11.11.2022

Crypto Weekly #79: Was das milliardenschwere FTX-Fiasko für die Krypto-Branche bedeutet

Diese Woche: Das Fiasko um die in massive Zahlungsschwierigkeiten geratene Kryptobörse FTX schockt die Branche. Bitcoin ist zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit 2020 gefallen - doch welche langfristigen Auswirkungen drohen der Branche jetzt?
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FTX
Foto: Adobe Stock

Das brutkasten Crypto Weekly ist unser wöchentliches Briefing zum Kryptomarkt und kann hier als Newsletter abonniert werden. Jeden Freitag blicken wir auf die wichtigsten Kursbewegungen und Nachrichten der Krypto-Woche zurück.

[Update: Am Freitagnachmittag hat FTX einen Insolvenzantrag nach US-Recht (“Chapter 11”) gestellt. Damit ist die Pleite der Kryptobörse nun offiziell.]


Die Kurstafel:

  • Bitcoin (BTC): 17.300 US-Dollar (-14 % gegenüber Freitagmittag der Vorwoche)
  • Ethereum (ETH): 1.260 Dollar (-17 %)
  • Cardano (ADA): 0,36 Dollar (-7 %)
  • Solana (SOL): 18 Dollar (-43 %)
  • FTT: 3,28 Dollar (-87 %)

? Wie FTX für eine katastrophale Woche in der Kryptobranche sorgte

Katastrophal. Anders kann man diese Woche aus Sicht der Krypto-Branche wohl nicht bezeichnen. FTX, eine der größten Kryptobörsen der Welt, hat massive Liquiditätsprobleme bekommen. Auszahlungen wurden gestoppt. Mittlerweile ist die Börsenaufsicht der Bahamas – wo FTX angesiedelt ist – eingeschritten, hat alle Assets eingefroren und will das Unternehmen liquidieren lassen. 

Es dürfte um einen enormen Fehlbetrag gehen: Einem Reuters-Bericht zufolge hat FTX-Gründer Sam Bankman-Fried, auch bekannt als SBF, zuletzt versucht, 9,4 Mrd. Dollar aufzunehmen. Hintergrund: Offenbar wurden Kundengelder von FTX an die Schwesterfirma der Börse, das Trading-Unternehmen Alameda Research, verliehen – laut Wall Street Journal rund 10 Mrd. Dollar. Und dieses Geld wurde verzockt.

Zwischenzeitlich stand ein Notverkauf an den größeren Konkurrenten Binance im Raum – was völlig überraschend kam. Immerhin hatten Bankman-Fried und Binance-CEO Changpeng Zhao alias CZ kurz zuvor auf Twitter noch Unfreundlichkeiten ausgetauscht.

Es kam aber ohnehin anders: Schon in der offiziellen Stellungnahme von CZ hatte dieser betont, dass Binance lediglich eine unverbindliche Absichtserklärung unterzeichnet habe und jederzeit aus dem Deal aussteigen könne. Und das tat Binance dann auch – nicht einmal 24 Stunden nach der ursprünglichen Ankündigung. 

Bankman-Fried versuchte, andere Geldgeber zu finden. Der geplatzte Binance-Deal wird dabei aber nicht gerade eine große Hilfe gewesen sein, um es sehr höflich auszudrücken. Denn zurecht werden potenzielle Geldgeber schlussfolgern: Wenn Binance bei der Due Diligence nach nur einem Tag abwinkt, werden die Zahlen wohl richtig übel aussehen.

Klar, es gibt auch die Theorie, dass Binance FTX nie ernsthaft übernehmen wollte und den Konkurrenten nur bloßstellen wollte. Bankman-Fried selbst dürfte dieser Ansicht zuneigen. Letztlich ist das aber auch irrelevant: Dass sich FTX ausgerechnet an Binance wandte, zeigt ja ohnehin schon, dass die Lage ziemlich schlimm sein muss und es nicht mehr viele andere Möglichkeiten gab.


? Die Vorgeschichte zwischen Binance und FTX

Die ganze Angelegenheit hat natürlich eine Vorgeschichte. Als FTX 2019 gegründet wurde, gehörte Binance bereits zu den Investoren. FTX legte in den Folgejahre einen steilen Aufstieg hin. Bei einer Finanzierungsrunde im Juli 2021 wurde FTX mit 18 Mrd. Dollar bewertet. Nur wenige Monate später, im Oktober, wurde das nächste Investment zu einer Bewertung von 25 Mrd. Dollar bekanntgegeben. 

