25.02.2022

Crypto Weekly #46: Hohe Unsicherheit – wie geht es weiter am Kryptomarkt?

Nach Russlands Einmarsch in der Ukraine gerieten die Kurse stark unter Druck - stiegen dann aber wieder an. Außerdem diese Woche: Ein 1 Mrd. Dollar schwerer LUNA-Token-Sale. Was steckt hinter den neuen Enthüllungen zum DAO-Hack? Und gleich zwei größere News von Bitpanda.
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Bitcoin

Im brutkasten Crypto Weekly, das hier per Mail abonniert werden kann, blicken wir jeden Freitag auf die wichtigsten Kursbewegungen und Nachrichten der Krypto-Woche zurück. Wie immer starten wir auch Ausgabe 46 mit einem Blick auf…


…die Kurstafel:

  • Bitcoin: 39.300 US-Dollar (-3 % gegenüber Freitagnachmittag der Vorwoche)
  • Ethereum: 2.700 Dollar (-7 %)
  • Binance Coin: 370 Dollar (-9 %)
  • Cardano: 0,9 Dollar (-15 %)
  • Solana (SOL): 90 Dollar (-4 %)
  • Polkadot (DOT): 16 Dollar (-10 %)
  • Terra (LUNA): 67 Dollar (+32 %)

Kryptomarkt gibt nach russischem Einmarsch in die Ukraine deutlich nach – und steigt dann wieder

Die Fakten: Gleich vorweg: Diese Woche hat uns wieder einmal drastisch vor Augen geführt, dass es Dinge gibt, die deutlich wichtiger sind als irgendwelche Kursbewegungen. Der Krieg in der Ukraine hat massive Auswirkungen – und jene auf die Finanzmärkte gehören dabei zu den unwichtigsten. Dennoch: Der Konflikt war diese Woche das bestimmende Thema am Kryptomarkt wie auch an den traditionellen Finanzmärkten. An den europäischen Aktienmärkten ging es am Donnerstag in der Früh rasant nach unten. Der russische Aktienmarkt brach zwischenzeitlich um rund 50 Prozent ein. In Westeuropa gaben die größten Indizes um rund 5 Prozent nach. Die Investoren stießen alles ab, was irgendwie risikobehaftet wahrgenommen wurde. Und das wirkte sich auch am Kryptomarkt aus.

Der Kontext: Bitcoin und andere Kryptowährungen werden, das haben die vergangenen Wochen immer und immer wieder gezeigt, am Markt weiterhin als “Risk Assets” gehandelt, die in “Risk off”-Phasen stark abverkauft werden. Genau so war es auch diesmal: Bitcoin sank zwischenzeitlich bis auf unter 34.500 Dollar. Was, um dies einzuordnen, der niedrigste Stand seit rund vier Wochen war. Nicht gut, klar, aber alles andere als ein völliger Kollaps. Auch andere Kryptowährungen gaben deutlich nach. Gefragt waren dagegen “sichere Häfen” wie etwa Gold.

Für alle, die zuletzt den Markt verfolgt haben, war dies nicht überraschend: Die hohe Korrelation des Kryptomarkts mit dem US-Aktienmarkt und insbesondere mit der Nasdaq war in den vergangenen Wochen immer wieder eindeutig zu beobachten. Berechnungen des Analyseunternehmens CryptoQuant zufolge hat sie diese Woche sogar ein Allzeithoch erreicht. Und nachdem der Kryptomarkt in den vergangenen Wochen immer deutlich nachgab, sobald die Zeichen an den Finanzmärkten auf “risk off” standen, lag es auf der Hand, dass es auch diesmal so sein würde.

Etwas anderes war da schon überraschender: Am Abend holte der Kryptomarkt seine Verluste wieder auf – und legte schließlich sogar deutlich zu. Obwohl es in der Ukraine keinerlei Anzeichen für Entspannung gab. Am Freitag stand der Bitcoin-Kurs zuletzt höher als vor dem russischen Einmarsch. Was war der Hintergrund? Auch hier gilt: Diese Bewegung muss im größeren Kontext gesehen werden. Denn zuvor drehte auch die Nasdaq ins Plus, später auch die anderen großen US-Aktienindizes (wenn auch nicht ganz so stark). Der Goldpreis wiederum gab seine Gewinne ab. Ein Muster, das auf “risk on” hindeutet. Was zunächst etwas rätselhaft erschien.

