25.03.2020

Experten-Tipps: Das müssen Startup-Gründer in der Coronakrise beachten

Was gilt es als Gründer und Investor in der Coronakrise zu beachten? Welche Gefahren müssen bewältigt und welche Chancen nun genützt werden? Darüber diskutierten fünf Key Player der Startup-Szene im Rahmen eines Online-Roundtables des brutkasten. Wir haben die wichtigsten Learnings kompakt zusammengefasst.
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Coronakrise
(c) 8eyes/speedinvest/wefox/uniqaventures/ Collage by der brutkasten

Die Coronakrise hält die heimische Startup-Szene fest im Griff. Gründer sind nun gefragt Lösungen zu finden, um ihr Startup sicher durch die Krise zu führen. In den nächsten Monaten werden sie mit einer Vielzahl an Problemstellungen konfrontiert – angefangen von Umsatzeinbußen bis hin zu Problemen im Funding. Die Krise kann aber auch positive Effekte haben, indem neue Services früher auf den Markt gebracht oder die internen Strukturen neu geordnet werden.

+++ Coronavirus, Wirtschaft und die Innovation +++

In einem Online-Roundtable hat der brutkasten mit fünf Experten darüber gesprochen, worauf Gründer und Investoren in der Coronakrise nun achten müssen.

Als Gäste waren Oliver Holle (CEO Speedinvest), Andreas Nemeth (CEO UNIQA Ventures), Florian Gschwandtner (CEO 8eyes), Julian Teicke (CEO wefox) und Astrid Woollard (Partner Scytale Ventures) geladen.

Investors Talk | Status Quo der Startups in der Coronakrise

Im heutigen Investors Talk sprechen wir über den Status Quo der Startups in Zeiten der Coronakrise und warum Down-Rounds gefährlich für das Ökosystem sind. Unsere Gäste sind Oliver Holle (CEO Speedinvest), Andreas Nemeth (CEO UNIQA Ventures), Florian Gschwandtner (CEO 8eyes), Julian Teicke (CEO wefox Österreich) und Astrid Woollard (Partner Scytale Ventures).

Gepostet von DerBrutkasten am Montag, 23. März 2020

 

Runway analysieren

Gründer und Investoren sollten nun die Runway ihres Startups analysieren. Sie beschreibt die Laufzeit bis zum Ende der Liquidität.

Florian Gschwandtner rät dazu zunächst wichtige Fragen zu klären: Welche Aufträge erhält das Startup aktuell? Macht es Sinn Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken? Ist eine Brückenfinanzierung nötig?

Zudem sollten auch alternative Finanzierungsformen wie Factoring in Betracht gezogen werden, die durch den Verkauf offener Forderungen an Dritte die Liquidität im Startup unmittelbar steigert.

Die Krise hat laut Gschwandter auch Chancen. Demnach können lang aufgeschobenen Projekte nun angegangen werden. Zudem sollten sich Gründer darüber bewusst werden, ob Produkte und Services nun schneller auf den Markt gebracht werden, andere hingegen erst später.

Kommunikation ist wichtig

In Krisenzeiten ist die Kommunikation zwischen Gründern, Investoren und den Mitarbeitern essentiell. Dazu gehören laut Andreas Nemeth von UNIQA Ventures “Morning- und End-of-the-Day Meetings”, um im Startup einen normalen Arbeitstag abbilden zu können. Essentiell sei dabei den persönlichen Kontakt aufrechtzuerhalten und sich durchaus in größeren Gruppen auszutauschen.

Im Moment müssen Gründer täglich den Markt beobachten und ihren Short-Term-Plan in kurzen Abständen adaptieren. Neben einer kurzfristigen Entscheidungsstrategie sollte allerdings bereits ein Plan erarbeitet werden, wie es nach der Krise weitergeht.

