05.10.2018

100 Prozent Sicherheit gibt es nicht

In der dritten Auflage des roundtables von Brutkasten & A1 stand am 4. Oktober im A1 Startup Campus das Thema „Cyber Security – Ladenhüter auf der Agenda von Startups?“ auf dem Programm.
/artikel/cyber-security-roundtable
(c) A1 Telekom Austria/APA-Fotoservice/Hinterramskogler: vlnr. Aron Molnar, Hacker, Ideengeber Offensity, A1 Digital., Joe Pichlmayr, Geschäftsführer Ikarus Security Software, Marcus Grausam, CEO & CTO A1, Markus Klemen, CEO SBA Research, Dejan Jovicevic, Herausgeber der brutkasten

Cyber Crime wächst. Unternehmen, die sich nicht schützen, setzen ihr Geschäft aufs Spiel. Doch Startups haben das Thema häufig nicht am Radar. Höchste Zeit, sie aus dem Tiefschlaf zu wecken. Der Brutkasten Herausgeber Dejan Jovicevic begrüßte als Moderator Marcus Grausam, CEO & CTO von A1, Aron Molnar, ein Hacker, der im Interpreneurship-Programm bei A1 Offensity, eine Security-Monitoring-Lösung entwickelte, Markus Klemen, CEO von SBA Research, eines der führenden Institute rund um das Thema Cyber Security und Joe Pichlmayr, Geschäftsführer von Ikarus Security Software.

+++ Offensity-Gründer zur Cyber-Security: “Eine Sicherheitsgarantie kann es nicht geben” +++

Leichtsinnigkeit fehl am Platz

Laut Joe Pichlmayr hat Cyber Crime mit Voranschreiten der Digitalisierung bereits die Größe des internationalen Drogenhandels erreicht. “Jüngste Zahlen sprechen von sechs Milliarden US-Dollar pro Jahr, die mit Cyber Crime umgesetzt werden”. Security-Technologien kämen kaum hinterher, mit den wachsenden Sicherheitsrisiken Schritt zu halten. “Jede Maßnahme, die wir ergreifen, um unsere Systeme sicher zu machen, führen dazu, dass der Angreifer noch trickreicher wird”, so Pichlmayr. Erschreckend viele Unternehmen würden die Gefahren dennoch auf die leichte Schulter nehmen. Die Wissenslücken zum Thema Cyber Security seien teilweise gravierend.

A1 investiert in Cyber Security

Je größer die Company, desto höher meist auch die Awareness. A1 investiert jährlich einen zweistelligen Euromillionenbetrag ins Thema Security. “Das ist unerlässlich, um unsere ambitionierten Ziele erfolgreich umzusetzen”, sagt Marcus Grausam. Das Unternehmen wandelte sich vom klassischen Telekommunikationsanbieter zum größten IT Dienstleistungsunternehmen am österreichischen Markt. “Mit dem Ausbau der digitalen Infrastruktur vergrößert sich die Angriffsfläche und wir müssen uns dementsprechend schützen”. Die Bausteine, um die gesamte Kette abzudecken, sind vielfältig. Unter anderem bedient sich A1 bei Spezialthemen einer Partnerstruktur, zu der etwa der A1 Startup Campus zählt. “Mit Whalebone gibt es hier etwa ein eigenes Security-Startup”, so Grausam, der auch das A1 Interpreneurship-Programm hervorhebt, aus dem z. B. Hacker Aron Molnar hervorging. Er ist ein sogenannter “white-hat”-Hacker, der auf Sicherheitslücken aufmerksam macht. Mit der Security-Monitoring-Lösung Offensity gibt er KMUs ein Tool in die Hand, um einen Überblick über die eigenen IT-Risiken zu geben.