Manche Beobachter begannen sogleich Gründe zu suchen: Vielleicht war es die Erleichterung, dass die am Abend von US-Präsident Joe Biden verkündeten Sanktionen – und damit ihre Auswirkungen auf die Weltwirtschaft – nicht so drastisch ausfielen wie von manchen erwartet. Andere argumentierten, dass aufgrund der hohen Unsicherheit die US-Notenbank nun ihre Geldpolitik nicht so rasch straffen würde können wie bisher angenommen – was wiederum gut für den Aktienmarkt und für “risk assets” generell sei. In Wahrheit ist das aber alles müßig.

An den Finanzmärkten folgt das Narrativ häufig dem Preis – und nicht umgekehrt. Anders formuliert: Man findet im Nachhinein Gründe für Kursbewegungen, die schon stattgefunden haben, und rationalisiert sie damit. In Situationen hoher Unsicherheit ist es aber durchaus normal, dass die Kurse in die eine wie auch in die andere Richtung schwanken können. 

Nach dem Ausbruch von Covid-19 in China schwankten die Finanzmärkte im Jänner und Februar 2020 ständig zwischen “halber Weltuntergang” und “so schlimm wird es nicht”. Zwischen Panik und FOMO (Fear of Missing Out). Zwischen der Suche nach sicheren Häfen und “Buy the dip”. Die meisten Trader sind keine Virologinnen oder Geopolitik-Experten – und selbst wenn sie es wären, wäre unklar, ob ihnen das helfen würde. Die banale Realität ist: Man weiß in solchen Situationen einfach nicht besonders viel. Und das gilt ebenso für die Kursentwicklung. Wie es jetzt am Markt weitergeht, weiß niemand. 

LUNA: Token Sale bringt 1 Mrd. Dollar ein

Die Fakten: Gegen den Trend sehr stark verliefen die vergangenen sieben Tage für den LUNA-Token. Hintergrund ist hier ein Investment – und zwar ein massiver Token Sale im Terra-Ökosystem. Die erst im Jänner aufgesetzte Non-Profit Organisation Luna Foundation Guard (LFG) gab diese Woche bekannt, LUNA-Token im Wert von 1 Mrd. US-Dollar “over the counter”, also außerbörslich, an Investoren verkauft zu haben. Angeführt wurde das Investment von Jump Capital und Three Arrows Capital. Die Einnahmen sollen genutzt werden, um eine Bitcoin-Reserve für die Deckung von UST, dem größten Stablecoin des Terra-Ökosystems, aufzubauen.

Der Kontext: Stablecoins sind aktuell stark nachgefragt – wohl auch wegen der schwierigen Situation am Markt in den vergangenen Wochen. Erst in der Vorwoche hatte Circle, das Unternehmen hinter dem aktuell zweitgrößten Stablecoin USDC, mitgeteilt, seine Firmenbewertung seit vergangenem Sommer auf 9 Mrd. Dollar verdoppelt zu haben.

Im Gegensatz zu USDC und auch zu dessen größeren, umstrittenen Konkurrenten USDT (Tether) handelt es sich beim Terra-Stablecoin UST jedoch um einen sogenannten algorithmischen Stablecoin. Beide Formen von Stablecoins sind 1:1 an eine Fiatwährung, in diesen Fällen an den US-Dollar, gekoppelt. 

Während USDC und USDT jedoch von Unternehmen gemanagt werden und den Anspruch stellen, mit Dollar oder ähnlichen Reserven hinterlegt zu sein, wird soll die Koppelung von algorithmischen Stablecoins über das jeweilige Protokoll sichergestellt werden. Wenn User etwa UST – oder andere Terra-basierte Stablecoins minten, müssen im Gegenzug LUNA-Token vernichtet werden. Die Bitcoin-Reserve, die nun aufgebaut werden soll, ist dazu gedacht, einen weitere Sicherheitsebene einzubauen, um die Koppelung auch in schwierigen Situationen aufrecht erhalten zu können. 

