30.08.2024
CORPORATE VENTURING

Corporate Venturing: Das kann die Politik beitragen

Es gibt in Österreich einige Best Practice-Beispiele im Bereich Corporate Venturing. Was müsste politisch passieren, um noch mehr herauszuholen? Wir haben nachgefragt.
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Corporate Venturing - Empfehlungen an die Politik - vlnr.: Christoph Schmidt, Nik Munaretto, Viktoria Ilger, Christian Wolf und Andreas Nemeth | (c) brutkasten
vlnr.: Christoph Schmidt, Nik Munaretto, Viktoria Ilger, Christian Wolf und Andreas Nemeth | (c) brutkasten

“Corporate Venturing” is powered by AVL, Elevator Ventures, Flughafen Wien – Vienna Airport, ÖBB, Plug and Play Tech Center, Raiffeisen Bank International AG, UNIQA Ventures und VERBUND AG.


Mit der brutkasten-Serie Corporate Venturing haben wir uns Innovationsaktivitäten von Großunternehmen wie der Zusammenarbeit mit Startups und Scaleups oder dem Venture Building gewidmet. Dabei wurde klar: Es gibt hierzulande inzwischen einige Best-Practice-Beispiele, die auf jahrelanger Erfahrung und wertvollen Learnings basieren. Von diesen Erfahrungen können auch andere lernen und damit eine Abkürzung auf dem Weg zum erfolgreichen Corporate Venturing nehmen – einer der Zwecke unserer Serie.

Doch wie so oft geht es nicht nur um das eigene Handeln. Auch die gesellschaftlichen, politischen und regulatorischen Rahmenbedingungen spielen eine Rolle. Wir haben bei den Diskutant:innen aus unserer Corporate Venturing-Serie nachgefragt, wo sie das größte Verbesserungspotenzial sehen.

Eine Frage der Kultur in Gesellschaft und Unternehmen

Klar ist für mehrere Corporate Venturing-Expert:innen: Es geht nicht nur um monetäre Anreize und regulatorische Erleichterungen seitens der Politik, sondern auch um eine bessere Awareness für das Thema in den Unternehmen und der Bevölkerung. “Es braucht eine starke Innovationskultur und Unternehmenskultur: Unternehmen müssen eine Innovationskultur fördern, die das Experimentieren und die Zusammenarbeit mit Startups unterstützt”, meint etwa Viktoria Ilger, Team Lead Startup Initiative bei AVL.

Und Christoph Schmidt, Head of Business Development and Innovation beim Flughafen Wien, sagt: “Es braucht vor allem gesellschaftlich eine andere Einstellung zum Thema Erfinder- und Unternehmertum. Es gibt genug gute Ideen und Forschungsprojekte, es scheitert jedoch an der Motivation damit Geld zu verdienen und vor allem am ‘Dürfen'”.

Mögliche politische Maßnahmen zur Förderung von Corporate Venturing

Doch die Kultur ist eben auch nicht alles. Auch Christian Wolf, Head of Strategic Partnerships & Ecosystems bei der Raiffeisen Bank International, sieht das Mindest innerhalb der Unternehmen als essenzielle Voraussetzung. Es brauche aber auch Möglichkeiten für konkrete politische Maßnahmen, um Corporate Venturing zu begünstigen. So nennt er etwa mögliche steuerliche Anreize und wünscht sich nicht nur eine Vereinfachung von Regularien, sondern auch “verständliche und beständige gesetzliche Rahmenbedingungen”, die für Rechtssicherheit sorgen und damit die Planung und Durchführung von Corporate-Venturing-Aktivitäten erleichtern sollen.

Zudem könnte die Politik Plattformen für den Austausch zwischen etablierten Unternehmen, Startups, Hochschulen und Forschungseinrichtungen initiieren bzw. unterstützen, meint Wolf. Außerdem sieht er Investitionen in Forschungseinrichtungen, die Partnerschaften mit der Wirtschaft eingehen sowie Investitionen in digitale und physische Infrastruktur, die experimentelle Entwicklung und unternehmerische Aktivitäten unterstützen, als mögliche Maßnahmen.

