11.08.2017

Chatbot Steckbrief: Der Poncho-Bot sagt seinen Usern das Wetter voraus

In unserer Artikelreihe "Chatbot Steckbrief" berichten wir jeden Freitag über einen Chatbot. Dieses Mal haben wir mit dem in New York lebenden Greg Leuch von Poncho gesprochen. Der ChatBot des Startups schickt einem tägliche Updates zum Wetter. Dem Brutkasten erzählt er, wie es das Team geschafft hat, die schlechte Presse vom Microsoft-Bot in gute Presse für Poncho umzuwandeln.
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(c) Poncho: Dieser Bot läst seine User nicht im Regen stehen.

Ein schneller Wetterumschwung kann ärgerlich sein. Dann, wenn man keinen Regenschirm mit hat und man von einem Platzregen überrascht wird. Oder, wenn man bei über dreißig Grad in Jeans und Pullover durch die Stadt läuft. Der Poncho Bot des gleichnamigen Unternehmens, das auch eine App hat, schickt seinen Usern täglich ein Update zum Wetter – damit man bereits auf einen etwaigen Wetterumschlag vorbereitet ist.

Poncho ist App und Chatbot

(c) Poncho

Auf die Idee zu Poncho kam Gründer Kuan Huang dank seiner Mutter. Während seiner Studienzeit schickte sie ihm jeden Morgen eine Nachricht mit einer Wettervorhersage. Vier Jahre später ist aus dem Projekt längst ein schnell wachsendes Unternehmen geworden. Der Firmensitz befindet sich in New York, Poncho operiert weltweit. User können mit ihm auf Englisch interagieren. Die Poncho App gibt es auch als Chatbot auf den Messenger Plattformen Kik, Viber und Facebook Messenger. E-Mail-Benachrichtigungen und SMS sind ebenfalls möglich. So hat Poncho auch gestartet: Zunächst als SMS-Service in New York, später USA-weit und kurz darauf als E-Mail-Service.

Der Brutkasten durfte mit Greg Leuch ein Interview führen, der für ein Meetup des Elevate-Accelerator nach Wien geholt wurde. Uns verrät er, was der Anruf von Facebook vor rund eineinhalb Jahren zu bedeuten hatte. Außerdem erklärt er, was Poncho mit Katzen-GIFs zutun hat.

Wie wichtig war das Charakter-Design von Poncho? Und wieso habt ihr Poncho zur Katze gemacht?

Das Charakter Design war super wichtig. Das war ein wenig vor meiner Zeit von Poncho. Aber, grundsätzlich ging es darum: Katzen sind süß. Das Internet dreht durch, wann immer es um Katzen geht. Menschen lieben Katzen einfach! Poncho sollte sich von der Firma abheben und auch kein Mensch sein. Und Menschen lieben Katzen, also… Dann haben wir einen Designer gebeten uns ein paar Logos und Farbkombinationen zu entwerfen. Und die Tagline sollte “Gotcha covered” sein. Poncho sollte alles mitbringen, also humorvoll sein, ohne den Fokus auf das Wetter aus den Augen zu verlieren.

Im ernst: Wie viele Katzen-GIFs und Bilder wurden in den Bot und die App integriert?

Zu viele… viel zu viele! Es gibt ein Team, das die ganze Zeit neuen Content schreibt. Also kommen zu jederzeit neue GIFs hinzu.

Wie schwierig war es, den Usern anfänglich zu erklären, wie man mit einem Chatbot spricht?

Wir launchten unsere App ein paar Monate vor dem Facebook-Bot. Wir hatten davor schon E-Mail und SMS. Die User hatten also schon die Möglichkeit zu verstehen, was Poncho für ein Charakter ist. Poncho ist eine coole Hipster-Cat aus Brooklyn, mag Pizza, ist ein bisschen nerdig, mag es, zu Hause zu bleiben. Facebook trat dann an uns circa ein Monat vor dem Launch ihrer Facebook-Messenger-Plattform an uns heran. Sie wollten, dass wir einer ihrer Partner zum Launch sind. Ab dann hatten wir nur dreißig Tage Zeit um herauszufinden, wie wir Poncho für Facebook Messenger entwicklen sollten. Und genau zu der Zeit passierte das Fiasko mit den Microsoft-Twitter-Bots. Ein selbstlernendes System mit dem Problem, dass es nicht mit den Twitter-Trolls rechnete. Die Menschen füllten es also mit wirklich negativen, teilweise rassistischen Meldungen, die von den Bots wiedergegeben wurden.