Ist der Urheber des DAO-Hacks gefunden?

Die Fakten: Der DAO-Hack im Jahr 2016 ist einer der bekanntesten und wohl auch einer der spektakulärsten Hacks in der Krypto-Geschichte. Aktuell sind DAOs (Decentralized Autonomous Organizations) ja wieder im Trend. Neu sind sie aber nicht – und einer hat die Geschichte von Ethereum besonders geprägt. “The DAO” ging im April 2016 nach einem Token-Sale live. Er war als eine Art Venture-Capital-Fonds gedacht, der von den DAO-Mitgliedern gesteuert wird. Schon im Juni 2016 wurde jedoch eine Schwachstelle im Code ausgenutzt und rund 3,6 Mio. Ether entwendet. Zum damaligen Zeitpunkt hatten diese einen Gegenwert von rund 55 Mio. Dollar und entsprachen 5 Prozent aller im Umlauf befindlichen Ether-Token.

Der oder die Urheber konnten nie ausfindig gemacht werden. Nun will aber die US-Journalistin Laura Shin den Hacker gefunden haben. In ihrem neuen Buch “The Cryptopians: Idealism, Greed, Lies, and the Making of the First Big Cryptocurrency Craze” will sie den österreichischen Programmierer Toby Hönisch als Verantwortlichen ausgemacht haben. Der dementiert die Vorwürfe. Es gibt derzeit auch keine Ermittlungen oder gar eine Anklage gegen ihn.

Hönisch ist in Österreich vor allem als Cofounder des Krypto-Startups TenX bekannt. Dieses hatte er unter anderem mit dem in der Krypto-Szene durchaus umstrittenen Julian Hosp gegründet, mit dem er sich allerdings überwarf und der dann auch aus dem Unternehmen ausschied.

Der Kontext: Der DAO-Hack ist definitiv in die Krypto-Geschichte eingegangen – immerhin führte er zur umstrittenen Entscheidung, die entwendeten Token mittels eines “Hard Forks” der Ethereum-Blockchain wiederherzustellen. Der DAO verschwand so de facto von der nun als Ethereum-Blockchain geltenden neuen Chain. Die ursprüngliche Blockchain blieb jedoch als “Ethereum Classic” bestehen – und auf dieser blieb der Hacker im Besitz der Token.

Der ehemalige Bloomberg-Journalist Matthew Leising hat ein ganzes Buch über den Hack geschrieben. Auch er versuchte in seinen Recherchen den Hacker ausfindig zu machen, blieb trotz einiger vermeintlich heißer Spuren schließlich jedoch erfolglos (das Buch ist dennoch lesenswert). Der von Shin nun als Verantwortlicher ausgemachte Hönisch wird darin übrigens nicht erwähnt.

Für die Recherchen, die Shin und ihre Quellen durchführten, wurde nach Angaben der Journalistin ein neues Forensik-Tool der Datenanalyse-Firma Chainalysis eingesetzt. Mit diesem sei es möglich gewesen, Transaktionen nachzuvollziehen, die über das Bitcoin-Mixing-Service CoinJoin der Wasabi Wallet durchgeführt worden sind. Dieses dient natürlich genau dazu, eine solche Nachvollziehbarkeit zu verhindern. Wie dies dennoch möglich war, ist derzeit unklar. Einen interessanten Artikel, der versucht hat, dies aufklären, gibt es bei The Block. Mit dem Tool von Chainalysis ließ sich laut Shin nachvollziehen, dass die Token in weiterer Folge an vier Börsen gesendet wurden. Hier wäre man nun angestanden – allerdings bestätigte ein Mitarbeiter einer dieser Börsen gegenüber einem Informanten von Shin (nicht gegenüber Shin selbst!), dass die Token dann an einen Node der Privacy-Coin Grin weitergesendet wurden, der mit Hönisch assoziiert sei. 

