28.10.2022

Crypto Weekly #77: Warum Bitcoin diese Woche wieder über 20.000 Dollar gestiegen ist – und was dies jetzt bedeutet

Diese Woche: Nachdem der Bitcoin-Kurs an der 19.000-Dollar-Marke wie festgeklebt schien, ging es diese Woche wieder aufwärts. Aber was bedeutet dies für die weitere Marktentwicklung? Außerdem: Wie Elon Musks nun vollzogene Übernahme von Twitter eine massive Kursrally bei Dogecoin auslöste.
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Bitcoin
Foto: © Adobe Stock

Das brutkasten Crypto Weekly ist unser wöchentliches Briefing zum Kryptomarkt und kann hier als Newsletter abonniert werden. Jeden Freitag blicken wir auf die wichtigsten Kursbewegungen und Nachrichten der Krypto-Woche zurück.


Kurstafel

  • Bitcoin (BTC): 20.100 US-Dollar (+6 % gegenüber Freitagnachmittag der Vorwoche)
  • Ethereum (ETH): 1.500 Dollar (+17 %)
  • Cardano (ADA): 270 Dollar (+13 %)
  • Dogecoin (DOGE): 0,08 Dollar (+38 %)

? Weshalb der langweilige Bitcoin-Kursverlauf im Oktober manchen Hoffnung machte

Die Kursbewegungen am Kryptomarkt zu verfolgen, war in den vergangenen Wochen nicht unbedingt die allerspannendste Angelegenheit. Nehmen wir etwa Bitcoin: Seit Anfang Oktober bewegte sich der Kurs in einer engen Bandbreite zwischen 20.400 und 18.300 Dollar. Und seit er in der ersten Oktoberwoche unter 20.000 Dollar gefallen war, hatte er es nicht mehr zurückgeschafft.

Klingt langweilig? Mag sein, bemerkenswert daran war aber insbesondere ein Aspekt: Dass der US-Aktienmarkt in derselben Zeit durchaus deutliche Kursausschläge – nach oben wie auch nach unten – verzeichnete. Bitcoin vollzog diese aber eben nicht nach. 

Hier im Crypto Weekly wurde es immer wieder thematisiert: Spätestens seit vergangenem Herbst ist eine starke Korrelation zwischen US-Aktienmarkt und dem Kryptomarkt zu beobachten. Geht’s an der Wall Street aufwärts, steigen auch die Kurse von Bitcoin und Ethereum – und geht’s wieder abwärts, fallen die Kurse am Kryptomarkt ebenso. Hintergrund: Makroökonomie (Zinserhöhungen, Inflation) und Geopolitik (Ukrainekrieg) überlagern alle anderen Themen.

Im Oktober ging die Korrelation nun zurück. Manchmal reagierte Bitcoin weniger stark als die traditionellen Finanzmärkte auf makroökonomische News – so etwa bei der Veröffentlichung der US-Inflationsdaten, wie in Crypto Weekly #75 thematisiert. Manchmal bewegten sich die Märkte gleich gegensätzlich.

Und das gab Anlass zur Hoffnung. Denn: Letztlich gibt es in dieser Hinsicht nur zwei Möglichkeiten für einen neuen Krypto-Bullenmarkt. Und zwar diese:

  • die Aktienmärkte starten einen neuen Bullenmarkt – und ziehen in einem “Risk on”-Umfeld Krypto mit
  • die Aktienmärkte bleiben im Bärenmarkt oder in der Seitwärtsbewegung – aber Krypto entkoppelt sich von den traditionellen Märkten und steigt trotz des schwachen Umfelds

Daher stellt sich auch die Frage: Kann man die lange Seitwärtsbewegung von Bitcoin rund um die 19.000-Dollar-Marke als Hinweis für eine solche Entkoppelung sehen? Und in weiterer Folge damit auch als Grundstein für einen möglichen neuen Bullenmarkt? Berechtigte Fragen – aber Vorsicht ist angebracht. 

? Warum Bitcoin diese Woche wieder über 20.000 Dollar gestiegen ist – und was es bedeutet

Zunächst einmal war es diese Woche ohnehin vorbei mit der Langeweile. Erstmals seit rund drei Wochen stieg der Bitcoin-Kurs wieder über die 20.000-Dollar-Schwelle. Starke Kurszuwächse gab es auch bei allen anderen großen Krypto-Assets. Auf 7-Tages-Sicht liegt Bitcoin 6 Prozent im Plus. Zweistellige Zugewinne verzeichneten unter anderem Ethereum (plus 17 Prozent), Cardano (plus 13 Prozent) und Polygon (plus 13 Prozent). 

