14.01.2022

Crypto Weekly #41: Bitcoin fiel unter 40.000 Dollar – und das bedeutet nichts

Außerdem diese Woche: Tesla akzeptiert Dogecoin-Zahlungen für bestimmte Merchandise-Artikel - der DOGE-Kurs zieht an. Auch Coinbase übernimmt nun eine Derivatebörse. FTX startet einen 2 Mrd. Dollar schweren Krypto-Fonds. Und der Chef der US-Börsenaufsicht weicht der Frage aus, ob er Ethereum für ein Wertpapier hält.
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Bitcoin
Foto: Adobe Stock

Im brutkasten Crypto Weekly, das hier per Mail abonniert werden kann, blicken wir jeden Freitag auf die wichtigsten Kursbewegungen und Nachrichten der Krypto-Woche zurück. Und auch die 41. Ausgabe starten wir mit einem Blick auf…

..die Kurstafel:

NameKurs7-Tages-Performance
BitcoinBTC42.200 Dollar+1%
EthereumETH3.200 Dollar+1%
Binance CoinBNB470 Dollar+6 %
SolanaSOL143 Dollar+4 %
CardanoADA1,24 Dollar+2 %
XRPXRP0,76 Dollar+2 %
PolkadotDOT27 Dollar+7 %
DogecoinDOGE0,19 Dollar+26 %
TerraLUNA78 Dollar+11%
UniswapUNI15 Dollar-3 %
Alle Daten sind von coinmarketcap.com und am Stand vom späten Freitagnachmittag/Kursveränderungen gegenüber späten Freitagnachmittag der Vorwoche

Bitcoin unter 40.000 Dollar – aber nur kurz

Seit Wochen ist der Kryptomarkt nicht in der besten Verfassung – immer wieder gab es deutliche Kurseinbrüche. Viele der großen Coins, die im Herbst noch Höchststände erreicht hatten, liegen mittlerweile rund 30 bis 40 Prozent unter diesen. In einer solchen Marktsituation wird natürlich permanent diskutiert, wie weit es noch nach unten gehen kann und welche Marken die Kurse jedenfalls halten sollten. Bei Bitcoin waren es häufig die 40.000 Dollar, die viele als wichtige Schwelle ins Auge gefasst hatten. In der Finanzberichterstattung spricht man häufig von “psychologisch wichtigen Marken” – die Betonung liegt hier wohl auf “psychologisch”, denn fundamental bzw. ökonomisch gesehen haben solche Zahlen natürlich keinerlei Bedeutung.

Aber wie dem auch sei – am Montagnachmittag kam es nun tatsächlich dazu: Der Bitcoin-Kurs rasselte unter die 40.000-Dollar-Marke. Aufregegung auf Twitter folgte – und viele großen Medien brachten umgehend ihre Meldungen. Wohl auch in der Annahme, dass nun ein größerer Abverkauf folgen würde.

Allerdings: Der kam nicht. Tatsächlich blieb der Bitcoin-Kurs nur kurz unter der 40.000-Dollar-Schwelle und stieg schon einige Minuten später wieder darüber. Die Meldungen einiger großer Medien gingen zu einem Zeitpunkt hinaus, als der Kurs die 40.000 Dollar schon wieder überschritten hatte. Auch die übrigen großen Kryptowährungen legten ähnliche Bewegungen hin. Bei Ethereum ging es ebenfalls kurzzeitig unter eine prägnante Marke, nämlich unter die 2.000 US-Dollar.

Eine ähnliche Situation hatten wir übrigens auch im vergangenen Juni: Gefühlte Wochen zitterten die Anleger damals, ob die 30.000-Dollar-Marke halten würde – und als es dann soweit war, kam es weder zu größeren Abverkauf noch zu einem kleineren Weltuntergang. Im Gegenteil: Auch damals kämpfte sich der Kurs sehr rasch wieder zurück. Das zeigt: Auch wenn im Trading vieles psychologisch getrieben ist – überbewerten sollte man solche letztlich willkürlich gewählten Schwellenwerte nicht. Diese Woche weisen die meisten großen Krypto-Assets sogar positive 7-Tages-Performances auf.