In den beiden Runden nahm FTX insgesamt über 1,4 Mrd. Dollar an Kapital auf. Vieles davon dürfte ins Sport-Sponsoring geflossen sein – in das FTX im großen Stil einstieg. Unter anderem wurde etwa die Arena des Basketball-Teams Miami Heat in “FTX Arena” umbenannt. Auch in der Formel 1, im Baseball, im American Football und im Eishockey wurde FTX als Sponsor aktiv.

Binance stieg unterdessen im Sommer 2022 bei FTX wieder aus. Gründer Bankman-Fried kaufte die Anteile der Börse zurück. Binance bekam laut Chef CZ dabei Token im Gegenwert von rund 2,1 Mrd. Dollar ausbezahlt – einerseits im eigenen Binance-Stablecoin BUSD, andererseits im FTX-Token FTT. So kam es, dass Binance einen relativ großen Anteil an FTT-Token hielt. Was seither nie ein großes Thema war. Bis vergangenen Sonntag.

Da verkündete CZ auf Twitter, dass Binance seine FTT-Bestände vollständig verkaufen würde. Hintergrund: Ein Bericht von Coindesk zur FTX-Schwesterfirma Alameda Research. Dieser warf einige Fragen auf, wie es um die Bilanz von Alameda wirklich bestellt ist. Laut dem Bericht entfallen fast 6 Mrd. der bilanzierten 14,6 Mrd. Dollar an Assets direkt oder indirekt auf FTT-Bestände. 

Alameda ist somit stark vom Wert eines Token abhängig, den die Schwesterfirma FTX de facto aus dem Nichts erschaffen hat. Und dabei stellt sich auch die Frage: Zu welchem Preis würde Alameda seine enormen FTT-Bestände im Notfall wirklich verkaufen können? Denn kämen diese Mengen auf den Markt, müsste man wohl mit massiven Auswirkungen auf den Kurs rechnen.

Tatsächlich war es nun aber vorerst Binance, das seine FTT-Bestände auf den Markt warf. Binance-Chef CZ versicherte zwar, dass man dies auf eine Art machen wolle, die (negative) Auswirkungen auf den Preis minimiere. Aber der Schaden war natürlich schon angerichtet.

CZ behauptete auch, dass der Schritt kein Angriff “auf einen Konkurrenten” sei. Wie glaubwürdig dies ist, sei dahingestellt. Es gab aber durchaus noch ein anderes Thema, bei dem CZ und SBF einen Konflikt hatten: Bankman-Frieds Ideen zur Krypto-Regulierung in den USA. SBF gilt der in der US-Politik wahrscheinlich einflussreichste Krypto-Unternehmer und hat auch bereits mehrfach vor dem Kongress gesprochen. 

Im Oktober legte er nun neue Vorschläge zur Krypto-Regulierung vor. SBF unterstützte darin unter anderem die Idee sogenannter “Blocklisten”, die das Sperren bestimmter Adressen, die staatlichen Sanktionen unterliegen, vorsieht. 

Bankman-Frieds Ideen waren in der Szene umstritten. Die Vorschläge würden die etablierten (zentralisierten) Akteuren stärken und den Bereich Decentralized Finance (DeFi) in die Illegalität drängen, lautete die Kritik aus der Szene sinngemäß. Und auch Binance-Chef CZ gehörte zu den Kritikern. SBF deutete auf Twitter daraufhin an, dass CZ möglicherweise ja gar nicht in die USA einreisen dürfe. Ziemlich beste Freunde also.

? Was das FTX-Fiasko jetzt für die Branche bedeutet

Welche Folgen wird das gesamte Fiasko nun aber haben? Kurzfristig belastete es zunächst einmal die Kurse. Bitcoin fiel erstmals seit 2020 wieder unter die Marke von 16.000 Dollar. Bei Ethereum war es der niedrigste Stand seit mehreren Monaten. Schwer unter die Räder geriet Solanas SOL-Token, der gegenüber Freitag der Vorwoche über 40 Prozent seines Werts einbüßte. Sam Bankman-Fried hatte bereits früh in Solana investiert und Alameda hält große SOL-Bestände. Der FTX-Token FTT verlor ohnehin rund 90 Prozent seines Marktwerts. 

