09.06.2020

Was würde Charles Darwin von der Singularity halten?

Wie spielen das menschliche Gehirn und Künstliche Intelligenz zusammen? Und was würde Charles Darwin dazu sagen, dass wir Maschinen erschaffen, die intelligenter sind als wir selbst? Ein Rück- und Ausblick.
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Der Leitsatz „Survival of the fittest“ von Charles Darwin ist allgegenwärtig. Er prägte nicht bloß unsere Sicht auf die Biologie, auch ökonomisch und gesellschaftlich interpretieren wir ihn ständig neu, passen ihn dem Zeitgeist an. Derweil hat ihn der Begründer der Evolutionstheorie auch selbst unterschiedlich interpretiert. Meinte er in der ersten Phase seiner Forschung damit noch das „erfolgreiche Fortpflanzen“ innerhalb einer Spezies, so deutete er ihn später auch als die „erfolgreichere Anpassung an eine sich verändernde Umwelt“. Vom Konzept der „natürlichen Auslese“ nahm Darwin über die Jahre Abstand, es wurde zu oft falsch interpretiert.

+++Philipp Maderthaner: „Ein Entschlossener ist immer die Mehrheit“+++

Darwin schuf essentielle, naturwissenschaftliche Grundlagen. Seine Theorien wurden aber auch ideologisch vereinnahmt und missbraucht. Denken wir an den Sozialdarwinismus. Der Versuch, den Darwinismus auf unsere Gesellschaften umzulegen, zählt nicht zu den Stilblüten unserer Geschichte. Sie mahnen uns, sorgfältig mit der Interpretation solcher Grundlagen umzugehen. Verzichten können wir allerdings nicht darauf, beschreiben sie doch für uns gültige Gesetzmäßigkeiten, auf die man neue Thesen stützt.

Über den freien Willen und richtige Entscheidungen

Betrachten wir zunächst „die Entscheidung“, als wichtigstes Element der Überlebensstrategie eines jeden Individuums. Die Art, wie täglich tausendfach entschieden wird, sowie die Konsequenzen daraus. Sie gestalten unser Leben und unsere Arbeit. Sie bestimmen über Erfolg- und Misserfolg. Bei Tieren gehen Forscher mehr oder weniger davon aus, dass Entscheidungen über Verhaltensmuster vererbt, bzw. durch Nachahmung erlernt und bestätigt werden.

Sie sprechen vom Entscheidungs-Determinismus. Das bedeutet, dass Entscheidungen im Prinzip vorherbestimmt sind. Lebewesen würde diese nur mehr abrufen, situationsbezogen und kombinatorisch. Spannend wird es, wenn wir uns Entscheidungsprozesse beim modernen Menschen ansehen. Die Sicht auf unsere Ratio und den aufgeklärten Homo Sapiens Sapiens ist stark geprägt vom sogenannten „freien Willen“. Dieser baue auf eigenen, unabhängigen Analysen sowie eigenen Entscheidungen auf, die der selbstbestimmte Mensch treffe.

Vom unfreien freien Willen

Wie vom Blitz getroffen mussten deshalb Humanisten und Ethiker reagieren, als wir von führenden Neurobiologen lernten, dass es mit dem freien Willen nicht so weit her sei wie gedacht. Bei einfachen Organismen sind Wille und Entscheidungsmuster so simpel, dass wir sie vorhersagen können, wenn wir uns alleine ihr Nervensystem ansehen. Von ihnen bis hin zu komplexeren Lebewesen und dem Menschen finden sich immer dieselben Nervenzellen und Gesetzmäßigkeiten, auf deren Basis sie funktionieren.  Nur Komplexität und Quantität der Nervenzellen unterscheiden sich.

Das ist eine entscheidende Erkenntnis. Selbst komplexeste Verhaltensweisen im Menschen beruhen also auf dieser Wirkweise. Für die Neurowissenschaften bedeutet dies, und die Erkenntnis gilt bei der Mehrheit der Wissenschaftler global als gesichert, dass auch beim Menschen der Wille, die Entscheidungen sowie alle kognitiven Prozesse vorherbestimmt sind. Sie sind vor allem abhängig vom Zustand des jeweiligen Nervensystems. Diese festgelegte Vorgehensweise des Gehirns und seiner Nervenzellen waren biologisch betrachtet essentiell für die erfolgreiche Entwicklung des Menschen.