Aber kann man damit nun Entwarnung geben? Ist die Abwärtsbewegung am Kryptomarkt vorbei? Dies zu behaupten wäre dann doch verfrüht. Am Markt herrscht weiter hohe Unsicherheit, die Stimmung ist nach wie vor gedämpft – was sich unter anderem am “Fear & Greed Index” zeigt, der weiterhin “Extreme Fear” signalisiert. Ebenfalls unverändert hängen die Kryptokurse stark am Aktienmarkt und damit auch an der makroökonomischen Entwicklung. Einer Untersuchung des Datenanbieters Kaiko zufolge hat die Korrelation zwischen Bitcoin einerseits und der Nasdaq und dem S&P-500 andererseits den höchsten Stand seit Juli 2020 erreicht.

Genau beobachtet werden den Märkten aktuell vor allem US-Konjunkturdaten – weil sich Trader dadurch Rückschlüsse auf den künftigen Kurs der US-Notenbank erwartet. Am vergangenen Freitag hatte der Kryptomarkt dabei auch auf US-Arbeitsmarktdaten negativ reagiert. Die mit Spannung erwarten US-Inflationsdaten vom vergangenen Mittwoch bewegten den Markt dagegen nicht mehr – die Inflationsrate stieg zwar auf den höchsten Stand seit 1982, allerdings war dies schon erwartet worden und ist damit eingepreist gewesen.

Dogecoin profitiert wieder von Musk-Tweet

Eine besonders starke 7-Tages-Performance legte Dogecoin (DOGE) hin. Hintergrund war hier, wie könnte es anders sein, wieder einmal ein Tweet von Elon Musk. Der Tesla-CEO hatte schon im Dezember angekündigt, dass der Elektroautohersteller plane, Dogecoin-Zahlungen für manche Merchandise-Artikel zu akzeptieren. Jetzt wurde dies tatsächlich umgesetzt: Bei bestimmten Produkten auf der Tesla-Website scheint nun ein Dogecoin-Logo auf – und diese können nun eben mit der ursprünglich als Scherz entstandenen Kryptowährung gekauft werden. Auf der Tesla-Website gibt es dazu mittlerweile auch ausführliche FAQs, aus denen unter anderem hervorgeht, dass mit Dogecoin gekaufte Waren nicht zurückgegeben oder umgetauscht werden können.

Ist dies nun ein Gamechanger für Dogecoin? Natürlich nicht. Weiterhin gibt es kaum sinnvolle Use Cases für DOGE. Musk findet Dogecoin eben lustig – und das dürfte der Hauptgrund für die Entscheidung gewesen. Natürlich hat sich längst eine Community rund um den Meme Coin gebildet, die den Schritt von Tesla feiert.

Und davon werden auch manche DOGE nutzen, um Telsa-Merch einzukaufen – weil sie es auch lustig finden. Vermutlich wird Tesla so ein paar Artikel absetzen, die sie sonst nicht verkauft hätten. Und auch einige Schlagzeilen in den Medien brachte die Aktion ein. Insofern wieder mal ein erfolgreicher Marketing-Gag von Musk.

Coinbase kauft Derivatebörse FairX

Eine andere Kategorie sind da schon die News, die Coinbase diese Woche vermeldet hat. Die größte US-Kryptobörse hat den Kauf eines anderen Handelsplatzes angekündigt – und zwar der Derivatebörse FairX. Der Kaufpreis wurde nicht öffentlich genannt. Mit der Übernahme will Coinbase künftig Krypto-Derivate in den USA anbieten.

Auf diesen Markt haben es auch einige wichtige Konkurrenten abgesehen: So hatte etwa Crypto.com, wie berichtet, erst vor wenigen Wochen den Kauf zweier zwei Derviatebörsen verkündet – der North American Derivatives Exchange (Nadex) und der Futures-Plattform Small Exchange. Und auch FTX hatte mit LedgerX kurz davor eine Derivatebörse übernommen. Krypto-Derivate sind vor allem für institutionelle Anleger interessant, die häufig nicht direkt in Coins investieren können oder wollen.

Coinbase gilt am US-Markt als führend, was Investments von solchen institutionellen Investoren angeht. Mit der Übernahme soll diese Position wohl abgesichert werden. FairX wird von der U.S. Commodity Futures Trading Commission (CFTC) reguliert – somit ist hier auch Rechtssicherheit gegeben.

