“Wer von Ihnen besitzt ein Bankkonto oder eine Versicherung?”, fragt Armand Colard sein Publikum bei einem Pitch. Nach dieser simplen rhetorischen Frage zeigt der Gründer des Wiener Startups ESG+ einen Umstand auf, der wohl den meisten Endkonsumenten nicht bewusst ist: Jeder im Raum ist (zumindest) über den Umweg von institutionellen Anlegern wie Banken und Versicherungen an Investment-Fonds beteiligt. Und als kritischer Konsument lohnt sich ein Blick auf deren Portfolio. Das erleichtert ESG+ mit seiner Plattform Cleanvest.

+++ Kern Tec: Ein Wiener Startup und die Neudefinition von “Kernspaltung” +++

Bestehende Nachhaltigkeits-Labels sind lückenhaft

Denn die Bandbreite an möglichen fragwürdigen Beteiligungen der institutionellen Anleger ist groß. Cleanvest beleuchtet dabei Umwelt- und Ethik-Aspekte. Positive Beispiele werden hervorgehoben. Zugleich werden Investments in fossile Energie, Atomkraft und Waffenproduktion, oder Unternehmen bei denen Kinderarbeit oder soziale Ausbeutung im Spiel sind oder bedrohte Tierarten gefährdet werden, aufgezeigt. Dabei zeige sich, dass man sich auf bestehende Nachhaltigkeits-Labels nicht immer verlassen kann, sagt Colard. “Es gibt Fonds auf dem Markt, die in Hinblick auf nachhaltige Kriterien gut aufgestellt sind, es aber nicht kommunizieren. Und es gibt sogar nachhaltig gelabelte Fonds, die eher mäßig abschneiden”.

Cleanvest-Launch im Frühjahr mit 2000 Fonds

Noch in diesem Frühjahr soll Cleanvest launchen. Zwischen 4000 und 5000 Fondsprodukte gebe es derzeit am österreichischen Markt. “Im ersten Schritt möchten wir KleinanlegerInnen einfach verständliche Bewertungen zu 2000 Fonds österreichischer Kapitalanlagegesellschaften kostenlos zugänglich machen”, erklärt Colard. Später sollen auch Fonds ausländischer Anbietergesellschaften folgen.

Als WWF-Spinoff gestartet

Die von Cleanvest herangezogenen Daten für die Bewertungen stammen von Partnern wie Morningstar, RepRisk, SIPRI und Carbon Underground 200 sowie aus eigenen Recherchen. Unterstützt wird das Startup zudem von einem NGO-Beirat und einem wissenschaftlichen Beirat. Gestartet hat ESG+ übrigens als Spinoff der Organisation WWF im Jahr 2015. Bereits 2010 hatte Colard, damals WWF-Mitarbeiter, begonnen, gemeinsam mit insgesamt 40 Organisationen ein Bewertungsmodell für Investmentprodukte zu entwickeln. Bald darauf konnte die Allianz Österreich dafür gewonnen werden, das Modell in der Praxis zu testen. “Nach der Entwicklungsphase war der richtige Zeitpunkt, um in Abstimmung mit dem WWF und der Allianz das Modell an eine eigene Gesellschaft auszulagern”, erzählt Colard.

Einzug ins greenstart-Finale

Nun schaffte er es mit ESG+ ins Finale der Top 10 beim Wettbewerb greenstart. Das Coaching habe wertvolle Kontakte im Finanz- und Medienbereich gebracht und spannende Inputs für das Business-Modell geliefert, erzählt Colard über die ersten Monate im Inkubator. “Ich freue mich auch, dass Klima- und Energie-Modellregionen über Cleanvest berichten und stehe gerne als Referent bei Veranstaltungen zum Thema nachhaltiges Investment zur Verfügung”, sagt er.

⇒ Zur Page von ESG+

⇒ Zur Page von greenstart

Redaktionstipps