15.06.2018

CODE University: Berliner Hochschule will “digitale Elite” ausbilden

In Österreich wird noch laut über eine Coding-FH nachgedacht. In Berlin gibt es seit vergangenem Herbst eine. Wir sprachen mit Initiator Thomas Bachem.
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CODE University
(c) CODE University: Das Gebäude

Wer Programmieren wollte, brachte sich das bislang entweder im Learning-by-doing-Verfahren selbst bei oder studierte Informatik an einer Universität. Aber bilden die Institutionen bedarfsgerecht jene aus, die später einmal ein Tech-Unternehmen gründen wollen? “Nein”, sagt Gründer und Kanzler der neu gegründete CODE University of Applied Sciences in Berlin. Und will das Prinzip Hochschule deshalb komplett neu denken.

Im Herbst letzten Jahres war es soweit. Insgesamt 88 Studierende aus 15 verschiedenen Ländern nahmen ihr Studium an der CODE University auf. Ein Jahr später hat sich die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber noch einmal deutlich erhöht, mehr als 120 neue Studierende werden für Herbst erwartet. Ihr Berufsziel: Softwareentwickler, Interaktionsdesigner oder Produktmanager. Studiengänge, die eng mit der Wirtschaft verzahnt gelehrt werden.

+++ Schramböck: Coding als neuer Lehrberuf +++

Erst Gründer, jetzt Kanzler einer Hochschule

Initiiert hat die Hochschule 2015 Thomas Bachem, die Idee hierfür “ist aber schon sehr viel älter”, sagt er. Der heute 32-jährige hatte sich bereits als 12-jähriger das Programmieren quasi autodidaktisch beigebracht. Im Jahr 2000 gründete er sein erstes Startup, weitere folgten, darunter 2005 auch Sevenload, seinerzeit als das deutsche Pendant zu YouTube gefeiert. Bachem verkaufte erfolgreich an den Medienkonzern Burda, auch Xing gehörte zu Käufern eines seiner späteren Unternehmen. Bereits mit Ende 20 investiert der Jung-Unternehmer auch als Business Angel erfolgreich in Startups unter anderem in Deutschland und in Österreich.

Bachem studierte zunächst ganz klassisch Betriebswirtschaftslehre, und das auch mit, sagen wir, mäßiger Begeisterung. Viel zu theoretisch sei das Studium an einer deutschen Universität gewesen. Mit der CODE University hat er nun eine Hochschule eröffnet, die er sich seinerzeit als Student selbst gewünscht hätte. Zu den Co-Foundern der privaten Hochschule zählen Manuel Dolderer und Jonathan Rüth.
Zunächst finanzierte Bachem das Projekt aus seinem privaten Vermögen, bald folgten Kapitalspritzen aus externer Hand. Bislang wurden rund fünf Millionen Euro von zahlreichen Business Angels eingesammelt, darunter prominente Namen wie Benjamin Otto aus dem gleichnamigen Familienclan, Online-Marketing-Guru Florian Heinemann, deutscher “Business Angel des Jahres” Christian Vollmann, Internet-Unternehmerin Verena Pausder, Bigpoint-Gründer Heiko Hubertz, Ijad Madisch, Gründer von ResearchGate, oder Trivago-Macher Rolf Schrömgens.

Nähe zu Wirtschaft soll Vorteile bringen

“Klar! Hier hätte ich sofort studiert”, sagt der 32-Jährige begeistert während des Rundgangs durch die Räumlichkeiten. Statt miefiger Hörsäle und verstaubten Bibliotheken können die Studierenden hier zwischen Latte Macchiato und Bällebad ihre Projekte realisieren und den Lehrstoff in Räumen in bester Startup Manier pauken. Das ist gewollt und daher auch kein Zufall: Die Hochschule nutzt die Räumlichkeiten in der Factory am Görlitzer Park. Die Factory in Berlin ist ein exklusiver Co-Workingspace, in dem große internationale Scaleups und IT-Konzerne wie Uber, SoundCloud oder Google sowie traditionelle Unternehmen, darunter die Deutsche Bank, Audi oder Vodafone, Büros bezogen haben.

Auch die Hochschule selbst wird von vielen etablierten Playern finanziell und inhaltlich unterstützt, Unternehmen wie Facebook, Zalando oder Porsche sind als enge Partner an Bord. Für die Studierenden der Hochschule hat das viele Vorteile. Zum einen werden verzahnt mit der Wirtschaft Projekte bedarfsgerecht und praxisnah entwickelt und so manche Kooperationen führen bereits weit vor Beendigung des Studiums zu Jobangeboten.

Digitale Elite als Gründer von morgen

“Die Mehrheit unserer Studierenden hat bereits jetzt eine eigene Gründungsidee”, sagt Bachem. Über 2000 Bewerbungen hatten Bachem und seine Co-Founder im vergangenen Jahr erhalten. Dabei ist das Studium erstmal eine große Investition: Knapp 27.000 Euro kostet das Studium pauschal für drei Jahre. Die Studierenden können wahlweise monatlich zahlen – oder zunächst kostenfrei studieren und später einen prozentualen Anteil ihres Einkommens zurückzahlen. Das soll Chancengleichheit sicherstellen. Geht die Rechnung auf? Bachem und seine Mit-Gründer gehen mit dem Späterzahlmodell jedenfalls ein hohes Maß an Risiko ein.

Allerdings ist die Nachfrage auch im zweiten Jahrgang ungebremst hoch: Wohl mehr als 120 deutsche und internationale Studierende werden ab Herbst ihre Ausbildung in einem der drei Studiengänge aufnehmen.

