14.12.2018

Cora Health: eHealth-Plattform entwickelt Blutdruck-App

Startup-Portrait. Cora Health ist eine eHealth-Plattform, die das Ziel verfolgt, die Herzgesundheit von Patienten zu verbessern. Im Gespräch mit dem brutkasten spricht Co-Founderin Melanie Hetzer über die Anfänge der App und das mangelnde Interesse der Gesellschaft am Thema Bluthochdruck.
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Cora Health, Blutdruck, Bluthochdruck
(c) Cora Health - Josef Moser und Melanie Hetzer haben mit einer Blutdruck-App das Ziel Betroffenen nachhaltig zu helfen.

Laut Cora Health sterben jährlich rund 9.4 Millionen Menschen weltweit an den Folgeerkrankungen von Bluthochdruck. Diese Zahl übertreffe sogar die Sterberate von Krebs, Diabetes und Aids. Das Startup möchte nun Nutzern mit einer AI-basierten App individuelle und maßgeschneiderte Bluthochdruck-Behandlungspläne zur Verfügung stellen.

+++ BioTech und Healthcare: Medizin der Zukunft +++

Mit World Summit Award ausgezeichnet

Das im November 2016 von Josef Moser und Melanie Hetzer gestartete und eigenfinanzierte Startup wurde für seine Arbeit im Jahr 2017  mit dem “World Summit Award” im Bereich “Gesundheit und Wohlbefinden” ausgezeichnet. “Durch unsere mobile App, unseren Gesundheitsratgeber und unsere Infomail helfen wir tausenden Menschen dabei, ihren Blutdruck durch nachhaltige und effektive Änderungen im Lebensstil zu verbessern”, betont Hetzer. Anders gesagt: die App bietet Nutzern einen Überblick über ihre Blutdruckwerte, erinnert an Medikamenteneinnahme und versucht sie zu mehr Sport zu animieren.

Cora Health: Gründung aufgrund erkrankter Väter

Hetzer und Moser gründeten Cora Health aufgrund privater Umstände: “Die Idee entstand nachdem Ärzte bei unseren beiden Vätern Bluthochdruck diagnostizierten. Wir waren geschockt, dass sie – abgesehen von symptomlindernden Medikamenten – keinerlei Unterstützung bei der Bekämpfung des Bluthochdrucks bekamen, obgleich diese eine ernstzunehmende Erkrankung ist”, erklärt die Co-Founderin. Das Gründerduo machte es sich daraufhin zur Aufgabe, Menschen mit ähnlichen Gesundheitsproblemen zu helfen, damit sie ihre persönlichen Gesundheitsziele erreichen können.

Basisversion ist kostenlos

Der “Blutdruck-Coach” ist in der Basisversion kostenlos. In der Premium-Version erhalten Nutzer durch ein monatliches oder jährliches Abonnement Zugriff auf zusätzliche Funktionen. Zu diesen gehört beispielsweise eine Funktion, um die Blutdruckwerte als PDF exportieren zu können. Das PDF kann laut Hetzer in weiterer Folge ausgedruckt zum Arzt mitgenommen werden, damit dieser einen guten Überblick über das Krankheitsbild erhält. Damit dem Datenschutz Rechnung getragen wird, steht Nutzern ein Passwortschutz zur Verfügung. Zudem können sich Nutzer selbst Challenges stellen, um sich zum Spazieren oder Schwimmen zu motivieren.

AI-basierter Algorithmus für individuelle Behandlung

“Langfristig möchten wir unseren Nutzern mit einem AI-basierten Algorithmus personalisierte und auf ihre Wünsche und Bedürfnisse maßgeschneiderte Bluthochdruck-Behandlungspläne zur Verfügung stellen”, sagt die gebürtige Waidhofnerin, die derzeit gemeinsam mit ihrem Partner Josef Moser den Fokus auf die Weiterentwicklung des Produktes legt.

Zudem möchten Hetzer und Moser mittelfristig die Präsenz ihrer App auf iOS- und Android-Devices steigern. “Wir wollen dort präsent sein, wo Patienten uns brauchen. Durch gezieltes Content-Marketing helfen wir unseren Nutzern ihre Erkrankung besser zu verstehen und ihre Herzgesundheit nachhaltig zu verbessern”, erklärt Hetzer. Leider erhalte das Thema Bluthochdruck in der Öffentlichkeit noch zu wenig Aufmerksamkeit. “Die Erkrankung ist kein ‘sexy topic’, obwohl jeder vierte Europäer betroffen ist”.

Durchhaltevermögen ist der Schlüssel zum Erfolg

Auch wenn laut Gründerin wöchentlich Anfragen von potentiellen Investoren eintrudeln würden, möchten sich die überzeugten “Bootstrapper” zuerst auf’s “Product-Market fit” konzentrieren. Hetzer betont: “Wir haben gelernt, dass hohes Durchhaltevermögen der Schlüssel zum Erfolg ist. Für uns heißt das zum Beispiel, dass wir unsere App und Content auf unsere Zielgruppe anpassen müssen – der beispielsweise das Lesen auf dem Smartphone etwas schwerer fällt, als uns Millennials.”

