11.11.2022

Crypto Weekly #79: Was das milliardenschwere FTX-Fiasko für die Krypto-Branche bedeutet

Diese Woche: Das Fiasko um die in massive Zahlungsschwierigkeiten geratene Kryptobörse FTX schockt die Branche. Bitcoin ist zwischenzeitlich auf den tiefsten Stand seit 2020 gefallen - doch welche langfristigen Auswirkungen drohen der Branche jetzt?
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FTX
Foto: Adobe Stock

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[Update: Am Freitagnachmittag hat FTX einen Insolvenzantrag nach US-Recht (“Chapter 11”) gestellt. Damit ist die Pleite der Kryptobörse nun offiziell.]


Die Kurstafel:

  • Bitcoin (BTC): 17.300 US-Dollar (-14 % gegenüber Freitagmittag der Vorwoche)
  • Ethereum (ETH): 1.260 Dollar (-17 %)
  • Cardano (ADA): 0,36 Dollar (-7 %)
  • Solana (SOL): 18 Dollar (-43 %)
  • FTT: 3,28 Dollar (-87 %)

? Wie FTX für eine katastrophale Woche in der Kryptobranche sorgte

Katastrophal. Anders kann man diese Woche aus Sicht der Krypto-Branche wohl nicht bezeichnen. FTX, eine der größten Kryptobörsen der Welt, hat massive Liquiditätsprobleme bekommen. Auszahlungen wurden gestoppt. Mittlerweile ist die Börsenaufsicht der Bahamas – wo FTX angesiedelt ist – eingeschritten, hat alle Assets eingefroren und will das Unternehmen liquidieren lassen. 

Es dürfte um einen enormen Fehlbetrag gehen: Einem Reuters-Bericht zufolge hat FTX-Gründer Sam Bankman-Fried, auch bekannt als SBF, zuletzt versucht, 9,4 Mrd. Dollar aufzunehmen. Hintergrund: Offenbar wurden Kundengelder von FTX an die Schwesterfirma der Börse, das Trading-Unternehmen Alameda Research, verliehen – laut Wall Street Journal rund 10 Mrd. Dollar. Und dieses Geld wurde verzockt.

Zwischenzeitlich stand ein Notverkauf an den größeren Konkurrenten Binance im Raum – was völlig überraschend kam. Immerhin hatten Bankman-Fried und Binance-CEO Changpeng Zhao alias CZ kurz zuvor auf Twitter noch Unfreundlichkeiten ausgetauscht.

Es kam aber ohnehin anders: Schon in der offiziellen Stellungnahme von CZ hatte dieser betont, dass Binance lediglich eine unverbindliche Absichtserklärung unterzeichnet habe und jederzeit aus dem Deal aussteigen könne. Und das tat Binance dann auch – nicht einmal 24 Stunden nach der ursprünglichen Ankündigung. 

Bankman-Fried versuchte, andere Geldgeber zu finden. Der geplatzte Binance-Deal wird dabei aber nicht gerade eine große Hilfe gewesen sein, um es sehr höflich auszudrücken. Denn zurecht werden potenzielle Geldgeber schlussfolgern: Wenn Binance bei der Due Diligence nach nur einem Tag abwinkt, werden die Zahlen wohl richtig übel aussehen.

Klar, es gibt auch die Theorie, dass Binance FTX nie ernsthaft übernehmen wollte und den Konkurrenten nur bloßstellen wollte. Bankman-Fried selbst dürfte dieser Ansicht zuneigen. Letztlich ist das aber auch irrelevant: Dass sich FTX ausgerechnet an Binance wandte, zeigt ja ohnehin schon, dass die Lage ziemlich schlimm sein muss und es nicht mehr viele andere Möglichkeiten gab.


? Die Vorgeschichte zwischen Binance und FTX

Die ganze Angelegenheit hat natürlich eine Vorgeschichte. Als FTX 2019 gegründet wurde, gehörte Binance bereits zu den Investoren. FTX legte in den Folgejahre einen steilen Aufstieg hin. Bei einer Finanzierungsrunde im Juli 2021 wurde FTX mit 18 Mrd. Dollar bewertet. Nur wenige Monate später, im Oktober, wurde das nächste Investment zu einer Bewertung von 25 Mrd. Dollar bekanntgegeben. 

In den beiden Runden nahm FTX insgesamt über 1,4 Mrd. Dollar an Kapital auf. Vieles davon dürfte ins Sport-Sponsoring geflossen sein – in das FTX im großen Stil einstieg. Unter anderem wurde etwa die Arena des Basketball-Teams Miami Heat in “FTX Arena” umbenannt. Auch in der Formel 1, im Baseball, im American Football und im Eishockey wurde FTX als Sponsor aktiv.