Es ist letztlich das klassische Muster, das wir von vielen starken Handelstagen aus der Vergangenheit kennen: Bitcoin steigt stark, andere große Krypto-Assets steigen noch stärker. Die Kursgewinne waren übrigens hauptsächlich auf einen starken Handelstag zurückzuführen – und das war der Dienstag.

Was aber war nun der Hintergrund für den Kursanstieg an diesem Tag? Das sind wir nun wieder genau beim Thema. Einen kryptospezifischen Auslöser gab es keinen. 

Es war vielmehr wieder einmal eine allgemeine “Risk on”-Session auch an den traditionellen Finanzmärkten. Der Nasdaq-100 legte an dem Tag mehr als 2 Prozent zu, der breiter gefasste S&P-500 stieg um 1,6 Prozent. Auch zeitlich startete die Aufwärtsbewegung bei Bitcoin und anderen Krypto-Assets mit dem Börsenstart an der Wall Street. 

Der US-Aktienmarkt wiederum wird weiterhin stark von der Geldpolitik der Notenbank Federal Reserve beeinflusst – und ironischerweise werden schwache Wirtschaftsdaten deshalb eher als positiv gewertet. Denn: Je schwächer die Wirtschaftslage, desto unwahrscheinlicher, dass die Notenbank ihr Tempo bei den Zinserhöhungen beibehalten wird. Und diese sind der hauptsächliche Belastungsfaktor für den Aktienmarkt.

Am Donnerstagabend veröffentlichten mit Amazon und Apple zwei Giganten der Tech-Branche ihre Quartalszahlen. Beide Unternehmen verfehlten die Erwartungen – und beide Aktien reagierten umgehend. Die Amazon-Titel verloren nachbörslich vorübergehend rund 20 Prozent. Dies drückte die Stimmung am gesamten Aktienmarkt – und auch am Kryptomarkt war sofort eine Kursreaktion zu sehen.

Das alles heißt: Sämtliche Berichte über ein Ende der Korrelation zwischen Krypto-Assets und dem US-Aktienmarkt waren eindeutig verfrüht. Verständlicherweise hoffen am Kryptomarkt viele darauf – aber Wunschdenken ist immer ein schlechter Anlageberater.

Ja, die Korrelation ist gesunken. Aber wie auch schon in Crypto Weekly #73 argumentiert: Um von einer tatsächlichen Entkoppelung sprechen zu können, müsste sich das Muster über einen deutlich längeren Zeitraum bestätigen. Handelswochen wie die aktuelle zeigen, dass man sich vor vorschnellen Schlüssen hüten sollte.

Gleichzeitig ändert dies aber nichts daran, dass die lange Seitwärtsbewegung von Bitcoin rund um die 19.000-Dollar-Marke dennoch positiv zu werten ist: Denn sie deutet auf eine Widerstandsfähigkeit des Kurses gegenüber negativen Nachrichten von der Makroebene hin.

?? 35 Prozent Plus bei Dogecoin – wie Musks Twitter-Übernahme den Kurs wieder pushte

Ein paar Absätze weiter oben wurden die starken 7-Tages-Performances einiger großer Krypto-Assets erwähnt. Dazu wird nun ein kleines Geständnis nötig. Ja, es waren grundsätzlich schon jene mit den stärksten Zugewinnen. Aber die Kryptowährung mit dem allerstärksten Plus blieb unerwähnt – und das soll nun hier nachgeholt werden: Es ist Dogecoin (DOGE). 

Die 2013 zunächst als Parodie entstandene Meme Coin hat ihren Kurs innerhalb der vergangenen sieben Tage um mehr als 35 Prozent gesteigert. Der Grund dafür ist – und wie könnte es auch anders sein – Elon Musk. Der Tesla- und SpaceX-CEO ist schon länger bekennender Fan von DOGE. Und immer wieder bewegte er in der Vergangenheit auch den Kurs von Dogecoin. 

So auch diese Woche. Diesmal allerdings weniger mit einem Tweet zu DOGE oder mit einer konkreten Ankündigung. Hintergrund des Kursanstiegs ist schlicht und ergreifend die nun vollzogene Übernahme von Twitter. 

Am Markt wird darauf spekuliert, dass auch Dogecoin davon profitieren könnte. Musk hatte in der Vergangenheit schon angedeutet, DOGE bei Twitter integrieren zu wollen – beispielsweise als Zahlungsoption für das Abo-Bezahl-Angebot Twitter Blue. Aber um es gleich klarzustellen: Konkrete Pläne dazu sind derzeit keine bekannt.

