13.06.2018

GIN Corporate Day: “Startups wollen keinen corporate watchdog”

Partnerschaften zwischen Startups und Konzernen bergen ein großes Potential. Beim GIN Corporate Day konnten sich innovative Startups und größere Unternehmen kennenlernen, um mögliche Synergien auszuloten. Die eine Seite liefert Innovation, die andere nutzt ihre breit angelegten Strukturen zur Skalierung. Für das österreichische Startup mobile-pocket und Vodafone ergab sich hieraus eine Win-win-Situation.
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GIN Corporate Day
(c) GIN: Patrick Sagmeister, AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA; Kurt Leutgeb, AWS; Henrietta Egerth, FFG; Gerhard Hirczi, Wirtschaftsagentur Wien; Jürgen Roth, WKÖ-Vizepräsident
kooperation

Beim GIN Corporate Day am 29.5. trafen in der WKO Sky Lounge 60 Startups und 30 Corporates in einem “Speed-Dating”-Format aufeinander. Hierbei pitchten Corporates ihre Startup-Programme und versuchten, mögliche Kooperationen mit Partnern aus der Startup-Welt anzubahnen. Auch gab es Diskussionen und anregende Vorträge. Die Keynote hielten Martin Sprengseis vom oberösterreichischen Startup mobile-pocket (bluesource) und Michael Reinartz, Innovationsdirektor von Vodafone Deutschland, über Erfahrungen und ihre erfolgreiche Zusammenarbeit.

+++ Werner Wutscher über Dos & Don’ts in der Corporate Startup Collaboration +++

Vom kleinen Startup zum globalen Leader

Gestartet ist mobile-pocket als kleine App, um die Kundenkarten verschiedener Anbieter zu digitalisieren. Vor fünf Jahren wandelte sich das Unternehmen in einen Enterprise-Service mit Hub, wo Partner von mobile-pocket Technologie und Content des Startups beziehen können. Hierdurch wurde eine engere Zusammenarbeit mit Partnern wie Vodafone möglich. Schon jetzt ist das einst kleine oberösterreichische Startup – nicht zuletzt durch die Partnerschaft mit Vodafone – globaler Marktführer auf seinem Gebiet. In naher Zukunft wolle man die Dienste auf den Payment-Bereich übertragen und international expandieren.

“Startups wollen keinen corporate watchdog”

In der Startup-Szene gibt es eine gewisse Skepsis darüber, wie gut sich ein großer Konzern an die Arbeitsweise eines Startups anpassen kann. Dynamik und Schnelligkeit sind nicht zwingend Begriffe, die man mit Branchenriesen verbindet. Michael Reinartz unterhielt sich auf Veranstaltungen oft mit Gründern und hat erfahren: “Startups wollen keinen corporate watchdog, sie wollen niemanden, der ihnen möglicherweise die Startup-Kultur zerstört.” Stattdessen setze man auf eigene Strukturen für die Zusammenarbeit mit Startups und innovativen Unternehmen, wie Beispielsweise das Programm “Uplift”. Darüber hinaus sei das Ziel immer ein gemeinsames und organisches Wachstum mit Revenue Share und Partnership Agreements, so Michael Reinartz.

Video-Interview mit Martin Sprengseis und Michael Reinartz:

Eine Win-win-Situation

In diesem Modus verlief auch die Partnerschaft zwischen mobile-pocket und Vodafone sehr gut, bei der sich Synergien zwischen Startup und Konzern bestens entfalten konnten. Vodafone hat schnell das Potential erkannt und wollte nach Beginn der Zusammenarbeit schnell skalieren. “Wir haben immer in time und in budget geliefert”, sagt Martin Sprengseis. Vodafone profitierte von dem Innovationspotential des Startups, mobile-pocket wiederum vom Vertriebsnetzwerk und den Möglichkeiten zur Skalierung des großen Konzerns.


GIN Corporate Day

Der GIN Corporate Day wurde vom Global Incubator Network (GIN) in Kooperation mit AUSSENWIRTSCHAFT AUSTRIA, Enterprise Europe Network, Wirtschaftsagentur Wien, Pioneers, INiTS Gründerservice, FFG und Austria Wirtschaftsservice (aws) veranstaltet.

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Livin Farms-Gründerin Katharina Unger | (c) Paris Tsitsos / Livin Farms
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Gestern Abend verlieh Martin Kocher in der Grand Hall am Erste Campus den Staatspreis Innovation 2024 – die “höchste Auszeichnung für Unternehmen, die durch innovative Lösungskompetenz wesentlich zur nachhaltigen Wirtschaftsentwicklung des Landes beitragen” – an das Spritzguss-Unternehmen Engel Austria GmbH aus Schwertberg in Oberösterreich.

