17.11.2022

COP27: Wo die Pain Points in der Klimafinanzierung liegen

Im Zuge des UN-Weltklimagipfel COP27 in Scharm El-Scheich gab uns Katrin Harvey, COO des Ban Ki-Moon Center for Global Citizens, einen Einblick zur Klimafinanzierung und erläutert, wo derzeit die Pain Points liegen.
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Kathrin Harvey
Katrin Harvey, COO beim Ban Ki-Moon Centre for Global Citizens | (c) martin pacher

Der UN-Weltklimagipfel COP27 in Scharm El-Scheich geht in die heiße Phase. Aktuell verhandeln Vertreter:innen von rund 200 Staaten die Abschlusserklärung. In dem 20-seitigen Papier sind noch viele Streitfragen offen. So wird zwar ein schrittweiser Ausstieg aus Kohle eingefordert, nicht aber der Abschied von Öl und Gas. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass der zweiwöchige UN-Klimagipfel wie so oft in die Verlängerungen gehen könnte – offiziell endet die Konferenz am Freitag.

Ebenfalls vertreten bei COP27 in Scharm El-Scheich ist das Ban Ki-Moon Center for Global Citizens, das sich als NGO für die Klimafinanzierung im Bereich der Klimawandelanpassung (Adaptation) einsetzt. Im Rahmen der COP27 gab uns Katrin Harvey, COO des Ban Ki-Moon Center for Global Citizens, einen Einblick, welchen Stellenwert die Klimafinanzierung im Rahmen der COP27 hat und wie die Zivilgesellschaft im Zuge der Konferenz eingebunden wird.


Welches Ziel verfolgt das “Ban Ki-Moon Center for Global Citizens” im Rahmen der COP27?

Wir sind seit letztem Jahr offiziell Observer der UNFCCC. Unser Hauptthema ist Adaptation und in diesem Bereich die Landwirtschaft. Eines unserer großen Advocacy-Ziele im Rahmen der COP27 ist es, dass wir mehr Finanzierung für Climate Adaption lostreten wollen und hier spezifisch für die Kleinbäuer:innen im globalen Süden. Weltweit sollten bis 2020 eigentlich 100 Milliarden US-Dollar pro Jahr in die Klimafinanzierung investiert werden. Dieses Ziel wurde allerdings verfehlt. Letztes Jahr waren es 83 bis 84 Milliarden US-Dollar, die aufgestellt werden konnten. Davon geht allerdings nur ein Bruchteil an Adaptation und von diesem Anteil wieder nur 1,7 Prozent an Kleinbäuer:innen.

Wie wollt ihr eure Advocacy-Ziele im Rahmen der COP27 zur Durchsetzung bringen?

Während den Events versuchen wir so viele Partner:innen wie möglich zu treffen. Wir haben bereits Beziehungen zu mehreren Regierungsvertreter:innen aus dem globalen Norden und dem globalen Süden aufgenommen. Zudem arbeiten wir auch stark mit Partner:innen zusammen, die das Kapital für die Klimafinanzierung auch aufnehmen können. Dazu zählen unter anderem Research-Organisationen, die Geld benötigen, um zu forschen, Lösungsansätze zu entwickeln und die Implementierung voranzutreiben. Zudem arbeiten wir mit den Ländern des globalen Südens zusammen, damit diese ihre Adaptation-Pläne ausarbeiten. Hier geht es auch um einen Vertrauensaufbau zwischen den Geberländern und den Ländern des globalen Südens. 

(c) Aly Hazzaa

Du hast die Geberländer angesprochen. Welche Rolle spielt bei der Klimafinanzierung der private Sektor?

Natürlich spielt auch der private Sektor in der Klimafinanzierung eine große Rolle. Der ursprüngliche Gedanke war, dass die angesprochenen 100 Milliarden US-Dollar sich aus öffentlichen und privaten Gelder zusammensetzen. Im Bereich der Mitigation im Energiesektor sehen wir allerdings, dass der Privatsektor erst dann investiert, wenn die Risiken nicht mehr allzu groß sind. Auch Klein- und Mittelbetriebe investieren Geld, sofern die Regulierungen passen. Besonders im Bereich der Adaptation braucht es noch mehr öffentliche Unterstützung und Förderungen, da der “Return on Investment” für den Privatsektor noch nicht so klar ist, wie dies beispielsweise im Bereich der Mitigation der Fall ist, obwohl es schon sehr gute Geschäftsmodelle gibt, die auch großes Investitionspotential haben. Berechnungen bestätigen uns, dass Adaptatierungsprojekte in der Landwirtschaft mittel- bis langfristige Renditen mit einem Faktor von 1:10 haben.

