09.04.2021

Cleanvest: So werden Fonds auf Kinderarbeit, fossile Energie & Co geprüft

Das Wiener Sozialunternehmen ESG Plus betreibt seit Herbst 2019 die Online-Plattform "Cleanvest", die Fonds anhand von zehn Kriterien, wie beispielsweise Kinderarbeit oder fossile Energie, auf ihre Nachhaltigkeit prüft. Elisabeth Müller, Country Managerin Österreich, erläutert im Interview, wie diese Kriterien in der Praxis überprüft werden und spricht zudem über die weiteren Wachstumspläne.
/artikel/cleanvest-interivew-elisabeth-mueller
Cleanvest
Country Managerin Österreich von ESG Plus Elisabeth Müller | (c) der brutkasten

Seit Anfang 2020 führt Elisabeth Müller als Country Managerin die Österreich-Geschäfte von ESG-Plus, das die auf Nachhaltigkeit spezialisierte Fonds-Vergleichsplattform “Cleanvest” betreibt. Das Wiener Sozialunternehmen rund um Gründer Armand Colard wurde 2019 gegründet und expandiert aktuell nach Deutschland – der brutkasten berichtete.

Die Plattform Cleanvest ermöglicht es privaten und institutionellen Investoren klimaschonende und sozial nachhaltige Fonds zu identifizieren. Die Nutzer können bestehende Investitionen nach zehn Kriterien prüfen oder neue Investitionsmöglichkeiten suchen, die zu ihren eigenen Werten passen.

Im Rahmen von “One Change a Week” – dem Nachhaltigkeitsformat des Brutkastens – spricht Müller darüber, wie diese Kriterien in der Praxis überprüft werden.

Welchen Impact hat ESG Plus mit seiner Plattform “Cleanvest”?

ESG Plus ist ein Sozialunternehmen und als solches sind wir auf nachhaltige Lösungen für den Finanzmarkt spezialisiert. Zu unseren Kunden zählen Banken, Versicherungen aber auch institutionelle Investoren, wie Vorsorge- oder Pensionskassen.

Damit das Pariser Klimaschutzabkommen und das darin verankerte 1,5-Grad-Ziel umsetzbar ist, braucht es eine Menge an Geld und Investments in Nachhaltigkeit. Die Europäische Kommission hat beispielsweise berechnet, dass jährlich rund 260 Milliarden Euro für die Finanzierung des Ausbaus erneuerbarer Energien benötigt werden. Und genau hier kommen wir ins Spiel. Wir beraten unsere Kunden dabei, wie sie ihre Kapitalströme von klimaschädlichen Investments zu Investments umschichten können, die zu mehr Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit beitragen. Aktuell betreuen wir mit unseren Kundenprojekten rund zehn Milliarden Euro “Assets under management”.

Zusätzlich haben wir in der Vergangenheit eine starke Nachfrage durch Retail-Investoren wahrgenommen und bieten unsere Vergleichsplattform für Privatpersonen kostenlos an. Ziel ist es, dass sie ihre Investitionsentscheidungen mit ihren eigenen Werten in Einklang bringen können.

Wie prüft ihr die Fonds und Anlageprodukte auf deren Nachhaltigkeit?

Aktuell prüfen wir rund 4000 Anlageprodukte und 12.000 Asset-Klassen. Dazu zählen Aktienfonds, ETFs oder Mischfonds. In der Analyse befassen wir uns sowohl mit konventionellen Fonds als auch Fonds, die spezifisch auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind.

Im Zuge der Überprüfung kommen zehn Nachhaltigkeits-Kriterien ins Spiel, die wir gemeinsam mit unseren Partnern aus der Zivilgesellschaft definiert haben. Im Artenschutzbereich kooperieren wir beispielsweise mit dem “WWF Österreich”, bei Kinderarbeit mit “Jugend Eine Welt” oder bei fossiler Energie und Gas mit “Global 2000”.

Um an die Daten der Anlageprodukte zu kommen, arbeiten wir mit unterschiedlichen Datenprovidern zusammen. Die Kerndaten und Zusammensetzung der einzelnen Anlageprodukte erhalten wir vom Finanzinformations- und Analyseunternehmen Morningstar. Dies umfasst unter anderem die Renditeentwicklung oder Zusammensetzung der Fonds – beispielsweise welche Holdings sich beteiligen.

