10.06.2022

Crypto Weekly #60: Meilenstein für Ethereum – Binance mit Problemen

Diese Woche: Ethereum ist dem lange angekündigten Umstieg von Mining auf Staking diese Woche einen großen Schritt nähergekommen. Die weltgrößte Kryptobörse Binance sieht sich dagegen mit neuen Vorwürfen konfrontiert. Außerdem: Die Hintergründe zu den Kursanstiegen bei Cardano und Chainlink.
/artikel/crypto-weekly-60
Ethereum
Ethereum | Foto: © Adobe Stock

Das brutkasten Crypto Weekly ist unser wöchentliches Briefing zum Kryptomarkt und kann hier als Newsletter abonniert werden. Jeden Freitag blicken wir auf die wichtigsten Kursbewegungen und Nachrichten der Krypto-Woche zurück.


Die Kurstafel:

  • Bitcoin (BTC): 30.000 US-Dollar (-2 % gegenüber Freitagnachmittag der Vorwoche)
  • Ethereum (ETH): 1.770 Dollar (-3 %)
  • BNB: 290 Dollar (-7 %)
  • Cardano (ADA): 0,60 Dollar (+4 %)
  • Chainlink (LINK): 8,8 Dollar (+22 %)

Weiter alles wie gehabt: Bitcoin bei 30.000 Dollar, Ethereum bei 1.800 Dollar

Wie immer starten wir mit einem kurzen Überblick über die Marktentwicklung – und können für Bitcoin und Ethereum festhalten: Alles wie gehabt. Bitcoin (BTC) bewegt sich weiterhin in einer engen Range rund um die 30.000-Dollar-Marke. Im Wochenverlauf pendelte der Kurs zwischen 29.400 und 31.500 Dollar.

Ein ähnliches Bild auch bei Ethereum (ETH): Die runde Marke von 2.000 Dollar ist hier derzeit zwar außer Reichweite. Stattdessen bewegte sich der ETH-Kurs seit vergangenem Freitag rund um die 1.800 Dollar. Auch der erfolgreiche “Merge”, also der Umstieg auf den “Proof of Stake”-Konsensmechanismus, am Test-Netzwerk Ropsten brachte hier keinen Push, doch dazu später mehr.

Was hinter den Kursanstiegen von Cardano und Chainlink steckt

Unter den weiteren großen Coins ging es auf 7-Tagessicht großteils abwärts. Eine positive Performance legte der ADA-Token von Cardano hin, der (trotz eines schwachen Freitags) noch immer ein Plus von 4 Prozent verzeichnete. Damit setzte er seine Aufwärtsbewegung der Vorwoche fort.

Die Hintergründe wurden in der vergangenen Ausgabe des Crypto Weekly genauer behandelt: Das “Vasil”-Upgrade steht bevor und soll noch im Juni live gehen. Man befinde sich auf der “letzten Meile”, schrieb IOHK, die Organisation hinter Cardano, diese Woche auf Twitter. Mit dem Hard Fork soll die Skalierbarkeit der Smart-Contract-Blockchain verbessert werden.

In der zweiten Reihe stach der LINK-Token von Chainlink mit einem Plus von 22 Prozent hervor. Auslöser für den Kursanstieg dürfte hier wohl eine Ankündigung zum geplanten Staking-Feature sein: Dieses soll laut der diese Woche aktualisierten Roadmap noch in der zweiten Jahreshälfte live gehen.

Chainlink ist das führende Blockchain-Netzwerk für Datenorakeln, also externe Datenquellen. Solche werden unter anderem für Anwendungen im Bereich Decentralized Finance (DeFi) benötigt – beispielsweise für Kursdaten bei Derivaten.

US-Börsenaufsicht untersucht Binance: Ist BNB ein Wertpapier?

Abwärts ging es diese Woche für den BNB-Token von Binance. Und das war wohl der wenig erfreulichen Nachrichtenlage bei der größten Kryptobörse der Welt geschuldet: Einem Bericht von Bloomberg zufolge ist Binance wieder ins Visier der US-Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC) geraten. Nun ist die Börse nicht gerade dafür bekannt, ein überragendes Verhältnis zu dieser Behörde zu haben. Offiziell ist Binance mit seiner hauptsächlichen Handelsplattform in den USA auch gar nicht aktiv – lediglich mit seinem eigens für den US-Markt geschaffenen Ableger. 

