04.02.2022

Crypto Weekly #43: Das sind die Hintergründe zum 320-Mio.-Dollar-Hack auf Solana

Wichtiger für SOL war diese Woche aber der Start von Solana Pay. Außerdem: Die Kryptobörse FTX spielt von der Bewertung her jetzt in einer Liga mit Revolut. Und in Österreich gibt's zwei neue Krypto-Startups.
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In this photo illustration the Solana logo seen displayed on a smartphone.
Foto: © Rafael Henrique/Adobe Stock

Im brutkasten Crypto Weekly, das hier per Mail abonniert werden kann, blicken wir jeden Freitag auf die wichtigsten Kursbewegungen und Nachrichten der Krypto-Woche zurück. Wie immer starten wir auch Ausgabe 43 mit einem Blick auf…

…die Kurstafel:

NameKurs7-Tages-Performance
BitcoinBTC37.900 Dollar+5%
EthereumETH2.800 Dollar+19%
Binance CoinBNB380 Dollar+/-0 %
SolanaSOL104 Dollar+19%
CardanoADA1,06 Dollar+4 %
XRPXRP0,61 Dollar+4 %
PolkadotDOT19 Dollar+11 %
DogecoinDOGE0,14 Dollar+/-0 %
TerraLUNA50 Dollar+5 %
UniswapUNI11 Dollar+7 %
Alle Daten sind von coinmarketcap.com und am Stand von Freitagnachmittag/Kursveränderungen gegenüber Freitagnachmittag der Vorwoche

320 Mio. Dollar bei Hack von Solana-Ethereum-Bridge Wormhole erbeutet 

Die Story der Woche war diese Woche eindeutig wieder einmal ein Hack – und zwar ein äußerst beachtlicher: Denn mit einer erbeuteten Summe von umgerechnet rund 320 Mio. US-Dollar handelt es sich um einen der größten Hacks in der Krypto-Geschichte. Gleich vorweg: Der Schaden wurde mittlerweile ersetzt. Aber der Reihe nach: Betroffen vom Hack war Wormhole – eine sogenannte Cross-Chain-Bridge, die es ermöglicht, Krypto-Assets von einer Blockchain auf eine andere zu transferieren. Diese werden dazu in einem Smart Contract “gesperrt” – und auf der anderen Chain werden vom Wormhole-Protokoll dann korrespondierende Token im entsprechenden Gegenwert geschaffen.

Die Fakten: Im konkreten Fall ging es nun um Transfers zwischen der Solana- und der Ethereum-Blockchain. Einem Hacker gelang es, eine Sicherheitslücke in einem Smart Contract auf der Solana-Seite auszunutzen und 120.000 sogenannte Wrapped Ethereum (wETH) auf der Solana-Blockchain zu schaffen – ohne, dass diesen “echte” Ether-Token (ETH) auf der Etherium-Blockchain gegenüber gestanden wären. Der Hacker konnte diese ungedeckten Token dann gegen Ether- und Solana-Token tauschen.

Das Team des Wormhole-Protokolls versuchte den Hacker über die Ethereum-Blockchain zu kontaktieren und bot ihm 10 Mio. US-Dollar, wenn er die Token zurückgegeben und Details zur Sicherheitslücke bekannt gegeben würde. Der Hacker ging nicht darauf ein. Die fehlende Summe wurde dann auf anderem Weg organisiert: Jump Crypto, ein Tochterunternehmen der Jump Trading Group, stellte die 120.000 Ether-Token zur Verfügung. Natürlich nicht aus reiner Nächstenliebe: Jump ist an Certus One, dem Unternehmen hinter dem Wormhole-Protokoll beteiligt.

Der Kontext: Die ganze Angelegenheit ist klarerweise brisant – nicht nur wegen der Höhe der erbeuteten Summe. Solana hat sich speziell in der zweite Hälfte des Vorjahres zu einer der am meisten gehypten Blockchains entwickelt. An Solana Labs, dem Unternehmen hinter dem Projekt, sind unter anderem Andresseen Horowitz und die Venture-Capital-Gesellschaft von FTX-Gründer Sam Bankman-Fried beteiligt. Solana zeichnet sich vor allem durch sehr schnelle und kostengünstige Transaktionen aus. Das ist grundsätzlich natürlich positiv – allerdings mit starken Abstrichen bei der Dezentralität erkauft, wie viele Kritiker monieren. Und tatsächlich gab es in den vergangenen Monaten häufiger Probleme mit dem Netzwerk. Im September war die Solana-Blockchain, wie berichtet, sogar einmal rund 18 Stunden offline.

Und ein anderer Aspekt kommt noch dazu: Cross-Chain-Bridges stehen ebenfalls schon länger in der Kritik – wegen Sicherheitsbedenken. Tatsächlich hatte Ethereum-Gründer Vitalik Buterin erst Anfang Jänner in einem längeren Reddit-Posting darauf hingewiesen, dass solche Blockchain-Brücken bis zu zu einem gewissen Grad immer mit Sicherheitsproblemen verbunden seien. Viele Kritiker sehen hier nun bestätigt. Allerdings: Wie mittlerweile bekannt ist, war ein Bug in einem Smart Contract das Problem, nicht per se das Sicherheitsmodell der Blockchain-Bridge. 