Der langen Rede kurzer Sinn: Nachprüfen lassen sich Shins Rechercheergebnisse von außen nicht. Shin behandelt seit 2013 als Reporterin und später auch als Podcasterin Bitcoin und Krypto-Themen. Bei Forbes war sie eigenen Angaben zufolge die erste Reporterin bei einem US-Mainstream-Medium, die ausschließlich über Kryptowährungen berichtete. Sie gilt grundsätzlich als seriöse Journalistin. Ob man den Recherchenergebnissen vertraut, muss natürlich jeder selbst für sich entscheiden.

Bitpanda übernimmt britisches Startup und könnte an Kooperation mit N26 arbeiten

Die Fakten: Gleich zwei größere News gab es diese Woche von Bitpanda. Am Dienstag wurde bekannt, dass das Wiener Trading-Fintech das britische Startup Trustology übernimmt. Das Unternehmen mit Sitz in London ist auf Verwahrungslösungen im Krypto- und Decentralized-Finance-Bereich spezialisiert. Bitpanda soll dafür laut The Block einen “signifikanten” zweistelligen Dollar-Millionenbetrag hingelegt haben. Trustology wird nun in “Bitpanda Custody” umbenannt. 

Bereits einen Tag zuvor hatten FinanceForward und Finanz-Szene.de berichtet, dass die Neobank N26 bei ihrem geplanten Krypto-Angebot mit Bitpanda zusammenarbeiten werde. Die beiden Finanzmedien beriefen sich dabei auf Insider, N26 und Bitpanda wollten die Informationen weder bestätigen noch dementieren.

Der Kontext: Dass N26 ein Kryptoangebot für seine Kundinnen und Kunden plant, ist schon länger bekannt. Bitpanda wiederum ist im Vorjahr mit der “White Label”-Lösung gestartet, die es beispielsweise Banken und Fintechs ermöglicht, ihren Kunden dieselben digitalen Assets wie Bitpanda anzubieten – im eigenen Branding. Eine Zusammenarbeit scheint da geradezu aufgelegt. 

Allerdings schien es zunächst, dass sich N26 für einen anderen Weg entscheiden würde. Im Oktober 2021 hatte ebenfalls FinanceForward berichtet, dass die Neobank sich zwar “bei anderen Fintechs umgehört” habe, sich letztlich aber für eine Eigenentwicklung entschieden habe und sich dazu in Serbien bei einer Entwicklerfirma beteiligt habe. Dies scheint sich nun nicht zu bestätigen.

Allerdings ist es kein Geheimnis, dass die technische Entwicklung eines solchen Angebots alles andere als trivial ist. Nicht ausgeschlossen ist daher, dass N26 zunächst versucht hatte, das Krypto-Feature selbst zu entwickeln, dann aber davon abgekommen ist, weil es sich abzeichnete, dass es zu komplex oder zu teuer werden würde. Disclaimer: Das ist eine reine Mutmaßung, möglicherweise war es auch von Anfang so geplant. Wie dem auch sei, man darf gespannt sein auf die weiteren Entwicklungen.

Weitere News diese Woche:

  • die geplante Geldwäsche-Behörde Alma könnte auch die Aufsicht über Krypto-Finanzunternehmen übernehmen. Zum Artikel geht’s hier.
  • Mit Cherry Ventures und Sequoia Capital kündigten zwei Venture-Capital-Gesellschaften neue Krypto-Fonds an. Mehr Infos gibt’s hier.
  • On-Chain-Analyst Jan Wüstenfeld war im Podcast “Was Bitcoin bringt” zu Gast. Er hält den Bitcoin-Bullenmarkt für intakt. Zum Artikel geht’s hier.