Im konkreten Fall geht es jetzt aber auch nicht darum, ob Binance vielleicht dennoch US-Kunden bedient – sondern um das 2017 abgehaltene Initial Coin Offering (ICO). Dabei hat Binance den eigenen Token BNB verkauft, der – sieht man von den Stablecoins Tether und USDC ab – nach Bitcoin und Ether die Kryptowährung mit der dritthöchsten Marktkapitalisierung ist.

Und da sind wir auch schon bei einem altbekannten Thema: Der Frage, ob bzw. welche Krypto-Assets in den USA als Wertpapiere einzustufen sind. Die US-Börsenaufsicht dürfte nun jedenfalls untersuchen, ob BNB als Wertpapier einzustufen sei, berichtete Bloomberg unter Berufung auf Insider. Wäre dem so, wäre der ICO ein Verkauf unregistrierter Wertpapiere und somit illegal gewesen.

Genau das wirft die SEC übrigens Ripple vor, dem Unternehmen hinter der Kryptowährung XRP. Der Rechtsstreit dazu zieht sich nun bereits eineinhalb Jahre. Auch Coinbase hat mit dem Vorwurf schon Erfahrung – und musste deswegen im Vorjahr ein geplantes Produkt zum Verleih von Stablecoins noch vor dem Start zurückziehen

Was das nun bedeutet: Der BNB-Kurs reagierte auf die News und fiel – aber nicht besonders stark. Das könnte mehrere Gründe haben. Einerseits ist noch unklar, zu welchen Ergebnissen die Untersuchung kommen wird. Zudem ist sie noch nicht einmal offiziell bestätigt. Aber auch wenn die SEC BNB als Wertpapier einstufen würde, gegen Binance vorginge – und vor Gericht recht bekäme: Wie stark das Binance wirklich treffen würde, ist unklar. 

Zum einen ist die Einschätzung der SEC ist klarerweise nur für den US-Markt relevant, der für Binance deutlich weniger Bedeutung hat als für andere Kryptobörsen. Zum anderen ist die Frage, welche Strafe es überhaupt geben würde. Hier weist Bloomberg-Kolumnist Matt Levine darauf hin, dass man in solchen Fällen typischerweise dazu verpflichtet würde, das Wertpapier zum Ausgabepreis zurückzukaufen. Das die betroffenen Anleger ein solches Angebot aber annehmen würden, darf bezweifelt werden: Wer 2017 BNB für 15 Cent gekauft hat, wird sein Geld nicht zurückhaben wollen, wenn er oder sie diese BNB am Markt für knapp 300 Dollar verkaufen kann.

Doch das ist noch nicht alles: Im Zuge der Untersuchung könnte sich die Behörden auch ansehen, ob Binance und sein Ableger Binance US tatsächlich ausreichend voneinander getrennt sind, berichtete Bloomberg weiter. 

Für Binance war der Bloomberg-Bericht diese Woche nicht die einzige negative Schlagzeile: Reuters veröffentlichte eine umfassende Recherche, zwischen 2017 und 2021 mindestens 2,35 Mrd. US-Dollar über die Börse gewaschen worden sind. Neben zahlreichen anderen Quellen wurden dazu mit den Datenanalysefirmen Chainalysis und Crystal Blockchain auch On-Chain-Daten auswertet. Binance bestreitet die Vorwürfe.

Ethereum: Nächster Schritt beim Umstieg auf “Proof of Stake” geschafft

Es ist das große Thema bei Ethereum in diesem Jahr – der Umstieg auf den “Proof of Stake”-Konsensmechanismus, der in wenigen Monaten über die Bühne gehen soll. Es handelt sich dabei um die vielleicht weitreichendste Veränderung in der Geschichte der Ethereum-Blockchain überhaupt: Mining wird damit abgeschafft. Der “Proof of Work”-Mechanismusm verschwindet. An seine Stelle tritt Staking: Validatoren, die Blocks mit Transaktionen zur Chain hinzufügen wollen, müssen dazu eine bestimmte Anzahl von ETH – konkret sind es 32 – in einem Smart Contract hinterlegen und “sperren” lassen.

