11.09.2023

Chronisch krank: Alltagshilfe Smartwatch

Die Diagnose einer nicht heilbaren Krankheit kann eine große Belastung darstellen. Ausgiebiges Management der Symptome bedeutet jedoch eine große Entlastung im Alltag. Wearables könnten ein möglicher Schlüssel dafür sein.
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Eine Smartwatch, über der Gesundheitsdaten per Hologramm dargestellt werden.
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Dass Stress krankmacht, ist mittlerweile allgemein bekannt – wird im professionellen Leben aber trotzdem allzu gerne ignoriert. Befindet sich der Körper in einer Stresssituation, sendet das Gehirn etwa Signale an die Muskulatur, die sich daraufhin anspannt. Lässt der Stress nicht nach, kann es zu einer chronischen Muskelverspannung, vor allem im Rücken-/Nackenbereich kommen. Diese kann wiederum Kopfschmerzen auslösen. Werden dann regelmäßig Schmerzmedikamente eingenommen, kann auch das zu körperlichen Nebenwirkungen führen. Das ist nur ein Beispiel vieler möglicher Teufelskreise.

Eine chronische Krankheit zu haben, bedeutet für einen weiten Teil der Bevölkerung alltägliche Einschränkungen. Chronischer Schmerz, Erschöpfung oder regelmäßige Medikamenteneinnahme können den Alltag negativ beeinflussen. Laut Statistik Austria sind in Österreich nach Eigenangaben fast vier von zehn Menschen chronisch krank. Druck im Erwerbsleben verursacht zusätzlichen Stress, der häufig Symptome der Krankheit auslöst. Smartwatches könnten hier Abhilfe schaffen.

Stress reduzieren mit Smartwatches

Doch nicht nur die Muskulatur ist betroffen. Auch unser Herz-Kreislauf-System, die Cortisol-Ausschüttung, unser Energielevel und noch einiges mehr leiden unter konstanter Anspannung. All dies trifft bereits auf grundsätzlich gesunde Menschen zu. Ist man jedoch von einer chronischen Krankheit betroffen, multiplizieren sich die körperlichen Probleme. Für betroffene Menschen ist es daher umso wichtiger, den Alltag kontrolliert zu begehen und Stress zu minimieren – auch wenn das um Einiges leichter gesagt als getan ist.

Und was hat das jetzt mit Smartwatches zu tun? Die beliebtesten Smartwatchmarken in Österreich – Apple, Garmin und Samsung – haben alle gut ausgestattete Funktionen, um den Gesundheitszustand zu überwachen. Sie können Parameter wie Puls- oder Atemfrequenz messen. Schon mit diesen zwei Datensätzen lässt sich Stress passabel überwachen. Doch was tun, wenn der Puls in die Höhe schießt? Kurz gesagt: Atmen. Tief und langsam.

Entspannung durch Atmung

Das ist auch das Prinzip von Biofeedback. Bei Biofeedback werden Körperfunktionen wie die Herzfrequenz, Muskelspannung oder Durchblutung mit geeigneten Geräten gemessen. Der/Die Patient:in erhält sofort Rückmeldung über den körperlichen Zustand – dadurch ist es möglich, den Körper mit richtiger Atmung unter willentliche Kontrolle zu bringen. Diese Methodik ist in der klinischen Psychologie, Psychotherapie und in der Medizin international etabliert. Smartwatches können auch außerhalb des Behandlungszimmers mit dieser Methodik unterstützend wirken. Ein Alarm bei zu hohem Stresslevel ist etwa ein wirksamer Reminder, eine Pause einzulegen.

Ein guter Indikator für Entspannung ist auch die Heart Rate Variability (HRV). In einem entspannten Körper sollte der Herzschlag beim Einatmen schneller sein, als beim Ausatmen. Die Herzschläge pro Minute sollten grundsätzlich in etwa gleichbleiben, aber eine hohe Variabilität innerhalb dieser Minute ist ein gesundes Zeichen. Die HRV-Messung ist laut einem Journalartikel im „European Heart Journal – Digital Health“ beispielsweise mit der Garmin Vivoactive 4 Smartwatch zuverlässig durchführbar.

Schutz der Gesundheitsdaten

Um einen Mehrwert mit Smartwatches im Krankheitsmanagement zu erzielen, ist jedoch ein verantwortungsvoller und informierter Umgang mit neuen Technologien unabdingbar. Davor warnt auch Dr. Alexander Moussa, Allgemeinmediziner und Leiter des Referats e-Health in Ordinationen der Österreichischen Ärztekammer: „Man weiß oft nicht, mit wem man seine höchstpersönlichen Daten teilt. Gerade im Umgang mit Firmen, wo der europäische Datenschutz nicht mehr greift, ist Vorsicht geboten.“

