22.02.2023

ClimateTech: Braucht es Corporate Ventures für den nachhaltigen Durchbruch?

Welche Vorteile bietet "Corporate Venture Building" für Startups, die teils kostenintensiven Klimatechnologien entwickeln und zur Marktreife führen? Antworten darauf liefert Christoph Hornik, Innovationsmanager bei TheVentury, in einem Gastbeitrag.
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Christoph Hornik
Christoph Hornik | (c) privat

Seit einigen Jahren navigieren Corporates nun bereits im Startup-Ökosystem und versuchen, Innovationen abseits der Kernorganisation nicht mehr nur über Corporate Venture Capital, sondern nun auch mit Hilfe eigener Ventures auf den Markt zu bringen. MyFlexbox dient hier als jüngstes Paradebeispiel, welches zeigt, wie erfolgreich Konzern-Startups sein können. Gerade im ClimateTech-Bereich verorte ich hier noch großes Potenzial.

ClimateTech Gründer:innen stehen vor besonders großen Herausforderungen

Einfach ist es nicht, dass Leben eines ClimateTech Entrepreneurs. Trotz Investitions-Boom der VC-Landschaft stehen nachhaltigkeitsfokussierte Startups immer noch vor einigen spezifischen Herausforderungen.

Spricht man mit den Foundern von ClimateTech-Startups hört man immer wieder von der Herausforderung, die Marktnachfrage mit dem technologischen Reifegrad der Technologie in Balance zu halten. Insbesondere Hardware und DeepTech Startups, welche eine nachhaltige Mission verfolgen, stehen häufig langen Entwicklungszyklen gegenüber, welche natürlich auch mit signifikanten Kosten einhergehen. Insbesondere in dieser Phase ist es schwierig für Gründer:innen, Kapital aufzustellen, um das gefürchtete „Valley of Death“ zu überwinden.

Außerdem versucht ein Großteil der ClimateTech-Innovationen Industrien zu disruptieren, welche hochreguliert sind. So beispielsweise im ConstructionTech-Bereich, oder im Energiesektor bzw. durch nachhaltige Mobilität. Dies verlangsamt nicht nur den Markteintritt, da sich Gründer:innen intensiv mit der Regulatorik vertraut machen müssen, es erhöht auch die Kosten bis zum Markteintritt, um die notwendigen Zertifizierungen zu erlangen.

Corporate Venture Building als Antwort auf diese Challenges?

Über die letzten Jahre hinweg hat sich Venture Building als Vehikel für jene Innovationen, welche weiter weg vom Kerngeschäft zu verorten sind, auch in Österreich etabliert. Hierbei gründen Konzerne eigenständige Organisationsformen bzw. Unternehmen, um fernab von bestehenden Strukturen und Prozessen eigene „Startups“ aufbauen zu können. Meist passiert dies gerade in der Anfangsphase zusammen mit einer externen Agentur, dem sogenannten Venture Builder.

Gerade im ClimateTech klingt es, als würde diese Kombination wie die Faust aufs Auge passen:

ClimateTech: Zugang zu Kapital

Während der Venture Builder die Gründungserfahrung, sowie die strukturierte Expertise im Bereich der Validierung neuer Geschäftsmodelle und -ideen mitbringt, liefert der Konzern den Zugang zu Kapital. Dies ist insbesondere im ClimateTech-Bereich ein wichtiges Asset, um die oftmals hohen Entwicklungskosten zu überbrücken. 

Außerdem kann der Konzern auch als Financier des weiteren Kapitalbedarfs dienen. Hier ist es besonders wichtig, von Anfang an Klarheit darüber zu schaffen, dass das initiale Budget nicht für den Go-To-Market reichen wird und so früh wie möglich potenzielle Größenordnungen für Folgefinanzierungen zu kommunizieren.

Gleichzeitig sind ClimateTech Ventures, die mit Corporate Venture Buildern gegründet werden, zumeist genau auf diese finanzielle Unterstützung des Mutterunternehmens angewiesen. Durch das strukturelle Set-Up von Corporate Ventures sind diese verglichen zu traditionellen Startups meist deutlich weniger attraktiv für Finanzinvestor:innen. Gleichzeitig boomen Venture Capital Investitionen in „traditionelle“ ClimateTech-Startups, es scheint also als würde es hier tatsächlich einen nachhaltigen Trend hin zur höheren Kapitalbereitstellung für nachhaltige Startups am Kapitalmarkt geben. Wenn das Mutterunternehmen hingegen beschließt, seine Investitionen in den ClimateTech-Bereich zu reduzieren oder einzustellen, kann dies den Erfolg des Ventures langfristig beeinträchtigen.