Die Speaker:

Jeder Einzelne betroffen

Markus Klemen betonte, dass alle Branchen vom steigenden Cyber Crime betroffen sind. Eine hundertprozentige Sicherheit gäbe es nicht, aber man könne zumindest ein 80:20-Verhältnis anstreben. “Es sind meist einfache Handlungen, mit denen man einen Großteil der Probleme lösen könnte”. Das beginnt bei der Passwortsicherung. Ein Problem sind Social Engineering-Attacken, bei denen der User dazu gebracht wird, sein Passwort freiwillig herzugeben. A1 ist nahezu täglich von CEO-Frauds betroffen, bei denen das Mail-Verhalten der Vorgesetzten imitiert wird, um Mitarbeiter zur Herausgabe von Geld oder Daten zu animieren. Heftig diskutiert wurde die Zwei-Faktoren-Identifizierung. Sinn mache eine doppelte Absicherung laut Molnar nur über Umwege, ansonsten würde man Datensammlern auf einen Schlag wichtige Daten aushändigen. “Die große Herausforderung als Unternehmen ist, die richtige Balance zu finden, um ausreichend gesichert zu sein, gleichzeitig aber auch die Benutzerfreundlichkeit und Produktivität zu gewährleisten”, sagt Grausam. “Denn nur, wenn man keine Schnittstellen eingeht, hat man 100 Prozent Sicherheit”.

Lästiges Übel

“Jedes Startup sollte möglichst früh in Security investieren, denn wenn einmal die Architektur steht, wird jede Änderung komplizierter”, so der Tipp von Markus Klemen. Hacker Molnar rät zum 3-Maßnahmen-Paket. “Präventive Maßnahmen, um Hackerangriffe zu verhindern, Attacken identifizieren, falls sie stattfanden und auf Attacken reagieren, etwa mit Optimierung der Maßnahmen”.

Startups, die auf das Geschäftsfeld Cyber Security aufspringen wollen, benötigen starke, vertrauenswürdige Partner, um am Markt zu bestehen. “Erst strategische Investoren öffnen die Türen und Tore”, sagte Klemen. “In Österreich nimmt A1 mit dem A1 Startup Campus eine Vorreiterrolle ein”. Um für eine breite Awareness im Land zu sorgen, würde es laut Klemen aber auch mehr Unterstützung von Seiten der Ministerien benötigen. Da brandete Applaus im Publikum auf.

“Wir werden ständig von Hackern nach unterschiedlichen Mustern angegriffen. Die Angreifer werden immer intelligenter und wir müssen ständig nachrüsten. Wie wichtig Cyber Security ist, sieht man erst, wenn etwas passiert ist. Ungenügend gesichert kann vom Imageschaden bis zum Ruin der Firma führen. Wir versuchen unseren Bedrohungskatalog ständig zu aktualisieren und State of the Art zu sein”. Marcus Grausam, CEO A1

Der ganze .roundtable zum nachsehen

Live vom .roundtable Cyber Security mit der brutkasten und A1

Live vom .roundtable Cyber Security mit Markus Grausam, CEO und CTO von A1, Aron Molnar, Hacker und Ideengeber zu “Offensity”, Markus Klemen, CEO von SBA Research und Joe Pichlmayr, Geschäftsführer von IKARUS Security Software.

Gepostet von DerBrutkasten am Donnerstag, 4. Oktober 2018

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Syncraft HQ
Syncraft Standort in Schwaz, Tirol (c) Syncraft

Der europäische Green-Deal verpflichtet alle EU-Länder, den Klimawandel bis 2050 mit Netto-Null-Treibhausgasemissionen zu bekämpfen. Auch Unternehmen müssen deshalb nachhaltig werden.

Ein großer Teil der heimischen Treibhausgasemissionen entsteht jedoch nach wie vor in der Energiegewinnung. Hier möchte das Tiroler Scaleup Syncraft ansetzen. Mit Firmensitz in Schwaz, konzentriert sich das Unternehmen auf den Bau sogenannter Rückwärtskraftwerke. Doch was genau steckt hinter diesem Konzept? brutkasten hat dazu mit Syncraft gesprochen.