Auch Verunsicherung und Geschäftemacherei mit chronischen Krankheitspatient:innen sieht er problematisch: „Gerade bei Gesundheitsapps ist es ein größer werdendes Thema, dass nicht zertifizierte Anbieter mit in-App Käufen locken, ohne dafür einen gesundheitlichen Mehrwert zu bieten.“ Eine mögliches Zertifizierungsprogramm für Gesundheitsapps und Wearables wird von der Ärztekammer unterstützt: „Es sollte klargestellt werden: Dieses Produkt ist sicher, und die Daten werden nicht für andere ominöse Zwecke verwendet.“

Vereinbarkeit Krankheit und Beruf

Ob eine „normale“ Berufskarriere trotz chronischer Krankheit möglich ist, hängt von der individuellen Situation ab. Sogar dieselbe Krankheit kann sich von Mensch zu Mensch unterschiedlich auswirken. So auch beim Ehlers-Danlos-Syndrom (EDS) – eine genetische Mutation, die Kollageneinlagerung behindert, und dadurch unter anderem das Bindegewebe schwächt. Oft erkennbar sind EDS-Patient:innen durch überstreckbare Gelenke oder teilweise starke Dehnbarkeit der Haut.

Was oft als Partytrick gezeigt wird, kann durchaus fatale Folgen im Alltagsleben haben: Chronische Schmerzen, hohe Anfälligkeit für (Teil-)Ausrenkungen der Gelenke und ständige Erschöpfung. Die Sichtbarkeit der Krankheit reicht von kaum bemerkbar bis hin zur Notwendigkeit von Orthesen und Gehhilfen. Laut der Ehlers-Danlos Society dauert die Diagnostizierung im Durchschnitt 10-12 Jahre. Eine Heilung gibt es nicht.

Schadensbegrenzung durch Smartwatches

Diesen und anderen chronischen Patient:innen bleibt also nur das Management der Krankheit – Schadensbegrenzung. Eine Methodik zu finden, die für eine:n selbst funktioniert, erhöht nicht nur die Lebensqualität, sondern ist im Anbetracht unserer Leistungsgesellschaft überlebensnotwendig. Sollten die körperlichen Beschwerden nämlich bis zur Berufsunfähigkeit führen, ist man auf nicht gerade ausgiebige staatliche Invaliditätspensionszahlungen angewiesen.

Einen individuellen Weg zum Umgang mit dem eigenen Körper zu finden ist freilich keine einfache Aufgabe. Gerade in Zeiten direkt nach der Diagnose kann der neu zu erlernende Umgang mit dem eigenen Körper ein Vollzeitjob sein. Neue Technologien können, sofern sie richtig eingesetzt werden, unterstützen und ein revolutionäres Tool für chronische Krankheitspatient:innen sein.

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Lisa-Marie Schiffner gründet eigenes Tech-Startup Lmwy. (c) Lmwy

Über vier Millionen Menschen folgen ihr auf Social Media, sie wurde in die “Forbes 30 under 30” aufgenommen und gründete mit Anfang 20 ihr eigenes Startup. Die Rede ist von Lisa-Marie Schiffner: Sie gehört zu den bekanntesten Persönlichkeiten in Österreichs Social-Media-Landschaft. Die heute 23-Jährige startete 2013 ihre Reise als Content Creatorin und zählt mittlerweile zu den erfolgreichsten des Landes. Mit ihrer Leidenschaft für Fotografie und Videografie begeistert sie seit rund elf Jahren ihre Community, die insgesamt auf über vier Millionen Follower:innen angewachsen ist.

Was viele nicht wissen: Schon lange vor ihrem Social-Media-Erfolg verfolgte Schiffner den Traum, eine eigene App zu entwickeln. Ende letzten Jahres setzte sie diese Vision in die Realität um und gründete das Tech-Startup Lmwy. Kurz darauf brachte sie ihre Editing-App auf den Markt. Die Idee entstand aus ihrer Frustration, ständig mehrere Apps für die Bildbearbeitung nutzen zu müssen. Ihre Lösung: eine einzige App, die all die Anforderungen und Bedürfnisse eines Content Creators erfüllen soll.

Lmwy als “All-in-One”-Creator-App

Nach fünf Jahren Optimierungszeit war es dieses Jahr endlich so weit: Am 15. April launchte Schiffner ihre Lmwy-App. Die Plattform positioniert sich als die erste „All-in-One“-Creator-App, die laut Produktversprechen sämtliche Werkzeuge für die Content-Produktion in einer Anwendung vereint. Dazu gehören ein Bildbearbeitungstool mit Vorlagen und Filtern sowie ein Video-Tool, das als mobiles Schnittprogramm fungiert. Mit diesen Funktionen soll Lmwy alle notwendigen Features an einem Ort bündeln und das laut Schiffner zu einem vergleichsweise günstigen Preis.

Gegenüber brutkasten betont Schiffner: „Damals musste ich mir alles selbst beibringen und das Problem war, ich musste mir alles zusammen suchen. Ich möchte anderen die Möglichkeit geben, an einem einzigen Ort kreieren zu können – und das nicht nur für professionelle Creator, sondern für alle, die einfach Lust darauf haben”.

