28.04.2023

Cyber Security Report: Cyberangriffe auf österreichische Unternehmen werden immer professioneller

Cyberattacken auf heimische Unternehmen verursachen immer stärkere Schäden. Die Anzahl davon ist im Vergleich zum Vorjahr jedoch annähernd gleich geblieben. Das zeigt der jährliche Cyber Security Report von Deloitte und SORA.
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Cyber Security Report, Cybersecurity, Cyberattacken, Deloitte
Immer weniger österreichische Unternehmen sind wirksam gegen tückische Cyber-Angriffe gewappnet. (c) Deloitte

Die neueste Analyse zum Thema Cybersecurity in Österreich von der Beratungsagentur Deloitte und dem Meinungsforschungsinstitut SORA zeigt: Die Zahl der Cyberattacken auf österreichische Unternehmen hat sich 2023 zwar nur geringfügig erhöht, die Intensität und Professionalität der Attacken hat jedoch zugenommen.

Alarmierende Zahlen

Für den Cyber Security Report wurden 350 Mittel- und Großunternehmen in Österreich telefonisch befragt. „Bei der Analyse der repräsentativen Umfrageergebnisse wird deutlich, dass sich Betriebe mit einer zunehmenden Professionalität der Angreifer auseinandersetzen müssen. Im Vergleich zum Vorjahr konnten um rund die Hälfte weniger Attacken durch technische Infrastrukturmaßnahmen verhindert und um knapp ein Drittel weniger Daten nach einem Angriff wiederhergestellt werden”, betont Christoph Hofinger, Geschäftsführer von SORA. Diese Zahlen seien alarmierend, solche Sprünge erlebe er als Marktforscher nicht jeden Tag.

Lautlose Täter

Die Schadensintensität durch Cyberattacken bei heimischen Unternehmen ist laut den Studienergebnissen also deutlich gestiegen. Die Täter agierten dabei völlig lautlos und würden sich durch täuschend echte Ransomware Zugang zu den Unternehmensdaten verschaffen. Derart lange undetektierte, professionell durchgeführte Cyberattacken können zu Betriebsausfällen führen und dadurch schwerwiegende Schäden bei den Unternehmen verursachen, erklärt Karin Mair, Managing Partnerin Risk Advisory und Financial Advisory bei Deloitte Österreich.

Maßnahmen-Mix: Mehr Fokus auf Detektion

Um sich wirksam vor Cyberattacken zu schützen und damit eine stabile Betriebsfortführung zu gewährleisten, brauche es gezielte Maßnahmen. Bisher haben Betriebe eher auf Prävention gesetzt, wie etwa Firewalls, Schulungen von Mitarbeiter:innen, regelmäßige Softwareupdates oder Offline-Sicherungskopien. Dahingegen wurde laut Karin Mair die Implementierung technischer Maßnahmen meist sträflich vernachlässigt, wie etwa das Adaptieren der Systeme auf den neuesten technologischen Stand. Derartige Maßnahmen seien aber dringend notwendig für die Detektion und das Früherkennen von Attacken.

IT-Skills gesucht

Zudem brauche es wirksame Notfalls- und Krisenpläne. „Angesichts der steigenden Professionalität der Angriffe sind klare Pläne, wie im Fall des Falles zu reagieren ist, erforderlich. Regelmäßige Tests und Evaluierungen dieser Pläne sind das Um und Auf“, so Georg Schwondra, Partner Cyber Risk bei Deloitte Österreich. Wichtig seien auch starke personelle Ressourcen und das Bemühen, qualifizierte IT-Fachkräfte im Unternehmen zu halten. Skills, die in diesem Zusammenhang in Unternehmen gebraucht werden, seien Deloitte zufolge Identity und Access Management, App Security, Infrastruktur und Netzwerksicherheit, Cyber Defense und Cloud Security.

Multiple Krise spielt Cyberkriminellen in die Hände

“Cybersecurity ist kein eigenes Universum, es ist in gesellschaftliche Veränderungen eingebettet”, so Schwondra. Die Qualität der Cyber-Attacken – und somit auch die Schadensintensität bei Unternehmen – sei seit Beginn des Russland-/Ukrainekriegs deutlich gestiegen. Andere gesellschaftliche Krisen wie die Pandemie hätten zusätzlich Öl ins Feuer gegossen. Die daraus entstandenen Lieferengpässe hätten beispielsweise für rund die Hälfte der befragten Unternehmen eine Gefahr für die Kontinuität des Geschäfts dargestellt. Hardware, die für die Abwehr von Cyberattacken benötigt wird, konnte so nicht ordnungsgemäß oder nur verzögert geliefert werden. Als Gegenmaßnahme sollten sich Unternehmen laut Karin Mair bewusst mit Lieferketten auseinandersetzen und erörtern, wie stabil ihre Lieferanten sind.

