14.04.2023

Crypto Weekly #98: Jahreshochs für Bitcoin und Ethereum – das sind die Hintergründe

Diese Woche: Bitcoin stieg bis auf 31.000 US-Dollar, Ethereum bis auf 2.100 Dollar. Beide erreichten damit neue Höchststände für 2023. Dabei hatte es diese Woche zwei größere Risikofaktoren für die Kursentwicklung gegeben.
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Ethereum & Bitcoin
Foto: Adobe Stock

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Die Kurstafel:

📈 Bitcoin über 30.000 US-Dollar, Ethereum über 2.000 Dollar

Los geht’s wie immer mit der Marktentwicklung - und die kann sich durchaus sehen lassen. Diese Woche wurden Marken erreicht, die wir schon länger nicht mehr gesehen haben. Zunächst einmal bei Bitcoin. In der Nacht auf Dienstag ging es erstmals seit Juni 2022 wieder über die 30.000-Dollar-Schwelle. Und später in der Woche dann bei Ethereum: In der Nacht auf Freitag knackte der Kurs die 2.000-Dollar-Marke - erstmals seit August 2022.

Marken wie diese werden in Finanzmedien häufig mit dem Zusatz “psychologisch wichtig” versehen. Wie wichtig sie psychologisch tatsächlich sind, darüber lässt sich streiten. Jedenfalls aber impliziert die Formulierung auch etwas anderes: Wichtig sind sie nur psychologisch - fundamental gesehen spielen sie keine Rolle. Es sind willkürliche Marken ohne ökonomische Bedeutung. 

Aber völlig rational geht es an den Finanzmärkten nicht immer zu. Weshalb die runden Zahlen dann eben doch immer wieder für Aufmerksamkeit sorgen. Unabhängig von den konkreten Schwellen waren es jedenfalls Höchststände für das Jahr 2023, die erreicht wurden. Für Ethereum ging es nach dem Überschreiten der runden Marke bis auf 2.100 Dollar nach oben. Bitcoin stieg am Freitag mit 31.000 Dollar ebenfalls auf einen Höchststand für das laufende Jahr. Und damit war vor dieser Woche nicht unbedingt zu rechnen.

🇺🇸 Warum US-Inflationsdaten am Kryptomarkt mit Spannung erwartet worden sind

Konkret gab es sogar zwei Risikofaktoren, die diese Woche das Potenzial gehabt hätten, den Marktteilnehmer:innen die Stimmung zu vermiesen. Der erste Risikofaktor war ein makroökonomischer. Diese gesamtwirtschaftliche Entwicklung spielt spätestens seit 2020 auch für den Kryptomarkt eine große Rolle. Die Zinserhöhungen der US-Notenbank Federal Reserve im Kampf gegen die hohe Inflation gelten als Hauptgrund für die schwache Kursentwicklung seit Ende 2021. 

Und da sind wir auch schon beim Thema: Denn am Mittwoch standen US-Inflationsdaten zur Veröffentlichung an. Diese wurden mit besonderer Spannung erwartet - und waren der eine große Risikofaktor für den Kryptomarkt in dieser Woche. 

Hintergrund: Im März hatten mehrere Bankpleiten in den USA für hohe Unsicherheit gesorgt - sowohl an den traditionellen Finanzmärkten als auch am Kryptomarkt. Erst als die US-Behörden angekündigt hatten, dass die Bankeinlagen der Silicon Valley Bank auch über den versicherten Betrag von 250.000 Dollar pro Konto hinaus geschützt würden, beruhigte sich die Lage einigermaßen. Zudem hatte die Fed ein neues Programm vorgestellt, mit dem Banken im Notfall Liquidität zur Verfügung gestellt bekommen sollten.

Dazu kam: Die Turbulenzen im Bankensektor machten es auch unwahrscheinlicher, dass die Fed weitere starke Zinserhöhungen vornehmen würde. Schwächelt die Wirtschaft ohnehin schon, könnten zusätzliche Zinserhöhungen die Situation noch verschlimmern. Würde die Fed aber deswegen ihre Zinserhöhungen beenden oder die Zinsen sogar senken, wäre das positiv für die Kursentwicklung. 