SEC-Chef Gensler spricht über Rechtsfragen…

Apropos Rechtssicherheit. In den USA hält die Diskussion rund um den rechtlichen Status vieler Krypto-Assets an. Der seit vergangenem Jahr amtierende Chef der Börsenaufsicht Securities and Exchange Commission (SEC), Gary Gensler, hat sich immer wieder mit seinen Aussagen den Unmut der Krypto-Community zugezogen – unter anderem, als er den Krypto-Bereich mit dem Wilden Westen verglichen hat. Die Frage, ob bestimmte Krypto-Assets rechtlich als Wertpapiere einzustufen sind, hat weitreichende Implikationen: Wären sie das, müssten sie bei der SEC registriert werden und einen entsprechenden Prozess durchlaufen.

Mit Ripple befindet sich die Börsenaufsicht schon länger im Rechtsstreit zu genau diesem Punkt – die SEC hält Ripples Kryptowährung XRP für ein Wertpapier, womit der Verkauf von XRP durch das Unternehmen ein unerlaubtes Wertpapiergeschäft gewesen wäre. Der Rechtsstreit ist noch im Gange. Zuletzt wurde bekannt, dass Ripple E-Mails der SEC zu Ethereum einsehen darf. Unabhängig von diesem kleinen Zwischenerfolg würde ein für Ripple negatives Urteil auch Fragen für die meisten anderen Krypto-Assets aufwerfen. Lediglich Bitcoin ist ziemlich sicher aus dem Schneider, die SEC betrachtet es eher als Commodity als ein Wertpapier.

…weicht aber Frage zu Ethereum aus

Bei Ethereum ging man davon auch lange aus: So hatte etwa der frühere SEC-Direktor Bill Hinman in einer vielbeachteten Rede 2018 das Ethereum-Netzwerk als “ausreichend dezentralisiert” bezeichnet. Der frühere Chef der Commodities Future Trading Commission, Heath Tarbert, hatte sich ähnlich geäußert: 2019 sagte er, er würde Ethereum als Commodity zu betrachten. Bei Gensler ist dies nun aber nicht mehr ganz so klar.

Diese Woche gab Gensler dem Finanzsender CNBC ein Interview das nicht dazu beitrug, die Situation aufzuklären. Er wurde darin gefragt, ob Ethereum ein Wertpapier sei – und Gensler wich der Frage aus. Sinngemäß sagte er, dass die Behörde solche Fragen zu spezifischen Projekten nicht auf diesem Weg öffentlich kommuniziere. Dann ergänzte er jedoch: Wenn ein Projekt öffentlich Geld aufnehme und die Investoren von diesem Projekt Gewinn erwarten würden, dann bewege man sich innerhalb der Wertpapiergesetze.

Ethereum hat 2014 ein Initial Coin Offering (ICO) abgehalten, das man wohl so einstufen könnte. Die entscheidende Frage ist aber, ob Ethereum heute ausreichend dezentralisiert ist – und dies hat Gensler weiter offen gelassen. Klar ist auch: Würde Ethereum als nicht ausreichend dezentralisiert eingestuft werden, dann würde das auch Probleme für die meisten anderen Kryptowährungen bedeuten.

FTX kündigt 2 Mrd. Dollar schweren Web3-Fonds an

Weiter oben haben die Kryptobörse FTX bereits erwähnt – wegen ihrer Übernahme der Derivatebörse LedgerX. Das von Sam Bankman-Fried gegründete Unternehmen, das im Oktober mit 25 Mrd. US-Dollar bewertet wurde, ist aber auch an vielen anderen Fronten stark aktiv – neben dem Kerngeschäft etwa auch im Sportsponsoring. FTX hat aber auch eine eigene Ventures-Gesellschaft gestartet.

Und die legt gleich einmal mit einem Fonds los, der sich sehen lässt. 2 Mrd. Dollar stehen zur Verfügung, die hauptsächlich in Web3-Projekte fließen sollen, wie Decrypt berichtete. Geführt wird der Fonds von Amy Wu, die zuvor General Partner bei Lightspeed Ventures war und dieser Funktion bereits in FTX investiert hatte.