Natürlich kann man aber Folgendes argumentieren: Dogecoin ist derzeit eine Kryptowährung mit sehr wenig realem Nutzen. Gleichzeitig gibt es jedoch einige sehr reiche Männer, die DOGE lustig finden und es pushen wollen – neben Musk etwa auch Mark Cuban oder Robinhood-CEO Vlad Tenev. 

Wird Dogecoin häufig genutzt, sollte es am Markt höher bewertet sein als wenn dies nicht der Fall ist. Wird DOGE in eine Plattform mit der Reichweite von Twitter integriert, sollte sich dies positiv auf die Nutzung auswirken – und somit auch auf den Kurs. 

Ist Musk Eigentümer von Twitter, ist es wahrscheinlicher, dass DOGE bei Twitter integriert wird als wenn jemand anderer Eigentümer ist. Insofern kann man mit einer gewissen Berechtigung sagen: Ja, es ergibt theoretisch schon Sinn, dass der Dogecoin-Kurs auf Musks Twitter-Übernahme reagiert.

Dem steht aber natürlich Folgendes gegenüber: Der Kursanstieg war so stark, dass sich die Marktkapitalisierung von DOGE um mehrere (!) Milliarden (!) Dollar erhöht hat. Das erscheint dann, um es zurückhaltend auszudrücken, doch ein bisschen viel – insbesondere, weil es ja noch keine konkreten Pläne gibt. 

Und selbst wenn Musk DOGE tatsächlich bei Twitter integriert (was in der einen oder anderen Form durchaus wahrscheinlich ist), heißt das nicht notwendigerweise, dass die Dogecoin-Nutzung dadurch tatsächlich einen entscheidenden Push bekommt. Twitter hat beispielsweise bereits jetzt schon Bitcoin-Zahlungen über das Lightning-Netzwerk integriert – wirklich breit genutzt wird das Feature derzeit nicht. 

Letztlich werden wir noch abwarten müssen, welche Pläne Musk für DOGE (oder auch andere Kryptowährungen) bei Twitter hat. Dass er den Dogecoin-Kurs in den nächsten Tagen und Wochen aber noch das eine oder andere Mal bewegen wird, darauf sollte man eingestellt sein.


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Bundespräsident Alexander Van der Bellen erteilte Herbert Kickl den Regierungsbildungsauftrag | Peter Lechner/HBF

Also doch Blau-Schwarz. Nach dem Scheitern der Koalitionsverhandlungen zwischen ÖVP, SPÖ und Neos und dem Rücktritt von Karl Nehammer als ÖVP-Chef und Bundeskanzler starten nun Koalitionsverhandlungen zwischen FPÖ und ÖVP. Vor allem im Ausland wird auf die Aussicht auf einen Bundeskanzler Herbert Kickl mit Besorgnis reagiert. Auch im Inland sind sehr viele Menschen, die nicht die FPÖ gewählt haben, nicht glücklich damit.

Viele wirtschaftspolitische Überschneidungen

Eine relativ breite Zustimmung für Blau-Schwarz gibt es allerdings laut Medienberichten im Wirtschaftsflügel der ÖVP. Das hat gute Gründe, denn bei vielen von der ÖVP im Wahlprogramm geforderten wirtschaftspolitischen Maßnahmen dürfte man mit der FPÖ deutlich leichter auf einen gemeinsamen Nenner kommen, als es mit der SPÖ der Fall gewesen wäre. Die starken Differenzen in diesem Bereich dürften auch einer der Hauptgründe für das Platzen der schwarz-rot-pinken Koalitionsverhandlungen gewesen sein – auch für die Neos, die sich mit der ÖVP allein gut einigen hätten können, nicht aber mit der SPÖ.

Gute Chancen für Konsens bei zentralen Startup-Politik-Anliegen

Blau-Schwarz – sofern diese Verhandlungen nicht ebenfalls scheitern – bedeutet somit auch für die Startup-Politik relativ gute Chancen auf die Umsetzung einiger zentraler Forderungen der Community. Die größten Anliegen wurden bekanntlich vergangenes Jahr im Papier “Vision 2030” veröffentlicht.

Beteiligungsfreibetrag: Eigentlich Einigkeit, aber Sparpaket könnte zum Dealbreaker werden

Drei zentrale Forderungen hat die ÖVP explizit in ihr Wahlprogramm aufgenommen: Den Dachfonds, den Beteiligungsfreibetrag und die Reform des Wagniskapitalfondsgesetzes. Bei der FPÖ fanden sich diese zwar nicht explizit im Wahlprogramm, eine Einigung scheint aber bei allen drei realistisch. So hieß es vom “Bürgerbüro Team Kickl” auf brutkasten-Anfrage vor der Wahl, man wünsche sich “rechtliche Anpassungen für Risikokapitalgeber, etwa in Form von steuerlichen Begünstigungen” – sowohl für den Beteiligungsfreibetrag als auch für die Reform des Wagniskapitalfondsgesetzes im Sinne der Startup-Community ist damit die Tür geöffnet. Der wegen des Budget-Lochs angesagte Sparkurs könnte jedoch eine Steuerbegünstigung für Investor:innen gegenüber der breiten Bevölkerung schwer argumentierbar machen.