Leisten könnte sich die Notenbank das nur, wenn es die Inflationsentwicklung hergibt. In den USA sinkt die Inflationsrate zwar seit Monaten. Mit 6,0 Prozent lag sie im Februar aber weiterhin deutlich über dem Ziel von 2,0 Prozent. Und die Fed würde ihre Zinserhöhungen wohl nicht stoppen, wenn der Trend bei der Inflation nicht klar nach unten zeigen würde. Genau deshalb sind die Daten für März mit großer Spannung erwartet worden.

Letztlich ging aber alles gut: Die Daten zeigten einen weiteren Rückgang der Inflationsrate auf 5,0 Prozent. Damit fiel er sogar etwas deutlicher aus, als Analyst:innen im Vorfeld erwartet hatten. Diese waren im Schnitt von einem Rückgang auf 5,2 Prozent ausgegangen. Einer der beiden Risikofaktoren in dieser Woche wurde also nicht schlagend.

🧐 Wie sich Ethereums “Shapella”-Upgrades wirklich auf den Kurs ausgewirkt haben

Dann gab es aber noch einen zweiten - und zwar einen kryptospezifischen, der auch in der vorigen Ausgabe von Crypto Weekly bereits ausführlich behandelt wurde: Die “Shapella”-Upgrades des Ethereum-Netzwerks. 

Wie berichtet, hatte der Ether-Kurs schon im Vorfeld der Upgrades den höchsten Stand seit August 2022 erreicht. Die beiden Upgrades “Shanghai” und “Capella”, meist eben zusammengefasst zu “Shapella”, blieben jedoch ein Unsicherheitsfaktor.

Alle Hintergründe zu den Upgrades wurden hier bereits in der Vorwoche behandelt. Wer sich für die Details interessiert, sei als an Crypto Weekly #97 verwiesen, diesmal nur die Kurzfassung: Mit den Upgrades wird es nun möglich, dass zum Staking hinterlegte Ether-Token wieder ausgezahlt werden.

Etwas vereinfacht gesagt: Bisher konnte man Token einzahlen, aber die dann nicht mehr auszahlen lassen. Klingt nach Scam, aber diese Funktion war technisch schlicht noch nicht implementiert. In der Nacht auf Donnerstag ging sie nun aber live. 

Über die Auswirkungen des Upgrades auf den Ether-Kurs war im Vorfeld viel spekuliert worden. Ethereum-Staking ist seit Dezember 2020 möglich. Manche Staker:innen haben also schon ziemlich lange keinen Zugriff auf ihre gestakten Token - würden sie da nicht die erstbeste Möglichkeit nutzen, um Gewinne mitzunehmen? Und würden die Token, die auf den Markt geworfen werden, nicht für enormen Druck auf den Preis sorgen und einen Abverkauf auslösen?

Alles berechtigte Fragen, die in der Vorwoche an dieser Stelle auch bereits behandelt worden sind. Nun stellte sich aber heraus: Zumindest unmittelbar waren die Auswirkungen der Upgrades auf den Kurs kaum vorhanden. Er bewegte sich in der Nacht auf Donnerstag wie am Tag davor bei rund 1.900 Dollar. Von einem Abverkauf keine Spur. 

Und nicht nur das: Am Freitag ging es dann sogar deutlich nach oben. Der ETH-Kurs überschritt, wie eingangs erwähnt, erstmals seit August 2022 sogar wieder über die Marke von 2.000 Dollar.

Allerdings: Das Horror-Szenario eines unmittelbaren starken Abverkaufs hatten ohnehin nur wenige seriöse Beobachter:innen für wahrscheinlich gehalten. Auch den Ethereum-Entwickler:innen waren die möglichen Auswirkungen der Upgrades bereits bei der Planung bewusst - weshalb sie vorbeugend Maßnahmen ergriffen haben. So bestehen auch weiterhin Einschränkungen, wie viele Ether abgezogen werden können.

Auch aufgrund dessen gilt: Die kurzfristige Marktreaktion auf “Shapella” kennen wir. Wie sich die Upgrades aber fundamental auf das Ethereum-Ökosystem auswirken werden, wird sich erst über die nächsten Wochen und Monate zeigen.