“Herzen der Menschen im Visier”

Die nötige Expertise für’s Gründen, holte sich Moser und Hetzer bei einem Entrepreneurship-Studium an der “Lund University” in Schweden. Während diesen Studiums lernten sich Hetzer und Moser auch kennen. Zudem hat Hetzer Marketing an der WU Wien studiert, bei erfolgreichen österreichischen Startups wie Shpock gearbeitet sowie das Marketing bei checkfelix geleitet. Gemeinsamkeiten und eine gute Ergänzung hätten dazu geführt, dass die beiden nun die “Herzen der Menschen im Visier haben”, so Hetzer.

Wiens starkes Health Ökosystem

Insgesamt ist festzuhalten, dass Cora Health ein Teil des starken Wiener Ökosystems im Bereich Health Tech ist. In dieser Sache hat sich in den letzten Jahren einiges getan. Allen voran steht der von INiTS durchgeführte HealthTech-Accelerator Health Hub Vienna, der sich als als Plattform für Innovation im Gesundheitswesen versteht. Dort arbeiten Pharmaunternehmen, Hersteller medizinischer Geräte, private und öffentliche Versicherer sowie Startups gemeinsam an Innovationen. Mit dem Ziel, gemeinsam mit Partnern wie UNIQA Ventures oder etwa der MedUni Wien, die medizinische Versorgung im Lande zu verbessern.

Interview from the Selection Board Meeting of Health Hub Vienna

 Live vom Health Hub Vienna “Pitch & Punsch” Demo Day


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Rechtsanwalt Christian Nordberg | (c) Nordberg

Mitten in der österreichischen Startup-Szene sorgte das Quantencomputing-Unternehmen ParityQC im April diesen Jahres für Aufsehen: Das Unternehmen rund um Wolfgang Lechner und Magdalena Hauser sicherte sich ein Investment der B&C Innovation Investments GmbH, die mit einem nicht genannten Betrag beim Spin-off einstieg. Laut einer Aussendung der Uni Innsbruck und der Österreichische Akademie der Wissenschaften erreichte ParityQC eine Bewertung vergleichbar mit US-börsennotierten Quantenunternehmen. Diese Bewertungen bewegten sich zum damaligen Zeitpunkt meist im niedrigen neunstelligen Bereich. (brutkasten berichtete).

Aber wie läuft ein solcher Deal ab, insbesondere wenn es um hochsensible Technologien wie Quantencomputing geht? brutkasten hatte die Gelegenheit, mit Christian Nordberg, dem Rechtsanwalt, der die Transaktion rechtlich begleitet hat, zu sprechen. Nordberg liefert Einblicke in die Dynamik einer solchen Finanzierung, die Rolle der IP-Rechte und die rechtlichen Rahmenbedingungen. Zudem liefert Nordberg auch Tipps für Startups, die sich in einer Finanzierungsrunde befinden.

Die Ausgangslage im Fall von ParityQC

Das 2019 gegründete Unternehmen ParityQC hat sich in kürzester Zeit einen Namen in der internationalen Quantencomputing-Szene gemacht. Die Gründer Wolfgang Lechner und Magdalena Hauser entwickelten ein einzigartiges Architekturmodell für Quantencomputer, das speziell auf Optimierungsprobleme ausgerichtet ist. Diese Technologie ist in der Lage, komplexe Probleme schneller und effizienter zu lösen als herkömmliche Systeme – ein entscheidender Vorteil in Bereichen wie Logistik, Energienetzwerken und Finanzmärkten.

Anders als viele Startups, die oft Jahre brauchen, um profitabel zu werden, hatte ParityQC in der Phase der Finanzierungsrunde bereits eine starke finanzielle Basis. Dank renommierten Kunden wie NEC ist das Unternehmen nach eigenen Angaben seit 2023 profitabel – eine Seltenheit in der Quantenbranche (brutkasten berichtete).

“Ein Unternehmen wie ParityQC, das bereits operativ erfolgreich ist, hat natürlich eine viel bessere Verhandlungsposition gegenüber Investoren als ein Startup in der Frühphase, das dringend Kapital benötigt,“ erklärt Nordberg. Die Profitabilität und die bereits bestehende Kundenbasis gaben dem Unternehmen eine gewisse Unabhängigkeit und Verhandlungsmacht.

Die Bedeutung von IP-Rechten

In der hochspezialisierten Welt des Quantencomputings kommen rechtliche Herausforderungen, wie die Bewertung und Absicherung geistigen Eigentums, besonders stark zum Tragen. Bei einer Due-Diligence-Prüfung wird das gesamte Unternehmen auf Herz und Nieren geprüft – von den finanziellen Aspekten über das Geschäftsmodell bis hin zu den IP-Rechten.