Habt ihr da was für Poncho mitnehmen können?

Wir wollten aus dem Misserfolg von Poncho lernen. Also fragten wir uns in den dreißig Tagen: Wie können wir Poncho lustig und spielerisch gestalten? Welche Mechanismen können Trolls vielleicht korrigieren oder zumindest in andere Bahnen lenken? Unser Fokus war also gar nicht so sehr auf der A.I.-Komponente, sondern, dass Poncho unterhaltsam für seine User ist. Wir wollten außerdem einen einfachen Onboarding-Prozess. Und natürlich sollte er antworten können auf Input wie “Ich liebe dich” oder “Was ist dein Lieblingsrezept”?

Das heißt, ihr habt die schlechte Presse von Microsoft für euch nutzen können?

Wir wussten, dass die Presse rund um den Facebook-Launch wegen Microsoft sehr genau auf Poncho schauen würde. Und dann, dass die Erwartungen der User aufgrund von Science-Fiction-Filmen super hoch sind. Wir haben Trigger-Worte implementiert, die nichts mit dem Wetter zu tun haben, damit Poncho auch darauf antworten kann. Wir wollten, dass die Fehlerquote in einem akzeptablen Bereich bleibt. Und genau deswegen war uns die Presse auch gewogen. Wir waren auch ehrlich: Wir müssen und werden noch besser werden.

Wie “smart” ist Poncho denn?

In Poncho ist A.I. Natürlich, wenn du nur dreißig Tage Zeit hast, um herauszufinden, wie du von zero zum Big Launch kommst, muss man auch Opfer bringen. Darum haben wir uns entschieden, so viel guten Content wie nur möglich zu implementieren, dann zu schauen, wie die User mit dem Bot interagieren und dann darauf aufzubauen. Als Team haben wir uns Milestones gesetzt: Zunächst der Launch, dann als nächsten Schritt wollten wir Poncho smarter machen, neue Features einbauen, dann natürlich Fehler beheben und Poncho kontinuierlich verbessern.

Vielen Dank!

Das ganze Interview gibt es hier:

Weiterführende Links: Zum Chatbot

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Es sei “wirklich nicht einfach öffentlich zu beantworten”. “In diesem Fall mag ich eher kein Statement abgeben.” Und sogar: “Ich will ich mich aus Sorge vor zukünftigen Repressalien nicht öffentlich äußern.” Das sind Antworten auf einen brutkasten-Rundruf in der Startup-Szene zur aktuell verhandelten blau-schwarzen Regierung. Schnell wird klar: Anders als über der Grenze in Deutschland, wo im Vorfeld der Bundestagswahl aus der Startup-Welt mitunter sehr klare politische Statements kommen, dominiert hierzulande die Vorsicht. Viele äußern sich lieber gar nicht, um keinen Interpretationsspielraum offenzulassen. Und von jenen, die sich äußern, kommt meist keine konkrete Positionierung.

“Siehst Du die Entwicklung positiv, negativ oder mit gemischten Gefühlen? Was könnten die Vorteile, was die Nachteile für heimische Startups bzw. die Wirtschaft im Allgemeinen, aber auch Teilbereiche wie GreenTech werden?” – so lautete die Fragestellung in der brutkasten-Anfrage. Während es, wie erwähnt, ein paar dezidierte Absagen gab und andere gar nicht auf die Anfrage reagierten, bekam brutkasten doch einige Statements zurück, die mal mehr und mal weniger auf die von Blau-Schwarz zu erwartenden Schwerpunktsetzungen eingehen.

Wundsam mahnt Pro-EU-Kurs ein

Hannah Wundsam
Hannah Wundsam, Co-Managing-Director bei AustrianStartups | (c) AustrianStartups

Eine klare Anspielung auf die bekannte EU-Skepsis der FPÖ macht etwa AustrianStartups-Co-Managing-Director Hannah Wundsam: “Eine der zentralen Grundlagen für Österreichs Wettbewerbsfähigkeit ist ein starkes Europa. Damit die Startup-Szene wachsen kann, braucht es einen gemeinsamen Kapitalmarkt, den Abbau bürokratischer Hürden und eine klare europäische Vision. Meine Hoffnung ist, dass auch eine schwarz-blaue Regierung diese Prioritäten erkennt und Initiativen wie eine ‘EU Inc’, die eine einfachere Skalierung innerhalb Europas ermöglichen, unterstützt.”