Mit dem Umstieg wird der Energieaufwand zur Sicherung der Blockchain massiv sinken. Kritische Stimmen sehen jedoch die Gefahr einer stärkeren Zentralisierung im Vergleich zu “Proof of Work”-basierten Blockchains. Die meisten der übrigen großen Smart-Contract-Plattformen verwenden bereits jetzt den “Proof of Stake”-Ansatz. Bei Ethereum ist der Umstieg schon seit Jahren geplant. Jedoch wurde er so häufig verschoben, dass dies schon zum Meme geworden ist. In den vergangenen Monaten ist der Umstieg nun aber immer konkreter geworden.

Nun wurde ein weiterer Meilenstein erreicht: Der Umstieg wurde am Test-Netzwerk Ropsten erfolgreich umgesetzt. Ropsten ist eines mehrerer Netzwerks, das im Wesentlichen eine Kopie des Ethereum-Mainnets darstellt und von Entwicklern genutzt wird, um Ethereum-Anwendungen zu testen. 

Der Umstieg auf den Staking-Mechanismus wird über eine Verschmelzung der bereits bestehenden Ethereum-“Proof of Stake”-Chain Beacon mit dem Mainnet erfolgen – weshalb er auch als “The Merge” bezeichnet wird. Genau dieser Vorgang wurde nun diese Woche am Ropsten-Netzwerk vollzogen: Die Beacon Chain des Test-Netzwerks wurde erfolgreich mit der “Proof of Work”-Chain von Ropsten verschmolzen.

Wie es jetzt weitergeht: Die Entwickler werden die Blockchain nun genau beobachten und auf mögliches unerwünschtes Verhalten überprüfen. Vor dem “Merge” am Mainnet soll dieser noch auf zwei weiteren Test-Netzwerken, Sepolia und Goerli, umgesetzt werden. Läuft alles problemlos, könnte das Mainnet von Ethereum im August folgen. Ein fixes Datum gibt es jedoch noch nicht und klarerweise könnten mögliche Probleme, die auf den Test-Netzwerken beobachtet werden, zu weiteren Verzögerungen führen.

Der “Merge” am Ropsten-Netzwerk ist sicherlich als Erfolg für Ethereum zu werten – auch, weil erst vor zwei Wochen ein merkwürdiges Verhalten auf der Beacon-Chain (siehe Crypto Weekly #58) zu beobachten war, das bei vielen schon die Alarmglocken schrillen ließ. Gleichzeitig sollte man sich jedoch dafür hüten, ihn als Garantie zu betrachten, dass nun alles auf Schiene ist und der “Merge” am Mainnet im August in Stein gemeißelt ist.


Hier geht’s zu allen Folgen des brutkasten Crypto Weekly


Disclaimer: Dieser Text sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Steuerberatung, Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Sie dienen lediglich der persönlichen Information. Es wird keine Empfehlung für eine bestimmte Anlagestrategie abgegeben. Die Inhalte von brutkasten.com richten sich ausschließlich an natürliche Personen.

Deine ungelesenen Artikel:
19.12.2024

Fuß-Noten und Wände mit dem Namen Howard: Die Rituale der Startup-Welt

Rituale sind für die meisten Menschen von immenser Bedeutung, um sich im Wirrwarr des Alltags leitende Linien zurechtzulegen. Oftmals als Aberglaube verschrien gibt es jedoch mehr als das alltägliche Frühstücksritual, um als Founder oder Founderin Ziele zu manifestieren und sie zu erreichen. Ein Blick in die heimische Startup-Szene.
/artikel/fuss-noten-und-waende-mit-dem-namen-howard-die-rituale-der-startup-welt
19.12.2024