Binance stieg unterdessen im Sommer 2022 bei FTX wieder aus. Gründer Bankman-Fried kaufte die Anteile der Börse zurück. Binance bekam laut Chef CZ dabei Token im Gegenwert von rund 2,1 Mrd. Dollar ausbezahlt – einerseits im eigenen Binance-Stablecoin BUSD, andererseits im FTX-Token FTT. So kam es, dass Binance einen relativ großen Anteil an FTT-Token hielt. Was seither nie ein großes Thema war. Bis vergangenen Sonntag.

Da verkündete CZ auf Twitter, dass Binance seine FTT-Bestände vollständig verkaufen würde. Hintergrund: Ein Bericht von Coindesk zur FTX-Schwesterfirma Alameda Research. Dieser warf einige Fragen auf, wie es um die Bilanz von Alameda wirklich bestellt ist. Laut dem Bericht entfallen fast 6 Mrd. der bilanzierten 14,6 Mrd. Dollar an Assets direkt oder indirekt auf FTT-Bestände. 

Alameda ist somit stark vom Wert eines Token abhängig, den die Schwesterfirma FTX de facto aus dem Nichts erschaffen hat. Und dabei stellt sich auch die Frage: Zu welchem Preis würde Alameda seine enormen FTT-Bestände im Notfall wirklich verkaufen können? Denn kämen diese Mengen auf den Markt, müsste man wohl mit massiven Auswirkungen auf den Kurs rechnen.

Tatsächlich war es nun aber vorerst Binance, das seine FTT-Bestände auf den Markt warf. Binance-Chef CZ versicherte zwar, dass man dies auf eine Art machen wolle, die (negative) Auswirkungen auf den Preis minimiere. Aber der Schaden war natürlich schon angerichtet.

CZ behauptete auch, dass der Schritt kein Angriff “auf einen Konkurrenten” sei. Wie glaubwürdig dies ist, sei dahingestellt. Es gab aber durchaus noch ein anderes Thema, bei dem CZ und SBF einen Konflikt hatten: Bankman-Frieds Ideen zur Krypto-Regulierung in den USA. SBF gilt der in der US-Politik wahrscheinlich einflussreichste Krypto-Unternehmer und hat auch bereits mehrfach vor dem Kongress gesprochen. 

Im Oktober legte er nun neue Vorschläge zur Krypto-Regulierung vor. SBF unterstützte darin unter anderem die Idee sogenannter “Blocklisten”, die das Sperren bestimmter Adressen, die staatlichen Sanktionen unterliegen, vorsieht. 

Bankman-Frieds Ideen waren in der Szene umstritten. Die Vorschläge würden die etablierten (zentralisierten) Akteuren stärken und den Bereich Decentralized Finance (DeFi) in die Illegalität drängen, lautete die Kritik aus der Szene sinngemäß. Und auch Binance-Chef CZ gehörte zu den Kritikern. SBF deutete auf Twitter daraufhin an, dass CZ möglicherweise ja gar nicht in die USA einreisen dürfe. Ziemlich beste Freunde also.

? Was das FTX-Fiasko jetzt für die Branche bedeutet

Welche Folgen wird das gesamte Fiasko nun aber haben? Kurzfristig belastete es zunächst einmal die Kurse. Bitcoin fiel erstmals seit 2020 wieder unter die Marke von 16.000 Dollar. Bei Ethereum war es der niedrigste Stand seit mehreren Monaten. Schwer unter die Räder geriet Solanas SOL-Token, der gegenüber Freitag der Vorwoche über 40 Prozent seines Werts einbüßte. Sam Bankman-Fried hatte bereits früh in Solana investiert und Alameda hält große SOL-Bestände. Der FTX-Token FTT verlor ohnehin rund 90 Prozent seines Marktwerts. 

Bereits am Donnerstagnachmittag kam es aber wieder zu einer leichten Erholungsbewegung am Markt, nachdem Daten zur US-Inflation besser ausgefallen waren als erwartet. Daraus sollte man aber nicht schließen, dass die Angelegenheit am Markt bereits verdaut ist. In Phasen hoher Unsicherheit sind Kursausschläge in beide Richtungen durchaus etwas, was man erwarten würde – und womit man auch jetzt weiter rechnen sollte.

Wichtiger als die unmittelbare Marktreaktion sind aber ohnehin die mittel- und langfristigen Auswirkungen auf die Branche. Und die werden – das kann man sicherlich jetzt schon sagen – enorm sein. In den vergangenen Tagen wurden häufig Vergleiche mit dem Kollaps des Terra/Luna-Ökosystems im Mai gezogen. Und auch wenn sich die beiden Fälle im Konkreten klar unterscheiden: Von ihren Auswirkungen sind sie durchaus zu vergleichen. 

