10.03.2023

Crypto Weekly #93: Bitcoin unter 20.000 Dollar – und was hinter dem Zusammenbruch von Silvergate steckt

Diese Woche: Silvergate galt als die Hausbank der US-Kryptobranche. Nun wird sie abgewickelt. Die Kurse von Bitcoin und Ethereum fielen unterdessen auf die tiefsten Stände seit Jänner.
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Cellphone with logo of American financial services company Silvergate Bank on screen in front of website. Focus on center-left of phone display
Foto: Timon - stock.adobe.com

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Die Kurstafel:

  • Bitcoin (BTC): 19.997 US-Dollar (-15 % gegenüber Freitagnachmittag der Vorwoche)
  • Ethereum (ETH): 1.416 Dollar (-14 %)
  • BNB: 274 Dollar (-8 %)
  • Solana (SOL): 18 Dollar (-20 %)

📉 Bitcoin fällt unter 20.000 Dollar, Ethereum unter 1.400 Dollar

Auch diese Ausgabe von Crypto Weekly starten wir wieder mit einem Blick auf die Marktentwicklung. Und die war in den vergangenen sieben Tagen alles andere als erfreulich. Richtig übel wurde es dabei gegen Ende der Woche: Bitcoin fiel unter die Marke von 20.000 US-Dollar – erstmals seit Mitte Jänner. Ethereum wiederum rasselte unter 1.400 Dollar. Auch diese Marke hatte der Ether-Kurs zuletzt im Jänner unterschritten. 

Sowohl Bitcoin als auch Ethereum lagen am Freitag um rund zehn Prozent gegenüber dem Vortag im Minus. Auf 7-Tages-Sicht ergeben sich Verluste von jeweils rund 15 Prozent. Blickt man auf die anderen großen Krypto-Assets, ergibt sich ein ähnliches Bild.

🏦 Wie eine klassische Bank zu einem wichtigen Krypto-Player wurde – und dann abstürzte

Es ist ja mittlerweile schon wieder fünf Monate her, dass die Kryptobörse FTX pleite ging. In diesem Zeitraum kam es in der Branche zu einigen weiteren Pleiten, die allesamt mehr oder weniger direkt auf das FTX-Debakel zurückzuführen waren. Bei manchen – wie bei BlockFi – ging es schneller, bei anderen – wie bei Genesis – zog es sich über Monate dahin bis klar wurde, dass sie die Kurve nicht mehr kratzten.

Diese Woche kam eine weitere Pleite dazu: Silvergate. Das ist zunächst einmal eine Bank aus den USA, die sogar an der Börse notiert (und entsprechenden Transparenzvorschriften unterliegt). Was für ein Krypto-Unternehmen durchaus schon einmal ungewöhnlich ist. Und als Krypto-Unternehmen im klassischen Sinn ist Silvergate zumindest von seiner Geschichte her auch nicht zu sehen: Mit dem Gründungsjahr 1988 ist Silvergate für eine Bank zwar sehr jung, aber immerhin doch 20 Jahre älter als Bitcoin. 

Womit wir auch schon beim Thema sind. Denn 2013 – also relativ früh – positionierte sich Silvergate auf Initiative von CEO Alan Lane mit Angeboten, um explizit Bitcoin- und Krypto-Kunden:innen anzusprechen. In den Folgejahren wuchs Silvergate deutlich – und ging 2019 an die Börse. 

Silvergate betreibt ein eigenes Zahlungsnetzwerk und hat 2021 die Überreste von Facebooks Stablecoin-Projekt Diem (früher Libra) aufgekauft. Im Zuge der FTX-Pleite geriet die Bank dann ordentlich ins Straucheln. Die Kryptobörse war ein wichtiger Kunde von Silvergate. Kund:innen zogen aufgrund der Unsicherheit Gelder ab. Der Aktienkurs, der im März 2022 noch bei rund 150 Dollar gelegen war, fiel nach der FTX-Pleite auf unter 20 Dollar. 

Über Monate wackelte das Unternehmen. Und wieder einmal war die Frage: Welche anderen Unternehmen hängen potenziell mit drinnen? Wen könnte eine Pleite mitziehen? Bereits im Jänner schickten mehrere US-Senator:innen einen Brief an Silvergate mit Fragen – zu den Risikomanagement-Praktiken und den Beziehungen zu FTX.