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Disclaimer: Dieser Text sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Steuerberatung, Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Sie dienen lediglich der persönlichen Information. Es wird keine Empfehlung für eine bestimmte Anlagestrategie abgegeben. Die Inhalte von brutkasten.com richten sich ausschließlich an natürliche Personen.

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Das Gründerteam Christian Hill und Gerhard Prossliner © BRAVE Analytics, Leljak

Das Grazer Spin-off BRAVE Analytics wurde von Christian Hill und Gerhard Prossliner im Jahr 2020 gegründet. Den Gedanken an ein gemeinsames Unternehmen gab es schon einige Zeit davor an der MedUni Graz. Nach erfolgreicher Dissertation und dem FFG Spin-off Fellowship kam es zur Ausgründung, zu ersten Kund:innen und einem Standortwechsel. Und schließlich zur erfolgreichen Einbindung in den Life Science Cluster Human.technology Styria unterstützt von der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG.

Mittlerweile zählt BRAVE Analytics ein 14-köpfiges Team und sitzt im ZWT Accelerator in Graz, einem Kooperationsprojekt zwischen SFG und Medizinischen Universität Graz.

Das Team von BRAVE Analytics (c) © BRAVE Analytics, Leljak

Mut in der Geschäftsphilosophie

BRAVE Analytics steht für Mut in der Geschäftsphilosophie der beiden Gründer und des gesamten Teams: Christian Hill und Gerhard Prossliner fühlen sich “zu Entdeckungen hingezogen und lieben es, die Dinge aus einem völlig neuen Blickwinkel zu betrachten. Und genau diesen Spirit leben wir auch im Team.”

Wahrlich hat das Gründerduo mit seinem Spin-off das Forschungsgebiet Life Science in ein neues Licht gerückt: Denn BRAVE Analytics beschäftigt sich mit der automatisierten Qualitätssicherung für Pharma-, BioTech-Produkte, Wasser, Mineralien und Chemikalien. “Und das auf Partikel-Ebene. Das Ganze nennt sich Partikel-Charakterisierung und -Analytik”, erklärt Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten.

Neu ist die Technologie insofern, als dass die Partikel-Analyse direkt im Herstellungsprozess von Pharmaprodukten passiert. Also integriert, das heißt weder vor- noch nachgelagert, und damit effizient und kostensparend. “Damit machen wir eine sogenannte Prozessanalytik im Nano-Bereich”, erklärt Co-Founder Hill.

Die Lösung für ein Bottleneck

Damit haben die beiden Gründer zusammen mit ihrem Team eine Lösung für ein bis dato bestehendes “Bottleneck in der Industrie” geschaffen. Mit den modularen Messgeräten von BRAVE Analytics kann die Qualität von Produkten im Pharma- und BioTech-Sektor nämlich in Echtzeit gemessen werden. Das Kernstück der Lösung bildet die vom Spin-off eigens entwickelte, mehrfach patentierte OF2i Technologie.

Doch bekannterweise benötigen Life-Science-Lösungen wie diese einen breiten Umfang an Forschungsinfrastruktur, der sich gerade für frisch gegründete Spin-offs schwer stemmen lässt. Und: Es braucht die richtigen Verträge, das richtige Kapital und das richtige Team. Auf der Suche danach gab es für BRAVE Analytics einige Schlüsselmomente, wie Co-Founder Hill im Gespräch mit brutkasten erzählt.

Der Standort für Life Science Startups

Die ersten Hardware-Aufbauten und Experimente fanden an der Medizinischen Universität Graz statt, die von den Anfängen mit Infrastruktur und Forschungspersonal unterstützte, die Universität Graz deckte die Bereiche Theorie und physikalisches Modelling und in Kooperation mit dem FELMI/ZFE der Technischen Universität Graz wird seit 2022 ein Zusatzmodul entwickelt.

Beim Schutz des geistigen Eigentums standen die Medizinische Universität Graz, die Steirische Wirtschaftsförderung SFG und die Forschungsförderungsgesellschaft FFG als helfende Hände zur Seite. Konkret mit Unterstützung für die Erarbeitung von Exklusiv-Lizenzen, Agreements und generell mit dem Know-how, wie man eine Firma aufbaut. Hier waren uns auch das Unicorn der Universität Graz, die Gründungsgarage und der Science Park Graz eine große Hilfe”, so Prossliner.

