02.09.2022

Was eine CO2-Kennzeichnungspflicht bei Produkten bringen würde

Wie können wir uns als Konsument:innen möglichst treibhausgasschonend verhalten und welche Möglichkeiten bieten dabei technologische Innovationen und eine mögliche CO2-Kennzeichnungspflicht? Antworten darauf hat uns der renommierte Energiewissenschaftler Keywan Riahi geliefert.
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(c) Emanuel Kaspar / der brutkasten

Die Kennzeichnung bei verarbeiteten Lebensmitteln ist in manchen Bereichen bereits üblich. Als Beispiel lässt sich der Nutri-Score anführen. Dabei handelt es sich um eine freiwillige Nährwertkennzeichnung von Lebensmitteln, die zu gesünderen Kaufentscheidungen beitragen soll. Doch auch im Bereich des Klimaschutzes wird über eine Kennzeichnung von CO2-Emissionen bei Produkten diskutiert. Für eine derartige Kennzeichnungspflicht spricht sich beispielsweise der renommierte Energiewissenschaftler Keywan Riahi aus. Laut dem Web of Science zählt er zu den einflussreichsten und am meist zitierten Energie- und Klimawissenschaftler weltweit. Im Zuge des European Forum Alpbach hat er uns erläutert, wie eine derartige Kennzeichnung aussehen könnte.

Welche Kennzeichungspflicht ist notwendig, damit Konsument:innen auch bei Treibhausgasen mehr Entscheidungsgewalt bekommen? 

Wie Sie gesagt haben, wäre eine Kennzeichnungspflicht in erster Linie notwendig, damit wir als Konsument:innen einfach wissen, wie wir uns möglichst treibhausgasschonend verhalten können. Und da gibt es viele Möglichkeiten. Die Digitalisierung öffnet wirklich ein Spektrum an unterschiedlich Tools, die man verwenden kann. Ich denke hier beispielsweise an Smartphone-basierte Systeme, die aufzeichnen, ob wir uns gerade in der Straßenbahn, im Auto oder zu Fuß fortbewegen. Zum Beispiel war gestern ein besonders guter Tag, weil Sie zu Fuß in die Firma gegangen sind und dadurch 50 Prozent ihrer Treibhausgas-Emissionen an diesem Tag eingespart haben. Und derartige Systeme gibt es noch nicht in einer Form, wo ich sagen würde, es ist professionell genug, um den Konsument:innen einfach klar zu machen, was deren Entscheidungen für das Klima bedeutet.

Alle Produkte, für die es keine Bilanz gibt, sollten meines Erachtens mit einer Warnung versehen werden.

Keywan Riahi

Und es müssen ganz einfache Systeme sein. Keiner ist bereit, ein wissenschaftliches Paper zu lesen und zu verstehen, wie groß der CO2-Fußabdruck ist.

Das muss so ähnlich funktionieren wie Apps, die es ja beispielsweise im Fitnessbereich bereits gibt. Die helfen zu verstehen, ob man genug trainiert oder nicht. So ähnlich könnte man das mit dem CO2-Fußabdruck auch machen. Und ganz wichtig würde ich finden, dass wir das im Mobilitäts- und Energie-Sektor machen. Aber auch für den täglichen Einkauf im Supermarkt wäre es hilfreich, dass Konsument: innen, wissen, ob Produkte CO2 effizient hergestellt wurden. Das ist natürlich eine große Herausforderung, da viele Produkte aus vielen Einzelprodukten bestehen. Schlussendlich sind aber Entscheidungsträger:innen gefragt, dass es hier klare Regelungen gibt. Die Industrie muss dann dementsprechend auch nicht nur eine finanzielle Bilanz, sondern auch eine Treibhausgasbilanz vorweisen.

Und welche Player wären hier wirklich notwendig, um an einem Tisch zusammenzukommen und weshalb sollten sie das machen?

Ich kann mir gut vorstellen, dass Betriebe, die sehr Treibhausgas schonend arbeiten und bereits Innovatoren sind, sehr daran interessiert sind, dass sowas vom Konsument:innen wirklich wahrgenommen wird. Standards, wie man Treibhausgase zu berechnen hat und wie man derartige Bilanzen erstellt, gibt es ja schon. Man muss nicht alles neu erfinden, aber derartige Standards sind notwendig, um Green Washing zu vermeiden. Diese Standards müssen vorgegeben werden, damit Unternehmen dieses Labeling einführen. Man kann es auch auf freiwilliger Basis machen. Alle Produkte, für die es keine Bilanz gibt, sollten meines Erachtens mit einer Warnung versehen werden.