Fuß-Noten und Wände mit dem Namen Howard: Die Rituale der Startup-Welt

Rituale sind für die meisten Menschen von immenser Bedeutung, um sich im Wirrwarr des Alltags leitende Linien zurechtzulegen. Oftmals als Aberglaube verschrien gibt es jedoch mehr als das alltägliche Frühstücksritual, um als Founder oder Founderin Ziele zu manifestieren und sie zu erreichen. Ein Blick in die heimische Startup-Szene.
/artikel/fuss-noten-und-waende-mit-dem-namen-howard-die-rituale-der-startup-welt
Rituale, Rituale der Startup-Welt, Ritual, Howard, Factinsect, Hadia, Storebox, Instahelp, monkee, Dental Armor, Coinpanion
(c) Hello Again/zVg/Hadia/Die Abbilderei/Storebox/schon nice gmbh/Victor Malyshev - (o.v.l.) Franz Tretter von Hello Again, Romana Dorfer von Factinsect, Anna Lauda von Hadia, Bernadette Frech von Instahelp/ Johannes Braith von Storebox, Saad Wohlgennannt von Dental Armor und Martin Granig von monkee.

Dieser Artikel ist im brutkasten-Printmagazin von Dezember 2024 erschienen. Eine Download-Möglichkeit des gesamten Magazins findet sich am Ende dieses Artikels.


Ein Pythonkopf aus Stein ragt aus der Dunkelheit hervor. In Kreisen angeordnete, farbenfrohe Speerspitzen verzieren den kalten Höhlenboden; manche davon stammen aus Hunderte Kilometer entfernten Gegenden. Am Ende der Höhle erstreckt sich ein kleiner, versteckter Raum, der Platz für eine Person bietet; üblicherweise versteckt sich ein Schamane darin und spricht zu seinem Stamm, sodass es scheint, die steinerne Schlange selbst lasse donnernde Worte erklingen.

Diese Verehrung des majestätischen Reptils fand vor rund 70.000 Jahren in der Kalahari-Wüste am Fuße der Tsodilo Hills im heutigen Botswana statt. Dies hat im Jahr 2012 die Archäologin Sheila Coulson herausgearbeitet und, so heißt es, damit das älteste wissenschaftlich belegte Ritual der Welt entdeckt.

Seitdem haben sich Rituale in Gesellschaften im Großen und Kleinen gehalten und weiterentwickelt – von religiösen Gepflogenheiten über politisches Zeremoniell bis hin zu privaten, sich wiederholenden Gewohnheiten sind sie in tausendfacher Weise etabliert. Das Küssen des Balls im Sport, das Aufstehen mit dem „richtigen Fuß“, Salz über die Schulter werfen, auf Holz klopfen, Dinge nicht verschreien, Braut und Bräutigam nicht vor der Hochzeit sehen, zu bestimmten Jahreszeiten fasten, den Jahreswechsel laut feiern oder die zum Ritual gewordene Morgen-Rou­tine wiederholen.

Spiritualität und Ordnung

All dies lässt sich komprimiert und per Definition in zwei Bedeutungen unterteilen: in eine spirituelle Handlung und in ein „wiederholtes, immer gleichbleibendes, regelmäßiges Vorgehen nach einer festgelegten Ordnung“. Exakt diese Ordnung (also die zweite Definition) ist es, die auch manchen Startup-Gründer:innen dabei hilft, den stressigen Joballtag zu bewältigen, Klarheit zu schaffen und Erfolge zu erreichen.

Sohlen und Poster

So zeigt sich etwa Johannes Braith vom österreichischen Scaleup Storebox als großer Anhänger davon, sich klare Ziele zu setzen und diese zu visualisieren.

„Dabei halte ich es für wichtig, einerseits eine große Vision zu definieren und diese in kleinere Meilensteine herunterzubrechen“, sagt er. „Diese verhältnismäßig kleinen Meilensteine sind leichter zu erreichen, greifbarer und man kann entsprechend auch früher Erfolge verbuchen. Das Wichtigste ist, konstant dranzubleiben. Erfolg ist kein Sprint, sondern ein Marathon.“

Das Visualisieren definierter Ziele wurde bereits früh als Ritual bei Storebox eingeführt: Im Office des Logistikunternehmens prangen Vision und Werte als Poster an der Wand und OKRs (Objectives and Key Results) werden in Echtzeit mittels Soll/Ist-Vergleich auf Bildschirmen angezeigt.