Dachfonds: Unterschiedliche Ansichten, aber Chance auf Einigung

Etwas schwieriger könnte eine prinzipielle Einigung beim Dachfonds werden. Von der FPÖ hieß es vor der Wahl auf brutkasten-Anfrage, Österreich müsse “rasch einen Venture-Capital-Fonds einrichten, der dabei hilft, die schwierigen Anfangsphasen für heimische Neugründungen im Technologiebereich zu bewältigen”. Das wäre ein Gegenmodell zum geforderten Dachfonds, der als “Fund of Funds” nur in Fonds investiert und auch nicht staatlich finanziert, sondern nur organisiert wird. Dass die FPÖ sich hier umstimmen lässt, scheint zwar gut möglich – denn bei den Freiheitlichen dürfte aus ideologischer Sicht nichts gegen das Dachfonds-Modell sprechen.

Die FPÖ ist aber freilich durch ihren Mandate-Überhang in der besseren Verhandlungsposition und könnten auch versuchen, ihr Modell durchzubringen. Wenn das Thema denn überhaupt wichtig genug für die verhandelnden Parteien ist – letztlich kann mit einer gewissen Sicherheit angenommen werden, dass startup-politische Maßnahmen von keiner Seite zur Koalitionsbedingung gemacht werden.

Lohnnebenkosten-Senkung: Ein Wille, aber im Budget-Loch womöglich kein Weg

Auch bei einer Reihe nicht startup-spezifischer, aber durchaus startup-relevanter wirtschaftspolitischer Maßnahmen könnten Blau und Schwarz gut zusammenfinden. Zu nennen wäre hier etwa eine Senkung der Lohnnebenkosten, die prinzipiell beide Parteien in ihren Wahlprogrammen hatten. Hier könnte allerdings einmal mehr die Notwendigkeit rigider Sparmaßnahmen aufgrund der budgetären Situation einen Strich durch die Rechnung machen. Zwar gibt es bei den beiden Parteien einen Konsens, ausgaben- und nicht einnahmenseitig sparen zu wollen. Doch auch wenn man sich darauf einigt, keine Steuern erhöhen oder einführen zu wollen, sind Steuer- und Abgabensenkungen im großen Stil, wie es bei der Lohnnebenkostensenkung (oder etwa auch bei einer Senkung der Körperschaftssteuer, wo ebenfalls Konsens besteht) der Fall wäre, wohl ob der notwendigen Gegenfinanzierung momentan schwer umzusetzen.

Bürokratieabbau: Wohl mehr Ausnahmen als Maßnahmen

Der Bürokratieabbau ist ein weiteres Thema, bei dem FPÖ und ÖVP – geht man nach den Wahlprogrammen – gut zusammenpassen. Tatsächlich scheint die ÖVP bei diesem Thema aber ziemlich selektiv zu sein, wie Medienberichte zu Konflikten zwischen Pink und Schwarz in den geplatzten Koalitionsverhandlungen nahelegen. Mächtige Blöcke innerhalb der Partei wie die Landesorganisationen, die Beamtengewerkschaft und der Wirtschaftsbund verhindern demnach Bürokratieabbau-Maßnahmen in ihren jeweiligen Bereichen. Die FPÖ wiederum dürfte definitiv nicht für einen weiteren Wegfall von Notariatspflichten zu haben sein, ebenso wenig, wie für weitere Erleichterungen bei der Rot-Weiß-Rot-Karte. Unterm Strich ist das Potenzial in dem Bereich also eingeschränkt.

Nachhaltigkeit im Out

Und es gibt auch einige Bruchlinien zwischen FPÖ und ÖVP, die sich auf die Startup-Politik auswirken könnten. Zu nennen wären hier neben der bereits genannten Rot-Weiß-Rot-Karte etwa die Differenzen in der EU-Politik. Ebenso könnte die Anti-Klimaschutz-Politik der FPÖ Auswirkungen auf Startups haben, etwa im Bereich Förderungen, die im Zuge der Sparmaßnahmen ohnehin auf der Abschussliste stehen dürften. Nachdem ein signifikanter Anteil der Startups in den vergangenen Jahren Nachhaltigkeit zu einem der Kernziele erhoben hat, könnte hier generell eine nicht förderliche Gesetzgebung zum Problem werden.

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