Bereits am Donnerstagnachmittag kam es aber wieder zu einer leichten Erholungsbewegung am Markt, nachdem Daten zur US-Inflation besser ausgefallen waren als erwartet. Daraus sollte man aber nicht schließen, dass die Angelegenheit am Markt bereits verdaut ist. In Phasen hoher Unsicherheit sind Kursausschläge in beide Richtungen durchaus etwas, was man erwarten würde – und womit man auch jetzt weiter rechnen sollte.

Wichtiger als die unmittelbare Marktreaktion sind aber ohnehin die mittel- und langfristigen Auswirkungen auf die Branche. Und die werden – das kann man sicherlich jetzt schon sagen – enorm sein. In den vergangenen Tagen wurden häufig Vergleiche mit dem Kollaps des Terra/Luna-Ökosystems im Mai gezogen. Und auch wenn sich die beiden Fälle im Konkreten klar unterscheiden: Von ihren Auswirkungen sind sie durchaus zu vergleichen. 

Terra/Luna stand zum Zeitpunkt des Kollaps schon länger in der Kritik. Diese wurde jedoch in der öffentlichen Wahrnehmung von einem enormen Hype überlagert, der den LUNA-Token in die Top 10 der größten Kryptowährungen nach Marktkapitalisierung gehievt hatte. Und das war der Unterschied zu anderen Scams, wie sie im Kryptobereich leider an der Tagesordnung stehen: Es war einer der ganz großen Namen betroffen.

Und so ist es nun auch bei FTX. Nein, unumstritten war Sam Bankman-Fried sicherlich nicht. Aber FTX galt in einer Branche, der es an unseriösen Akteure nun wirklich nicht mangelt, grundsätzlich als seriös. Konkurrent Binance schlägt sich seit Jahren immer wieder mit Behörden in allen möglichen Ländern herum. Bankman-Fried dagegen schien immer um ein gutes Verhältnis zu Politik und Regulierungsbehörden bemüht. 

Und nicht zuletzt wegen der beiden riesigen Finanzierungsrunden war es nicht unbedingt naheliegend, dass FTX das Geld ausgehen könnte. Dazu kommt: Anders als bei vielen anderen Krypto-Projekten war das Geschäftsmodell grundsätzlich klar. Dass eine weltweit bekannte Börse mit hohen Handelsumsätzen profitabel zu betreiben ist, bezweifelt niemand (hey, die Bank gewinnt immer!).

Und dennoch steht FTX jetzt vor der Pleite. Das wirft natürlich eine ganze Reihe an Folgefragen auf. Bereits im Frühsommer, als Lending-Unternehmen wie Celsius und der Hedgefonds Three Arrows Capital (3AC) kollabierten, war die große Frage, die sich alle stellten: Wer ist noch betroffen? Und wer wird von den strauchelnden Unternehmen mit in den Abgrund gezogen? 

Genau dies ist jetzt auch wieder die große Frage. Das Lending-Unternehmen BlockFi, das schon im Sommer am Abgrund stand und ausgerechnet von FTX gerettet wurde, hat nun ebenfalls schon Auszahlungen ausgesetzt.

Dazu kommt: Politik und Behörden werden den Druck auf die Branche erhöhen. Die Pleite eine der größten Kryptobörsen der Welt würde dies ohnehin in jedem Fall bewirken. Aber hier ist nun auch noch so, dass Bankman-Fried bemüht war, sich in der US-Politik als seriöses Gesicht der Branche zu positionieren. 

Dass er sich nun als Scharlatan entpuppt hat, wird das Standing der Branche in der US-Politik nicht verbessern. Die ohnehin schon sehr krypto-kritische US-Börsenaufsicht wird innerhalb des politischen Betriebs mit ihrer Linie zusätzlichen Rückenwind erhalten. 

Was man aber auch aus dem Fall mitnehmen kann: Zwei zentrale Grundsätze der Krypto-Community wurden durch die Angelegenheit bestätigt: Einerseits “Not your keys, not your coins”. Kaum ein anderer Grundsatz wird in der Krypto-Welt so häufig bemüht – und trotzdem lassen viele wohl auch aus Bequemlichkeit Coins weiterhin auf Börsen liegen. Das rächt sich hier: Denn wer Coins zwar über FTX gekauft, sie dann aber in eine eigene selbstverwaltete Wallet übertragen hat, hat nun auch keine Probleme.