Sprich auf freiwilliger Basis, aber diejenigen, die nicht daran teilnehmen wollen, werden als nicht transparent gelabelt?

Man kann sich natürlich überlegen, wie man das definieren möchte. Aber man sollte natürlich den Konsument:innen klar kommunizieren, dass die Treibhausgas-Emissionen des Produktes unbekannt sind. Und wenn wir dann an die digitale Zukunft denken, werden die Konsument:innen, wenn sie ihr Smartphone hochhalten, grüne und rote Bereiche sehen. Schlussendlich haben die Konsument:innen es in der Hand, ob sie zu grünen oder roten Produkten greifen. Im Moment ist das ganze sehr komplex, selbst für einen Wissenschaftler wie mich.


Tipp der Redaktion

Im Rahmen des Themen-Tracks The Climate Opportunity widmet sich das European Forum Alpbach in diesem Jahr unter anderem verstärkt den Herausforderung im Zuge der Klimakrise. Der brutkasten ist als Medienpartner vor Ort und berichtet live.


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London, Berlin, Paris, Lissabon, Barcelona, New York, Los Angeles, Chicago, San Francisco, Sydney, Melbourne, Tokio und Seoul – das sind nur 13 von rund 150 Städten weltweit, in denen das Wiener Ein-Mann-Startup Creative Lunch Club Personen aus der Kreativbranche zusammenbringt.

Einmal im Monat Mittagessen

Das Prinzip der im April 2023 vom Social Media Marketer Klaus Heller gestarteten Plattform ist schnell erklärt: Als Mitglied des Creative Lunch Clubs werden Menschen aus der Kreativbranche einmal im Monat mit zwei anderen gematcht und treffen sich mit ihnen zum Lunch. Die Gebühr dafür beträgt zehn Euro für drei Monate. Unter den Mitgliedern sind etwa Art- und Creative-Directors, Grafikdesigner:innen, Fotograf:innen und Illustrator:innen, Architekt:innen, Musiker:innen, Fashion-Designer:innen und Künstler:innen.

Mehr als 10.000 Mitglieder beim Creative Lunch Club

Mehr als 10.000 Mitglieder konnte Heller nach eigenen Angaben bereits gewinnen. Allein in Österreich ist der Creative Lunch Club in Wien, Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck aktiv, in Deutschland in Berlin, Hamburg, München, Frankfurt, Köln, Düsseldorf und Stuttgart. Auch in anderen Ländern sind nicht nur die großen Metropolen, sondern auch kleinere Kreativ-Zentren vertreten.

Mitglieder organisieren Termin nach Matching selbstständig

Dabei achte man auf einen einfachen Anmeldeprozess, schreibt Heller. “Man beantwortet ein paar Fragen nach Beruf, Website und Social-Media-Channel, gibt ein, in welcher Stadt man vernetzt werden möchte und zahlt den Mitgliedsbeitrag. Am Beginn des folgenden Monats wird man dann mit zwei anderen Menschen aus der Kreativbranche per Mail connected. Per Mail oder WhatsApp wird dann von den Mitgliedern selbstständig ein gemeinsamer Termin für das Mittagessen organisiert”, so der Gründer.

“Keine Regeln” im Creative Lunch Club

Für das Lunch selber gebe es dann “keine Regeln”. “Es kann über die eigenen Projekte, über Herausforderungen, was einen inspiriert, aber auch über persönliche Themen gesprochen werden. Dadurch, dass alle Mitglieder in der Kreativwirtschaft arbeiten, finden sich sehr schnell Themen und der Gesprächseinstieg fällt leicht”, schreibt Heller.

“Die andere Person nie wiederzusehen, ist aber ebenso okay”

Mitglieder würde sich über die unterschiedlichsten Themen austauschen. Manchmal würden sich gemeinsame Projekte, Kooperationen oder sogar Freundschaften ergeben. “Die andere Person nie wiederzusehen, ist aber ebenso okay”, so der Gründer. Generell würden viele Personen Creative Lunch Club nutzen, um nach einem Umzug in einer neuen Stadt schneller Anschluss in der Kreativbranche zu finden oder um ihr internationales Netzwerk zu vergrößern.

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