Richtige Mischung zwischen “Offense & Defense”

Ein weiteres Erfolgskriterium in Krisenzeiten sei laut Oliver Holle die richtige Mischung zwischen “Offense & Defence” zu finden. Krise bedeutet demnach nicht, dass Gründer nur in die Deckung gehen müssen, um Ressourcen zu sparen. Sofern das Startup Zugang zu Geld hat und das Produkt eine Nachfrage erfüllt, kann die Zeit auch richtig sein, um neue Märkte zu erschließen.

In diesem Zusammenhang betont Julian Teicke von wefox, dass Gründer in der Krise genau überlegen müssen, ob sie Produkte früher auf den Markt bringen als bisher geplant. Alleinig eine aggressive Marktstrategie zu fahren, sei allerdings auch nicht der Schlüssel zum Erfolg, da es in Krisenzeiten auch zu “beschützen” gilt. Gründer müssen diesbezüglich die richtige Balance finden. “Wir können kein Fußballspiel gewinnen, wenn wir elf Spieler im gegnerischen Strafraum haben, andersrum aber auch nicht”, so Teicke.

Oliver Holle verweist auf den Text “Peacetime CEO/Wartime CEO” des US-amerikanischen Unternehmers und Investors Ben Horowitz aus dem Jahr 2011. Gute Gründer zeichnen sich demnach aus, dass sie ihr Startup in wirtschaftlichen guten und schlechten Zeiten managen können.

Neustrukturierung der Strukturen

Die Krise kann für ein Startup auch eine Katharsis bedeuten, in der Strukturen neu angepasst und Altlasten beseitigt werden.

Dazu gehört laut Gschwandtner auch, dass sich Gründer von Mitarbeitern trennen, mit denen es in der Vergangenheit bereits Probleme gegeben hat. Das Gebot der Stunde lautet “Go for difficult talks”. Dies erfordert auch ein gewisses Maß an Kompromisslosigkeit und den Mut zu schnellen Entscheidungen. Gründer sollten in dieser Phase ihren Mitarbeitern gegenüber die nötige Ruhe ausstrahlen.

Problematik von Down-Rounds

Eine Problematik, die derzeit in der Startup-Community im Zuge der Coronakrise diskutiert wird, ist das Thema von Down-Rounds – der brutkasten berichtete bereits ausführlicher.

Down-Rounds treten dann ein, wenn die Anschlussfinanzierung zu einer Bewertung durchgeführt wird, die niedriger ist als die Bewertung der letzten Finanzierungsrunde.

Teicke forderte bereits letzte Woche VC- Investoren auf seinem LinkedIn Profil auf, dass sie gut laufende Startups nicht wie eine “Zitrone auspressen”.

Im brutkasten Talk berichtet er von Gründern, die ihn bezüglich der “Down-Round-Problematik” kontaktiert haben. “Es gab Fälle in denen Termsheets bereits unterzeichnet waren und Investoren kurzfristig abgesprungen sind. Anschließend wurde den Gründern lediglich die Hälfte angeboten”, so Teicke. Er fordert von Investoren ein, dass sie mit ihren Gründern partnerschaftlich durch die Krise gehen. Dies trifft auch auf Bestandsinvestoren zu.

In diesem Zusammenhang bringt es Astrid Woollard auf den Punkt. “Die Beziehung zwischen Investoren und Gründer sollte in dieser Phase nicht vergiftet werden.” Laut Holle sind auch VCs gut beraten, wenn sie eine Vertrauensbasis in der Coronakrise aufrechterhalten, die für die nächsten zehn Jahre noch Bestand hat.


* Disclaimer: Florian Gschwandtner ist mit der 8eyes Gmbh zu 2,66 Prozent an der Brutkasten Media GmbH beteiligt. (An der 8eyes GmbH hält Gschwandtner 25 Prozent.