“Wollen nachhaltigen Beitrag zur Lösung des Klimaproblems leisten”

Kohlekraftwerke benötigen fossile Kohle, um Energie zu erzeugen. Dabei wird jedoch sehr viel CO2 in die Atmosphäre ausgestoßen. Syncrafts Rückwärtskraftwerke kehren diesen Prozess um. Die Kraftwerke wandeln ungenutztes Wald-Restholz in Energie um, doch das bei der Verbrennung entstandene CO2 wird in Kohle gespeist. Dabei spricht das Unternehmen von “grüner Kohle”.

Die Kohle speichert rund 30 Prozent des im Holz enthaltenen CO2 dauerhaft. Das Endprodukt kann anschließend in Baumaterialien wie Beton verwendet werden. Ebenfalls kann die Kohle zur Defossilisierung weiterverwertet werden, indem sie in anderen Industrien fossile Kohlenstoffe ersetzt.

Bereits 2016 zeigte eine Studie der FH Vorarlberg das Potenzial von Holzkohle als Kohlenstoffsenker. Diese sogenannte „grüne Kohle“ dient nicht nur als effektiver CO2-Speicher, sondern findet in verschiedensten Bereichen Anwendung – von der Landwirtschaft bis hin zur Bauindustrie. Syncraft möchte dieses Wissen nutzen, um seine Technologie kontinuierlich zu verbessern. Aufklärung und Forschung rund um die Einsatzmöglichkeiten von grüner Kohle, auch bekannt als „Biochar“, haben sich mittlerweile zu einem zentralen Bestandteil des Geschäftsmodells entwickelt.

„Unser Ziel ist es, einen nachhaltigen Beitrag zur Lösung des Klimaproblems zu leisten“, sagt Syncraft-Gründer Marcel Huber. Huber hat 2007 einen Schwebefestbettvergaser an der Hochschule MCI Innsbruck entwickelt – die patentierte Technologie, auf welcher das Unternehmen ruht. Zwei Jahre später gründete Huber Syncraft als Spin-off. 2014 gingen die ersten Rückwärtskraftwerke in Südtirol und Vorarlberg in Betrieb. Bis heute realisierte Syncraft mehr als 40 Rückwärtskraftwerke – unter anderem in Kroatien, Italien und Japan.

Neue Anlage in Gänserndorf

Mit rund 60 Mitarbeitenden konzentriert sich Syncraft auf die Kernbereiche des Kraftwerksbaus, der Forschung & Entwicklung, des Vertrieb und der Verwaltung. Der neue Firmensitz in Schwaz wurde 2024 eröffnet und soll ausschließlich mit erneuerbaren Energiequellen laufen.

Zu den jüngsten Erfolgen zählt die Eröffnung eines Rückwärtskraftwerks in Gänserndorf, Niederösterreich. Die Anlage versorgt das Fernwärmenetz mit 750 kW Wärme und speist 500 kW Elektrizität ins öffentliche Netz ein.

Darüber hinaus konnte Syncraft den Energy Globe Austrian Award 2024 in der Kategorie Wasser gewinnen. Wasser deshalb, da die Kohle auch dafür verwendet wird, um Abwasser zu reinigen, sagt das Unternehmen. Mit dem Projekt “Smarte Abwasserreinigung mittels Pulverkohle” konnten sich Syncraft gegen rund 300 andere Umweltprojekte durchsetzen.

Offen für Investor:innen

Syncraft hat sich mittlerweile zu einem profitablen Scaleup entwickelt. Seit der Gründung wirtschaftet das Unternehmen laut eigener Aussage mit den gleichen Gesellschaftern. Da Syncraft als Spin-off an der Hochschule MCI Innsbruck entstanden ist, zählt dazu auch MCI selbst.

Für die Zukunft hat sich Syncraft das Ziel gesetzt, sich noch weiter zu entwickeln und weiter zu wachsen. “Sollte uns also in Zukunft ein interessantes Investitionsangebot erreichen, werden wir uns dieses auf jeden Fall genauer anschauen”, so das Unternehmen.

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