Man kann dies anhand eines – wahrscheinlich etwas unfairen – Vergleichs illustrieren: Du lässt deine Wohnungstür immer unabgesperrt. Deine Freunde sagen dir, dass irgendwann Einbrecher deine Wohnung ausräumen werden. Dann passiert es – aber sie sind übers Fenster eingestiegen und nicht über die Tür. Wie dem aber auch sei, die Diskussion rund um die Sicherheit solcher Bridges wird wohl anhalten. Wer sich für die technischen Details des Hacks interessiert, wird in diesem Twitter-Thread fündig.

Solana Pay gestartet

Der Wormhole-Hack kam für Solana zu einem etwas ungünstigen Zeitpunkt, da er eine andere Meldung zumindest medial etwas überlagerte: Das neue Payment-Produkt Solana Pay ist am Dienstag gestartet. Im Gegensatz zum medialen Echo ist dies am Markt offenbar auch als die wichtigere Nachricht eingeschätzt worden – weshalb der SOL-Token diese Woche trotz eines Rückschlags nach Bekanntwerden des Hacks eine klar positive 7-Tages-Performance verzeichnete.

Die Fakten: Solana Pay ist ein grundsätzlich offenes Protokoll, das es Händlern erleichtern soll, Zahlungen in Digitalwährungen anzunehmen. Für Kunden wiederum soll es möglich sein, Zahlungen einfach etwa mittels QR-Code oder Browser-Plugins vorzunehmen. 

Solana dürfte dabei nicht primär an Zahlungen mit dem eigenen SOL-Token denken, sondern vor allem an Stablecoins. Konkret erwähnt wird in der Ankündigung USDC. Das Unternehmen hinter dem Stablecoin, Circle, ist als Partner mit dabei. 

Der Kontext: Die langfristige Vision ist dabei eine noch größere: Mit Solana Pay wolle man über Krypto-Zahlungen hinausgehen, schreibt der bei Solana für das Projekt zuständige frühere American-Express- und Google-Pay-Manager Sheraz Shere in der Ankündigung: “Es geht um eine Vision, in der alle Währungen – inklusive des US-Dollar – on-chain sind und für eine große Bandbreite an Transaktionen verwendet werden”.

Dies – aber auch beispielsweise die Betonung des Potenzials für Kundenbindung in der Ankündigung – zeigen wieder einmal, wie irreführend der Begriff Altcoin in Zusammenhang mit Solana ist. Hier geht es nicht darum, eine Alternative zu Bitcoin oder zu etablierten Fiat-Währungen zu bauen. Es schwingt auch kein politischer Anspruch mit. Vielmehr werden neue Produkte geschaffen, in diesem Fall eben ein Payment-Produkt, das eher ein Angriff auf Mastercard und Visa ist als auf die Federal Reserve.

FTX holt Investment und ist jetzt 32 Mrd. Dollar wert

Dass die Kryptobörse FTX – trotz zweier Mega-Investments im Vorjahr – schon wieder an einer neuen Finanzierungsrunde arbeitet, das haben die sprichwörtlichen Spatzen schon länger von den Dächern gepfiffen. Im Crypto Weekly hatten wir dies schon im Dezember berichtet und in der Vorwoche noch einmal darauf hingewiesen, nachdem der US-Ableger FTX US ein 400-Mio.-Dollar-Investment zu einer Bewertung von 8 Mrd. Dollar kommuniziert hatte. Nun wurde es auch schon Realität.

Die Fakten: FTX hat eine ebenfalls 400 Mio. Dollar schwere Series-C-Runde abgeschlossen. Die Bewertung stieg gegenüber der vorigen Runde im Oktober noch einmal deutlich von 25 auf 32 Mrd. Dollar. 

Investiert haben unter anderem SoftBank, Tiger Global, Temasek aus Singapur und Ontario Teachers’ Pension Plan, also die Pensionskasse der Lehrer in der kanadischen Provinz Ontario. Die Lehrer waren übrigens auch schon bei der Runde im Oktober an Bord gewesen – aus österreichischer Sicht klingt es dennoch weiterhin etwas skurril. Man kann nur erahnen wie die österreichische Lehrergewerkschaft reagieren würde, wenn mit Pensionsansprüchen verbundene Gelder beispielsweise in eine Bitpanda-Finanzierungsrunde gesteckt würden.

Der Kontext: FTX bewegt sich mit der neuen Bewertung nun einer in der Größenordnung von Revolut und gelangt auch langsam in die Sphären von Coinbase, das aktuell einen Börsenwert von rund 48 Mrd. Dollar aufweist. Außerdem dürfte das Unternehmen mittlerweile in Geld schwimmen: Erst im Juli hatte das Unternehmen 900 Mio. Dollar aufgenommen. Diese Series-B-Runde wurde im Oktober um 100 Mio. erweitert, zudem gab es Series-B1-Investment in der Höhe von 420 Mio. Dollar. Gegenüber Bloomberg sagte FTX-CEO Sam Bankman-Fried nun, dass man das aufgenommene Kapital unter anderem für Übernahmen verwenden werde. FTX hatte etwa im Herbst die Derivatebörse LedgerX übernommen.

