30.05.2018

Coinbase: Der erste Bitcoin-Gigant

Coinbase hat sich binnen weniger Jahre als wichtigste Krypto-App etabliert. Die US-Firma tut alles, um ihren Vorsprung zu halten. Aber die Konkurrenz schläft nicht.
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(c) Coinbase: Asiff Hirji, President & COO, Balaji Srinivasan, der neue CTO und Brian Armstrong, Gründer und CEO

Für fast jeden, der sich in den vergangenen zwei Jahren in die Welt von Bitcoin vorgewagt hat, war Coinbase die erste Station. Die Basis. Die App ist so etwas wie das erste benutzerfreundliche Interface für Bitcoin. Das war auch immer das Ziel der amerikanischen Firma: Den Einstieg in die Welt von Bitcoin so einfach wie möglich zu gestalten. Mittlerweile hat Coinbase 20 Millionen Kunden, 300 Vollzeitmitarbeiter und rund 700 auf Projektbasis Beschäftigte. Das Unternehmen boomt, ganz ohne eigenen Token und ICO. Und man bereitet sich auf noch mehr Kundschaft vor.

Aber man weiß auch, dass die Konkurrenz nicht schläft. In der aktuellen Konsolidierungsphase auf den Bitcoin-Märkten drängen immer mehr Anbieter in den Markt, die einen einfachen und sicheren Zugang zu Kryptowährungen bieten wollen. Revolut bietet Bitcoin an, die Apps Cash und (das von Goldman Sachs finanzierte) Circle genauso. Auch der heimische Anbieter Bitpanda hat sich zum Ziel gesetzt, den Zugang zu Kryptowährungen so simpel wie möglich zu gestalten – und dafür gerade erst ein neues Design präsentiert.

Hysterie: Welche Coin wird als nächste gelistet?

Aber Coinbase ist eine Nummer größer. Als es vor einiger Zeit aus den Gerüchteküchen hieß, dass Ripple als fünfte Coin (nach Bitcoin, Litecoin, Ethereum und BCash) auf der Plattform landen könnte, ist der Ripple-Preis gleich gen Himmel geschossen. Die Spekulation dahinter: Was auf Coinbase landet, wird für die vielen Millionen User leicht zugänglich. Außerhalb der hübschen, blauen App ist die Kryptowelt immer noch sehr kompliziert und gefährlich. Deswegen beschränken sich viele Kleinanleger auf die Assets, die von der größten Plattform angeboten werden.

Charlie Lee, der Erfinder von Litecoin, hat eigens bei Coinbase angeheuert, um die Einbindung seiner Coin sicherzustellen. Mit Erfolg: Litecoin konnte von dem Listing massiv profitieren. Die Ripple-Community hat sich in der Hoffnung auf ähnliche Kurssteigerungen derart in das Coinbase-Gerücht hineingesteigert, dass die Firma ein eigenes Dementi veröffentlichen musste – was dann freilich zu großer Enttäuschung geführt hat. Man sah sich hier wohl zu einer Klarstellung veranlasst, nachdem man bei der Einführung von BCash mit einem Fall von mutmaßlichem Insiderhandel zu kämpfen hatte.

Coinbase kauft Paradex um in den Token-Markt zu kommen

Auch heute sind die Foren voll mit Spekulationen dazu, was als nächstes auf der wichtigsten Crypto-App überhaupt landet. Besonders heiß wird derzeit über ERC20-Token diskutiert. Denn Coinbase hatte bereits lange angekündigt, sich in den Sektor der auf Ethereum basierenden Token vorzuwagen. Einen großen Schritt in diese Richtung hat man mit der Akquisition der Firma Paradex vor wenigen Tagen getan. Die auf dem Ox-Protokoll basierende dezentrale Börse soll Coinbase-Usern den direkten Handel von Token miteinander ermöglichen. Es ist noch unklar, wie man die Technologie von Paradex konkret einbinden will.

Es war auch nicht der einzige Zukauf, den Coinbase kürzlich getätigt hat. Für eine Summe von mehr als 100 Millionen US-Dollar hat man im April den Dienst Earn.com gekauft und dessen Chef Balaji Srinivasan gleich zum ersten CTO in der Geschichte von Coinbase gemacht. Earn.com will Usern ermöglichen, Geld für die Konsumation von Onlinewerbung zu verdienen. Auch hier ist noch unklar, wie die Technologie in das Angebot von Coinbase eingebunden werden soll. Der Kauf von Earn.com war aber der bisher größte Zukauf von Coinbase selbst.

Eine Bewertung von acht Milliarden Dollar?

Längst wird auch an der WallStreet darüber spekuliert, ob Coinbase nicht die erste große Bitcoin-Firma sein könnte, die an der “echten” Börse gelistet wird. Immerhin gehörte die Firma hinter der New Yorker Börse (NYSE) zu den frühen Investoren. Auch die internationale Großbank BBVA ist schon investiert. Insgesamt rund 225 Millionen Dollar an Investorengeldern konnte man bisher einsammeln. Die Bewertung der Firma liegt derzeit irgendwo zwischen 1,6 und acht Milliarden Dollar – je nachdem, wen man fragt.

Die acht Millarden-Summe stammt von Coínbase selbst und ist sicherlich hoch gegriffen. In jedem Fall ist es nicht verkehrt, von Coinbase als erstem “Giganten” in der Bitcoin-Welt zu sprechen. Immerhin gibt es die Firma schon weit länger als etwa das erst 2017 gegründete Binance, das derzeit als größte internationale Börse gilt. Auch hat die Plattform aufgrund ihrer Geschichte als US-Unternehmen einen ganz anderen Stellenwert als die oft als windig verschrieenen asiatischen Börsen.