“Wir sind klassische Science-Preneure”

Die fachspezifische Unterstützung kam im richtigen Moment: “Wir sind die klassischen Science-Preneure. Unser Background ist das Universitäts- und Ingenieurswesen. Für uns war es wichtig zu lernen, wie man in das Unternehmertum reinkommt und den Produkt-Market-Fit findet. Man muss diese Produktverliebtheit, die man als Erfinder meistens hat, loswerden. Und das passiert ganz viel durch Learning by Doing.”

Besonders hilfreich habe sich vor allem das Bootcamp des FFG-Spin-off-Fellowship und das LBG Innovator’s Road Programme erwiesen, welche “eine schrittweise Einführung für den Weg von der Wissenschaft in Richtung Unternehmung” geboten haben, so Hill. Förderungen erhielt das Spin-off außerdem von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, der Austria Wirtschaftsservice aws, der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG und auf EU-Ebene.

Die Szene, die “Gold wert” ist

Nicht nur “by doing”, sondern vor allem auch “von anderen, die die gleichen Themen, Probleme und Potenziale haben”, hat das Startup im Aufbau sehr viel an Know-how und Erfahrung gewonnen. “Das Peer-Learning ist für uns einer der wichtigsten Wissensfonds”, so Co-Founder Prossliner im Interview.

Ein dafür zugeschnittenes Netzwerk gibt es in der Grazer Life Science Szene: “Auch abseits institutioneller Veranstaltungen befinden wir uns hier in einem sehr lebendigen Startup-Umfeld. Vieles passiert auf Eigeninitiative von Gründer:innen. Das Startup-Leben hier ist wirklich Gold wert.”

Global Player nur “fünf Rad-Minuten entfernt”

“Wir sind Hardware-Hersteller, wir brauchen Hochpräzisionsfertiger für unsere Prozesstechnologie. Die Steiermark und insbesondere Graz haben sich zu einem Stakeholder-Nest der besonderen Vielfalt entwickelt. Kooperationspartner aus Industrie, Wirtschaft und Forschung sitzen hier in unmittelbarer Nähe. Wir finden Experten, Lieferanten und Fertiger mit extremer Präzision und einer super Verlässlichkeit”, erzählt Prossliner und meint weiter: “Wir arbeiten hier in einem sehr engen Umfeld mit einer sehr schnellen Dynamik. Das ist unglaublich wertvoll.”

Ein ganzes Stakeholder-Feld mit internationaler Spitzenstellung findet sich also im Grazer Becken. Oder, wie es Gründer Prossliner erneut unterstreicht: “Da sind Global Player dabei, die wir in wenigen Rad-Minuten erreichen. Man muss also nicht gleich nach Asien oder in die USA, das Netzwerk gibt es hier auch.” Nicht umsonst spricht man seit geraumer Zeit von der “Medical Science City Graz” – mit Playern wie der Medizinischen Universität und dem Zentrum für Wissens- und Technologietransfer ZWT im Netzwerk.

Gerhard Prossliner (links) und Christian Hill (rechts) mit der Geschäftsführung des ZWT – Anke Dettelbacher (Mitte rechts) und Thomas Mrak (Mitte links) ©ZWT/Lunghammer.

Besenrein eingemietet

Grund genug auch für BRAVE Analytics, sich hier als aufstrebendes Life-Science-Startup niederzulassen. Nach seinen Anfängen in den Räumlichkeiten der MedUni Graz hat sich BRAVE Analytics nämlich im ZWT Accelerator einquartiert: “Wir waren unter den Ersten, die hier eingezogen sind. Als alles noch ziemlich besenrein war.”

Mittlerweile wird auch mit anderen dort sitzenden Startups stockwerkübergreifend genetzwerkt. Sei es im Stiegenhaus, bei Weihnachtsfeiern oder informellen ZWT-Treffen. Manchmal wird auch gemeinsam gefrühstückt und in den Abendstunden philosophiert. Daneben gibt es regelmäßige Get-Together-Formate wie das ZWT-Frühstück. Im Zuge der Startupmark finden auch themenspezifische Kooperationsformate wie der Life Science Pitch Day, ein exklusives Pitchingevent für Startups und Investor:innen aus dem Life Science-Bereich, statt.