Im Zuge der COP27 gibt es auch eine Innovation-Zone. Welche Rolle spielt Innovation im Bereich der Adaption?

Im Bereich der Innovation arbeiten wir mit Forschungsorganisationen zusammen, die sich konkret anschauen, welche Pflanzen oder Samen sich am besten dem Klimawandel anpassen können. Das Thema Innovation umfasst allerdings auch innovative Finanzierungsmodelle. Innovation ist somit weit mehr als nur Technik. Es reicht nicht, einfach nur eine neue Maschine aufzustellen. Es braucht auch eine kulturelle Akzeptanz. Es gibt aber auch Innovation, wo man sich auf Altes besinnt. Dazu zählen beispielsweise alte Getreidesorten, die in der Vergangenheit bereits funktionierten, aber aus einem kapitalistischen Grund nicht weiterentwickelt wurden.

(c) martinpacher

Was hat sich von COP26 zu COP27 in diesem Bereich der Adaptation verändert?

Die Themen Adaptation sowie Food & Agriculture sind dieses Jahr viel prominenter als im Vergleich zur COP26 in Glasgow, Schottland. Ich erwarte mir schon, dass es mehr Überlegungen zu diesem Thema gibt. Ich sehe auch mehr zum Thema “Finanzierung”. So hat Österreich in diesem Jahr 50 Millionen Euro für “Loss & Damage” zugesagt.

Es gibt sehr viele kritische Berichte darüber, dass die Erwartungen an COP27 sehr gering sind. Was sind deine persönlichen Erwartungen?

Man muss mit offenem Herzen hineingehen und abwarten, was passiert. Was ich mir erhoffe ist, dass wir bei gewissen Themen Fortschritte machen, obwohl ich als COP Veteranin mit wenig Erwartungen nach Ägypten gereist bin. Ein Beispiel für solche Themen ist die Greenwashing-Alliance. Zudem gab es den Progress-Report zum Thema Financing, der von Kanada und Deutschland geleitet wurde. Hier hat man sich angeschaut, woher die wirklich Gelder kommen. Zudem sehe ich sehr viel Fortschritt bei Loss & Damage, das war letztes Jahr in Glasgow ein No-Go. Zudem sind die Themen Landwirtschaft, Ernährung und Jugend in diesem Jahr sehr gut vertreten. 

(c) Aly Hazzaa

Bereits im Vorfeld der COP27 gab es viel Wirbel. So hat beispielsweise Greta Thunberg angekündigt, nicht teilnehmen zu wollen, da der Zivilgesellschaft zu wenig Raum geboten wird. Bringt ein Boykott der COP überhaupt etwas?

Bei den Verhandlungen ist die Zivilgesellschaft wenig eingebunden. Sie darf zwar zuhören, aber das war es dann meistens auch schon. Hier muss ich Greta Thunberg recht geben. Wir als Zivilgesellschaft müssen aber auch verstehen, dass beim COP vor Ort nicht mehr viel Einfluss genommen werden kann. Das passiert nämlich schon das ganze Jahr über. Der COP27 wirkt wie ein großer Zirkus, da fast 35.000 Menschen anreisen. Die Grundfrage müsste halt schon mal gestellt werden, ob dies in dieser Form so funktionieren kann. Seit wir hier sind, sehen wir sehr viele Aktivitäten von Jugendorganisationen und jungen Aktivist:innen, auch ohne Greta. 

Was passiert nach einer COP?

Am Ende der COP gibt es ein Outcome-Paper oder ein Agreement, wie man weiter macht. Im Idealfall sollte dies über das Jahr oder die Jahre hinweg umgesetzt werden, was schlussendlich zugesagt wurde. Tatsächlich gibt es dann Working Groups und Committees sowie Adaptation-Gruppen. Und dann schaut man, woher die Gelder wirklich fließen. Auf Basis der Texte wird es in den Ländern im Idealfall umgesetzt und natürlich auch darüber berichtet. 


*Disclaimer: Der Artikel entstand im Zuge einer Pressereise mit der Greiner AG zu COP27 nach Ägypten. Reisekosten und Unterkunft wurden von der Greiner AG übernommen.

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Movevo, movevo4kids, Bewegung in Volksschulen
(c) motion4kids - Die Klasse bewältigt gemeinsam Bewegungschallenges und Aufgaben.