Für die Gesamtbewertung eines Fonds, werden die enthaltenen Unternehmen den zehn Cleanvest Kriterien zugeordnet und individuell bewertet. Dazu zählen sowohl positive Geschäftstätigkeiten, als auch negative Vorfalls- und Ausschlusskriterien. Diese umfassen beispielsweise Artenschutz, Kinderarbeit, indigene Rechte und seit März diesen Jahres die Gleichstellung von Frauen.

Wie kommt ihr zu den Vorfallsdaten?

Hierfür arbeiten wir mit einem Schweizer Datenanbieter zusammen, der uns die Vorfälle übermittelt. Im Bereich Kinderarbeit und Gleichstellung von Frauen sind es jährlich um die 300 Vorfälle, bei indigenen Rechten hingegen wesentlich mehr.

Im Anschluss prüfen unsere ESG-Analysten jeden dieser Fälle manuell anhand der Kriterien, die wir gemeinsam mit unseren NGO-Partnern entwickelt haben. Sofern diese nicht in Eingklang sind, können Unternehmen “geflaggt” werden. Dabei handelt es sich auch um die größte Arbeit, die hinter Cleanvest steckt, da wir wirklich jeden Fall “per Hand” durchgehen. Aktuell arbeiten vier ESG-Analysten im Jahreszyklus an dieser Thematik. Im letzten Jahr haben wir das Team von fünf auf insgesamt zehn Personen vergrößert.

Wer zählt zu den typischen Kunden?

Wir wollen sowohl Retail-Investoren als auch institutionelle Investoren ansprechen. In der Vergangenheit haben wir eine sehr starke Nachfrage auf der Seite der institutionellen Investoren wahrgenommen. Wir haben festgestellt, dass institutionelle Investoren und Versicherungen Vorreiter sind, wenn es um das Thema “Nachhaltigkeit” geht.

Zudem haben wir ein neues Modell entwickelt, das die Entwicklungsziele der Vereinten Nationen auf gesamte Portfolien messen kann. Bei diesem Impact-Messungstool für SDGs waren institutionelle Investoren die Erstanwender – allen voran die Allianz Vorsorgekasse. Künftig wollen wir auch verstärkt kleinere Asset-Management-Häuser ansprechen, die sich die großen Datenanbieter nicht leisten können.

Wie sieht es bei den eigenen Umsätzen aus?

Am Beginn der Covid-19 Pandemie haben wir uns natürlich die Frage gestellt, wie sich die Krise auf unser Geschäft auswirken wird. Schlussendlich haben wir festgestellt, dass Sustainable Finance noch nie so heiß war. Das trifft sowohl auf die Finanzmarktseite, aber auch auf die Seite der Privatinvestoren zu. Grund dafür sind unter anderem europäische Gesetze, die künftig zu mehr Nachhaltigkeit verpflichten. Zudem sehen wir im Labeling eine große Nachfrage. Dies betrifft nicht nur den Fonds-Bereich, sondern auch Girokonten oder die Kreditvergabe.

Wie sehen eure Pläne für 2021 aus?

Im November 2020 sind wir in den deutschen Markt gegangen und haben Cleanvest dort aufgebaut. Es freut uns, dass die Expansion sehr gut voranschreitet. Wir haben auch einige Projekte mit Partnern, wie beispielsweise der Tomorrow Bank aufgesetzt. Zudem haben wir eine Kooperationen mit dem Handelsblatt schließen können, im Rahmen derer wir regelmäßig Analysen von Cleanvest anbieten. Für 2021 planen wir zudem eine Cleanvest Pro-Variante zu launchen, um künftig noch mehr Details auf Unternehmensseite zur Verfügung zu stellen.