Und der zweite Grundsatz: Zentralisierte Akteure sind immer ein potentieller Risikofaktor. Man hat hier ein Gegenparteien-Risiko – die Börse kann pleite gehen. Und das ist sie in diesem Fall auch. Wieder einmal zeigt sich: Nur weil etwas mit Kryptowährungen zu tun hat, ist es noch lange nicht dezentral. Für (seriöse!) Anwendungen im Bereich Decentralized Finance (DeFi) sollte der Fall FTX somit eher Rückenwind liefern. 


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Das Gründerteam Christian Hill und Gerhard Prossliner © BRAVE Analytics, Leljak

Das Grazer Spin-off BRAVE Analytics wurde von Christian Hill und Gerhard Prossliner im Jahr 2020 gegründet. Den Gedanken an ein gemeinsames Unternehmen gab es schon einige Zeit davor an der MedUni Graz. Nach erfolgreicher Dissertation und dem FFG Spin-off Fellowship kam es zur Ausgründung, zu ersten Kund:innen und einem Standortwechsel. Und schließlich zur erfolgreichen Einbindung in den Life Science Cluster Human.technology Styria unterstützt von der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG.

Mittlerweile zählt BRAVE Analytics ein 14-köpfiges Team und sitzt im ZWT Accelerator in Graz, einem Kooperationsprojekt zwischen SFG und Medizinischen Universität Graz.

Das Team von BRAVE Analytics (c) © BRAVE Analytics, Leljak

Mut in der Geschäftsphilosophie

BRAVE Analytics steht für Mut in der Geschäftsphilosophie der beiden Gründer und des gesamten Teams: Christian Hill und Gerhard Prossliner fühlen sich “zu Entdeckungen hingezogen und lieben es, die Dinge aus einem völlig neuen Blickwinkel zu betrachten. Und genau diesen Spirit leben wir auch im Team.”

Wahrlich hat das Gründerduo mit seinem Spin-off das Forschungsgebiet Life Science in ein neues Licht gerückt: Denn BRAVE Analytics beschäftigt sich mit der automatisierten Qualitätssicherung für Pharma-, BioTech-Produkte, Wasser, Mineralien und Chemikalien. “Und das auf Partikel-Ebene. Das Ganze nennt sich Partikel-Charakterisierung und -Analytik”, erklärt Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten.

Neu ist die Technologie insofern, als dass die Partikel-Analyse direkt im Herstellungsprozess von Pharmaprodukten passiert. Also integriert, das heißt weder vor- noch nachgelagert, und damit effizient und kostensparend. “Damit machen wir eine sogenannte Prozessanalytik im Nano-Bereich”, erklärt Co-Founder Hill.

Die Lösung für ein Bottleneck

Damit haben die beiden Gründer zusammen mit ihrem Team eine Lösung für ein bis dato bestehendes “Bottleneck in der Industrie” geschaffen. Mit den modularen Messgeräten von BRAVE Analytics kann die Qualität von Produkten im Pharma- und BioTech-Sektor nämlich in Echtzeit gemessen werden. Das Kernstück der Lösung bildet die vom Spin-off eigens entwickelte, mehrfach patentierte OF2i Technologie.

Doch bekannterweise benötigen Life-Science-Lösungen wie diese einen breiten Umfang an Forschungsinfrastruktur, der sich gerade für frisch gegründete Spin-offs schwer stemmen lässt. Und: Es braucht die richtigen Verträge, das richtige Kapital und das richtige Team. Auf der Suche danach gab es für BRAVE Analytics einige Schlüsselmomente, wie Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten erzählt.

Der Standort für Life Science Startups

Die ersten Hardware-Aufbauten und Experimente fanden an der Medizinischen Universität Graz statt, die von den Anfängen mit Infrastruktur und Forschungspersonal unterstützte, die Universität Graz deckte die Bereiche Theorie und physikalisches Modelling und in Kooperation mit dem FELMI/ZFE der Technischen Universität Graz wird seit 2022 ein Zusatzmodul entwickelt.