Personalmangel bereitet Probleme für Cybersecurity

Außerdem kämpfen 38 Prozent der Unternehmen mit dem anhaltenden Fach- und Arbeitskräftemangel – ein Umstand, der für fast die Hälfte dieser Betriebe bereits Ursache betrieblicher Ausfälle war.

„Das Fehlen der Talente hat massive Auswirkungen auf die Cybersecurity der Unternehmen. Eine sichere IT-Landschaft kann nur durch ausreichende, qualifizierte Personalressourcen gewährleistet werden. Trotz zahlreicher Herausforderungen sollten die Betriebe die Entwicklung einer nachhaltigen Personalstrategie unbedingt priorisieren. Nur so sind sie auch für die Zukunft gerüstet“, meint Karin Mair.

Investitionsbedarf im Risikomanagement

Insgesamt müssten sich Unternehmen um ein wirksames Risikomanagement bemühen. „Angesichts der kritischen geopolitischen Lage spielt Risikomanagement eine zentrale Rolle für einen wirksamen Schutz. Zwar haben viele Unternehmen dies auch erkannt, gleichzeitig haben 47 Prozent aber noch kein Risikomanagement implementiert oder Maßnahmen getroffen – hier gibt es Investitionsbedarf“, erklärt Karin Mair abschließend.

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FireStart P4 Therapeutics - Insolvenzen
(c) Adobe.Stock

Davor, dass es so kommen könnte, wurde in letzter Zeit immer wieder gewarnt: Österreich ist aufgrund der wirtschaftlichen Lage ohnehin schon mit einem sehr hohen Insolvenz-Aufkommen konfrontiert. Und nun werden – mitten in der Rezession – viele während der Corona-Pandemie vergebene Notkredite für Unternehmen fällig.

Series A über vier Millionen Euro für FireStart 2020

Genau mit dieser Situation war nun das auf Prozessautomatisierung spezialisierte Linzer IT-Unternehmen FireStart konfrontiert, das auch einen Standort in Wien betreibt. 2008 als Startup gegründet holte es im Laufe der Zeit mehrere Investoren an Bord und gewann Referenzkunden wie Flughafen Zürich, Wien Energie, KTM und PWC. Noch im Juni des Corona-Jahrs 2020 schloss das Unternehmen seine Series A-Finanzierungsrunde über vier Millionen Euro ab, wie brutkasten berichtete.

Insolvenzantrag: “Vereinbarte, aber nicht bezahlte Raten”

Während der Coronakrise wurde auch ein durch die aws und die COFAG garantierter Kredit aufgenommen. Dieser konnte nicht refinanziert werden, wie der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) heute schreibt. FireStart musste Insolvenz anmelden und brachte einen Antrag auf ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung ein. “Eine Fälligstellung der Hausbank führte zum Eigenantrag. Dabei ist die Rede von vereinbarten, aber nicht bezahlten Raten”, heißt es dazu in einem Artikel von meinbezirk.at mit Bezug auf Angaben von Creditreform.

Gehälter seit November offen

Schulden von rund 4,67 Millionen Euro stehen laut AKV Aktiva von rund 412.000 Euro gegenüber. Etwa 100 Gläubiger:innen sowie 17 Dienstnehmer:innen sind betroffen. Deren Gehälter sind bereits seit November offen. Der beantragte Sanierungsplan sieht eine Quote von 30 Prozent, zahlbar innerhalb von zwei Jahren vor und wird nun überprüft.

“Managementfehler” bei FireStart

“Zwischen 2019 und 2022 kam es zu Managementfehlern und ineffizientem Kostenmanagement. Mittlerweile wurde das Management gewechselt und das Produktionsportfolio verbessert”, heißt es bei meinbezirk.at weiter. Dazu wird Venka Stojnic von Creditreform zitiert: “Es wurden bereits Reorganisationsmaßnahmen gesetzt. Weitere, wie der Ausbau und die Erweiterung des Vertriebes und Vermarktung sowie Produktpalette, sollen folgen. Laut Eigenantrag soll eine wesentliche Maßnahme die Refinanzierung des Fremdkapitals im Rahmen des Sanierungsplanes mit Hilfe der Gesellschafter sein.”

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