22.06.2021

Chongqing: Die größte Stadt der Welt bietet noch weitere Superlative

In seiner aktuellen Kolumne beschäftigt sich Mic Hirschbrich mit der jungen chinesischen Metropole Chongqing und ihren Besonderheiten.
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Chongqing - Manhatten in China
brutkasten-Kolumnist Mic Hirschbrich | Hintergrund: (c) chinadaily.com.cn

Irgendwie ist es recht “chillig” in unseren Städten geworden, um einen neu-deutschen Begriff zu verwenden. Alles scheint sich ruhig und überschaubar zu entwickeln. Wenn öffentlich mal etwas Außergewöhnliches passiert, dann baut man einen großen Flughafen in Berlin, einen neuen Bahnhof mit Shopping-Mall oder ein Krankenhaus in Wien. Kulturell leistet man sich vielleicht noch eine Elbphilharmonie in Hamburg, immerhin ein international angesehenes Architektur-Meisterwerk! Aber es ist eben alles sehr “chillig” geworden. Die Dinge dauern 10-20 Jahre, verzögern sich wie das Amen im Gebet, haben Finanzierungsprobleme und ihre Skandale, sind dann toll geworden oder auch weniger prickelnd. Aber die Jahre, in denen gefühlt nichts wirklich Spannendes neu eröffnet wird, sind die Regel, nicht die Ausnahme. Man lebt in unseren Städten viel von der Tradition, legt großen Wert auf Lebensqualität und nichts daran ist falsch. Ganz im Gegenteil. Doch es lohnt dennoch, sich einmal eine weit entfernte Region anzusehen und was dort so abgeht. Die wenigsten von uns werden den Namen schon einmal gehört haben:  Die Rede ist von Chongqing. Und dort ist es entwicklungstechnisch alles, nur nicht “chillig”.

Die Elbphilharmonie in Hamburg | Fotoquelle: https://www.elbphilharmonie.de/de/die-haeuser

Chongqing: Das österreichische New York Chinas

Wird die Stadt der Superlativen beschrieben, fallen öfters die Namen “Österreich” und “New York”. Wie das Video der Europäischen Raumfahrtbehörde (ESA) bestätigt, hat die Stadt in etwa die geographische Größe Österreichs (also etwa 80.000 km2).

Gelegen im Südwesten Chinas, erinnert sie bei näherer Betrachtung zudem an New York, weil ein Gebiet dem Stadtteil Manhattan doch recht ähnelt. Das alles wäre jetzt noch nicht so spektakulär, gäbe es nicht folgende Kennzahlen, die den außergewöhnlichen Werdegang dieser Metropole beschreiben.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Chongqing
  • Erbaut wurde die Stadt am Zusammenfluss von Jangtsekiang und Jialing mithilfe des gewaltigen 3-Schluchten-Staudamms, dessen See bis zur Stadt reicht, sie prägt und auch sehr großen Handelsschiffen die Zufahrt ermöglicht.
  • In nur etwas über zehn Jahren wuchs Chongqing zur größten Stadt der Welt mit bald 33 Millionen Einwohnern. Und täglich kommen rund 6.000 hinzu. Kaum ein Haus ist älter als 30 Jahre.
  • 2.000 Unternehmen haben sich mittlerweile angesiedelt.
  • Gleich 2.200 sogenannte “superhohe Wohngebäude” (mit je mehr als 100 Metern Bauhöhe) bieten den Menschen Platz für sich und ihre Familien, in rund 500 Wolkenkratzern wird gearbeitet.
  • In kurzer Zeit wurde die Stadt zum größten Automobil-Cluster Chinas.
  • Und jeder dritte produzierte Laptop der Welt kommt heute aus Chongqing.

Mit dem Projekt versucht China eine Harmonisierung der ländlichen und urbanen Bevölkerung. Armen Wanderarbeitern aus den ländlichen Provinzen will Peking damit Perspektiven geben, sie am Fortschritt und Wohlstand partizipieren lassen. Ein ehemaliger Arbeiter vom Land wird von der Stadt Chongqing beschäftigt, erwirbt dabei ein Recht auf eine staatliche Pension, erhält einen Wohnungszuschuss sowie eine Krankenversicherung und kann Kinder auf eine öffentliche Schule schicken.

Betrachtet man diese moderne Seite Chinas, scheint zwar der alte Marxismus abgestreift, aber der (Neo-) Liberalismus für nicht erstrebenswert. Stattdessen hat sich so etwas wie ein “kleinbürgerlicher Sozialismus” entwickelt, wie es der in Harvard ausgebildete Cui Zhiyuan mit einem Augenzwinkern beschreibt. Und er steht für viele Talente in Chinas jungen und aufstrebenden Metropolen. Vom Westen lernen und ihn dann – im eigenen System – übertrumpfen, könnte das Motto dabei lauten.

Lernen wie die Chinesen?

Folgende Weisheit des chinesischen Philosophen Konfuzius ist bekannt: “Der Mensch hat drei Wege, klug zu handeln. Erstens durch Nachdenken, das ist der edelste. Zweitens durch Nachahmen, das ist der leichteste. Drittens durch Erfahrung, das ist der bitterste.”