Engel Austria wurde unter mehreren Nominierten zum Sieger gekürt. Ausgezeichnet wurde das Unternehmen für seinen “Zwei-Stufen-Prozess für energieeffizientes Kunststoffrecycling”. Dabei handelt es sich um einen Kunststoffrecycling-Prozess, der Kosten, Ressourcen und Energie mittels einer Zwei-Stufen-Technologie sparen und damit die CO2-Bilanz verbessern soll.

Konkret kann Engel Austria Kunststoffabfälle direkt nach dem Zerkleinern im Spritzguss verarbeiten, was den Energiebedarf dieses Prozesses um rund 30 Prozent vermindern soll. Bundesminister Kocher gratuliert “dem neuen Staatspreisträger und seinem hervorragenden Team herzlichst”.

Bundesminister Kocher zeichnet ENGEL AUSTRIA GmbH mit Staatspreis Innovation 2024 aus (c) aws/Martin Lusser

Der Staatspreis Innovation wird im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) und von der Austria Wirtschaftsservice GmbH (aws) organisiert. Dieses Jahr wurde er zum 44. Mal vergeben.

Im Rahmen der Preisverleihung betonte auch Hans Unterdorfer, Unternehmensvorstand der Erste Bank Österreich, den hohen Stellenwert innovativer Lösungsansätze: “Innovation hat gerade in herausfordernden Zeiten eine hohe Bedeutung für die Wirtschaft: Sie treibt den Fortschritt an, schafft neue Möglichkeiten und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit. Daher ermutigen wir alle Menschen, an ihre Ideen zu glauben und sie weiter zu verfolgen.”

Fünf Nominierungen – darunter Wiener Startup Livin Farms

Neben Engel Austria wurden auch fünf weitere Unternehmen mit einer Nominierung für den 44. Staatspreis Innovation ausgezeichnet. Eines davon ist das Wiener Startup Livin Farms, das erst Ende Oktober seine Europa-Expansion verkündete. Ausgezeichnet wurde das BioTech für sein Projekt “Modular skalierbare Zero Waste Protein Factory.” Das Startup verwandelt durch Zucht von Larven der Schwarzen Soldatenfliege organische Reststoffe in nachhaltiges, proteinreiches Futtermittel.

Außerdem mit einer Nominierung ausgezeichnet wurde die Synex Tech GmbH und die voestalpine Stahl GmbH aus Oberösterreich, die AT & S Austria Technologie & Systemtechnik Aktiengesellschaft aus der Steiermark sowie die Henn GmbH & Co KG aus Vorarlberg.

Sonderpreise “Econovius” und “Verena” verliehen

Im Rahmen der Preisverleihung wurden außerdem zwei weitere Sonderpreise vergeben. Namentlich: Der Sonderpreis “Econovius 2024” durch die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) sowie der Sonderpreis “Verena 2024” durch Verbund.

Den Econovius 2024 erhielt das KMU Novasign GmbH für sein Projekt “SmartBio: Die KI-gesteuerte Bioprozessentwicklung der Zukunft”. Die Softwarelösung von Novasign nutzt digitale Zwillinge zur Optimierung komplexer Bioprozesse und gestaltet sie damit um bis zu 70 Prozent effizienter als herkömmliche Methoden. Nominiert wurden neben Novasign auch die Filter System Steyr (FSS) GmbH, die Gebe-Strebel GmbH aus Niederösterreich sowie die LiveVoice GmbH aus Salzburg.

“Verena”-Sieger bereits in Londoner Piccadilly Line integriert

Den Sonderpreis Verena 2024 erhielt heuer die Siemens Mobility Austria GmbH in Kooperation mit der Technischen Universität Wien (TUW). Ausgezeichnet wurde das Projekt “Bionischer Wagenkasten: U-Bahn-Wagenkästen werden 20 Prozent leichter”. Dabei analysiert eine Optimierungssoftware, wie Material im Wagenkasten durch subtraktive Fertigung eingespart werden kann. Damit kann das Rohbaugewicht eines Wagenkastens um 20 Prozent reduziert werden, was den U-Bahn-Verkehr energieeffizienter, nachhaltiger und wirtschaftlicher gestaltet. Die Technologie wird bereits in der neuen Londoner Piccadilly Line angewendet.

Vergeben wurde “Verena 2024” von Franz Zöchbauer, Bereichsleiter Corporate Innovation bei Verbund. “Dieses Projekt zeigt eindrucksvoll, wie technische Innovationen zur Reduktion von CO₂-Emissionen und zu mehr Effizienz im urbanen Verkehr beitragen können“, betont Zöchbauer und meint weiter: „Die Zusammenarbeit von Siemens Mobility mit der TU Wien ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie durch modernste Technologien Ressourcen geschont und der öffentliche Verkehr nachhaltiger gestaltet werden können.”

Außerdem für den Sonderpreis Verena nominiert wurden die Anexia Internetdienstleistungs GmbH in Kooperation mit der Universität Klagenfurt sowie die Weider Wärmepumpen GmbH in Kooperation mit der Fachhochschule Salzburg.

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