Auch Viktoria Ilger hat konkrete Vorstellungen, wie die Politik aktiv werden könnte. So führt sie etwa die Einführung von steuerlichen Anreizen für Unternehmen, die in Corporate Venturing und Startup-Kooperationen investieren, ins Treffen, und wünscht sich vereinfachte rechtliche Rahmenbedingungen in dem Bereich. Zudem sieht sie eine Erhöhung der Fördermittel und Finanzierungsmöglichkeiten für partnerschaftliche Innovationsprojekte auf nationaler und europäischer Ebene als sinnvolle potenzielle Maßnahme. Und Ilger ergänzt: “Hier wäre aber vor allem für die Zusammenarbeit mit Startups eine einfache und schnelle Förderabwicklung notwendig.”

Wie eine Förderung von Corporate Venturing durch den Staat konkret aussehen kann, erzählt Nik Munaretto, Managing Director, Plug and Play Austria, aus seiner Erfahrung: “Wir erleben immer öfters, dass Governments die initialen Partnerschafts-Fees für die wichtigsten Stakeholder – fast immer zeitlich begrenzt – mitfinanzieren. Hier geht es ganz klar um die Weiterentwicklung des jeweiligen Wirtschaftsstandorts.” Für ein aktuelles Projekt in Budapest gebe es etwa eine Regierungszusage über eine Million Euro pro Jahr für diesen Zweck. Damit reduziere die Regierung die Einstiegsbarriere für Coporates maßgeblich. “Solche Initiativen ermöglichen es, dass auch ‘kleinere’ Corporates im internationalen Startup-Ecosystem Fuß fassen können”, so Munaretto.

Konkrete Maßnahmen zur Förderung von Corporate Venture Capital (CVC)

Ein Thema innerhalb des Bereichs Corporate Venturing, für das ganz eigene Regeln gelten, ist Corporate Venture Capital (CVC). Entsprechend ergeben sich auch auf politischer Ebene einige Forderungen konkret für diesen Teilbereich. “Um dabei zu unterstützen, die Finanzierungslücke für Later-Stage-Startups zu schließen, kann die Politik an den Rahmenbedingungen arbeiten. Anstatt sich selbst als Startup Investor zu versuchen sehe ich die Rolle der Politik dabei zu helfen, mehr privates Wachstums-Kapital zu mobilisieren”, meint Andreas Nemeth, CEO von UNIQA Ventures. Und dazu gehören seiner Meinung nach auch “Maßnahmen, um österreichische Leitunternehmen und deren Kapital für Startup-Investments zu mobilisieren”.

Konkret sieht Nemeth einen Investitionsfreibetrag für Risikokapitalinvestments auch für Fonds als steuerlichen Anreiz als wichtige Maßnahme an. “Investitionen in Risikokapitalfonds sollten zu einem signifikanten Teil als Betriebsausgabe geltend gemacht werden und über die Fondslaufzeit abgeschrieben werden”, führt der UNIQA-Ventures-CEO aus. Zudem wünscht er sich eine Erleichterung der Eigenkapitalunterlegungsvorschriften, also eine Verringerung der Eigenkapitalbeträge, die Banken, Finanzinistitute und Versicherungsunternehmen bei Risikokapitalinvestments per Gesetz unterlegen müssen. “Das würde ein Fondsinvestment erheblich attraktiver erscheinen lassen”, meint Nemeth.