Reputation des Konzerns

Es ist eines der ersten Konzepte, welche man in der Innovationsforschung lernt: die “Liabilities of Smallness and Newness” von Startups, also dass eben diese Nachteile daraus ziehen, dass sie aufgrund ihrer Größe und mangelnden Etablierung am Markt kaum Ressourcen, Reputation oder Netzwerk besitzen.

Tatsächlich kann gerade im ClimateTech-Bereich der Zugang zu bestehenden Kund:innen, aber auch die Reputation des hinter dem Venture stehenden Konzerns ein Game Changer sein. Gerade neuen nachhaltigen Technologien wird zunächst häufig Skepsis gegenüber gebracht. Die Marke und Reputation von etablierten Playern kann hier genutzt werden, um diese Skepsis zu überwinden. 

Es ist jedoch essentiell, dass der Konzern diese Bestrebungen glaubhaft vertreten kann. Sollte das Mutterunternehmen beispielsweise auch in Branchen tätig sein, die negative Auswirkungen auf die Umwelt haben, könnte dies nicht nur jegliche Vorteile aus der bestehenden Marke und Reputation für das Venture nichtig machen, sondern auch am Image des Konzerns nagen – Stichwort Greenwashing. Es gibt jedoch auch Konzerne, welche aus klimaschädlichen Branchen kommen und sich bewusst und glaubhaft für die, und hin zur, nachhaltigen Transformation positionieren – hier kann Corporate Venture Building genau das richtige Innovationsvehikel sein.

Zielhorizont & Ausrichtung

Zuletzt unterscheidet sich natürlich auch das Zielbild zwischen jenem, eines Corporate Ventures, und dem eines VC-finanzierten Startups.

Corporate Ventures haben oft eine langfristige Vision und sind nur selten Exit-orientiert. Dies ermöglicht es, auch langfristige Investitionen in ClimateTech-Ideen zu tätigen, die sich möglicherweise erst langfristig auszahlen.

Gepaart mit einer potentiellen EBIT-Fokussierung, bzw. einem kurzfristigen Profitabilitätsbestreben, welches wir in Corporate Ventures häufig sehen, kann dies auch bedeuten, dass ClimateTech Ventures weniger darauf ausgerichtet sind, schnell zu skalieren oder die Marktanteile zu maximieren, was für Exit-getriebene Startups oft ein Hauptziel ist. Dies kann dazu führen, dass das ClimateTech-Ventures langsamer wachsen und möglicherweise von traditionellen Venture Capital finanzierten Startups eingeholt, oder sogar überholt, werden.

Fazit zu ClimateTech & Corporate Ventures

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der ClimateTech-Bereich durchaus mit einem eigenen Set an Herausforderungen für Entrepreneure einherkommt. Es scheint, als wären Corporate Ventures gut dafür gerüstet, einige diese Aufgaben zu meistern, während es definitiv Bereiche gibt, in welchen „traditionelle“ Startups natürlichere Vorteile genießen. Corporate Ventures verfügen oft über Ressourcen und Erfahrung, die ihnen dabei helfen können, einige der spezifischen Herausforderungen zu meistern, während traditionelle Startups flexibler sind und die Incentive-Strukturen häufig zu schnellerer Skalierung führen. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese beiden Arten von Ventures in Zukunft entwickeln werden und ob sich ihre Stärken in unterschiedlichen Unterbereichen des ClimateTech-Verticals noch besser ausspielen lassen. Eines ist jedoch sicher: je mehr Kräfte für eine nachhaltige Zukunft kämpfen, desto besser. Wenn sie dabei gezielt zusammenarbeiten, können sie Synergien erzeugen, die zu noch größeren Erfolgen führen können.


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Veo Partners Founder-Team
Das Team hinter Veo Partners. (c) Veo Partners

Muss ein Unternehmen neue Regularien umsetzen, wird das oft als Hürde gesehen. Das Consulting-Unternehmen Veo Partners will Unternehmen dabei helfen, ihre Lieferketten so anzupassen, dass internationale Reporting-Standards wie die EU Deforestation Regulation (EUDR) oder das Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) erfüllt werden. Für Co-Founder Sebastian Vogler war vor allem die EU-Entwaldungsverordnung ausschlaggebend. Diese habe viele Firmen in der Holz- oder Kaffeebranche vor Herausforderungen gestellt. Um diese zu lösen, brauche es jemanden, der sich gut mit dem Thema auseinandergesetzt habe.

