28.08.2023

„Covid Fighters“ in Konkurs

Zu Pandemiezeiten waren die „Covid Fighters“ in Ostösterreich omnipräsent. Jetzt blieb dem Unternehmen nurmehr das Konkursverfahren.
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Ein Covid-Teststäbchen wird in ein Röhrchen gesteckt.
Fabio Balbi - stock.adobe.com

Die Mission der „Covid Fighters“ hat vielleicht zu gut funktioniert: Die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, sodass die Pandemie so rasch wie möglich überstanden werden kann. August 2023: Die Pandemie ist vorbei, damit ist auch die Nachfrage für mobile Testlabors, Desinfektionsroboter und Abwassertestungen gesunken. Die Artichoke Biotech GmbH, Mutterfirma der Initiative „Covid Fighters“, eröffnete daher am 25. August ihr Konkursverfahren.

50 Mitarbeiter:innen betroffen

Begonnen hat das Unternehmen mit mobilen Container-Laboren für PCR-Tests. In Folge hat die Artichoke Biotech GmbH Ausschreibungen unter anderem für Testungen in Pflichtschulen in Wien, Nieder- und Oberösterreich an Land gezogen. „Die Auftragslage war mit fünf gewonnenen Ausschreibungen (inkl. Schultestungen) und bis zu 300.000 Einzeltestungen pro Tag, mit einem erwarteten Gesamt-Volumen von bis zu 938 Millionen Euro sehr positiv”, so ein Statement des Unternehmens. 2022 kam das Bundesverwaltungsgericht zu dem Schluss, dass die Vergabe der Schultests rechtswidrig war.

Laut Aussendung des KSV1870 belaufen sich die Passiva auf rund 5,1 Millionen Euro, die Aktiva auf etwa 3 Millionen Euro sowie weiteres Anlagevermögen. Der Konkurs betrifft 50 Mitarbeiter:innen sowie rund 50 weitere Gläubiger.

Neue Projekte stemmten Liquiditätshürde nicht

Noch vor dem jetzigen Konkursverfahren wurde vergebens versucht, mit dem erworbenen Know-How neue Projekte zu schaffen. Um Kosten zu sparen hat das Unternehmen den Personalstand reduziert. Trotz aller Maßnahmen haben die Covid Fighters keine ausreichende Zahlungsfähigkeit generiert. Laut KSV1870 ist eine Unternehmensfortführung nicht möglich und eine Liquidierung des Betriebs wird im Rahmen des Insolvenzverfahrens erfolgen. „Eine ordnungsgemäße und rasche Abwicklung des Insolvenzverfahrens im Sinne aller Gläubiger sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird nun angestrebt”, so ein Sprecher des Unternehmens.

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Die Geschäftsführer der cycoders GmbH: CTO – DI (FH) Martin Guess, CEO – Thomas Mörth Bildrechte: cycoders GmbH
(c) cycoders GmbH - Die Geschäftsführer von cycoders Martin Guess und CEO Thomas Mörth.

Getuschel. Hinter vorgehaltener Hand wird geflüstert, Gespräche erst fortgesetzt, wenn die Führungskraft außer Hörweite ist. Man mutmaßt, man nimmt an. Man glaubt, dass die Firma Probleme hat und sich womöglich von Leuten trennen muss. Die Sorge wächst und man fürchtet, dass es einen treffen könnte. Und an die Arbeit zu denken, ist mit einem solchen Gefühl nur schwer möglich. So ähnlich geht es zu Krisenzeiten in Unternehmen zu, weiß Lolyo Co-Founder und CEO Thomas Mörth, der auch gemeinsam mit Martin Guess Geschäftsführer von cycoders ist. Er möchte mit seiner App Ängste von Mitarbeiter:innen lindern.

Lolyo mit direktem Draht

Die Idee dazu kam ihm vor ein paar Jahren, als er in seiner Werbeagentur kundenseitig den Wunsch verspürte, eine verbesserte digitale und interne Kommunikation zu entwickeln. “Es gab am Markt bereits einige Lösungen, aber die waren zu teuer oder zu kompliziert”, erzählt er. “Also haben wir entschieden, das wir uns der Sache annehmen.”