Zwei neue Krypto-Startups aus Österreich: Meta Nanos und Iknaio

Die Gründer des Wiener Startups Hero haben vor ziemlich genau einem Jahr ihren Exit an die Novomatic-Tochter Greentube verkündet. Nun gehen die Gründer Paul Polterauer und Philip Peinsold mit ihrem neuen Projekt an die Öffentlichkeit. „Meta Nanos ist ein play-to-earn-Metaverse, in dem Nutzer:innen Avatar-NFTs (die „Nanos“) erwerben und mit ihnen gegen Geld spielen können”, erläutern die Gründer ihr neues Projekt. Sie haben auch bereits ein erstes Investment geholt – der Betrag ist nicht bekannt, investiert haben jedoch unter anderem Blockpit-Gründer Florian Wimmer und Business Angel Niki Futter. Alle Details sowie ein ausführliches Videointerview mit den Gründern gibt’s unter diesem Link.

In einem ganz anderen Bereich wird Iknaio aktiv – in der Forensik. Die Forscher Ross King und Bernhard Haslhofer haben eine Methode zur systematischen Analyse von Zahlungsströmen direkt auf Blockchains entwickelt. Diese ist in Form der Analytics-Plattform GraphSense als Open-Source-Lösung bereits verfügbar. Nun haben sie gemeinsam mit Karl Zettl, Matthias Rella und Rainer Stütz Iknaio gegründet, um sie auch kommerziell anzubieten – und zwar noch im ersten Quartal 2022. Alle Details in unserem Artikel.



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Lalamu, Konkurs
(c) Lalamu

Zuerst eine Tonspur, dann das Video eines Gesichts (etwa auch auf einem Foto oder nicht allzu abstrakten Gemälde oder sogar auf einer Statue) aufnehmen – fertig. Die Aufnahmen werden vom Server mittels KI-basiertem Tool verarbeitet. Das Lip Sync-Video kommt nach ein paar Sekunden zurück und kann auf TikTok und Co gepostet werden. Das konnte das Produkt des Wiener Startups Lalamu.

Lalamu: Neben Lip-Sync auch B2B-Angebot

Die B2C-App, die in der Basis-Version kostenlos war und für die es mehrere Packages mit längerer Video-Dauer und ohne Werbung zu kaufen gab, war jedoch nicht der einzige Geschäftszweig. Lalamu wollte auch mit einem B2B-Angebot durchstarten. Konkret wandte man sich an Filmindustrie, Museen und Agenturen, die das AI-Algorithmus-basierte Tool des Startups für ihre Zwecke einsetzen sollten.

Mit diesen Vorhaben konnte man ein Investment ergattern: Das Wiener Unternehmen holte sich insgesamt 245.000 Euro von Investor:innen. Es wurde auch ins Microsoft for Startups-Programm aufgenommen, schaffte es mit der Lalamu Studio App in den Canva App Store mit mehr als 400.000 Usern und entwickelte schlussendlich die unabhängige Web-Platform lipsyncer.ai. Nun aber berichtet der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) vom Konkurs des KI-Startups.

Konkurs eröffnet

“Die LaLaMu EntertAInment GmbH kann ihren laufenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen. Vom zuständigen Handelsgericht Wien wurde ein Konkursverfahren eröffnet”, heißt es dort.

Das sagt der Founder

Auf Anfrage erklärt Founder Matthias Spitzer, dass es in einer Zeit, in der das Startup Unterstützung gebraucht hätte, etwa für neue Developer, keine gegeben habe. Die Konkurrenz aus den USA (Runway und Sync Labs) hätten dagegen über die letzten Jahre mehrere Millionen US-Dollar an Investment erhalten.

“Das ist ein Genickbruch”, sagt Spitzer. “Da kommst du nicht mehr weiter.” Lalamu habe noch versucht mit Lipsyncer.ai “die Kurve zu kratzen”, habe die Videoqualität verbessert und optimiert, damit sie etwa bei Werbevideo-Vorproduktionen oder Erklärvideos zum Einsatz kommen kann. Doch leider hätten die vielen User:innen bloß den Free Modus-Bereich genutzt, wie der Founder erwähnt.

“Unser Umsatz hat es einfach nicht erlaubt, zu wachsen”, ergänzt Spitzer. “Wir wurden links und rechts überholt. Eigentlich waren wir ja eine Zeit lang im Sektor weltweit bekannt bzw. namhaft und spürten eine klare Bewegung nach vorne. Wir haben uns sehr erhofft mehr gesehen zu werden und eine großzügige Finanzspritze zu erhalten. Aber, was wirklich schade ist, keiner in Österreich hat sich getraut im großen Stil zu investieren.”

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