Doch wenn alle Entscheidungen vorherbestimmt sind, weshalb kann man diese nicht richtig vorhersagen? Weil Determinismus nicht bedeutet, dass die Signale in den Neuronen immer gleich linear auf Reize reagieren. Geringste Unterschiede in der Ausgangsbasis gestalten den ultra-komplexen Verlauf schon anders. Dafür reicht etwa eine winzige Abweichung in den Signalen der Neuronen. Diese kann zu etwas Neuem führen, etwas das nicht vorhersehbar ist. Wir nennen diese Abweichung – Kreativität.

Menschliche und künstliche Entscheidungen

Der Mensch versucht seit jeher, seine Erfindungen zu verbessern und er tut dies nicht selten, indem er Anleihen aus der Natur nimmt, die geradezu ideal designt scheint. So sind Entwickler Künstlicher Intelligenz (KI) dazu übergegangen, das menschliche Gehirn nachzubauen. Beim Aufbau sogenannter neuronaler Netze platzieren sie, ähnlich wie beim menschlichen Gehirn, viele Neuronen und verbinden diese miteinander.

Ein neuronales Netz sieht dabei weniger chaotisch wie ein menschliches Gehirn aus, sondern es besteht aus über einander liegenden Schichten (Layers), auf denen die Neuronen fein säuberlich an einander gereiht werden. Ein Neuron ist dabei ein Informationszustand, es reagiert auf einen Reiz von außen. Sehr ähnlich wie in der Natur, kann man bei sehr einfachen neuronalen Netzen möglicherweise vorhersehen, zu welchem Ergebnis die Künstliche Intelligenz kommen werde. Bei komplexeren Systemen, zum Beispiel solchen mit Millionen von Neuronen, wird es unmöglich, transparent zu machen, weshalb nun ein bestimmtes Ergebnis heraus kam. Manche bezeichnen sie deshalb als „blackbox“. Kritiker wie Regulatoren fordern daher eine „explainable ai“ („eine erklärbare KI“, Anm.), was Wissenschaftler vor schwierige Probleme stellt. Denn wie erfasst man Millionen verschiedener Zustände von Neuronen und deren Wirkungsweisen transparent und für Menschen erklärbar?

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Das Ergebnis einer Berechnung in einem neuronalen Netz ist übrigens eine Entscheidung. Genauer gesagt, es ist eine Entscheidung mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit versehen, wie richtig diese sei. Und wie wir von der Biologie und den Neurowissenschaften lernten, auch ein künstliches, neuronales Netz lernt (autonom) bei komplexen Aufgaben von menschlichen Entscheidungen.

Nehmen wir zum Beispiel eine KI, die lernt, Katzen von Hunden zu unterscheiden. Es reicht nicht, der KI einfach tausende Bilder der Tiere zu „füttern“. Vielmehr muss vorab ein Mensch bei jedem Bild entscheiden, was er sieht: Ist es ein Hund oder eine Katze? Man nennt diesen Vorgang „labeling“. Und weil das bei großen Datensätzen mitunter eine recht aufwendige Sache ist, lagern sie viele Firmen nach Indien aus, wo mittlerweile hunderttausende Menschen damit beschäftigt sind, für KI-Systeme zu „labeln“ oder zu „annotieren“, wie man den Vorgang bei sprachlichen Korpora nennt. Die Muster, die menschlichen Entscheidungen, eingepflegt als Daten, sie bilden also die Basis für die Künstliche Intelligenz.

Die Stärke der schwachen Künstlichen Intelligenz

Anders als beim Menschen, fokussiert diese zunächst auf Nischen oder begrenzte Aufgaben, wir nennen sie „schwache KI“. Dort aber wird die KI oft deutlich „intelligenter“ als der Mensch, weil sie in klar abgegrenzten Domänen einfach viel mehr Daten simultan trainieren kann. Eine selbstfahrende KI in Autos beispielsweise profitiert von Millionen gefahrener menschlicher Test-Kilometer. Eine Diagnose-KI von Krebszellen hat Millionen richtig diagnostizierter MRTs gesehen und entscheidet darauf basierend. Und eine KI-Gesichtserkennung erkennt nicht Hunderte oder Tausende Menschen wieder, sondern Milliarden, wenn sie nur genügend Daten zum Trainieren hatte.