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Rechtsanwalt Christian Nordberg | (c) Nordberg

Mitten in der österreichischen Startup-Szene sorgte das Quantencomputing-Unternehmen ParityQC im April diesen Jahres für Aufsehen: Das Unternehmen rund um Wolfgang Lechner und Magdalena Hauser sicherte sich ein Investment der B&C Innovation Investments GmbH, die mit einem nicht genannten Betrag beim Spin-off einstieg. Laut einer Aussendung der Uni Innsbruck und der Österreichische Akademie der Wissenschaften erreichte ParityQC eine Bewertung vergleichbar mit US-börsennotierten Quantenunternehmen. Diese Bewertungen bewegten sich zum damaligen Zeitpunkt meist im niedrigen neunstelligen Bereich. (brutkasten berichtete).

Aber wie läuft ein solcher Deal ab, insbesondere wenn es um hochsensible Technologien wie Quantencomputing geht? brutkasten hatte die Gelegenheit, mit Christian Nordberg, dem Rechtsanwalt, der die Transaktion rechtlich begleitet hat, zu sprechen. Nordberg liefert Einblicke in die Dynamik einer solchen Finanzierung, die Rolle der IP-Rechte und die rechtlichen Rahmenbedingungen. Zudem liefert Nordberg auch Tipps für Startups, die sich in einer Finanzierungsrunde befinden.

Die Ausgangslage im Fall von ParityQC

Das 2019 gegründete Unternehmen ParityQC hat sich in kürzester Zeit einen Namen in der internationalen Quantencomputing-Szene gemacht. Die Gründer Wolfgang Lechner und Magdalena Hauser entwickelten ein einzigartiges Architekturmodell für Quantencomputer, das speziell auf Optimierungsprobleme ausgerichtet ist. Diese Technologie ist in der Lage, komplexe Probleme schneller und effizienter zu lösen als herkömmliche Systeme – ein entscheidender Vorteil in Bereichen wie Logistik, Energienetzwerken und Finanzmärkten.

Anders als viele Startups, die oft Jahre brauchen, um profitabel zu werden, hatte ParityQC in der Phase der Finanzierungsrunde bereits eine starke finanzielle Basis. Dank renommierten Kunden wie NEC ist das Unternehmen nach eigenen Angaben seit 2023 profitabel – eine Seltenheit in der Quantenbranche (brutkasten berichtete).

“Ein Unternehmen wie ParityQC, das bereits operativ erfolgreich ist, hat natürlich eine viel bessere Verhandlungsposition gegenüber Investoren als ein Startup in der Frühphase, das dringend Kapital benötigt,“ erklärt Nordberg. Die Profitabilität und die bereits bestehende Kundenbasis gaben dem Unternehmen eine gewisse Unabhängigkeit und Verhandlungsmacht.

Die Bedeutung von IP-Rechten

In der hochspezialisierten Welt des Quantencomputings kommen rechtliche Herausforderungen, wie die Bewertung und Absicherung geistigen Eigentums, besonders stark zum Tragen. Bei einer Due-Diligence-Prüfung wird das gesamte Unternehmen auf Herz und Nieren geprüft – von den finanziellen Aspekten über das Geschäftsmodell bis hin zu den IP-Rechten.

Nordberg erklärt: „Für den Investor steht die Frage im Vordergrund, wie gut die einzigartigen Technologien von ParityQC rechtlich geschützt und risikominimiert werden können.“ IP-Rechte, insbesondere bei einer technologischen Innovation, die wie bei ParityQC eine Zukunftsbranche vorantreibt, sind ein entscheidender Faktor, um das Investment langfristig abzusichern.

In diesem Fall wurde ein technischer Berater hinzugezogen, der die Patente und Technologien im Detail analysierte. Neben dem rechtlichen Schutz ist es hier wichtig, dass der Inhalt und die Funktionsweise der Technologie verstanden werden. “Bei Quantencomputing war das auch für uns als Kanzlei eine besondere Herausforderung, da es sich um hochkomplexe technologische Entwicklungen handelt”, so Nordberg.