Heraus kam Lolyo, eine Mitarbeiter:innen-Mitmach-App als Kommunikationstool, das man aufs eigene Smartphone laden kann und so direkten Zugang zum Führungsteam erhält.

“Wenn man Mitarbeiter binden möchte, mitteilen, was man alles tut, dann war das bisher mit klassischen Kanälen schwierig”, so Mörth weiter. “So ein Tool ist heutzutage jedoch unverzichtbar und funktioniert nicht bloß einseitig, sondern auch umgekehrt. Es ist ein direkter Draht zur Unternehmensführung.”

Das Zeitalter der Verunsicherung

Gerade jetzt, wo Unternehmen Personal abbauen müssen oder zumindest die Gefahr dazu groß sei, herrsche in der Regel große Verunsicherung, weiß der Founder. “Das schlägt sich negativ in der Produktivität nieder, denn ängstliche Personen können nicht motiviert arbeiten.”

Die Folgen dieser negativen Gefühle können für alle Seiten verheerend sein: Die Arbeitsmoral verschlechtert sich und eine sinkende Produktivität, erhöhter Stress und Burnout-Gefahr schleichen sich ein und lähmen den täglichen Betrieb.

Mit den psychischen Folgen für die verbleibenden Mitarbeiter:innen hat sich Alexander Ahammer mit seinem Team vom VWL-Institut der Johannes Kepler Universität Linz in einer Studie beschäftigt. Eine der Erkenntnisse: Innerhalb eines Zeitraums von eineinhalb Jahren nach dem Personalabbau der untersuchten Firmen erfolgten 6,8 Prozent mehr Medikamentenverschreibungen sowie 12,4 Prozent mehr Krankenhaustage, erwähnte der Ökonom 2022 in einem APA-Gespräch. Dass diese Ängste Arbeitgeber:innen viel Geld kosten können, wurde auch in einer Studie der FH Köln aus dem Jahr 2000 belegt, wie Mörth erwähnt. “Diese Angst kann man aber mit den richtigen Instrumenten wegnehmen.”

Lolyo als mobiles Intranet

Lolyo ist im Detail ein mobiles Intranet, das Mitarbeitende miteinander vernetzt. Die drei primären Kanäle – News, Pinnwand und Chat – sollen dabei einen optimalen Informationsfluss garantieren. Zudem enthält die App eine Vielzahl an Features, die das Engagement erhöhen und interne formelle Abläufe wesentlich vereinfachen soll. Im Idealfall soll sie für alle Mitarbeitenden den Zugang zu allen digitalen Services des Unternehmens anbieten.

Insgesamt gibt es 30 verschiedene Features, die von Terminen, Formularen, Umfragen über automatische Übersetzung bis hin zum Start eines eigenen Podcast-Kanals verschiedene Angebote parat halten. Der Mitmach-Booster von Lolyo ist zudem als Anreiz gedacht, aktiv zu bleiben. Wenn man sich Nachrichten durchliest, liked oder kommentiert, erhält man Punkte, die dann in einem vom Unternehmen aufgesetzten “Goodies Store” eingelöst werden können. “Das ist unser USP”, sagt Mörth. “Wir haben diese Art von ‘Gamification’ von Anfang an integriert.”

300 Kunden

Seit dem Beginn im Jahre 2018 konnte Lolyo 300 Kunden (Anm.: darunter Liebherr, Efco, Recheis, Wutscher Optik) aus 15 Ländern für sich gewinnen. “Corona war für uns ein glücklicher Fall, denn die Unternehmen mussten umdenken”, erinnert sich Mörth. “Der Bedarf nach guter Kommunikation hat sich ja damals plötzlich erhöht.”

Auch die Mundpropaganda war für das 16-Personen starke Team wesentlich. “Wir sind ein kleines Unternehmen und nicht investorengetrieben”, erklärt der Founder. “Und haben keine Millionen an Marketing-Budget. Der Erfolg kam über unsere ‘Word of Mouth-Taktik’. Damit konnten wir bisher unseren Umsatz jährlich verdoppeln.”

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