Diese Woche wurde Silvergate dann sogar im Weißen Haus ein Thema. Pressesprecherin Karine Jean-Pierre sagte Anfang der Woche auf eine Frage bei einem Medienbriefing, das Weiße Haus sei sich der Situation bewusst und werde diese weiterhin beobachten, sagte Jean-Pierre weiter.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Silvergate (formal Silvergate Capital, das Mutterunternehmen der Silvergate Bank) bereits die angekündigte Veröffentlichung seines jährlichen Finanzberichts verzögert. Was selten ein gutes Zeichen ist. Man brauche mehr Zeit, damit ein unabhängiger Wirtschaftsprüfer bestimmte Prüfungsprozesse fertigstellen könne, hieß es offiziell zur Begründung. Daraufhin kappten mehrere große Kryptofirmen ihre Verbindungen zu der Bank – unter anderem Coinbase, Galaxy Digital, Circle und Bitstamp.

🇺🇸 Die Hintergründe zum Silvergate-Kollaps

Am Mittwoch wurde es dann offiziell: Silvergate Capital erklärte, die Silvergate Bank abzuwickeln. Als Begründung führte das Unternehmen Entwicklungen in der Branche und im regulatorischen Bereich an – ohne diese explizit zu nennen. Klar ist aber: Es geht hier um den Krypto-Winter und natürlich auch um die Auswirkungen der FTX-Pleite. 

Der Verweis auf das regulatorische Umfeld wiederum dürfte sich auf die jüngsten Schritte der US-Börsenaufsicht beziehen. Diese hatte erst kürzlich einen Vergleich mit der US-Kryptobörse Kraken abgeschlossen, der diese zu 30 Mio. Dollar Strafe und dem Einstellen seines Staking-Angebots am US-Markt verpflichtete. Und der Chef der Behörde, Gary Gensler, hat in den vergangenen Wochen immer wieder deutlich gemacht, dass er weite Teile der Krypto-Branche in Konflikt mit dem US-Wertpapierrecht sieht.

Diese Woche kam dann noch eine Klage der New Yorker Generalstaatsanwältin gegen die Kryptobörse KuCoin dazu – in dieser bezeichnete sie Ethereum als Wertpapier. Was noch keine unmittelbaren rechtliche Folgen hat, aber ein weiteres Mal anzeigt, in welche Richtung es regulatorisch in den USA geht.

Allerdings: Für die Silvergate-Pleite sind diese Ereignisse im regulatorischen Bereich sicher nicht verantwortlich. Aber, wie weiter oben bereits erwähnt, die US-Politik hatte auf Silvergate durchaus ein Auge geworfen. Und angesichts der Ereignisse der vergangenen Wochen kann man zumindest schlussfolgern: Einfacher wäre es an dieser Front für Silvergate nicht geworden. 

Der tatsächliche Grund für die Pleite war aber ohnehin ein anderer. Und kein krypto-spezifischer, wie Wall-Street-Journal-Kolumnist Telis Demos in einer Analyse schreibt. Denn: Silvergate ist natürlich von der FTX-Pleite getroffen worden. Aber zum Verhängnis wurden der Bank keine Kredite an die Pleitebörse und auch keine komplexen Zocker-Papiere, sondern US-Staatsanleihen, argumentiert Demos. 

Und zwar folgendermaßen: Die US-Notenbank hat 2022 begonnen, die hohe Inflation mit deutlichen Zinserhöhungen zu bekämpfen. Infolgedessen sind auch die Anleihezinsen gestiegen – und im Gegenzug ihre Kurse gefallen. Das ist noch nicht per se ein Problem. Denn Anleihen haben fixe Laufzeiten – und wenn man sie bis zu deren Ende hält, bekommt man den Nennwert zurück. Ohne Verluste. Und Zinsen hat man auch noch kassiert.

Anleihen können aber über die gesamte Laufzeit weiterverkauft werden – zum gerade gültigen Marktpreis. Und der kann sich ordentlich vom Nennwert unterscheiden. Zum Beispiel dann, wenn die Zinsen stark gestiegen und dementsprechend die Kurse gefallen sind. Wie es in den USA seit dem Vorjahr der Fall war. 

Und da sind wir jetzt wieder beim Fall von Silvergate. Die Staatsanleihen im Portfolio haben deutlich an Kurswert verloren – so weit, so schlecht. Aber noch kein Beinbruch, wenn man sie denn bis Laufzeitende halten kann. Und genau das ist der Punkt: Weil die Kund:innen von Silvergate nach der FTX-Pleite ihre Einlagen im großen Stile abzogen, brauchte die Bank plötzlich Geld. Und zwar viel. Daher musste sie die Anleihen verkaufen – und das ging eben nur zum Marktpreis. Oder anders formuliert: Mit einem gewaltigen Verlust.