Was besagt die Entwaldungsverordnung der EU (EUDR)?

Mit dem 29. Juni 2023 wurde die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR) in Kraft. Bis zum 30. Dezember 2024 müssen sich Unternehmen und Händler:innen in der EU auf neue Regeln zu entwaldungsfreien Lieferketten einstellen. Sie sollen sicherstellen, dass eine Reihe von Waren, die in der EU in Verkehr gebracht werden, nicht zur Entwaldung und Waldschädigung in der EU und anderswo in der Welt beitragen.

Entwaldungsverordnung der EU als Ausgangspunkt

Gegründet wurde Veo Partners von Andreas Siebert, Sebastian Vogler und Thomas Blaschke. Gemeinsam mit vier weiteren Expert:innen deckt das siebenköpfige Team die Themen Lieferkettenmanagement, Risikoanalysen, Geoinformatik, Satellitendaten, Agroforstwirtschaft und ESG-Compliance ab. Das Tullner Startup Beetle ForTech ist über die Geo Citizens FlexCo beteiligt, die übrigen Beteilungen halten zwei bayrische Partner.

Am Beginn dieser Zusammenarbeit stand Thomas Blaschke. Er erkannte, dass es Expertise aus vielen verschiedenen Bereichen braucht, um die Entwaldungsverordnung (EUDR) der EU umzusetzen. “Bildlich gesprochen: Für jeden Sack Kaffee, für jeden Holzstamm, der in die EU importiert wird, braucht man ein sogenanntes Due-Diligence-Zertifikat, ein Sorgfaltszertifikat. Ein solches Zertifikat beweist, dass dieses Gut nicht zu einer Entwaldung oder Walddegradierung beigetragen hat”, sagt Blaschke im Gespräch mit brutkasten. Dafür brauche es sowohl juristisches, als auch technisches Wissen. Veo Partners decke das als Science-based Consulting-Unternehmen ab. Als Startup würde man sich allerdings noch nicht bezeichnen, sagt Blaschke.

Geopositionen sammeln und auswerten

Das “Veo” in Veo Partners steht für das Unternehmensmotto “verify – evaluate – orientate”. Man möchte “Informationen ganzheitlich verifizieren, Risiken bewerten und die strategische Ausrichtung eines Unternehmens anhand von Nachhaltigkeits- und Rechtsvorgaben gestalten”. Veo Partners sehe diese Vorgangsweise als eine “Chance für das gesamte Lieferketten-Management im Unternehmen”.

Konkret werden dabei Lieferantendaten mit Geopositionen gesammelt, ausgewertet und in den jeweiligen Kontext der Kunden eingebettet. Die Expertise rund um die Kartierung, Rückverfolgbarkeit und Überwachung von Geolokationen stammt von den drei Gründer:innen von Beetle ForTech. Koimé Kouacou, Anh Nguyen und Veo-Partners-Cofounder Sebastian Vogler sind mit ihrer Geolokation-Lösung mittlerweile international tätig.

Dadurch unterscheide man sich auch von dem bekannten Lieferketten-Scaleup Prewave, sagt Thomas Blaschke. Das sei in der Nachhaltigkeitsberichterstattung sehr stark, Veo Partners konzentriere sich hingegen momentan auf die Entwaldungsverordnung. Hier gebe es nur eine Teilüberlappung.

Nachhaltigkeitsassistent mit KI-Unterstützung

Das Unternehmen plant auch, Versicherungslösungen zu entwickeln, die den Kunden dabei helfen sollen, Nachhaltigkeitsrisiken zu minimieren. Ein weiteres Projekt ist die Entwicklung eines KI-gestützten Nachhaltigkeitsassistenten, der Unternehmen bei der Einhaltung von Umweltstandards und der Automatisierung von Compliance-Prozessen unterstützen soll.

Einer der ersten Kunden ist die österreichische Kaffeerösterei Grandoro von Ulrich Salamun, die unter den Namen Biosfair auch ihren eigenen Bio-Kaffee in Nicaragua produziert. Veo Partners unterstützt sie dabei, die Rückverfolgbarkeit der Kaffeelieferkette sicherzustellen.

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