01.12.2021

Corona: Das müssen KMU und Startups jetzt zu Förderungen wissen

Viele Unternehmen sind durch die Pandemie seit zwei Jahren unter finanzieller Dauerbelastung. Förderungen, Zuschüsse und Garantien können helfen.
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Gerda Just-Ebermann, Leiterin des GründerCenters der Erste Bank © Marlena König
Gerda Just-Ebermann, Leiterin des GründerCenters der Erste Bank © Marlena König
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Die Corona-Pandemie ist auch nach zwei Jahren nicht überwunden und wieder führt sie Österreich in einen Lockdown. Für kleinere und mittlere Unternehmen ist das erneut eine enorme Belastungsprobe. Der Staat unterstützt mit Wirtschaftshilfen und Fördermaßnahmen – doch da kann man schnell den Überblick verlieren. Gerda Just-Ebermann, Leiterin des GründerCenters der Erste Bank und Expertin für Gründer:innen- und Startup-Finanzierungen sowie Förderungen, erklärt im Interview, worauf es jetzt ankommt.

Österreich ist wieder im Lockdown und vielen kleineren und mittleren Unternehmen und Startups bricht ein großer Teil der Umsätze weg. Die Wirtschaftshilfen greifen nicht immer – sie sind aber auch nicht die einzige Möglichkeit. Taugen Förderungen in dem Fall?

Gerda Just-Ebermann: Die Wirtschaftshilfen sind grundsätzlich sehr positiv und funktionieren in den meisten Fällen auch zielgerichtet. Problematisch ist aber, dass sie sich größtenteils auf den Umsatz und die Kosten vor Corona beziehen. Das bedeutet, dass ein unmittelbar vor oder während Corona gegründetes Unternehmen kaum einen Anspruch auf Umsatzersatz geltend machen kann. Auch der Startup-Hilfs-Fonds war schnell vergriffen, aber die Überbrückungsfinanzierungen stehen unter gewissen Voraussetzungen nach wie vor auch für junge Unternehmen zu Verfügung. Unabhängig von Corona empfehlen wir Gründer:innen und Startups aber generell sich über Zuschüsse zu informieren, gerade in der Anfangsphase einer Unternehmung gibt es hier zahlreiche Unterstützungsmöglichkeiten.

Können Förderungen auch akut helfen? Mit welchem Zeithorizont muss man rechnen?

Die Überbrückungsfinanzierungen stehen im Schnellverfahren verhältnismäßig rasch zu Verfügung. Trotzdem muss man im Schnitt mit mehreren Wochen ab Einreichung rechnen. Daher raten wir unseren KundInnen bei drohenden Liquiditätsengpässen und in Zeiten von Unsicherheit möglichst rasch Kontakt mit der Bank aufzunehmen, um schnelle Lösungen, wie zum Beispiel die Vorfinanzierung der Kurzarbeit, gemeinsam zu finden. In den nächsten Wochen steht ja auch die Auszahlung des 14. Gehalts an, diese doppelten Zahlungen sind aufgrund des Lockdowns wohl nicht zur Gänze aus den operativen Umsätzen zu finanzieren. Die Zuschüsse können aber frühestens Mitte Dezember beantragt werden und da könnte es bei einigen Unternehmen einen kurzfristigen Rahmen oder die Stundung der Kreditraten brauchen. Also auch hier, je eher Kontakt mit der Bank aufgenommen wird, desto besser ist die benötigte Liquidität planbar.

Förderungen lassen sich zwar nicht generalisieren, aber gibt es Programme, die Sie besonders empfehlen können?

Die wichtigsten Förderungen aus Banksicht sind sogenannte „Kreditgarantien“ – also Instrumente, mit denen sich Finanzierungen besichern lassen. Im Bereich der Startups gelingt der Ersteinstieg in eine Bankfinanzierung in vielen Fällen über die AWS-Förderung „Eigenkapital hebeln“ (besser bekannt als „Double Equity). Für diese Aufgabenstellungen haben wir im GründerCenter der Erste Bank in der Beratung eine besondere Expertise aufgebaut und können die Kund:innen speziell dahingehend unterstützen, den geeigneten Zeitpunkt für eine Fremdkapitalfinanzierung festzulegen.

Welche Programme sind speziell für junge Startups geeignet?

Startups, die sich noch in einer Frühphase befinden, wo es etwa um den Proof-of-concept oder die Prototypenentwicklung geht sollten insbesondere die Möglichkeit von Zuschussförderungen nutzen. Der zentrale Vorteil ist, dass es hier keine Rückzahlungsverpflichtung gibt, falls das Projekt nicht erfolgreich verläuft. Praktisch alle Förderstellen bieten solche Programme an (z.B. FFG, AWS, Wirtschaftsagentur). Zwei Tipps dazu: Erstens werden solche Zuschüsse nicht nur für Technologieprojekte vergeben, sondern zum Beispiel auch für die Kreativwirtschaft oder den gewerblichen Bereich. Zweitens werden solche Programme immer wieder zeitlich befristet oder mit einer Volumensdeckelung aufgelegt (sogenannte „Calls“). Man sollte sich also regelmäßig über neue Angebote der Förderstellen informieren. Hier ist ein praktischer Tipp, dass man die Newsletter der einzelnen Förderstellen abonniert, damit man das geeignete Angebot nicht verpasst.