Hoffnung und deutliche Worte von van de Rijdt

PlanRadar-Co-Founder und -CEO Sander van de Rijdt setzt durchaus Hoffnungen in eine FPÖ-ÖVP Regierung: “Wie bereits mehrfach geäußert, glaube ich, dass wir eine sofortige Bremse bei den Staatsausgaben brauchen und keinesfalls zusätzliche steuerliche Belastungen kommen dürfen, um dem Wirtschaftswachstum nicht den endgültigen Todesstoß zu versetzen. Die Chance darauf ist mit Blau-Schwarz vielleicht etwas höher.”

PlanRadar Co-Founder und CEO Sander van de Rijdt
PlanRadar Co-Founder und CEO Sander van de Rijdt | (c) der brutkasten / Martin Pacher

Allerdings äußert van de Rijdt – mit für die heimische Szene ungewohnt deutlichen Worten – auch Kritik an der FPÖ: “Ich frage mich bei Blau oftmals, ob die handelnden Personen an ihre teils sehr bedenklichen Positionen und Stellungnahmen tatsächlich selbst glauben oder ob dies aus rein politischem Kalkül passiert”, so der Gründer. “Dementsprechend sehe ich dem ganzen mit eher gemischten Gefühlen entgegen, insbesondere auch nach der ganzen verlorenen Zeit. Wichtig wird es aber auf jeden Fall sein, jetzt endlich eine Entscheidung zu haben und ins Handeln zu kommen.”

“Besorgnis” und klare Position von Kaminski

“Als Unternehmen vertreten wir keine parteipolitischen Interessen. Für uns zählen solide politische Rahmenbedingungen, die Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt gleichermaßen fördern”, stellt refurbed-Co-Founder Kilian Kaminski auf brutkasten-Anfrage klar. Er kommentiert die blau-schwarzen Verhandlungen ausführlich. Diese beobachte man “mit Interesse, aber auch mit einer gewissen Besorgnis”. “Was bisher aus den Verhandlungen und den Programmen der beiden Parteien bekannt ist, widerspricht unseren Vorstellungen zukunftsfähiger Maßnahmen”, so der Gründer. “Für uns ist klar: Eine neue Regierung muss langfristige Lösungen vorantreiben, statt kurzfristige Symptombekämpfung nach dem Gießkannenprinzip zu betreiben.”

So könne etwa eine Senkung der Körperschaftssteuer eine Entlastung für Unternehmen bedeuten, sollte laut Kaminski aber “gezielt genutzt werden, um unsere Wirtschaft zukunftsfähig zu machen – mit nachhaltigen, wettbewerbsfähigen Strukturen für die nächsten Jahrzehnte”. Es gelte, “Bedingungen für eine kreislauffähige Wirtschaft zu schaffen, innovative und nachhaltige Unternehmen zu fördern und schädliche Subventionen der Vergangenheit umzuwidmen”.

Besonders dringend sei die Bekämpfung von Klimawandel, Umweltverschmutzung und Artensterben, die langfristig oberste Priorität sein sollte. “Ohne entschlossene Maßnahmen wird unser Leben in 25 Jahren nicht mehr vergleichbar mit dem heutigen sein. Davor schützen uns weder Steuersenkungen, Grenzen noch Traditionen”, so Kaminski. In den Programmen von FPÖ und ÖVP vermisse man aber Vorschläge, die diesen Herausforderungen gerecht werden.

Und der refurbed-Co-Founder spricht noch ein weiteres Thema der FPÖ an. “Eine ‘Festung’ ist keine Grundlage für eine moderne, innovative Wirtschaft. Diversität und Offenheit sind essenziell für unseren Erfolg bei refurbed. Bei uns arbeiten Menschen aus 42 Nationen, und wir sind in elf europäischen Märkten aktiv. Unsere Wirtschaft und unser Pensionssystem hängen von Zuzug und internationaler Kooperation ab”, schreibt Kaminski. Es brauche Investitionen ins Bildungs- und Gesundheitssystem und “keine Abschottung oder Ausgrenzung”.

