13.09.2017

CultTech: Der erste Hackathon für den Kunst- und Kulturbereich

An der Schnittstelle von Kunst und IT findet der CultTech Hackathon am 19. bis 21. September im Wiener Intercontinental statt. Es ist der europaweit erste Kulturhackathon dieser Größe und soll dazu beitragen, CultTech Startups nach Wien zu holen.
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(c) nikolarakic - fotolia.com: In Wien sollen "Hacks" für den Kulturbetrieb entstehen.

Kunstmessen, Museen, Oper, Theater, Performance und Musik – das sind nur einige der Kreativbereiche, die der CultTech Hackathon ansprechen und revolutionieren möchte. Internationale Experten und Startups sind eingeladen, nach Wien zu kommen und die vorab definierten Problemstellungen der teilnehmenden Kunstinstitutionen und der Stadt Wien unter Einsatz von Informationstechnologie zu lösen. Mit dem Event möchte man Wien auch international als Standort für CultTech-Startups etablieren.

Die Prozesse von einer neuen Welt erklären lassen

Der Hackathon ist das Ergebnis eines sechsmonatigen Projekts, das von Pioneers Discover und RDI Digital in Kooperation mit der Stadt Wien, viennacontemporary und einigen traditionsreichen Wiener Kulturinstitutionen wie der Staatsoper, den Wiener Festwochen und dem Kunsthistorischen Museum.
Jede der teilnehmenden Kulturinstitutionen steht vor konkreten Problemen. Dabei geht es etwa um die Notwendigkeit, neue Zielgruppen zu erreichen oder den Bedarf an maßgeschneiderten Informationen für Besucher. Florian Pollack vom Kunsthistorischen Museum meint dazu: „Wir lassen uns diese Prozesse gerne von einer anderen Welt erklären und schauen, was dabei herauskommt”.

Redaktionstipps

In 48 Stunden eine Lösung finden

Aus über 60 internationalen Startups, die sich für den Hackathon beworben haben, wurden acht ausgewählt, die innerhalb von 48 Stunden Lösung diese Problemstellungen erarbeiten sollen. Die acht Finalisten kommen aus Österreich, Rumänien, Spanien, Großbritannien, der Slowakei und Estland. Das Ziel des Hackathon ist es, in Folge der Veranstaltung reale Anwendungs- und Durchführungsbereiche für die Institutionen zu entwickeln. Die erarbeiteten Lösungen werden am Ende von einer internationalen Jury bewertet. Mit dabei sind unter anderem Kunst- und Kulturminister Thomas Drozda, Gabriele Tatzberger von der Wiener Wirtschaftsagentur, Dmitry Aksenov als Vorstandsvorsitzende der viennacontemporary und der RDI Group, sowie Jürgen Furian, Co-Founder von Pioneers. Das Finale samt Preisverleihung erfolgt am 21. September in der Marx Halle.

“With VC CultTech Hackathon we want to connect Austria’s leading cultural institutions with outstanding national and international players of the startup-scene. The aim of the VC CultTech-Hackathon is to develop digital solutions for strategic challenges of the future. It is a kick starter for digitalization in the segment of culture and art, that has so far mostly ignored these developments” sagt Dmitry Aksenov.

Synergien nutzen

Oliver Csendes, den Geschäftsführer von Pioneers, betonte schon bei der Präsentation des Projektes am Pioneers Festival, dass es „nicht selbstverständlich“ sei, dass Synergien zwischen Kunst, Kultur und Technik gesucht würden und der CultTech Hackathon insofern eine besonders wichtige Veranstaltung sei. Auch sein Kollege Andreas Tschas schloss sich an und meinte: “Wien ist international für seine Kunst- und Kulturszene bekannt. Wieso sollte Wien also nicht zum Standort für CultTech Startups werden?”

Mehr Informationen zum Hackathon gibt es hier.

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Die Verwendung von Kohlefaser in der Industrie hat in den letzten Jahren stark zugenommen – insbesondere in Bereichen wie der Luft- und Raumfahrt, dem Automobilbau und der Windenergie. Kohlefaser überzeugt durch ihre hohe Festigkeit bei geringem Gewicht, doch ihre Herstellung ist ressourcenintensiv und teuer. Ein großes Problem stellt der hohe Verschnitt bei der Produktion dar: In der Industrie landen im Durschnitt bis zu 30 Prozent der Rohstoffe im Abfall. Diese Materialverluste sind nicht nur ökonomisch ineffizient, sondern auch aus ökologischer Sicht problematisch, da Kohlefaser biologisch nur schwer abbaubar ist.

Carbon Cleanup setzt auf KI

Das 2020 gegründete Linzer Startup Carbon Cleanup rund um Gründer Jörg Radanitsch hat sich diesem Problem angenommen und zum Ziel gesetzt, Kohlenstofffasern aus Industrieabfällen aufzubereiten und wiederverwendbar zu machen. Konkret hat das Startup eine mobile Aufbereitungsanlage entwickelt, um Carbonfasern direkt vor Ort beim Kunden aufzubereiten. 