Zudem gibt Braith noch eine weitere Besonderheit aus seiner Ritualwelt preis: „Habe ich ein Etappenziel für mich definiert, schreibe ich es mir auf die Sohlen meiner Schuhe“, sagt er. „Das hilft mir, mich daran zu erinnern, dass jeder kleine Schritt zählt.“

Der Knopf des Erfolgs

Franz Tretter, Gründer des Kundenbindungs-Startups Hello Again, nutzt Rituale dazu, um Ziele und Kultur in seinem Team zu verankern. Dazu gehört ein „Global Success Button“, der bei jedem neuen Kunden gedrückt wird, mit anschließender Feier im Büro. Mitarbeiter:innen, die remote arbeiten oder unterwegs sind, werden per Mail oder Smartphone ebenso informiert; „einfach, damit man Bescheid weiß“, sagt Tretter.

Auch etwas namens „Howard 1000“ gehört zum regelmäßigen Ritual des Linzer Teams dazu. Dabei handelt es sich um eine Wand bestehend aus 1.000 Kästchen mit einer besonderen Bedeutung. „Wir haben diese aufgebaut, als wir 120 Kunden hatten. Mit jedem Kunden, den wir gewonnen haben, haben wir ein Logo hinzugefügt und haben nun knapp 900 Kästchen voll“, erklärt Tretter.

Und zu guter Letzt sind bei Hello Again die „Compliment Cards“ ein weiteres internes Ritual: „Wertschätzung ist total wichtig bei uns“, erklärt Tretter. „Wir haben eigene Kärtchen beim Eingang, da schreibt man gelegentlich etwas Nettes drauf und legt es am Abend Kollegen auf den Tisch. Die freuen sich am nächsten Morgen.“

An diesen beiden Beispielen bemerkt man bereits eine kleine Gemeinsamkeit, die zwischen den Zeilen mitschwingt: Wiederkehrendes, etwas Konstantes ist nicht bloß eine Orientierungshilfe für Startup-Gründer:innen, sondern kann als einer von mehreren Bausteinen eines spezifischen Mindsets gesehen werden; eines Mindsets, das von einem ruhigen Leadership-Skill zeugt und deutlich zeigt, dass manchmal das wilde Gefüge in einem selbst sowie auch das Äußere, das sich unter Mitarbeitenden am Arbeitsplatz entwickelt, gepflegt werden muss.

Gemeinschaft fördern

Das weiß auch Anna Maria Lauda von Hadia, einem Wiener Verein, der weibliches Unternehmertum in Afghanistan fördert. Ihr hilft eine tägliche zehnminütige Meditation, den Tag entschleunigt, entspannt und fokussiert zu beginnen.

„Dadurch kann ich klarere Prioritäten setzen und produktiver arbeiten“, sagt sie. „Früher lag mein Schwerpunkt vor allem auf individuellen Praktiken wie dem Selbstmanagement und der strikten Zeitplanung durch To- do-Listen. Doch im Laufe meiner Reise als Gründerin habe ich erkannt, dass Flexibilität und der wertvolle Austausch mit dem Team genauso entscheidend sind. Heute schätze ich Rituale, die nicht nur den persönlichen Fokus stärken, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl fördern.“

Daher veranstaltet Lauda wiederkehrende Onlinemeetings mit ihren Weberinnen in Afghanistan. „Regelmäßige Check-ins mit den Frauen sind inspirierend und motivierend. Allzu leicht verliert man in der Hektik des Alltags den Bezug zu den Menschen, für die man arbeitet. Und diese Gespräche erinnern mich daran, was unser gemeinsames Ziel ist und wie viel wir schon erreicht haben“, sagt sie.

Saad Wohlgenannt, Gründer und CEO des Zahn-Startups Dental Armor und der Kryptobörse Coinpanion, hatte im Lauf der Zeit verschiedene Rituale, die er jedoch mittlerweile fast alle ab- gelegt hat; darunter eine wöchentliche „Rückschau“, um zu überlegen, was er besser machen könnte, oder Journaling (Anm.: Blick nach innen mit schriftlicher Aufzeichnung, was in einem vorgeht).