Movevo ist ein Villacher Startup, das eine App entwickelt hat, die Bewegung und Gesundheit spielerisch in den Arbeitsalltag integrieren und zu gemeinsamen Pausen im Team animieren soll – brutkasten berichtete. Die App wird in zwei Versionen angeboten: Move App für Unternehmen (betriebliche Gesundheitsförderung) und movevo4kids für Kinder bzw. Schulen (angepasstes Konzept: Lehrpersonen bekommen die App und machen die digitalen Übungen mit der Klasse). Nun ist man Teil der kostenlosen Initiative “Servus bewegt Kinder – Die Bewegte Schule”. Daran nehmen österreichweit 100 Volksschulen teil – mehr als 16.000 Kinder in über 784 Klassen sollen von dem Bewegungsprogramm profitieren, welches auch die Webapp von movevo4kids umfasst.

Movevo: Gamification-Ansatz im Schulalltag

Ziel ist es, dem zunehmenden Bewegungsmangel bei Kindern entgegenzuwirken und Gesundheit spielerisch im Schulalltag zu fördern. Movevo-Geschäftsführer und Founder Michael Omann dazu: “Turnstunden sind wichtig. Aber wir wollen Bewegung in kurzen Einheiten zu einem fixen Bestandteil des Unterrichts machen.”

Oft fehlen im Unterricht die nötigen Ressourcen, den Schülerinnen und Schülern ausreichend Bewegung zu ermöglichen. Mit der Anwendung von movevo4kids sollen Lehrerinnen und Lehrer einen aktiven Unterricht gestalten. Die Klasse wird dabei durch die von Expertinnen und Experten entwickelten Übungen, spielerisch zum Mitmachen motiviert. Dabei fördere man die Konzentration und Leistung der Kinder und verbessere so die Unterrichtsqualität. Die kurzen (fünf bis zehn Minuten) und flexibel einsetzbaren Bewegungseinheiten sind dazu gedacht, den Turnunterricht im Schulalltag zu ergänzen.

Denn, jedes dritte schulpflichtige Kind ist übergewichtig und nur zwei von zehn Kindern erfüllen die WHO-Empfehlung von einer Stunde Bewegung pro Tag. Das zeigen die alarmierenden Zahlen des aktuellen Gesundheitsberichts vom Gesundheitsministerium. Bewegungsmangel ist eine der Hauptursachen für chronische und psychische Krankheiten und führt in weiterer Folge zu enormen Kosten für das Gesundheitssystem.

“Es muss nicht immer eine volle Stunde Bewegung sein”

“Wir brauchen eine neue Bewegungskultur und mehr Bewegungsbewusstsein in Österreich. Es muss nicht immer eine volle Stunde Bewegung sein, schon kurze aktive Pausen sind wirksam. Die Auswirkungen von zu wenig Bewegung wie Übergewicht sind bereits deutlich sichtbar. Hier darf die Politik nicht länger wegschauen“, so Omann weiter.

Öffentliche und private Volksschulen aus ganz Österreich konnten sich im Oktober über ein Online-Formular für das Projekt anmelden. Das Paket umfasst neben Bewegungsmaterialien und Webinaren zur Bewegungsförderung, Zugänge zu den digitalen Abenteuerwelten von movevo4kids, Break it Kids und Sport-attack. Das Programm wird den Schulen für das Schuljahr 2024/25 zur Verfügung gestellt.

Auszeichnung für Movevo

Abseits der Teilnahme an dieser Initiative belegte die movevo4kids-App diese Woche bei dem “ausgezeichnet regional“-Award in Klagenfurt den zweiten Platz in der Kategorie “Gesundheit & Pflege”. Die zugehörige App für betriebliche Gesundheitsförderung Movevo erreichte den dritten Platz in der Rubrik “Kärnten Digital”.

“Wir freuen uns besonders über die Auszeichnung für movevo4kids und sehen den Award als Bestätigung, dass wir mit unserer Vision auf dem richtigen Weg sind, Kinder auf spielerische Weise zu mehr Bewegung zu motivieren”, sagt Omann.

Die kostenlose Bewegungs-Initiative für 100 Volksschulen in Österreich im Schuljahr 2024/25 wird von der Bildungsstiftung motion4kids in Kooperation mit Red Bull Media House und der Täglichen Bewegungseinheit umgesetzt. Movevo4kids ist Partner des Projekts und stellt dafür die innovativen digitalen Inhalte zur Verfügung.

“Es freut uns sehr, dass Volksschulen aus allen neun Bundesländer vertreten sind”, sagt Marion Kanalz, COO und Co-Founderin von Movevo. “Mit movevo4kids wollen wir allen Kindern positive Bewegungserfahrungen ermöglichen und langfristig zu einem gesunden Lebensstil beitragen.”

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