Zum Herzstück der Anlage gehört nicht nur die mechanische Aufbereitung der Kohlenstofffasern. Im Hintergrund läuft auch eine Software, die eine KI-gestützte visuelle Erkennung der zugeführten Rohstoffe ermöglicht.

“Wir haben ein KI-generiertes Datenblatt entwickelt, das automatisch die Charakteristika von eingehendem Material erkennt und den Wert des Rezyklats bestimmt“, so Radanitsch. “Bevor das Material in unsere Anlage kommt, wissen wir schon, welche mechanischen Eigenschaften es haben wird. Das ist entscheidend für die Qualität und den Marktwert des Endprodukts.”

Gründer Jörg Radanitsch | (c) Carbon Cleanup

Entwicklung der zweiten Generation an Anlagen

Während die erste Anlage des Unternehmens für R&D-Zwecke dient und über eine Kapazität von 30 Tonnen pro Jahr verfügt, konnte das Unternehmen über den Sommer eine zweite Anlage in Betrieb nehmen. „Unsere zweite Anlagengeneration ist im August fertiggestellt worden. Die Produktionskapazität ist dreimal so hoch wie bei unserer ersten Anlage. Damit sind wir jetzt in der Lage, deutlich mehr und auch verschiedene Kompositabfälle zu verarbeiten.“

Besonders stolz ist Radanitsch auf die gestiegene Materialqualität: „Das neue Aggregat ist viel stärker, was uns mehr Flexibilität bei der Verarbeitung der Materialien gibt. Wir können jetzt eine Vielzahl an Abfällen effizienter recyceln, was die Qualität der Produkte erheblich verbessert.“

Ein wichtiger Baustein für den Erfolg von Carbon Cleanup war die Unterstützung durch die Austria Wirtschaftsservice (aws). “Das Seed-Financing der Austria Wirtschaftsservice hat uns erlaubt, nicht nur unsere Forschung und Entwicklung voranzutreiben, sondern auch in Marketingaktivitäten zu investieren, die für uns als Hardware-Startup besonders wichtig sind“, erklärt Radanitsch.

Luftfahrtindustrie und Kooperation mit KTM Technologies

Eine der spannendsten Entwicklungen bei Carbon Cleanup ist der Einsatz ihrer recycelten Materialien im 3D-Druck, besonders in der Luftfahrtindustrie. “Wir liefern im Tonnenmaßstab Kunststoffgranulate, die mit unserer Rezyklatfaser verstärkt sind. Diese werden in großen 3D-Druckern verwendet, um Formen zu bauen, die dann für die Produktion von Flugzeugteilen genutzt werden”, so der Gründer.

Zudem arbeitet Carbon Cleanup mit dem österreichischen Motorradhersteller KTM zusammen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an einem geschlossenen Materialkreislauf, bei dem Post-Consumer- und Post-Industrial-Abfälle von KTM Technologies recycelt und für die Herstellung neuer Bauteile genutzt werden. Spezifisch handelt es sich um das Recycling der Teile des Rennmodells “X-Bow GT2”, dessen Rahmen zu 100 % aus Carbonfasern besteht. Durch Unfälle entsteht eine große Menge an beschädigtem Material, das normalerweise als Abfall betrachtet wird. Mit der Partnerschaft von KTM und Carbon Cleanup wird dieses Material zurück in den Kreislauf gebracht. 

(c) Carbon Cleanup

“KTM Technologies war von Anfang an ein Vorreiter. Sie testen unsere recycelten Materialien bereits erfolgreich in ihren Motorrädern“, betont Radanitsch.

Das Besondere an dieser Kooperation ist das sogenannte Closed-Loop-Material, das zu 100 Prozent aus dem Abfallstrom von KTM Technologies besteht. „Die Herausforderung ist, die Materialien zirkulär zu sammeln und in die Produktion zurückzuführen. Das Sammeln und die Qualität sind dabei entscheidend. Aber wir haben gezeigt, dass wir sogar leistungsfähigere Materialien aus Abfall herstellen können”, so der Gründer.

(c) Carbon Cleanup

Die nächsten Schritte von Carbon Cleanup

Das Geschäftsmodell von Carbon Cleanup basiert derzeit auf zwei Einnahmequellen: Zum einen bietet das Unternehmen Kunden einen Recycling-Service an, bei dem diese für die umweltgerechte Entsorgung des Materials bezahlen. Dafür wurde eine eigene Logistikstruktur aufgebaut. Zum anderen werden die Faserverbundkunststoffe an weitere Abnehmer verkauft. Derzeit liefert das Startup 98 Prozent der aufbereiteten Granulate ins Ausland. “Für eingehendes Material sind die Hauptmärkte neben Österreich vor allem Deutschland und Italien. Der Materialzufluss ist für uns derzeit jedoch kein Engpass, sodass wir gezielt das für uns passende Material auswählen können”, so der Gründer abschließend.


*Disclaimer: Das Startup-Porträt erscheint in Kooperation mit Austria Wirtschaftsservice (aws)

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