Heute plant er an jedem Geburtstag, was er im kommenden Jahr erreichen möchte. Meistens setzt sich der Founder dabei ein monetäres Ziel für sein Business sowie ein paar persönliche Ziele, wie etwa einen neuen Sport zu erlernen, ein Land zu bereisen oder ein bestimmtes Problem zu lösen.

„Die wichtigsten Rituale, die mir langfristig helfen, meine Ziele zu erreichen, haben meistens den Effekt, mich kurzfristig vom Arbeiten abzuhalten“, sagt er. „Zum Beispiel beginne ich meinen Tag mit ein paar Mobility-Übungen, Liegestützen, Klimmzügen und einer kalten Dusche – erst danach schaue ich in meine E-Mails und starte richtig durch. Ab 20.30 Uhr ist mein Handy auf ‚Nicht stören‘, und dann bin ich nur noch schwer erreichbar.“

Drei und nicht mehr

Romana Dorfer beschäftigt sich mit ihrem Startup Factinsect damit, die Fülle an Fake News im Netz aufzulösen und User:innen gesicherte Informationen zur Verfügung zu stellen. Sie selbst hat sich früher oft viele, unspezifische und große Ziele vorgenommen, die jedoch innerhalb eines Tages kaum zu erreichen waren. Dabei waren Fortschritte nur schwer messbar und am Ende des Tages wurde kein Ziel erledigt, wie sie gesteht. Dadurch ist oft das Gefühl entstanden, wenig erreicht zu haben.

Heute greift sie maximal auf drei Vorhaben pro Tag zurück. „Der Vorteil ist, dass ich fast immer alle Ziele für den Tag erreiche und dadurch meine Motivation steigt. Meistens arbeite ich dann noch an weiteren Themen“, sagt Dorfer.

Bei Martin Granig, Gründer der Spar-App monkee und Vater einer siebenjährigen Tochter, sehen die Morgen oftmals chaotisch aus. Um dem entgegenzuwirken, hat er eine Morgenroutine entwickelt: „Ich stehe meist 30 Minuten früher auf. Das gibt mir die Gelegenheit, mich in Ruhe im Bad fertig zu machen“, sagt er. „Während des Zähneputzens mache ich ein paar Übungen, um den Kreislauf in Schwung zu bringen, bevor ich Frühstück für meine Tochter und Kaffee für meine Frau und mich zubereite. So habe ich noch ein paar ruhige Momente für mich, bevor der Trubel beginnt.“

Am Ende seines Arbeitstags führt der Gründer einen kurzen Check-in durch und klärt für sich, was er heute schaffen möchte, was er tatsächlich geschafft hat und was er noch anpassen muss.

„Das hilft mir, mein Time-Boxing im Kalender zu optimieren, gerade für die Aufgaben, die zwar wichtig sind, aber erst in der Zukunft anstehen“, erklärt er. „Ich habe gelernt, dass es notwendig ist, solche Dinge bewusst zu planen, bevor sie von den dringenden, aber weniger wichtigen Aufgaben verdrängt werden.“

Raus aus der Bubble

Für Granig gibt es zudem noch ein persönliches Highlight der Woche: Freitagabend-Basketball. „Das mag zwar kein typisches Gründer-Ritual sein, aber für mich ist es essenziell. Es hilft mir, Stress abzubauen, den Kopf frei zu bekommen und in einer entspannten Atmosphäre mit Freunden zu lachen. Danach starte ich erfrischt ins Wochenende – und am Montag wieder voller Energie in die neue Woche“, so der Tiroler, der früher oft von „dringenden Dingen“ stark getrieben war, die dazu führten, dass wichtige strategische Aufgaben oftmals zu kurz kamen.