Nordberg erklärt: „Für den Investor steht die Frage im Vordergrund, wie gut die einzigartigen Technologien von ParityQC rechtlich geschützt und risikominimiert werden können.“ IP-Rechte, insbesondere bei einer technologischen Innovation, die wie bei ParityQC eine Zukunftsbranche vorantreibt, sind ein entscheidender Faktor, um das Investment langfristig abzusichern.

In diesem Fall wurde ein technischer Berater hinzugezogen, der die Patente und Technologien im Detail analysierte. Neben dem rechtlichen Schutz ist es hier wichtig, dass der Inhalt und die Funktionsweise der Technologie verstanden werden. “Bei Quantencomputing war das auch für uns als Kanzlei eine besondere Herausforderung, da es sich um hochkomplexe technologische Entwicklungen handelt”, so Nordberg.

Weit mehr als reine Paragraphen

Die Rechtsberatung spielte in der Verhandlungsphase von ParityQC eine zentrale Rolle. Neben der Prüfung der rechtlichen Aspekte war es für Nordberg und sein Team essenziell, das Unternehmen durch die Verhandlungen zu begleiten und strategisch zu beraten. Der Unterschied zu größeren Unternehmen besteht oft darin, dass Startups keine eigenen Rechtsabteilungen oder Corporate-Strukturen besitzen. “Bei ParityQC war das zwar nicht der Fall, Startups in der Frühphase benötigen allerdings oft nicht nur rechtliche, sondern auch strukturelle Unterstützung, um den Anforderungen von Investoren gerecht zu werden“, betont Nordberg.

Die Anforderung an den Rechtsberater ist nicht nur eine klassische Rechtsberatung zu liefern, sondern auch ein Verständnis für unternehmerische Abläufe mitzubringen. “Wenn Startups Unterstützung bei Verhandlungen benötigen, dann geht es häufig auch darum, die Verhandlungsposition zu stärken und sicherzustellen, dass das Startup langfristig von der Partnerschaft mit dem Investor profitiert,“ erklärt Nordberg.

Ein zusätzlicher, oft unterschätzter Aspekt sind dabei die vertraglichen Feinheiten, die sich aus der Investmentrunde ergeben. Hierzu zählt etwa der Gesellschaftsvertrag, der neu aufgesetzt wird, um Investoren Mitsprache- und Vetorechte einzuräumen, ohne dabei die Gründungsgesellschaften in ihrer zukünftigen Geschäftsentwicklung zu stark einzuschränken.

Tipps für Startups in Finanzierungsphasen

Nordberg gibt zudem auch Ratschläge für Startups, die sich in einer Finanzierungsphase befinden. „Investoren wollen sehen, dass ein Startup eine gewisse Struktur aufweist, da dies Vertrauen schafft“, betont er. Dabei gehe es keinesfalls darum, die Atmosphäre eines Konzerns zu simulieren, sondern vielmehr darum, grundlegende Prozesse und Abläufe klar zu definieren. “Wenn ein Startup strukturiert auftritt und den genauen Finanzierungsbedarf kennt, zeigt das den Investoren, dass sie es mit einer professionellen Organisation zu tun haben,“ so Nordberg.

Ein weiterer Tipp des erfahrenen Anwalts betrifft die Wahl des Investors. Hier sollten Gründer:innen darauf achten, dass der Investor zur Unternehmenskultur und den Zielen passt. Neben dem finanziellen Beitrag sind es oft die Netzwerke, Branchenkenntnisse und die Unterstützung bei der Weiterentwicklung des Produkts oder der Dienstleistung, die ein Investor bieten kann. “Ein Startup sollte sich gut überlegen, ob der Investor lediglich Kapital bereitstellt oder auch strategischen Mehrwert bringt,“ erklärt Nordberg.

Arbeit mit Startups erfordert Dynamik und Flexibität

Nordberg teilt zudem auch seine persönlichen Learnings. Für Rechtsanwälte, die sich mit Startup-Beratung beschäftigen, bringt diese Arbeit eine besondere Dynamik und Flexibilität mit sich. Die oft noch jungen Gründer:innen sind stark auf die Entwicklung ihrer Produkte und Ideen fokussiert, und Rechtsberatung muss daher effizient und verständlich sein. „Die Gründer haben selten die Zeit und Kapazität, sich in komplexe juristische Details einzuarbeiten. Da ist es unsere Aufgabe, sie praxisnah und lösungsorientiert zu unterstützen,“ sagt Nordberg.

Abschließend betont Nordberg, dass es für die österreichische Gründerszene ein positives Signal sei, dass ein so komplexes Thema wie Quantencomputing in Österreich erfolgreich im Zuge einer Eigenkapitalrunde finanziert werden konnte. Der Anwalt ist überzeugt, dass derartige Deals dazu beitragen, den Innovationsstandort Österreich zu stärken. Mit seiner Kanzlei sieht er sich gut aufgestellt, um weiteren Startups den Weg durch die komplexe Welt der Investorengespräche zu ebnen – eine Rolle, die in einer wachsenden Startup-Landschaft immer wichtiger wird.


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