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Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer)
Doris Lippert (Microsoft | Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung) und Thomas Steirer (Nagarro | Chief Technology Officer) | Foto: brutkasten

“No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz


Mit der neuen multimedialen Serie “No Hype KI” wollen wir eine Bestandsaufnahme zu künstlicher Intelligenz in der österreichischen Wirtschaft liefern. In der ersten Folge diskutieren Doris Lippert, Director Global Partner Solutions und Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich, und Thomas Steirer, Chief Technology Officer bei Nagarro, über den Status Quo zwei Jahre nach Erscheinen von ChatGPT.

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„Das war ein richtiger Hype. Nach wenigen Tagen hatte ChatGPT über eine Million Nutzer”, erinnert sich Lippert an den Start des OpenAI-Chatbots Ende 2022. Seither habe sich aber viel geändert: “Heute ist das gar kein Hype mehr, sondern Realität“, sagt Lippert. Die Technologie habe sich längst in den Alltag integriert, kaum jemand spreche noch davon, dass er sein Smartphone über eine „KI-Anwendung“ entsperre oder sein Auto mithilfe von KI einparke: “Wenn es im Alltag angekommen ist, sagt keiner mehr KI-Lösung dazu”.

Auch Thomas Steirer erinnert sich an den Moment, als ChatGPT erschien: „Für mich war das ein richtiger Flashback. Ich habe vor vielen Jahren KI studiert und dann lange darauf gewartet, dass wirklich alltagstaugliche Lösungen kommen. Mit ChatGPT war dann klar: Jetzt sind wir wirklich da.“ Er sieht in dieser Entwicklung einen entscheidenden Schritt, der KI aus der reinen Forschungsecke in den aktiven, spürbaren Endnutzer-Bereich gebracht habe.

Von erster Begeisterung zu realistischen Erwartungen

Anfangs herrschte in Unternehmen noch ein gewisser Aktionismus: „Den Satz ‘Wir müssen irgendwas mit KI machen’ habe ich sehr, sehr oft gehört“, meint Steirer. Inzwischen habe sich die Erwartungshaltung realistischer entwickelt. Unternehmen gingen nun strategischer vor, untersuchten konkrete Use Cases und setzten auf institutionalisierte Strukturen – etwa durch sogenannte “Centers of Excellence” – um KI langfristig zu integrieren. „Wir sehen, dass jetzt fast jedes Unternehmen in Österreich KI-Initiativen hat“, sagt Lippert. „Diese Anlaufkurve hat eine Zeit lang gedauert, aber jetzt sehen wir viele reale Use-Cases und wir brauchen uns als Land nicht verstecken.“

Spar, Strabag, Uniqa: Use-Cases aus der österreichischen Wirtschaft

Lippert nennt etwa den Lebensmittelhändler Spar, der mithilfe von KI sein Obst- und Gemüsesortiment auf Basis von Kaufverhalten, Wetterdaten und Rabatten punktgenau steuert. Weniger Verschwendung, bessere Lieferkette: “Lieferkettenoptimierung ist ein Purpose-Driven-Use-Case, der international sehr viel Aufmerksamkeit bekommt und der sich übrigens über alle Branchen repliziert”, erläutert die Microsoft-Expertin.

Auch die Baubranche hat Anwendungsfälle vorzuweisen: Bei Strabag wird mittels KI die Risikobewertung von Baustellen verbessert, indem historische Daten zum Bauträger, zu Lieferanten und zum Bauteam analysiert werden.

Im Versicherungsbereich hat die UNIQA mithilfe eines KI-basierten „Tarif-Bots“ den Zeitaufwand für Tarifauskünfte um 50 Prozent reduziert, was die Mitarbeiter:innen von repetitiven Tätigkeiten entlastet und ihnen mehr Spielraum für sinnstiftende Tätigkeiten lässt.