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Rechtsanwalt Christian Nordberg | (c) Nordberg

Mitten in der österreichischen Startup-Szene sorgte das Quantencomputing-Unternehmen ParityQC im April diesen Jahres für Aufsehen: Das Unternehmen rund um Wolfgang Lechner und Magdalena Hauser sicherte sich ein Investment der B&C Innovation Investments GmbH, die mit einem nicht genannten Betrag beim Spin-off einstieg. Laut einer Aussendung der Uni Innsbruck und der Österreichische Akademie der Wissenschaften erreichte ParityQC eine Bewertung vergleichbar mit US-börsennotierten Quantenunternehmen. Diese Bewertungen bewegten sich zum damaligen Zeitpunkt meist im niedrigen neunstelligen Bereich. (brutkasten berichtete).

Aber wie läuft ein solcher Deal ab, insbesondere wenn es um hochsensible Technologien wie Quantencomputing geht? brutkasten hatte die Gelegenheit, mit Christian Nordberg, dem Rechtsanwalt, der die Transaktion rechtlich begleitet hat, zu sprechen. Nordberg liefert Einblicke in die Dynamik einer solchen Finanzierung, die Rolle der IP-Rechte und die rechtlichen Rahmenbedingungen. Zudem liefert Nordberg auch Tipps für Startups, die sich in einer Finanzierungsrunde befinden.

Die Ausgangslage im Fall von ParityQC

Das 2019 gegründete Unternehmen ParityQC hat sich in kürzester Zeit einen Namen in der internationalen Quantencomputing-Szene gemacht. Die Gründer Wolfgang Lechner und Magdalena Hauser entwickelten ein einzigartiges Architekturmodell für Quantencomputer, das speziell auf Optimierungsprobleme ausgerichtet ist. Diese Technologie ist in der Lage, komplexe Probleme schneller und effizienter zu lösen als herkömmliche Systeme – ein entscheidender Vorteil in Bereichen wie Logistik, Energienetzwerken und Finanzmärkten.

Anders als viele Startups, die oft Jahre brauchen, um profitabel zu werden, hatte ParityQC in der Phase der Finanzierungsrunde bereits eine starke finanzielle Basis. Dank renommierten Kunden wie NEC ist das Unternehmen nach eigenen Angaben seit 2023 profitabel – eine Seltenheit in der Quantenbranche (brutkasten berichtete).

“Ein Unternehmen wie ParityQC, das bereits operativ erfolgreich ist, hat natürlich eine viel bessere Verhandlungsposition gegenüber Investoren als ein Startup in der Frühphase, das dringend Kapital benötigt,“ erklärt Nordberg. Die Profitabilität und die bereits bestehende Kundenbasis gaben dem Unternehmen eine gewisse Unabhängigkeit und Verhandlungsmacht.

Die Bedeutung von IP-Rechten

In der hochspezialisierten Welt des Quantencomputings kommen rechtliche Herausforderungen, wie die Bewertung und Absicherung geistigen Eigentums, besonders stark zum Tragen. Bei einer Due-Diligence-Prüfung wird das gesamte Unternehmen auf Herz und Nieren geprüft – von den finanziellen Aspekten über das Geschäftsmodell bis hin zu den IP-Rechten.

Nordberg erklärt: „Für den Investor steht die Frage im Vordergrund, wie gut die einzigartigen Technologien von ParityQC rechtlich geschützt und risikominimiert werden können.“ IP-Rechte, insbesondere bei einer technologischen Innovation, die wie bei ParityQC eine Zukunftsbranche vorantreibt, sind ein entscheidender Faktor, um das Investment langfristig abzusichern.

In diesem Fall wurde ein technischer Berater hinzugezogen, der die Patente und Technologien im Detail analysierte. Neben dem rechtlichen Schutz ist es hier wichtig, dass der Inhalt und die Funktionsweise der Technologie verstanden werden. “Bei Quantencomputing war das auch für uns als Kanzlei eine besondere Herausforderung, da es sich um hochkomplexe technologische Entwicklungen handelt”, so Nordberg.