Terra/Luna stand zum Zeitpunkt des Kollaps schon länger in der Kritik. Diese wurde jedoch in der öffentlichen Wahrnehmung von einem enormen Hype überlagert, der den LUNA-Token in die Top 10 der größten Kryptowährungen nach Marktkapitalisierung gehievt hatte. Und das war der Unterschied zu anderen Scams, wie sie im Kryptobereich leider an der Tagesordnung stehen: Es war einer der ganz großen Namen betroffen.

Und so ist es nun auch bei FTX. Nein, unumstritten war Sam Bankman-Fried sicherlich nicht. Aber FTX galt in einer Branche, der es an unseriösen Akteure nun wirklich nicht mangelt, grundsätzlich als seriös. Konkurrent Binance schlägt sich seit Jahren immer wieder mit Behörden in allen möglichen Ländern herum. Bankman-Fried dagegen schien immer um ein gutes Verhältnis zu Politik und Regulierungsbehörden bemüht. 

Und nicht zuletzt wegen der beiden riesigen Finanzierungsrunden war es nicht unbedingt naheliegend, dass FTX das Geld ausgehen könnte. Dazu kommt: Anders als bei vielen anderen Krypto-Projekten war das Geschäftsmodell grundsätzlich klar. Dass eine weltweit bekannte Börse mit hohen Handelsumsätzen profitabel zu betreiben ist, bezweifelt niemand (hey, die Bank gewinnt immer!).

Und dennoch steht FTX jetzt vor der Pleite. Das wirft natürlich eine ganze Reihe an Folgefragen auf. Bereits im Frühsommer, als Lending-Unternehmen wie Celsius und der Hedgefonds Three Arrows Capital (3AC) kollabierten, war die große Frage, die sich alle stellten: Wer ist noch betroffen? Und wer wird von den strauchelnden Unternehmen mit in den Abgrund gezogen? 

Genau dies ist jetzt auch wieder die große Frage. Das Lending-Unternehmen BlockFi, das schon im Sommer am Abgrund stand und ausgerechnet von FTX gerettet wurde, hat nun ebenfalls schon Auszahlungen ausgesetzt.

Dazu kommt: Politik und Behörden werden den Druck auf die Branche erhöhen. Die Pleite eine der größten Kryptobörsen der Welt würde dies ohnehin in jedem Fall bewirken. Aber hier ist nun auch noch so, dass Bankman-Fried bemüht war, sich in der US-Politik als seriöses Gesicht der Branche zu positionieren. 

Dass er sich nun als Scharlatan entpuppt hat, wird das Standing der Branche in der US-Politik nicht verbessern. Die ohnehin schon sehr krypto-kritische US-Börsenaufsicht wird innerhalb des politischen Betriebs mit ihrer Linie zusätzlichen Rückenwind erhalten. 

Was man aber auch aus dem Fall mitnehmen kann: Zwei zentrale Grundsätze der Krypto-Community wurden durch die Angelegenheit bestätigt: Einerseits “Not your keys, not your coins”. Kaum ein anderer Grundsatz wird in der Krypto-Welt so häufig bemüht – und trotzdem lassen viele wohl auch aus Bequemlichkeit Coins weiterhin auf Börsen liegen. Das rächt sich hier: Denn wer Coins zwar über FTX gekauft, sie dann aber in eine eigene selbstverwaltete Wallet übertragen hat, hat nun auch keine Probleme.

Und der zweite Grundsatz: Zentralisierte Akteure sind immer ein potentieller Risikofaktor. Man hat hier ein Gegenparteien-Risiko – die Börse kann pleite gehen. Und das ist sie in diesem Fall auch. Wieder einmal zeigt sich: Nur weil etwas mit Kryptowährungen zu tun hat, ist es noch lange nicht dezentral. Für (seriöse!) Anwendungen im Bereich Decentralized Finance (DeFi) sollte der Fall FTX somit eher Rückenwind liefern. 


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(c) 0100 Conferences

Vom 18. bis 20. Februar 2025 trifft sich die Elite der Private-Equity- und Venture-Capital-Branche wieder in Wien zur 11. Ausgabe der 0100 Conference DACH. Das Event hat sich als einer der wichtigsten Treffpunkte für Investor:innen, Fondsmanager:innen und Branchenexpert:innen im deutschsprachigen Raum etabliert (brutkasten berichtete). Für die Teilnehmenden bietet die Konferenz nicht nur Zugang zu wertvollen Markt-Insights, sondern auch die Möglichkeit, das persönliche Netzwerk mit führenden Köpfen der Branche auszubauen.