Nicht immer geht es aber um Effizienzsteigerung. Ein KI-Projekt einer anderen Art wurde kürzlich bei der jüngsten Microsoft-Konferenz Ignite präsentiert: Der Hera Space Companion (brutkasten berichtete). Gemeinsam mit der ESA, Terra Mater und dem österreichischen Startup Impact.ai wurde ein digitaler Space Companion entwickelt, mit dem sich Nutzer in Echtzeit über Weltraummissionen austauschen können. „Das macht Wissenschaft zum ersten Mal wirklich greifbar“, sagt Lippert. „Meine Kinder haben am Wochenende die Planeten im Gespräch mit dem Space Companion gelernt.“

Herausforderungen: Infrastruktur, Daten und Sicherheit

Auch wenn die genannten Use Cases Erfolgsbeispiele zeigen, sind Unternehmen, die KI einsetzen wollen, klarerweise auch mit Herausforderungen konfrontiert. Diese unterscheiden sich je nachdem, wie weit die „KI-Maturität“ der Unternehmen fortgeschritten sei, erläutert Lippert. Für jene, die schon Use-.Cases erprobt haben, gehe es nun um den großflächigen Rollout. Dabei offenbaren sich klassische Herausforderungen: „Integration in Legacy-Systeme, Datenstrategie, Datenarchitektur, Sicherheit – all das darf man nicht unterschätzen“, sagt Lippert.

“Eine große Herausforderung für Unternehmen ist auch die Frage: Wer sind wir überhaupt?”, ergänzt Steirer. Unternehmen müssten sich fragen, ob sie eine KI-Firma seien, ein Software-Entwicklungsunternehmen oder ein reines Fachunternehmen. Daran anschließend ergeben sich dann Folgefragen: „Muss ich selbst KI-Modelle trainieren oder kann ich auf bestehende Plattformen aufsetzen? Was ist meine langfristige Strategie?“ Er sieht in dieser Phase den Übergang von kleinen Experimenten über breite Implementierung bis hin zur Institutionalisierung von KI im Unternehmen.

Langfristiges Potenzial heben

Langfristig stehen die Zeichen stehen auf Wachstum, sind sich Lippert und Steirer einig. „Wir überschätzen oft den kurzfristigen Impact und unterschätzen den langfristigen“, sagt die Microsoft-Expertin. Sie verweist auf eine im Juni präsentierte Studie, wonach KI-gestützte Ökosysteme das Bruttoinlandsprodukt Österreichs deutlich steigern könnten – und zwar um etwa 18 Prozent (brutkasten berichtete). „Das wäre wie ein zehntes Bundesland, nach Wien wäre es dann das wirtschaftsstärkste“, so Lippert. „Wir müssen uns klar machen, dass KI eine Allzwecktechnologie wie Elektrizität oder das Internet ist.“

Auch Steirer ist überzeugt, dass sich für heimische Unternehmen massive Chancen eröffnen: “Ich glaube auch, dass wir einfach massiv unterschätzen, was das für einen langfristigen Impact haben wird”. Der Appell des Nagarro-Experten: „Es geht jetzt wirklich darum, nicht mehr zuzuwarten, sondern sich mit KI auseinanderzusetzen, umzusetzen und Wert zu stiften.“


Folge nachsehen: No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?


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AI Summaries

Experten-Tipps: Das müssen Startup-Gründer in der Coronakrise beachten

  • Im heutigen Investors Talk sprechen wir über den Status Quo der Startups in Zeiten der Coronakrise und warum Down-Rounds gefährlich für das Ökosystem sind.
  • Ein weiteres Erfolgskriterium in Krisenzeiten sei laut Oliver Holler von Speedinvest die richtige Mischung zwischen “Offense & Defence” zu finden.
  • Im Zusammenhang mit der verweist Oliver Holle auf den Text “Peacetime CEO/Wartime CEO” des US-amerikanischen Unternehmers und Investors Ben Horowitz aus dem Jahr 2011.
  • Im brutkasten Talk berichtete er von einzelnen Gründern, die ihn bezüglich der Down-Rounds Problematik kontaktiert haben.
  • “Die Beziehung zwischen Investoren und Gründer sollte in dieser Phase nicht vergiftet werden.”

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