Deine ungelesenen Artikel:
16.12.2024

meo Energy: Grazer Energie-Startup hat nach Insolvenz konkrete Zukunftspläne

Das Grazer Startup meo Energy entwickelt Energiemanagement-Systeme für den Gebäudebestand. Nun meldete das Unternehmen Insolvenz an. Nach brutkasten-Informationen gibt es aber bereits konkrete Pläne zur Weiterführung - gemeinsam mit einem anderen österreichischen Startup.
/artikel/insolvenz-grazer-energie-startup-meo-energy
16.12.2024

meo Energy: Grazer Energie-Startup hat nach Insolvenz konkrete Zukunftspläne

Das Grazer Startup meo Energy entwickelt Energiemanagement-Systeme für den Gebäudebestand. Nun meldete das Unternehmen Insolvenz an. Nach brutkasten-Informationen gibt es aber bereits konkrete Pläne zur Weiterführung - gemeinsam mit einem anderen österreichischen Startup.
/artikel/insolvenz-grazer-energie-startup-meo-energy
Jumug Carbon Recovery Ataleo Insolvenzen
(c) Adobe Stock

Das Grazer Startup meo Energy arbeitet an der Entwicklung eines innovativen Energiemanagement-Systems, speziell konzipiert für bestehende Gebäude und Energiegemeinschaften. Ziel von meo Energy ist es, durch die Nutzung von Gebäuden als Energiespeicher den CO2-Fußabdruck dieser nachhaltig zu senken.

Der Kreditschutzverband KSV 1870 meldete am heutigen Montag, dass das Unternehmen in Insolvenz geschlittert ist. Ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung wurde am Grazer Landesgericht beantragt.

Wie brutkasten erfahren hat, gibt es bereits konkrete Pläne wie es mit dem Unternehmen weitergehen wird. Meo werde demnach gemeinsam mit einem anderen österreichischen Startup “neue Wege gehen”. Dieses sehe in Meo viel Zukunftspotential. Nähere Informationen dazu sollen im neuen Jahr verlautbart werden.

EU: Energieeffizienz bis 2030 um 55 Prozent steigern

Angesichts der russischen Invasion in die Ukraine und der daraus resultierenden Energiekrise, hat die EU 2023 das Ziel der Energieeffizienz erhöht: Die EU-Länder sind rechtlich dazu verpflichtet, ihre Emissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent zu senken. Dies ist ein Zwischenschritt zum Übergang zu einer klimaneutralen Wirtschaft mit Netto-Null-Treibhausgasemissionen bis 2050.

Auch die Immobilienwirtschaft ist auf innovative Lösungen angewiesen, weshalb meo Energy daran arbeitete, Gebäude als große Energiespeicher zu betreiben – mehr im brutkasten Porträt von 2022.


Redaktioneller Hinweis: Nach Veröffentlichung des Artikels wurden brutkasten Informationen zur Fortführung des Unternehmens übermittelt. Diese wurde ergänzt.

Toll dass du so interessiert bist!
Hinterlasse uns bitte ein Feedback über den Button am linken Bildschirmrand.
Und klicke hier um die ganze Welt von der brutkasten zu entdecken.

brutkasten Newsletter

Aktuelle Nachrichten zu Startups, den neuesten Innovationen und politischen Entscheidungen zur Digitalisierung direkt in dein Postfach. Wähle aus unserer breiten Palette an Newslettern den passenden für dich.

Montag, Mittwoch und Freitag

AI Summaries

Cleanvest: So werden Fonds auf Kinderarbeit, fossile Energie & Co geprüft

AI Kontextualisierung

Welche gesellschaftspolitischen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Cleanvest: So werden Fonds auf Kinderarbeit, fossile Energie & Co geprüft

AI Kontextualisierung

Welche wirtschaftlichen Auswirkungen hat der Inhalt dieses Artikels?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Cleanvest: So werden Fonds auf Kinderarbeit, fossile Energie & Co geprüft

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Innovationsmanager:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Cleanvest: So werden Fonds auf Kinderarbeit, fossile Energie & Co geprüft

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Investor:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Cleanvest: So werden Fonds auf Kinderarbeit, fossile Energie & Co geprüft

AI Kontextualisierung

Welche Relevanz hat der Inhalt dieses Artikels für mich als Politiker:in?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Cleanvest: So werden Fonds auf Kinderarbeit, fossile Energie & Co geprüft

AI Kontextualisierung

Was könnte das Bigger Picture von den Inhalten dieses Artikels sein?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Cleanvest: So werden Fonds auf Kinderarbeit, fossile Energie & Co geprüft

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Personen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Cleanvest: So werden Fonds auf Kinderarbeit, fossile Energie & Co geprüft

AI Kontextualisierung

Wer sind die relevantesten Organisationen in diesem Artikel?

Leider hat die AI für diese Frage in diesem Artikel keine Antwort …

Cleanvest: So werden Fonds auf Kinderarbeit, fossile Energie & Co geprüft