„Man arbeitet in so einem Fall zu viel ‚in the business‘ statt ‚on the business‘“, sagt er. „Heute habe ich meine Timeboxing-Routine deutlich verbessert, damit genau diese wichtigen Dinge nicht untergehen. Früher musste ich auch keine Rücksicht auf Familie und Kind nehmen. Das hat sich natürlich geändert, und ich musste Wege finden, trotz all der Verantwortung auch noch Zeit für mich zu schaffen. Daher meine Morgenroutine und mein Freitagabend-Basketball. Dort geht es einfach nur ums Spielen und um entspannte Gespräche über deutlich unkompliziertere Dinge als Startups, Karriere oder Business. Das tut gut und gibt mir Energie.“

Ankerpunkte fürs Wesentliche

Ähnlich ergeht es Instahelp-Founderin Bernadette Frech. Für die Gründerin des Grazer Health-Startups sind Rituale bewusste Ankerpunkte, um den Fokus auf dem Wesentlichen zu halten – im Beruf wie im Privatleben.

„Eines der wichtigsten Rituale habe ich mit meinen Kindern: Jeden Morgen beginnen wir den Tag mit einer vollen Minute Umarmung, ohne Worte, nur Nähe. Das stärkt unsere Bindung und gibt uns einen liebevollen Start in den Tag“, sagt Frech. „Abends reflektieren wir gemeinsam: Beim Rückenkraulen sprechen wir über Belastendes, bei der kitzligen Fußmassage teilen wir schöne oder lustige Momente und bei der Kopfmassage besprechen wir, wofür wir dankbar sind und was uns gut gelungen ist.“

Ambition vs. Balance

Auch bei ihr haben sich Rituale über die Jahre verändert und sich immer wieder ihren Lebensumständen angepasst. Früher, als berufliche Ambitionen im Vordergrund standen, hatten Frechs Rituale viel mit persönlicher Effizienz und beruflicher Zielerreichung zu tun. Heute, als dreifache Mama und Unternehmerin, haben sich die Prioritäten verschoben.

„Es geht mir jetzt viel stärker darum, eine Balance zwischen Karriere und Familie zu finden, ohne den Fokus auf meine eigene mentale Gesundheit zu verlieren“, erklärt sie. Das Ritual mit ihren Kindern sei ein Beispiel dafür, wie sich Rituale an neue Lebensphasen anpassen.

„Früher hätte ich vielleicht nicht gedacht, dass eine Umarmung am Morgen oder ein Ritual vor dem Schlafengehen so kraftvoll sein könnten. Heute sind es genau diese Momente, die mich erden und mir und meinen Kindern Energie geben“, erzählt sie. „Was sich jedoch nie geändert hat, ist meine wöchentliche psychologische Beratung. Sie ist seit Jahren eine Konstante, die mich sowohl beruflich als auch persönlich auf Kurs hält, auch wenn sich die Themen im Laufe der Zeit wandeln.“

Sichere dir das brutkasten-Magazin in digitaler Form!
Trag dich hier ein und du bekommst das aktuelle brutkasten-Magazin als PDF zugeschickt und kannst sofort alle Artikel lesen! Du erhältst mit der Anmeldung künftig auch Zugang für unseren Startup-Newsletter, den wir drei Mal pro Woche verschicken. Du kannst dich jederzeit unkompliziert wieder abmelden.
Toll dass du so interessiert bist!
Hinterlasse uns bitte ein Feedback über den Button am linken Bildschirmrand.
Und klicke hier um die ganze Welt von der brutkasten zu entdecken.

brutkasten Newsletter

Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.

Montag, Mittwoch und Freitag

AI Summaries

Crypto Weekly #60: Meilenstein für Ethereum – Binance mit Problemen

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Crypto Weekly #60: Meilenstein für Ethereum – Binance mit Problemen

AI Kontextualisierung

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Crypto Weekly #60: Meilenstein für Ethereum – Binance mit Problemen

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Crypto Weekly #60: Meilenstein für Ethereum – Binance mit Problemen

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Crypto Weekly #60: Meilenstein für Ethereum – Binance mit Problemen

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Crypto Weekly #60: Meilenstein für Ethereum – Binance mit Problemen

AI Kontextualisierung

Was könnte das Bigger Picture von den Inhalten dieses Artikels sein?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Crypto Weekly #60: Meilenstein für Ethereum – Binance mit Problemen

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Personen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Crypto Weekly #60: Meilenstein für Ethereum – Binance mit Problemen

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Organisationen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Crypto Weekly #60: Meilenstein für Ethereum – Binance mit Problemen