China ist erstaunlich erfolgreich damit, von den Stärken anderer Kulturen, Nationen und Wirtschaftssysteme zu lernen und diese Lernkurven in das eigene (Werte-) System zu adaptieren und integrieren.

Wenn wir wollen, können wir das umgekehrt auch.


Weiterführende Infos: AT&S etwa hat vor kurzem angekündigt, alleine dieses Jahr 600 Millionen Euro in Chongqing investieren zu wollen. Und Deloitte machte seine Kunden kürzlich bei einem Event auf neue Investitionsmöglichkeiten in der neu zusammengeschlossenen “Chengdu-Chongqing”-Wirtschaftszone aufmerksam.


Zum Autor

Mic Hirschbrich ist CEO des KI-Unternehmens Apollo.AI, beriet führende Politiker in digitalen Fragen und leitete den digitalen Think-Tank von Sebastian Kurz. Seine beruflichen Aufenthalte in Südostasien, Indien und den USA haben ihn nachhaltig geprägt und dazu gebracht, die eigene Sichtweise stets erweitern zu wollen. Im Jahr 2018 veröffentlichte Hirschbrich das Buch „Schöne Neue Welt 4.0 – Chancen und Risiken der Vierten Industriellen Revolution“, in dem er sich unter anderem mit den gesellschaftspolitischen Implikationen durch künstliche Intelligenz auseinandersetzt.

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Das Atomico-Team | (c) Atomico
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Klarna, Lilium, DeepL – beim in London ansässigen VC Atomico sucht man nicht lange nach richtig bekannten – europäischen – Portfolio-Unternehmen. Die Statistik spricht für sich: Seit dem Start 2006 investierte der VC in 155 Unternehmen in 15 europäischen Ländern. Nicht weniger als ein Sechstel davon erreichte eine Unicorn-Bewertung.

485 Mio. US-Dollar für die Frühphase, 754 Mio. für die Spätphase

Zumindest innerhalb Europas ist Atomico also einer der ganz großen Namen. Und das wird mit zwei neuen Fonds nun deutlich unterstrichen. 485 Millionen US-Dollar stellt der VC für den Fonds “Venture VI” zu Verfügung, der “hauptsächlich Series A-Investments, gelegentlich aber auch Seed-Investments” tätigen soll. 754 Millionen fließen in den Fonds “Growth VI”, der die Phasen von Series B bis vor dem IPO abdecken soll. Mit insgesamt 1,24 Milliarden US-Dollar sei es das bislang größte Fundraising in der Geschichte des VCs, heißt es von der Beteiligungsgesellschaft in einer Aussendung.

Klarer Europa-Fokus

Der geografische Fokus bleibt dabei klar: “Unsere beiden neuen Fonds werden die ambitioniertesten Gründer:innen Europas bei ihrer Mission unterstützen, die Welt besser zu machen”, heißt es von Atomico. “Es ist kein Geheimnis, dass wir uns schon immer für europäische Technologien eingesetzt haben, und die neuen Fonds kommen in einer Zeit, in der das Drei-Billionen-Dollar-Ökosystem in Europa beginnt, mit seinen globalen Pendants zu konkurrieren. Auf Europa entfallen inzwischen fast 30 Prozent der weltweiten Early-Stage-Finanzierung und es entstehen mehr neue Unternehmen als in jeder anderen Region.”

Auch Atomico-CEO Niklas Zennström unterstreicht den Europa-Fokus in einem Statement: “Die europäische Technologie wird erwachsen. Um diese Chance zu nutzen, sind Ehrgeiz, Eifer und Engagement der Gründer:innen erforderlich. Sie brauchen Investoren mit der Erfahrung und der Perspektive, über die Marktzyklen hinauszusehen. Die Daten zeigen, dass Europa in der Frühphase mit einer Vielzahl neuer Startups weltweit führend ist. Unsere neuen Fonds bringen ihnen die nötige Feuerkraft, um sich zu verbessern und globale Größe zu erreichen – von Europa aus.”

Atomico-Fonds als positives Zeichen in der VC-Krise

Diese Ansagen schüren auch Hoffnungen über die beiden neuen Atomico-Fonds hinaus. Denn Europa steckt nach wie vor in einer VC-Krise, die 2022 nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine ihren Ausgang nahm. Und während sich in den USA seitdem wieder Zeichen der Erholung zeigten, wird es am alten Kontinent nur sehr zaghaft besser.

Österreich etwa erreichte auch im ersten Halbjahr 2024 laut EY einen neuen Negativrekord bei Startup-Investments seit Beginn der Krise. Nicht nur in der Spätphase, in der Europa immer schon deutlich schwächer war, als die USA, sondern zuletzt auch in der Frühphase läuft es nicht gut. Dass Atomico also genau jetzt seine bislang größte Summe aufstellt und diese in Europa investieren will, kann nur als positives Zeichen gewertet werden.

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