Wie findet man am schnellsten heraus, welche Programme passen?

Das ist teilweise wirklich nicht leicht, da es sowohl auf Bundes- als auch Landesebene ein breites Angebot von Förderprogrammen gibt. Regelmäßig die Homepages der Förderstellen checken, insbesondere hinsichtlich der zeitlich begrenzten Förderaktionen.

Für Projekte, die aufgrund ihres Entwicklungsgrades und ihrer Marktreife bereits die Möglichkeit einer Bankfinanzierung aufweisen, entwickeln die Expert:innen des GründerCenters unter Berücksichtigung weiterführender Fördermöglichkeiten, wie zum Beispiel Garantieübernahmen, gerne eine passende Finanzierungsstruktur. Hier können Unternehmer:innen mit dem Förderungs-Check für GründerInnen der Erste Bank den ersten Schritt machen, um die jeweils geeignete Förderung zu finden.

Im Bereich der Frühphasenförderung für technologieorientierte Startups kann es Sinn machen, auf die Angebote von spezialisierten Unternehmensberater:innen zurückzugreifen, die hier schnell einen komprimierten Überblick über Spezialprogramme liefern können. Diese können dann auch bei der Aufbereitung der benötigten Unterlagen gezielt unterstützen.

Ein Förderantrag kann schnell sehr umfangreich sein. Was ist bei Anträgen Ihrer Erfahrung nach am wichtigsten?

Das Kernstück jedes Förderantrages ist ein aussagekräftiger Businessplan. Dieser sollte möglichst knapp und präzise die wesentlichen Parameter des Unternehmens und des Projektes darstellen. Wichtig ist hier, dass er auch für nicht fachkundige Adressaten gut verständlich ist. Es kommt nicht zwingend auf den Umfang an, auch die Entscheider:innen in den Förderstellen sind in der Regel keine Fachexpert:innen und sind dankbar für verständlich aufbereitete Zusammenfassungen. Dazu unser Tipp: bei der Erstellung des Businessplanes gibt es die Möglichkeit eine geförderte Unternehmensberatung durch die WKO in Anspruch zu nehmen. Ein guter Businessplan ist zudem die Grundlage für ein erfolgreiches Bankgespräch mit den Expert:innen des GründerCenters und kann ausserdem mit wenig Aufwand für weitere Fördereinreichungen herangezogen werden.

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ready2order, Schweiz
(c) ready2order - Markus Bernhart und Arnold Blüml von ready2order.

Das Wiener Fintech ready2order hat sich seit 2015 auf die Entwicklung modularer Point-of-Sale- und Payment-Anwendungen für kleine Unternehmen spezialisiert und zählte im Vorjahr bereits über 10.000 Firmen in Deutschland und Österreich zu seinen Kunden. Nun aber wird die Kassensoftware des Fintechs auch gezielt in der Schweiz angeboten, um den Bedürfnissen von kleinen Unternehmen in Gastronomie, Einzelhandel und Dienstleistungssektor gerecht zu werden, wie es heißt.

ready2order: Schweiz als Ausgangspunkt

“Die Schweiz war für uns immer ein interessanter Markt”, erklärt ready2order CEO Markus Bernhart. “Trotz fehlendem Marketing haben wir bereits eine dreistellige Zahl an Kunden gewinnen können. Dies zeigt klar, dass es den Bedarf gibt und es ist für uns auch der richtige Zeitpunkt, unsere Präsenz im Markt auszubauen und unsere Kassenlösung offiziell anzubieten. Zudem sehen wir die Schweiz durch ihre Mehrsprachigkeit als perfekten Ausgangspunkt für eine Expansion in weitere europäische Länder.”

Zuchetti-Exit 2023

Eine wichtige Rolle bei der Expansion spielt die Unterstützung durch die Zucchetti-Gruppe, zu der ready2order seit Juli 2023 gehört – brutkasten berichete.

“Zucchetti ist bereits seit vielen Jahren mit der Kassensoftware TCPOS in der Schweiz vertreten und kennt den Markt sehr gut. Diese Erfahrung und das starke Partnernetzwerk vor Ort sind für uns von großem Vorteil”, so Bernhart weiter. Zudem würden sich durch die Synergien innerhalb der Gruppe zusätzliche Möglichkeiten eröffnen: „Als Zucchetti-Gruppe können wir verschiedene Kassensysteme für unterschiedliche Kundensegmente anbieten, was uns hilft, neue Marktchancen gemeinsam zu nutzen.”

ready2order: Zunächst nur Deutsch und Englisch

Zu Beginn wird sich ready2order auf die deutschsprachige Schweiz konzentrieren. “Unser Kassensystem unterstützt mehrere Sprachen, aber um den Markteintritt zu vereinfachen, setzen wir zunächst auf Deutsch und Englisch. Diese Region bietet uns operative Synergien, die den Start erleichtern”, erklärt Chief Growth Officer Arnold Blüml.

Die langfristigen Ziele von ready2order in der Schweiz sind für Blüml klar: “Als Innovationsführer möchten wir in den nächsten Jahren einen signifikanten Marktanteil erreichen”, sagt er. “Dabei spielt neben der Kundenzahl vor allem die Kundenzufriedenheit eine zentrale Rolle, die wir kontinuierlich messen werden.”

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