert, unsere Fortbildungen zu besuchen und mehr über das noch recht ‘nischige’ Thema Hautmikrobiom zu erfahren”, sagt Wallner.

Neue Märkte im Fokus

Aktuell arbeitet das Startup intensiv daran, Lanbiotic als Unternehmen und Marke weiterzuentwickeln, strategisch zu positionieren und zu skalieren. Das oberste Ziel ist es, die Lebensqualität von Menschen mit Neurodermitis über ihre mikrobiombasierten Produkte zu verbessern.

“Wir möchten Lanbiotic in weiteren Märkten etablieren, insbesondere natürlich in Ländern, wo die Prävalenz für Neurodermitis hoch ist. Dafür arbeiten wir an effizienten Marketingprozessen, um unsere Markenbekanntheit zu steigern, und bauen unsere Vertriebsstrukturen aus”, erklärt die Founderin. “Um diesen Schritt bestmöglich zu unterstützen, suchen wir gezielt nach vertrauenswürdigen Partnern für den internationalen Vertrieb, die unsere Werte und Qualitätsansprüche teilen. Die Kooperationen sollen es uns ermöglichen, unsere Produkte nachhaltig in weiteren europäischen und außereuropäischen Ländern anzubieten und das Thema Hautmikrobiom international bekannter zu machen.”

Daneben optimiert das Team Produktionsprozesse, um der wachsenden Nachfrage nachkommen zu können. In der Produktentwicklung liegt dabei der Fokus auf der Entwicklung weiterer wissenschaftsbasierten probiotischen Pflegeprodukten, die speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Neurodermitis und empfindlicher Haut zugeschnitten sind. Dazu steht man intensiv mit Industrie und Spitzenforschung in Kontakt.

Lanbiotic: Strukturen und Prozesse schaffen

Intern sei man vor allem stark mit dem Aufbau der Organisation beschäftigt. Man arbeitet daran, Strukturen und Prozesse zu schaffen, die das Wachstum langfristig stützen können. Ziel sei es, eine gesunde Organisation aufzubauen, die den Expansions- und Innovationszielen gerecht werde und das Unternehmen flexibel in die nächsten Entwicklungsstufen führt.

Lanbiotic wurde in der Vergangenheit unter anderem auch von der Austria Wirtschaftsservice (aws) unterstützt. So absolvierte das Unternehmen den aws First Incubator und erhielt über aws Innovationsschutz eine Förderung, um sein geistiges Eigentum zu schützen. Später folgte eine Preseed- und Seed-Förderung über aws Innovative Solutions. Mit diesem Seed-Förderprogramm unterstützt die aws innovative Gründungsideen, die über die Unternehmensgrenzen hinaus einen positiven gesellschaftlichen Impact bewirken. Der Fokus liegt auf skalierbaren Geschäftsmodellen. Im Fall von Lanbiotic war die Förderung essentiell, um die Produktentwicklung und Markteinführung zu finanzieren und sich allgemein zu professionalisieren.

“Eine bessere Förderung als aws Seed Innovative Solutions könnte es derzeit, meiner Meinung nach, für uns nicht geben”, sagt sie. “Es handelt sich um einen nicht rückzahlbaren Zuschuss von 400.000 Euro, der für unterschiedlichste Aktivitäten in der Markteinführung und Produkteinführung verwendet werden kann. Naturgemäß ist das Programm sehr kompetitiv, aber wenn man für die Finanzierung ausgewählt wird, hat man wirklich einen gewaltigen Booster, um ein nachhaltiges Unternehmen aufzubauen.”

Die weiteren Ziele von Lanbiotic

Im Allgemeinen habe ihnen das Programm bereits jetzt weit mehr gebracht als Geld. “Ich empfand den Bewerbungsprozess per se als wertvolle Erfahrung, um mir unser Business Model noch einmal ganz genau anzusehen und unsere Ziele zu definieren”, präzisiert die Grazerin. “Dass wir sie jetzt so scheinbar ‘locker’ übertreffen konnten, ist natürlich die Draufgabe.”

Durch die positive Resonanz der stetig wachsenden Stammkundenbasis sieht sich Wallner in ihrer Mission bestätigt. “Wir wissen aber auch, dass viele Menschen Lanbiotic noch nicht kennen und Neurodermitis in vielen Ländern nach wie vor ein großes Problem darstellt”, sagt sie. “Daher wollen wir gezielt skalieren, den Umsatz und Gewinn steigern, innerhalb und außerhalb Europas expandieren und unser Produktportfolio weiter diversifizieren.”

In Sachen Umsatzentwicklung wird Lanbiotic 2024 das gesetzte Umsatzziel voraussichtlich verdoppeln, wie Wallner erzählt. “Unser für 2025 gestecktes Ziel ist ambitioniert, aber wir sind zuversichtlich, dass wir hier wieder gute Arbeit leisten. Aktuell haben wir einen sechsstelligen Nettoumsatz erreicht, und dank der Unterstützung durch die aws Seed-Förderung werden wir auch heuer, wie jedes Jahr seit unserer Gründung, noch profitabler sein.”


* Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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