Mehrstufiges Bewerbungsverfahren

Formale Voraussetzung zum Studium an der CODE ist eine Hochschulzugangsberechtigung, wie man sie auch zum Studium an jeder anderen deutschen Fachhochschule braucht. Zusätzlich werden mit den Bewerbern persönliche Gespräche geführt und eine Projektarbeit eingefordert. “Schließlich suchen wir nicht nur die Klischee-Nerds, sondern möchten eine heterogene Gruppe von Studierenden zusammenbringen”. Ein Assessment Center soll darüber final entscheiden, denn in den folgenden drei Jahren werden die Studierenden viel gemeinsam lernen und zusammen an Projekten arbeiten. So soll jeder lernen, über die eigene Disziplin hinaus in Teams zu arbeiten und Projekte zu realisieren.

Derzeit arbeiten insgesamt zwölf feste Dozenten und Professoren an der CODE University, unterstützt durch weitere freie Dozenten aus der Praxis. “Es war anfänglich gar nicht so leicht, entsprechendes Lehrpersonal zu finden”, sagt Bachem rückblickend, “doch das gelingt uns mittlerweile immer besser”. Ein größeres Problem sei es nach wie vor, auch Frauen für das Angebot zu begeistern. Wie in allen digitalen Disziplinen ist der Anteil deutlich geringer. “Wir müssen Frauen schon in ihrer Jugend für dieses Themenfeld begeistern, sonst fehlt einfach das Interesse”, stellt der Unternehmer fest. Dafür haben er und seine Mitgründer die gemeinnützige Code+Design Initiative ins Leben gerufen.

CODE University (vorerst) nur in Berlin

Pläne, das Konzept auf andere Standorte zu übertragen, gibt es laut Bachem derzeit noch nicht. “Allerdings ist das Interesse in der Tat auch aus dem Ausland sehr groß”, sagt er. “Natürlich ist es reizvoll, unser Konzept zu skalieren und noch mehr Menschen zu erreichen – das kenne ich als Startup-Unternehmer ja nur zu gut”, so Bachem. Aber er bleibt zurückhaltend. Er hat andere Ziele. “Statt auf Quantität fokussieren wir voll und ganz die Qualität, wollen zunächst eine starke Marke aufbauen und die Community innerhalb des Berliner Standorts stärken. Berlin ist eine attraktive und internationale Stadt, die die Leute anzieht”, weiß er aus Erfahrung, “warum also schon jetzt andere Standorte in den Blick nehmen”.

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Remitly, ein US-Online-Anbieter für Finanzdienstleistungen, hat 4.200 erwerbstätige Erwachsene aus 22 Ländern in einer Studie rund um das Thema Work-Life-Balance befragt. Im Zuge dessen ging es um tägliche Arbeitsstunden, die Länge des Arbeitsweges, die Schlafdauer vor einem Arbeitstag und und die Länge der täglichen Pausen. Auch die Zufriedenheit mit dem eigenen Arbeitsleben fand Einklang in die Studie. Nach Erhebung der Daten wurden die einzelnen Faktoren bewertet. Das Ziel: Herauszufinden, welche Länder weltweit die “beste Work-Life-Balance bieten”. Erfasst wurden die Daten diesen September.

Der Norden ist am Balance-freundlichsten

Nach dem Ranking des US-Finanzdienstleisters steht Österreich gar nicht so schlecht da: Platz 11 erreichten wir im Rahmen der Studie. Wenig überraschend gingen Platz eins und zwei wieder in den Norden – konkret an Finnland (Platz eins) und Dänemark (Platz zwei). An dritter Stelle im Work-Life-Ranking steht die Schweiz.

Finnland ist laut Remitly mit 73 von 100 Punkten im Index das Land mit den besten Rahmenbedingungen für eine Work-Life-Balance. Der Studie zufolge soll Finnland seinen Erwerbstätigen schon seit fast 30 Jahren flexible Arbeitsbedingungen bieten.

Dänemark auf Platz zwei erreichte 70 von 100 Punkten. Die Durchschnittsarbeitszeit pro Tag belief sich hier auf sieben Minuten und 25 Stunden. Auch laut OECD Better Life Index liegt die Zufriedenheit im Beruf sowie die allgemeine Lebenszufriedenheit in Dänemark über dem weltweiten Durchschnitt.

Trotz längerer täglicher Arbeitszeit und längerer Pendelzeit als Platz 1 und 2 landet die Schweiz auf Platz drei, was Remitly unter anderem mit den vier bis fünf bezahlten Urlaubswochen begründet. Auch die Pausenzeiten umfassen mit 56 Minuten täglich ein Maximum unter den befragten Ländern.

Platz vier ergattert Frankreich – unter anderem auch deshalb, da die Normalarbeitszeit in Frankreich bei 35 Wochenstunden liegt. Alles darüber wird als Überstunde gerechnet und dementsprechend in Zeitausgleich oder Bezahlung vergolten.

Für Work Life Balance wird umgezogen

Neun der zehn führenden Länder befinden sich in Europa. Der einzige Ausreißer: Neuseeland auf Platz 5. Außerdem gaben vier von zehn (42 Prozent) Befragten an, dass sie in den nächsten fünf Jahren auf der Suche nach besseren Arbeitsbedingungen ins Ausland ziehen möchten.

In den Top zehn befinden sich nach den ersten vier Platzierten – nach Rangliste Finnland, Dänemark, Schweiz und Frankreich – schließlich Neuseeland (Platz 5), Schweden (Platz 6), die Niederlande (Platz 7), Portugal (Platz 8), Belgien (Platz 9) und Tschechien (Platz 10).

Österreich belegt Platz 11, gefolgt von Deutschland (Platz 12), Spanien (Platz 13), Italien (Platz 14) und Kanada (Platz 15).

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