Eine weitere Besonderheit der App ist das integrierte Community-Forum, das als Plattform für Austausch und Unterstützung dienen soll. Dort teilt Schiffner ihre Erfahrungen und Tipps als erfolgreiche Content Creatorin. Nutzer:innen erhalten Tutorials zu den neuesten Content-Trends und Inspiration für eigene Projekte. Außerdem verriet Schiffner im Interview, dass bereits die ersten Community-Events in Planung seien. Diese sollen die Möglichkeit bieten, sich persönlich zu vernetzen und gemeinsam Ideen rund um Content Creation auszutauschen.

50.000 iOS-Downloads in einem halben Jahr

Das Unternehmen Lmwy wurde von Beginn an durch Schiffners Personal Brand finanziert. Sie berichtet, dass sie während der Entwicklungsphase „immer wieder viel an der Personal Brand arbeiten musste, um das Startup überhaupt hochziehen zu können”. Die Einnahmen stammen aus den Abonnements der App sowie einem eigenen Online-Shop, bei dem ein speziell für die Content-Produktion entwickelter Kalender angeboten wird. Nach eigenen Angaben verzeichnete die App im ersten Halbjahr bereits 50.000 iOS-Downloads und erzielte einen Umsatz von über 100.000 Euro.

Um die Vision zu verwirklichen, holte sie zwei App-Entwickler ins Team – jeweils für iOS und Google Play. Abgesehen davon sei Lmwy aus einer reinen „One-Woman-Show“ entstanden, wie sie im Interview erklärt. Bis heute übernimmt Schiffner einen Großteil der Aufgaben selbst: von Designentscheidungen bis hin zum Marketing. Zusätzlich greift sie bei Bedarf auf die Unterstützung von Freelancer:innen im Grafikbereich zurück.

Schiffner über Lmwy: “Ich bin auf viel Ablehnung gestoßen”

Der Arbeitsaufwand, besonders in der Anfangsphase, sei zwar oft überwältigend gewesen, doch ihre Vision und ihr Durchhaltevermögen hätten überwogen, erzählt Schiffner im Interview. „Ich habe mir einen Bereich ausgesucht, der mich challenged. Nach elf Jahren als Creator habe ich für mich eine neue Herausforderung gebraucht. Es fühlt sich gerade an wie damals am Anfang von meiner Social Media Karriere, wo sich alles so schwer angefühlt hat. Aber ich habe Bock drauf, ich will dazu lernen und mich weiterentwickeln“.

Schiffner begann ihre Social Media-Karriere zwar rein aus Leidenschaft für die Fotografie, erkannte jedoch bald das enorme Potenzial, das die Plattformen im Bereich Marketing bieten. Dennoch stößt sie des Öfteren auf die Skepsis, die ihrem Berufsfeld entgegengebracht wird. Im Interview erzählt sie: „Ich bin auf viel Ablehnung gestoßen, weil meine App halt darauf ausgerichtet ist, mit Social Media zu interagieren. Dann präsentierst du das eingesessenen Business-Menschen, meistens Männern, die dann letztendlich erstens dich für zu jung empfinden und zweitens dann die Idee scheiße finden, was auch völlig in Ordnung ist”.

Als Frau erlebte sie zusätzlich, dass ihr oft weniger zugetraut wird. „Es ist eine Zusatz-Challenge“, sagt Schiffner, „es gibt immer noch sehr viele Vorurteile, dass eine Frau nicht fähig ist, ein Team zu führen oder irgendwie krass Karriere zu machen“. Anstatt dass Schiffner sich davon demotivieren lässt, lernte sie, an der Kritik und ihren Fehlern zu wachsen. „Ich ecke gerne an, ganz ehrlich. Mittlerweile finde ich es sogar lustig”.

Schiffner mache “Business mit Herz”

Die Lmwy-App ist mit ihren sechs Monaten noch in einer frühen Entwicklungsphase und befindet sich weiterhin in der Optimierung. Für das Team bedeute das Learning by Doing, da die technischen Herausforderungen einer Bildbearbeitungsapp laut Schiffner sehr komplex seien. In Zukunft plant sie, verstärkt auf Fotomanipulation durch Künstliche Intelligenz zu setzen und den Community-Bereich der App weiter auszubauen.

Langfristig schließt Schiffner die Gründung eines weiteren Unternehmens aus. Ihr Terminkalender lasse dafür neben Lmwy und ihrer Personal Brand keinen Raum. Außerdem sei sie sehr familiengebunden und will zukünftig in “Richtung Family gehen und auch eine andere Seite des Erfolgs, den im Personal Life, dann auch genießen”, sagt die 23-jährige Steierin. „Also ich muss nicht mehr die Welt zerreißen. Ich habe voll Bock auf das, was ich gerade mache und ich bin da mit Herz und Seele dabei, aber ich bin nicht verkrampft darin”. Schiffner mache “Business mit Herz und nicht nur aus Geldgründen. Das ist der Grund, weshalb das [Startup] so erfolgreich werden kann, genauso wie die Personal Brand”.


Aus dem Archiv: Lisa Marie Schiffner bei brutkasten Spotlight (März 2023):

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