Beim Schutz des geistigen Eigentums standen die Medizinische Universität Graz, die Steirische Wirtschaftsförderung SFG und die Forschungsförderungsgesellschaft FFG als helfende Hände zur Seite. Konkret mit Unterstützung für die Erarbeitung von Exklusiv-Lizenzen, Agreements und generell mit dem Know-how, wie man eine Firma aufbaut. Hier waren uns auch das Unicorn der Universität Graz, die Gründungsgarage und der Science Park Graz eine große Hilfe”, so Prossliner.

“Wir sind klassische Science-Preneure”

Die fachspezifische Unterstützung kam im richtigen Moment: “Wir sind die klassischen Science-Preneure. Unser Background ist das Universitäts- und Ingenieurswesen. Für uns war es wichtig zu lernen, wie man in das Unternehmertum reinkommt und den Produkt-Market-Fit findet. Man muss diese Produktverliebtheit, die man als Erfinder meistens hat, loswerden. Und das passiert ganz viel durch Learning by Doing.”

Besonders hilfreich habe sich vor allem das Bootcamp des FFG-Spin-off-Fellowship und das LBG Innovator’s Road Programme erwiesen, welche “eine schrittweise Einführung für den Weg von der Wissenschaft in Richtung Unternehmung” geboten haben, so Hill. Förderungen erhielt das Spin-off außerdem von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, der Austria Wirtschaftsservice aws, der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG und auf EU-Ebene.

Die Szene, die “Gold wert” ist

Nicht nur “by doing”, sondern vor allem auch “von anderen, die die gleichen Themen, Probleme und Potenziale haben”, hat das Startup im Aufbau sehr viel an Know-how und Erfahrung gewonnen. “Das Peer-Learning ist für uns einer der wichtigsten Wissensfonds”, so Co-Founder Prossliner im Interview.

Ein dafür zugeschnittenes Netzwerk gibt es in der Grazer Life Science Szene: “Auch abseits institutioneller Veranstaltungen befinden wir uns hier in einem sehr lebendigen Startup-Umfeld. Vieles passiert auf Eigeninitiative von Gründer:innen. Das Startup-Leben hier ist wirklich Gold wert.”

Global Player nur “fünf Rad-Minuten entfernt”

“Wir sind Hardware-Hersteller, wir brauchen Hochpräzisionsfertiger für unsere Prozesstechnologie. Die Steiermark und insbesondere Graz haben sich zu einem Stakeholder-Nest der besonderen Vielfalt entwickelt. Kooperationspartner aus Industrie, Wirtschaft und Forschung sitzen hier in unmittelbarer Nähe. Wir finden Experten, Lieferanten und Fertiger mit extremer Präzision und einer super Verlässlichkeit”, erzählt Prossliner und meint weiter: “Wir arbeiten hier in einem sehr engen Umfeld mit einer sehr schnellen Dynamik. Das ist unglaublich wertvoll.”

Ein ganzes Stakeholder-Feld mit internationaler Spitzenstellung findet sich also im Grazer Becken. Oder, wie es Gründer Prossliner erneut unterstreicht: “Da sind Global Player dabei, die wir in wenigen Rad-Minuten erreichen. Man muss also nicht gleich nach Asien oder in die USA, das Netzwerk gibt es hier auch.” Nicht umsonst spricht man seit geraumer Zeit von der “Medical Science City Graz” – mit Playern wie der Medizinischen Universität und dem Zentrum für Wissens- und Technologietransfer ZWT im Netzwerk.

Gerhard Prossliner (links) und Christian Hill (rechts) mit der Geschäftsführung des ZWT – Anke Dettelbacher (Mitte rechts) und Thomas Mrak (Mitte links) ©ZWT/Lunghammer.

Besenrein eingemietet

Grund genug auch für BRAVE Analytics, sich hier als aufstrebendes Life-Science-Startup niederzulassen. Nach seinen Anfängen in den Räumlichkeiten der MedUni Graz hat sich BRAVE Analytics nämlich im ZWT Accelerator einquartiert: “Wir waren unter den Ersten, die hier eingezogen sind. Als alles noch ziemlich besenrein war.”

Mittlerweile wird auch mit anderen dort sitzenden Startups stockwerkübergreifend genetzwerkt. Sei es im Stiegenhaus, bei Weihnachtsfeiern oder informellen ZWT-Treffen. Manchmal wird auch gemeinsam gefrühstückt und in den Abendstunden philosophiert. Daneben gibt es regelmäßige Get-Together-Formate wie das ZWT-Frühstück. Im Zuge der Startupmark finden auch themenspezifische Kooperationsformate wie der Life Science Pitch Day, ein exklusives Pitchingevent für Startups und Investor:innen aus dem Life Science-Bereich, statt.