Weit mehr als reine Paragraphen

Die Rechtsberatung spielte in der Verhandlungsphase von ParityQC eine zentrale Rolle. Neben der Prüfung der rechtlichen Aspekte war es für Nordberg und sein Team essenziell, das Unternehmen durch die Verhandlungen zu begleiten und strategisch zu beraten. Der Unterschied zu größeren Unternehmen besteht oft darin, dass Startups keine eigenen Rechtsabteilungen oder Corporate-Strukturen besitzen. “Bei ParityQC war das zwar nicht der Fall, Startups in der Frühphase benötigen allerdings oft nicht nur rechtliche, sondern auch strukturelle Unterstützung, um den Anforderungen von Investoren gerecht zu werden“, betont Nordberg.

Die Anforderung an den Rechtsberater ist nicht nur eine klassische Rechtsberatung zu liefern, sondern auch ein Verständnis für unternehmerische Abläufe mitzubringen. “Wenn Startups Unterstützung bei Verhandlungen benötigen, dann geht es häufig auch darum, die Verhandlungsposition zu stärken und sicherzustellen, dass das Startup langfristig von der Partnerschaft mit dem Investor profitiert,“ erklärt Nordberg.

Ein zusätzlicher, oft unterschätzter Aspekt sind dabei die vertraglichen Feinheiten, die sich aus der Investmentrunde ergeben. Hierzu zählt etwa der Gesellschaftsvertrag, der neu aufgesetzt wird, um Investoren Mitsprache- und Vetorechte einzuräumen, ohne dabei die Gründungsgesellschaften in ihrer zukünftigen Geschäftsentwicklung zu stark einzuschränken.

Tipps für Startups in Finanzierungsphasen

Nordberg gibt zudem auch Ratschläge für Startups, die sich in einer Finanzierungsphase befinden. „Investoren wollen sehen, dass ein Startup eine gewisse Struktur aufweist, da dies Vertrauen schafft“, betont er. Dabei gehe es keinesfalls darum, die Atmosphäre eines Konzerns zu simulieren, sondern vielmehr darum, grundlegende Prozesse und Abläufe klar zu definieren. “Wenn ein Startup strukturiert auftritt und den genauen Finanzierungsbedarf kennt, zeigt das den Investoren, dass sie es mit einer professionellen Organisation zu tun haben,“ so Nordberg.

Ein weiterer Tipp des erfahrenen Anwalts betrifft die Wahl des Investors. Hier sollten Gründer:innen darauf achten, dass der Investor zur Unternehmenskultur und den Zielen passt. Neben dem finanziellen Beitrag sind es oft die Netzwerke, Branchenkenntnisse und die Unterstützung bei der Weiterentwicklung des Produkts oder der Dienstleistung, die ein Investor bieten kann. “Ein Startup sollte sich gut überlegen, ob der Investor lediglich Kapital bereitstellt oder auch strategischen Mehrwert bringt,“ erklärt Nordberg.

Arbeit mit Startups erfordert Dynamik und Flexibität

Nordberg teilt zudem auch seine persönlichen Learnings. Für Rechtsanwälte, die sich mit Startup-Beratung beschäftigen, bringt diese Arbeit eine besondere Dynamik und Flexibilität mit sich. Die oft noch jungen Gründer:innen sind stark auf die Entwicklung ihrer Produkte und Ideen fokussiert, und Rechtsberatung muss daher effizient und verständlich sein. „Die Gründer haben selten die Zeit und Kapazität, sich in komplexe juristische Details einzuarbeiten. Da ist es unsere Aufgabe, sie praxisnah und lösungsorientiert zu unterstützen,“ sagt Nordberg.

Abschließend betont Nordberg, dass es für die österreichische Gründerszene ein positives Signal sei, dass ein so komplexes Thema wie Quantencomputing in Österreich erfolgreich im Zuge einer Eigenkapitalrunde finanziert werden konnte. Der Anwalt ist überzeugt, dass derartige Deals dazu beitragen, den Innovationsstandort Österreich zu stärken. Mit seiner Kanzlei sieht er sich gut aufgestellt, um weiteren Startups den Weg durch die komplexe Welt der Investorengespräche zu ebnen – eine Rolle, die in einer wachsenden Startup-Landschaft immer wichtiger wird.


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