Zudem kann sich der UNIQA-Ventures-CEO eine Investitionsprämie für Risikokapitalinvestments analog zum Forschungsprämienmodell in Österreich, bei dem bis zu 14 Prozent der F&E-Ausgaben bezuschusst werden, vorstellen. Auch öffentliche Co-Investments in Form einer Verdoppelung privater Kapitalzusagen in Risikokapitalfonds durch den Staat wären für Nemeth eine mögliche politische Maßnahme. “Die Investitionsentscheidung würde bei den privaten Investoren liegen. Der Staat würde aber die Fire-Power der privaten Investoren erhöhen und die privaten Fondsinvestments verdoppeln”, führt er aus.

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Startup-Kommissarin
Ekaterina Zaharieva wird die erste EU-Startup-Kommissarin. (c) wikimedia.commons/U.S. Department of State

Wie sifted heute berichtet, gab Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen bekannt, dass die Bulgarin Ekaterina Zaharieva zur ersten Startup-Kommissarin in der Europäischen Kommission ernannt wird. Gleichzeitig wurden Henna Virkkunen aus Finnland und Stéphane Séjourné aus Frankreich für Schlüsselpositionen bei der Gestaltung der EU-Politik im Bereich Technologie in den nächsten fünf Jahren nominiert.

Künftige Startup-Kommissarin war stellvertretende Premierministerin Bulgariens

“Wir müssen Forschung und Innovation, Wissenschaft und Technologie in den Mittelpunkt unserer Wirtschaft stellen. Zaharieva wird dafür sorgen, dass wir mehr investieren und unsere Ausgaben auf strategische Prioritäten und bahnbrechende Technologien konzentrieren”, sagte von der Leyen auf der heutigen Pressekonferenz.

Zaharieva war von 2017 bis 2021 und von 2013 bis 2014 zweimal stellvertretende Premierministerin Bulgariens. Sie ist Mitglied der GERB-Partei und war zusätzlich von 2017 bis 2021 Außenministerin sowie von 2015 bis 2017 Justizministerin und ist derzeit Mitglied der Nationalversammlung. Ihr Ressort wird auch Forschung und Innovation umfassen.

Sie wurde 1975 in Pazardzhik geboren, lernte an ihrem örtlichen Gymnasium fließend Deutsch und besuchte anschließend die Universität Plowdiw, wo sie ihr Studium der Rechtswissenschaften abschloss. Sie besuchte Anfang 2018 Österreich, um mit dem damaligen Bundesminister für die EU, Kunst, Kultur und Medien Gernot Blümel über die EU-Perspektive für die Westbalkanstaaten, Migration und den Schutz der Außengrenzen zu sprechen.

Startup-Kommissarin
(c) wikimedia.commons/Kiril Konstantinov – Ekaterina Zaharieva spricht fließend Deutsch.

Und sie brachte 28 Glocken in unterschiedlicher Größe mit, die mit einem Band in den bulgarischen Nationalfarben weiß-grün-rote verbunden waren. Das war eine Anspielung auf Kukeri, eine traditionelle, bulgarische Zeremonie zum Jahreswechsel, die dazu dient, böse Geister zu vertreiben. Die Anzahl der Glocken sollte die 28 EU-Mitgliedsstaaten darstellen.

Virkkunens und Séjournés Rollen

Henna Virkkunen, ehemals Mitglied des Europäischen Parlaments, wo sie auch im Bereich der Digitalpolitik tätig war, soll voraussichtlich die Rolle der Exekutivvizepräsidentin der Kommission für technische Souveränität, Sicherheit und Demokratie übernehmen und Kommissarin für digitale und grenzüberschreitende Technologien werden.

Stéphane Séjourné, ehemaliger französischer Europa- und Außenminister, ersetzt in letzter Minute Thierry Breton, den scheidenden Industriekommissar, der am Montag überraschend von seiner Kandidatur für das nächste Kommissionsmandat zurückgetreten war.

Es wird erwartet, dass Séjourné Kommissionsvizepräsident für Wohlstand und Industriestrategie wird und das Ressort für Industrie, Kleine und Mittlere Unternehmen und den Binnenmarkt übernimmt. Die neuen Kommissare müssen vom Europäischen Parlament erst bestätigt werden.

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