0100 Conference: Die Zielgruppe

Die Konferenz richtet sich an Limited Partners (LPs), General Partners (GPs) sowie Service Provider (SPs). Über 70 Prozent der Teilnehmenden sind Partner:innen, C-Level-Führungskräfte oder Direktor:innen, die maßgebliche Investitionsentscheidungen treffen. Damit bietet die 0100 Conference eine hochkarätige Plattform für strategische Diskussionen und Kooperationen.

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Das sind die Speaker:innen

Auch 2025 wartet die Veranstaltung mit einem hochkarätigen Line-up an Speaker:innen auf. Zu den bisher bestätigten Gästen zählen unter anderem:

  • Joaquín Alexandre Ruiz, Head of Secondaries beim Europäischen Investitionsfonds (EIF)
  • Colin Hanna, Partner bei Balderton Capital
  • Matthias Tabbert, Managing Director bei Levine Leichtman Capital Partners Europe
  • Lorenz Raith, Director Private Equity bei UBS Asset Management
  • Vahit Alili, Investment Director bei Schroders Capital
  • Stephanie Hubold, Head of ESG bei Altor Equity Partners

Das inhaltliche Rahmenprogramm

In Keynotes, Panels und Fireside-Chats werden die Expert:innen ihre Perspektiven zu aktuellen Themen wie ESG-Investments, technologischen Disruptionen und den Herausforderungen der Private-Equity-Märkte im DACH-Raum teilen. Die Diskussionen bieten wertvolle Einblicke in die Strategien führender Investor:innen und zeichnen ein umfassendes Bild der Branche.

Neben dem inhaltlichen Programm steht das Networking im Mittelpunkt der Konferenz. Exklusive Veranstaltungen, wie das LP-Frühstück oder das VIP-Dinner, schaffen Raum für persönliche Gespräche und neue Kooperationen. Vor allem für Limited Partners bietet die Konferenz einen direkten Zugang zu namhaften institutionellen Investor:innen wie abrdn, Adams Street Partners, AlpInvest Partners, Amundi und HarbourVest.

Die 0100 Conference DACH 2025 ist ein Pflichttermin für alle, die in der Private-Equity- und Venture-Capital-Welt im DACH-Raum aktiv sind. Wien wird für drei Tage zum Zentrum einer Branche, die nach wie vor entscheidende Impulse für Innovationen und Wachstum setzt.

0100 Conferences-CEO: “Wir arbeiten in einer sich ständig weiterentwickelnden Branche”

Die Conference findet dieses Jahr vor folgendem Hintergrund statt: Das Private-Equity-Fundraising in der DACH-Region steuert 2024 auf ein Rekordjahr zu, während die Venture-Capital-Deal-Aktivität den europäischen Trend übertrifft. Investoren erwarten für 2025 zwar gemischte makroökonomische Signale, jedoch auch erhebliche Wachstumspotenziale, vor allem im Software-Bereich.

Ein aktueller Bericht von PitchBook zeigt, dass die VC-Branche in der DACH-Region 2024 einen Anstieg des Transaktionswerts um 6,3 Prozent verzeichnet, während Europa insgesamt Rückgänge erlebt. Frühphasen-Bewertungen haben sich aufgrund von KI und Biowissenschaften verdoppelt, auch wenn VC-Exits hinter dem Durchschnitt zurückbleiben. Im Private-Equity-Sektor bleibt die Aktivität stabil, aber unter früheren Höchstständen. Politische Unsicherheiten in Deutschland dämpfen kurzfristige Erwartungen, doch rekordverdächtiges Fundraising von 22 Milliarden Euro und ein Wachstum von fast 50 % im mittleren Marktsegment deuten auf ein starkes 2025 hin. Technologie- und Deep-Tech-Übernahmen bieten langfristige Chancen, und laut Pavol Fuchs von Zero One Hundred Conferences liegt der Fokus verstärkt auf externen Faktoren und strategischer Vernetzung zwischen Investoren und Managern.

“Wir arbeiten in einer sich ständig weiterentwickelnden Branche“, sagte Pavol Fuchs, CEO von Zero One Hundred Conferences. “Anfang 2024 konzentrierten sich die wichtigsten Herausforderungen für Investoren vor 0100 DACH auf Fundraising und ESG. Jetzt hat sich die Aufmerksamkeit auf externe Faktoren – wie makroökonomische Bedingungen und branchenspezifische Wachstumsbereiche – verlagert und unterstreicht, wie wichtig es ist, zusammenzukommen, um sinnvolle Beziehungen zwischen Asset Owner und Manager aufzubauen”.


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