Lebesmühlbacher mit Apell Richtung FPÖ und gemischten Erwartungen

Von Holloid-Gründer Marcus Lebesmühlbacher kommt ein Punkt, der sich recht eindeutig an die FPÖ richtet: “Unsere Gründer und Mitarbeiter aus zehn verschiedenen Nationen machen uns erfolgreich – unter anderem zu Österreichs Hightech-Jungunternehmen des Jahres. Ihre Beiträge stärken damit den heimischen Wirtschaftsstandort in dieser schwierigen Zeit. Ich kann nur an die zukünftigen Verantwortungsträger appellieren, sorgsam damit umzugehen.”

Holloid-Co-Founder Marcus Lebesmühlbacher | (c) Holloid

Gleichzeitig attestiert der Gründer der nun verhandelten Regierung, ihr eile ein “für österreichische Verhältnisse wirtschaftsfreundlicher Ruf voraus”. “Das ist für Startups zumindest ein positiver Faktor”, so Lebesmühlbacher, der auch konkretisiert, was er mit den “österreichischen Verhältnissen” meint: “Ich sehe hierzulande eine Bürokratie-Obsession mit wenig Hang zur Eigenverantwortung. Da kann ich ÖVP und FPÖ explizit nicht ausnehmen.”

Entsprechend wünscht er sich von der Regierung einen Bürokratieabbau, dazu noch eine Abschaffung der Pendlerpauschale und eine konsequente Anhebung des Pensionsantrittsalters. “Die Maßnahmen bringen viel und schaden dem Wirtschaftsstandort nicht. Wenn die Regierung das umsetzt, und daneben unsere Umwelt nicht zerstört wäre ich beeindruckt”, so der Holloid-Gründer. Allerdings: “Für GreenTech konkret rechne ich natürlich mit einem finanziellen und regulatorischen Dämpfer.”

Kovar pocht auf frauenfördernde Maßnahmen

Einen Appell an die wahrscheinliche kommende Regierung gibt es auf brutkasten-Anfrage von Viora-Gründerin Kosima Kovar: “Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen an einem Strang ziehen, um Österreichs Zukunft zu sichern. Als kleine, offene Volkswirtschaft ist unser Land stark von Exporten und einem leistungsfähigen Dienstleistungssektor abhängig. Studien zeigen, dass diverse Teams nicht nur besser wirtschaften, sondern auch das Arbeitsklima verbessern – und ein höherer Frauenanteil in Führungspositionen ist dabei entscheidend.”

Viora-Co-Founderin und CEO Kosima Kovar | © Philipp Lipiarski

Die EU-Standards (ESRS) würden Unternehmen bereits verpflichten, Maßnahmen zur Frauenförderung zu setzen, was sowohl die Unternehmensreputation stärke als auch langfristig die Wirtschaft voranbringe. “Eine klare Erwartung an jede Regierung lautet daher: Frauen gezielt fördern. Denn wer die österreichische Wirtschaft stärken will, muss einen Fokus auf Geschlechtergleichheit (SDG5) legen”, so Kovar.

Hoffnungen und Wünsche von Baurek-Karlic, Mansbart und Kreisel

Er fände es zu früh um eine Einschätzung abzugeben, meint Venionaire-Gründer Berthold Baurek-Karlic. “Ich würde die Parteien mal arbeiten lassen”, sagt er, setzt aber nach: “Zu hoffen ist, dass die Belastungen für Unternehmer reduziert werden, Investitionen begünstigt werden, und für den Staat ein straffer Restrukturierungsplan entwickelt wird.”

Chatarmin-Co-Founder Johannes Mansbart ortet in Österreich Stagnation in den Bereichen Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Steuern und sieht das Land als “Sanierungsfall”. “Daher bin ich traurig, frustriert, aber auch optimistisch, weil es kaum schlechter sein kann”, so der Gründer. Er äußert klare Wünsche an die mögliche blau-schwarze Regierung: “Den Förderdschungel auflösen, Steuerbefreiungen ermöglichen, Lohnnebenkosten in der Early-Stage attraktiver machen und die digitale Infrastruktur in der Öffentlichkeit erheblich verbessern” – konkret bei Bus, Bahn und Flug, so Mansbart.

“Weniger Einfluss auf die Wirtschaft als geringere Zinsen” attestiert neoom-Gründer Walter Kreisel auf brutkasten-Anfrage der verhandelten FPÖ-ÖVP-Regierung. Trotzdem äußert auch er Wünsche: “eine schnelle Regierung, um maximal Handlungsfähig zu werden, höchste Energieunabhängigkeit, einfachere Verfahren und schnellere Genehmigungen um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen.”

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