Fußläufig flexibel

Thomas Mrak, Geschäftsführer des ZWT, erzählt dazu: “Vernetzung steht bei uns an erster Stelle. Und zwar nicht nur unter Foundern, sondern auch zwischen bereits etablierten Firmen, Unis, Instituten, Professor:innen und Ärzt:innen, die alle flexibel und fast fußläufig zu erreichen sind. Ich würde sagen, das ist die Essenz der Medical Science City Graz und bildet das optimale Umfeld, um als Spin-off Fuß zu fassen.”

Unterstützung gibt es im Grazer ZWT auch mit einer optimalen Infrastruktur und “startup freundlichen” Mietverträgen und Mietkonditionen: “Wir bieten Startups, die bei uns einziehen, ein einzigartiges Preis-Leistungsverhältnis, eine perfekte Ausstattung und sehr flexible Bedingungen. Vor allem hohe Investitionskosten und lange Bindungszeiten sind für Startups schon aufgrund ihrer dynamischen und teils volatilen Entwicklungen sehr kritisch, dabei helfen wir. Je nach Möglichkeit stellen wir nicht nur Büros und Laborinfrastruktur, sondern auch Seminar- und Besprechungsräume zur Verfügung.”

“Wir verstehen uns hier einfach sehr gut”

Unverkennbar gestaltet sich der Life Science Bereich in Graz als multidimensionaler Hub für Startups und Spin-offs – und das nicht nur auf akademischer Ebene: “Wir verstehen uns hier alle untereinander sehr gut. Es gibt kurze Wege, kurze Kommunikationswege und wir arbeiten zusammen auf Augenhöhe. Es klappt einfach zwischenmenschlich”, so Mrak.

BRAVE Analytics-Co-Founder Prossliner empfiehlt dahingehend: “Nutzt das tolle österreichische Förderungssystem. Wir haben hier vonseiten der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, des Austria Wirtschaftsservice aws und der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG tolle Unterstützung erhalten. Vom ZWT, der MedUni Graz, der Uni Graz und der TU Graz ganz zu schweigen.”

Und: “Bindet schon frühzeitig Kund:innen ein. Nur so ermittelt man die real-life Kundenbedürfnisse potentieller Märkte, und man kann vielleicht auch erste Umsätze generieren, die man wiederum mit Förderungen hebeln kann. Man muss sich schließlich auch finanziell stabilisieren, um für Investor:innen attraktiv zu sein.”

Der Asia Pull für Life Science

Aktuell erarbeitet BRAVE Analytics eine Investitionsrunde. Mittlerweile hält das Spin-off unterschiedliche Produkte und Kunden am Markt. Auch Industriepartner sind vorhanden. Aktuell befinde man sich in der Prescaling-Phase – mit einem starken “Asia Pull”. Interesse kommt nämlich zunehmend von Abnehmern aus Asien, wie Christian Hill erzählt:

“Unsere Technologie eignet sich nicht nur für die Pharmaindustrie, sondern auch für Wasser, Kläranlagen und Mikroplastik – und sogar für die Halbleiterindustrie. Wir bewegen uns hier in einem multidimensionalen Anwendungsfeld, gerade für das Umwelt- und Wassermonitoring. Das zieht viele Kunden aus Übersee an. Jetzt heißt es: die richtigen Schritte setzen und klug skalieren.”

Damit Christian Hill und Gerhard Prossliner ihre Ziele auch weiter verfolgen können, braucht es Menschen, die in den Life Science Sektor investieren: “Life Science ist ein Technologie- und Wissenschaftsfeld, das uns in Zukunft noch viel intensiver begleiten wird. Und auf das wir angewiesen sind”, so Thomas Mrak. Der ZWT-Geschäftsführer appelliert indes: “Es arbeiten so viele tolle Menschen mit persönlicher Motivation in diesem Feld. Diese haben das Potenzial, die Zukunft maßgeblich zu verändern. Doch dafür braucht es finanzielle Unterstützung, fundierte Netzwerke und noch mehr Aufmerksamkeit.”

Mehr Informationen zum steirischen Startup-Ökosystem und der Startupmark sind hier zu finden.

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