Das ist auch der Grund, warum die Angelegenheit an den Finanzmärkten für so hohe Unsicherheit sorgte. Denn im Gegensatz zu beispielsweise einem Terra-Luna-Kollaps ist das Problem eben kein krypto-spezifisches. Sondern betrifft potenziell auch viele andere Banken. Mit der Silicon Valley Bank gibt es auch schon den nächsten Problemfall.


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Disclaimer: Dieser Text sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Steuerberatung, Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Sie dienen lediglich der persönlichen Information. Es wird keine Empfehlung für eine bestimmte Anlagestrategie abgegeben. Die Inhalte von brutkasten.com richten sich ausschließlich an natürliche Personen.

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Christian Praxmarer, ab sofort COO, sowie Darren Verlenden, ab sofort CEO von Single Use Suport (c) Single Use Support

Das 2016 gegründete Tiroler Scaleup Single Use Support entwickelt und erzeugt mechatronische Anlagen für die Pharmaindustrie. Konkret hat sich das Unternehmen der Gründer Johannes Kirchmair und Thomas Wurm auf Komplettlösungen für den Umgang mit Flüssigarzneimitteln spezialisiert. Single Use Support positioniert sich indes als Anbieter von innovativen Flüssigkeitsmanagement- und Kühlkettenlösungen für die biopharmazeutische Industrie.

Mehrheitsübernahme nach Exit-Gerüchten

Gut sieben Jahre nach seiner Gründung stand ein “Milliarden-Exit” im Raum – damals soll der Laborausrüster Sartorius Interesse an einer Übernahme bekundet – brutkasten berichtete. Im Mai dieses Jahres kam schließlich die Botschaft zur Mehrheitsübernahme. Allerdings nicht vom besagten Laborausrüster. Die dänische Novo Holdings übernahm mit 60 Prozent die Mehrheit an Single Use Support – der Kaufpreis wurde nicht genannt.

Nun bekommt das Unternehmen mit Darren Verlenden einen neuen CEO. Zuletzt war Verlenden als Executive Vice President für den Bereich Prozesslösungen bei der Merck KGaA Darmstadt Deutschland tätig. Bisher weist Verlenden über 20 Jahre Erfahrung im Life-Science Bereich vor. In seiner neuen Position soll er für die Wachstumsstrategie und den Ausbau der globalen kommerziellen und operativen Präsenz des Tiroler Scaleups verantwortlich sein.

Verlenden wird CEO, Praxmarer nun COO

“Ich freue mich darauf, einem so talentierten Team beizutreten und Single Use Support dabei zu helfen, die nächste Phase seines Wachstumskurses einzuleiten”, so Verlenden. “Das Portfolio hat einen außergewöhnlichen, differenzierten Wert und eine starke Tradition in der Bereitstellung innovativer Lösungen, die den sich wandelnden Bedürfnissen unserer Kunden gerecht werden.”

Christian Praxmarer, der seit November 2023 als CEO im Kufsteiner Scaleup tätig war, wird als Co-Geschäftsführer und Chief Operating Officer mit Sitz in Kufstein weiterhin “ein wichtiger Teil des Führungsteams” sein, heißt es vom Unternehmen. Gemeinsam soll das Führungsteam daran arbeiten, die Marktposition des Unternehmens zu stärken.

Johan Hueffer, Senior Partner, Principal Investments bei Novo Holdings, dem Mehrheitseigentümer des Scaleups, sagt zum Führungswechsel: “Wir freuen uns, Darren im Single Use Support Team begrüßen zu dürfen. Er ist eine dynamische, globale Führungspersönlichkeit mit hochrelevanter Erfahrung und passt hervorragend in die Single Use Support Organisation.”

Neue CCO und zwei neue Beiräte

Zusätzlich zur Ernennung des neuen CEOs hat Single Use Support sein Führungsteam mit Ulrike Lemke als Chief Commercial Officer (CCO) verstärkt. Lemke war zuvor in leitenden Positionen im Bereich Handel und Produktion bei Lonza, Sartorius und zuletzt bei Recipharm tätig.

Darüber hinaus wurden zwei leitende unabhängige Direktoren in den Beirat von Single Use Support berufen. Meeta Gulyani, die über Erfahrung in den Bereichen Vertrieb, Strategie und M&A in der Pharma- und Life-Science-Industrie verfügt, sowie Stefan Stoffel, der über Kenntnisse und Erfahrung in den Bereichen Betrieb und Produktion in der Bioprozessindustrie verfügt. Beide werden künftig als Beiräte von Single Use Support fungieren.

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