Weit mehr als reine Paragraphen

Die Rechtsberatung spielte in der Verhandlungsphase von ParityQC eine zentrale Rolle. Neben der Prüfung der rechtlichen Aspekte war es für Nordberg und sein Team essenziell, das Unternehmen durch die Verhandlungen zu begleiten und strategisch zu beraten. Der Unterschied zu größeren Unternehmen besteht oft darin, dass Startups keine eigenen Rechtsabteilungen oder Corporate-Strukturen besitzen. “Bei ParityQC war das zwar nicht der Fall, Startups in der Frühphase benötigen allerdings oft nicht nur rechtliche, sondern auch strukturelle Unterstützung, um den Anforderungen von Investoren gerecht zu werden“, betont Nordberg.

Die Anforderung an den Rechtsberater ist nicht nur eine klassische Rechtsberatung zu liefern, sondern auch ein Verständnis für unternehmerische Abläufe mitzubringen. “Wenn Startups Unterstützung bei Verhandlungen benötigen, dann geht es häufig auch darum, die Verhandlungsposition zu stärken und sicherzustellen, dass das Startup langfristig von der Partnerschaft mit dem Investor profitiert,“ erklärt Nordberg.

Ein zusätzlicher, oft unterschätzter Aspekt sind dabei die vertraglichen Feinheiten, die sich aus der Investmentrunde ergeben. Hierzu zählt etwa der Gesellschaftsvertrag, der neu aufgesetzt wird, um Investoren Mitsprache- und Vetorechte einzuräumen, ohne dabei die Gründungsgesellschaften in ihrer zukünftigen Geschäftsentwicklung zu stark einzuschränken.

Tipps für Startups in Finanzierungsphasen

Nordberg gibt zudem auch Ratschläge für Startups, die sich in einer Finanzierungsphase befinden. „Investoren wollen sehen, dass ein Startup eine gewisse Struktur aufweist, da dies Vertrauen schafft“, betont er. Dabei gehe es keinesfalls darum, die Atmosphäre eines Konzerns zu simulieren, sondern vielmehr darum, grundlegende Prozesse und Abläufe klar zu definieren. “Wenn ein Startup strukturiert auftritt und den genauen Finanzierungsbedarf kennt, zeigt das den Investoren, dass sie es mit einer professionellen Organisation zu tun haben,“ so Nordberg.

Ein weiterer Tipp des erfahrenen Anwalts betrifft die Wahl des Investors. Hier sollten Gründer:innen darauf achten, dass der Investor zur Unternehmenskultur und den Zielen passt. Neben dem finanziellen Beitrag sind es oft die Netzwerke, Branchenkenntnisse und die Unterstützung bei der Weiterentwicklung des Produkts oder der Dienstleistung, die ein Investor bieten kann. “Ein Startup sollte sich gut überlegen, ob der Investor lediglich Kapital bereitstellt oder auch strategischen Mehrwert bringt,“ erklärt Nordberg.

Arbeit mit Startups erfordert Dynamik und Flexibität

Nordberg teilt zudem auch seine persönlichen Learnings. Für Rechtsanwälte, die sich mit Startup-Beratung beschäftigen, bringt diese Arbeit eine besondere Dynamik und Flexibilität mit sich. Die oft noch jungen Gründer:innen sind stark auf die Entwicklung ihrer Produkte und Ideen fokussiert, und Rechtsberatung muss daher effizient und verständlich sein. „Die Gründer haben selten die Zeit und Kapazität, sich in komplexe juristische Details einzuarbeiten. Da ist es unsere Aufgabe, sie praxisnah und lösungsorientiert zu unterstützen,“ sagt Nordberg.

Abschließend betont Nordberg, dass es für die österreichische Gründerszene ein positives Signal sei, dass ein so komplexes Thema wie Quantencomputing in Österreich erfolgreich im Zuge einer Eigenkapitalrunde finanziert werden konnte. Der Anwalt ist überzeugt, dass derartige Deals dazu beitragen, den Innovationsstandort Österreich zu stärken. Mit seiner Kanzlei sieht er sich gut aufgestellt, um weiteren Startups den Weg durch die komplexe Welt der Investorengespräche zu ebnen – eine Rolle, die in einer wachsenden Startup-Landschaft immer wichtiger wird.


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