Fußläufig flexibel

Thomas Mrak, Geschäftsführer des ZWT, erzählt dazu: “Vernetzung steht bei uns an erster Stelle. Und zwar nicht nur unter Foundern, sondern auch zwischen bereits etablierten Firmen, Unis, Instituten, Professor:innen und Ärzt:innen, die alle flexibel und fast fußläufig zu erreichen sind. Ich würde sagen, das ist die Essenz der Medical Science City Graz und bildet das optimale Umfeld, um als Spin-off Fuß zu fassen.”

Unterstützung gibt es im Grazer ZWT auch mit einer optimalen Infrastruktur und “startup freundlichen” Mietverträgen und Mietkonditionen: “Wir bieten Startups, die bei uns einziehen, ein einzigartiges Preis-Leistungsverhältnis, eine perfekte Ausstattung und sehr flexible Bedingungen. Vor allem hohe Investitionskosten und lange Bindungszeiten sind für Startups schon aufgrund ihrer dynamischen und teils volatilen Entwicklungen sehr kritisch, dabei helfen wir. Je nach Möglichkeit stellen wir nicht nur Büros und Laborinfrastruktur, sondern auch Seminar- und Besprechungsräume zur Verfügung.”

“Wir verstehen uns hier einfach sehr gut”

Unverkennbar gestaltet sich der Life Science Bereich in Graz als multidimensionaler Hub für Startups und Spin-offs – und das nicht nur auf akademischer Ebene: “Wir verstehen uns hier alle untereinander sehr gut. Es gibt kurze Wege, kurze Kommunikationswege und wir arbeiten zusammen auf Augenhöhe. Es klappt einfach zwischenmenschlich”, so Mrak.

BRAVE Analytics-Co-Founder Prossliner empfiehlt dahingehend: “Nutzt das tolle österreichische Förderungssystem. Wir haben hier vonseiten der Forschungsförderungsgesellschaft FFG, des Austria Wirtschaftsservice aws und der Steirischen Wirtschaftsförderung SFG tolle Unterstützung erhalten. Vom ZWT, der MedUni Graz, der Uni Graz und der TU Graz ganz zu schweigen.”

Und: “Bindet schon frühzeitig Kund:innen ein. Nur so ermittelt man die real-life Kundenbedürfnisse potentieller Märkte, und man kann vielleicht auch erste Umsätze generieren, die man wiederum mit Förderungen hebeln kann. Man muss sich schließlich auch finanziell stabilisieren, um für Investor:innen attraktiv zu sein.”

Der Asia Pull für Life Science

Aktuell erarbeitet BRAVE Analytics eine Investitionsrunde. Mittlerweile hält das Spin-off unterschiedliche Produkte und Kunden am Markt. Auch Industriepartner sind vorhanden. Aktuell befinde man sich in der Prescaling-Phase – mit einem starken “Asia Pull”. Interesse kommt nämlich zunehmend von Abnehmern aus Asien, wie Christian Hill erzählt:

“Unsere Technologie eignet sich nicht nur für die Pharmaindustrie, sondern auch für Wasser, Kläranlagen und Mikroplastik – und sogar für die Halbleiterindustrie. Wir bewegen uns hier in einem multidimensionalen Anwendungsfeld, gerade für das Umwelt- und Wassermonitoring. Das zieht viele Kunden aus Übersee an. Jetzt heißt es: die richtigen Schritte setzen und klug skalieren.”

Damit Christian Hill und Gerhard Prossliner ihre Ziele auch weiter verfolgen können, braucht es Menschen, die in den Life Science Sektor investieren: “Life Science ist ein Technologie- und Wissenschaftsfeld, das uns in Zukunft noch viel intensiver begleiten wird. Und auf das wir angewiesen sind”, so Thomas Mrak. Der ZWT-Geschäftsführer appelliert indes: “Es arbeiten so viele tolle Menschen mit persönlicher Motivation in diesem Feld. Diese haben das Potenzial, die Zukunft maßgeblich zu verändern. Doch dafür braucht es finanzielle Unterstützung, fundierte Netzwerke und noch mehr Aufmerksamkeit.”

Mehr Informationen zum steirischen Startup-Ökosystem und der Startupmark sind hier zu finden.

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