Ist Coinbase wie Google – oder eher wie Altavista?

Coinbase wurde 2012 vom ehemaligen Goldman-Trader Fred Ehrsam Brian Armstrong gegründet. Armstrong, der bis heute CEO ist, war davor als Techniker bei Airbnb tätig. Neben der App betreibt man auch eine eigene Börse (GDAX), die in Zukunft “Coinbase Pro” heißen soll. Überhaupt will man sich jetzt verstärkt auch den institutionellen Investoren zuwenden. Dafür hat man auch einen der ersten großen Krypto-Fonds ins Leben gerufen und die Abteilung Coinbase AM geschaffen. AM steht für Asset Management. In den Fonds können vorerst aber nur Amerikaner investieren, die tiefe Taschen haben. Mindestsumme: 250.000 Dollar.

Wohin Coinbase steuert? “Wir sehen uns nicht als Krypto Börse”, sagte COO Asiff Hirjii jüngst zu CNBC: “Wir konzentrieren uns auf die Etablierung einer Krypto-Ökonomie. Wir sehen uns als Enabler dieser Wirtschaft der Zukunft.” Freilich: Auch Altavista und Yahoo waren einmal “Enabler der Zukunft”. Coinbase hat als First Mover, der sich durchgesetzt hat, einen großen Vorteil. Es ist auch offensichtlich, dass die Firma sich bemüht, an der Innovationsfront nicht nachzulassen. Aber ob das alles reicht, um langfristig zu florieren, werden wir erst in einer fernen Zukuft wissen.

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Tractive
(c) Tractive - (v.l.) Wolfgang Reisinger, COO/CFO bei Tractive und Founder Michael Hurnaus.

Was im Mai 2024 – siehe hier – angekündigt wurde, ist nun wahr geworden. Damals hatte Tractive CEO Michael Hurnaus gesagt, man bewege sich noch heuer auf über 100 Millionen Euro ARR (Annual Recurring Revenue – eine wichtige Kennzahl für Startups mit Abo-Modellen) zu. Nun ist dieser Milestone geschafft.

Tractive erreicht Ziel, das nur wenigen Abonnementunternehmen gelingt

Wie der Gründer auf Linkedin beschreibt, haben er und sein Team nach zwölf Jahren harter Arbeit, Hingabe und der Verbesserung des Lebens von Millionen von Haustiereltern ein lang angestrebtes Ziel erreicht: “100 Mio. € ARR bei Tractive – etwas, das nur sehr wenige Abonnementunternehmen jemals erreichen”.

Er sagt: “Wir sind besonders stolz darauf, dass wir dieses Niveau erreicht haben, während wir Hunde- und Katzenbesitzern helfen, indem wir Produkte entwickeln, die das Leben unserer Kunden wirklich zum Besseren verändern – und das mit viel Spaß.”

Das Abo-Modell

Damit Abo-Modelle wie jene von Tractive funktionieren, müsse man, laut Hurnaus Worten aus dem Spätfrühling, “dem Kunden zuerst erklären, dass es Sinn macht, ein Abo abzuschließen, und dass das nicht reine Abzocke ist”. Nach Erfahrungswerten bot das Scaleup schließlich ein Monats-, Jahres- und Zweijahres-Abo an – jeweils in einer Basic- und Premium-Variante.

Damit, so hieß es damals, gewinne man deutlich mehr Nutzer:innen für das Jahresabo – konkret um 20 Prozent mehr. Schließlich falle der Monatspreis mit der Abo-Dauer. Bezahlt wir das Abo im Voraus.

“Unser ständiges Bemühen, Produkte zu entwickeln, die in ihrer Kategorie führend sind, zahlt sich aus”, so Hurnaus auf Linkedin weiter. “Wir haben das Unternehmen fast aus dem Nichts aufgebaut und benötigten im Laufe der Jahre nur sehr wenige Finanzmittel.”

Tractive: USA als Erfolgstreiber – das Valley aber nicht als Vorbild

Das Tractive-Team hat während seiner gesamten Reise jeden einzelnen Euro in die Verbesserung ihrer Produkte, in die Einstellung von Mitarbeiter:innen aus der ganzen Welt und in den Aufbau der Unternehmenskultur investiert.

“Unser Team besteht aus rund 270 talentierten Mitarbeiter:innen und wir wachsen weiter. Wir sind auch weiterhin auf der Suche nach den besten Talenten und werden noch selektiver vorgehen, um nur die außergewöhnlichsten Mitarbeiter einzustellen, die wir finden können”, so Hurnaus weiter.

Seit knapp dreieinhalb Jahren ist das Pet-Tech auch in den USA vertreten. Im Vorjahr konnten die Staaten sogar Deutschland bei der Anzahl der Tractive-Kunden überholen. Hurnaus dazu: “Die USA sind nach wie vor unser am schnellsten wachsender Markt, und wir werden dieses Wachstum weiter vorantreiben.”

Nach zwölf Jahren erwartet Tractive, dass sich diese Dynamik fortsetzt, und prognostiziert ein Wachstum von rund 40 Prozent im Jahr 2025. “Ein gesundes Wachstum, das heißt: nachhaltig, ohne Massenkündigungen oder übermäßige ineffiziente Marketingausgaben”, erklärt Hurnaus abschließend. “Das ist der österreichische Weg, im Gegensatz zum Silicon-Valley-Ansatz (der für viele Unternehmen funktioniert, aber nicht unser Stil ist)”.

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