Qualität und Quantität helfen

Wenn ich Ihre Aufmerksamkeit jetzt noch genieße, dann haben Sie vielleicht schon an zwei Schlussfolgerungen meiner Erzählung gedacht. Qualität und Quantität der Daten sind entscheidend. Hat ein Tier-Rassist in unserem erfundenen Beispiel alle Chiwawas aus Bosheit als „Katzen“ gelabelt, dann erkennt die KI womöglich den Großteil aller Hunde und Katzen korrekt, aber Chiwawas und ähnlich aussehende Hunde sind und bleiben für sie Katzen. Wir sprechen von „Bias-KI“. Das ist Künstliche Intelligenz mit „Vorurteilen“.

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Wenngleich das verwirrt, denn die KI ist an sich nicht vorurteilsanfällig. Aber hat man sie mit menschlichen „Vorurteils-Daten“ trainiert, was soll sonst dabei herauskommen als „simulierte Vorurteile“? Und wollen wir, dass unsere KI nicht bloß Hunde und Katzen sondern auch Perser-Katzen, Doggen und Dackel richtig erkennt, dann braucht sie umso mehr, richtig „gelabelte“ Daten. Ihre Entscheidungen werden richtiger, wenn die menschlichen Entscheidungen davor korrekt waren. Erfolgreiche Entscheidungen sind determiniert, egal ob sie tierisch, human oder künstlich sind und dasselbe gilt für falsche und schlechte Entscheidungen.

Was würde Charles Darwin zu Künstlicher Intelligenz sagen?

Inzwischen machen wir große Fortschritte in KIs in klar abgegrenzten Domänen, lernen dort besser, auch im Sinne des Menschen, zu entscheiden: Beim Autofahren, Krebs diagnostizieren, Fonds-Management und Fehlerfinden in Fertigungsprozessen. Parallel beginnen wir, diese KIs zu kombinieren und schaffen entscheidungsfähigere Software, die parallel in verschiedenen Bereichen bessere Leistungen erbringt als wir Menschen selbst. Und wenn diese gesteigerte Intelligenz uns gesünder, sicherer und glücklicher macht, dann soll es so sein. Einige besonders gut dotierte Institute streben aber besonders hoch hinaus. Sie versuchen die „general ai“ zu erschaffen, um irgendwann in der „Singularity“ zu münden. Das ist jener „Urknall“, in dem die künstliche die menschliche Intelligenz millionenfach übersteigen wird und der nur mehr wenige Jahrzehnte von uns weg sein könnte.

Vielleicht würde Charles Darwin als Forscher der „Singularity“ gelassen gegenüberstehen, es als natürlichen Verlauf der Evolution betrachten; als einen Prozess der Auslese, dem Siegen schneller und richtiger Entscheidungen über langsame und falsche. Vielleicht würde Darwin uns Menschen bedauern, weil wir als ehemalige „Krönung der Schöpfung“ (Darwin war ursprünglich Theologe., Anm.) etwas erschaffen haben, das uns derart überlegen ist und droht, uns evolutionär zu ersetzen. Aber vielleicht würde Darwin uns auch beglückwünschen. Weil wir Menschen eine höhere Intelligenz entwickeln konnten als die eigene, um all unsere großen Probleme zu lösen. Hoffen wir abschließend, er würde uns beglückwünschen und wünschen wir uns noch viel Kreativität.


Über den Autor

Mic Hirschbrich ist CEO des KI-Unternehmens Apollo.AI, beriet führende Politiker in digitalen Fragen und leitete den digitalen Think-Tank von Sebastian Kurz. Seine beruflichen Aufenthalte in Südostasien, Indien und den USA haben ihn nachhaltig geprägt und dazu gebracht, die eigene Sichtweise stets erweitern zu wollen. Im Jahr 2018 veröffentlichte Hirschbrich das Buch „Schöne Neue Welt 4.0 – Chancen und Risiken der Vierten Industriellen Revolution“, in dem er sich unter anderem mit den gesellschaftspolitischen Implikationen durch künstliche Intelligenz auseinandersetzt.

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Die dritte Folge von "No Hype KI" mit Manuel Moser, Alexandra Sumper, Moritz Mitterer und Clemens Wasner (v.l.n.r.) (c) brutkasten

„No Hype KI” wird unterstützt von CANCOM Austria, IBM, ITSV, Microsoft, Nagarro, Red Hat und Universität Graz.


Wie lässt sich KI “richtig” in Unternehmen integrieren? Wieso erleben Unternehmen einen “Bottom-Up-Push” und warum sprechen viele dabei noch von großen Hürden? Um diese und viele weitere Fragen ging es in der dritten Folge von “No Hype KI”. Zu Gast waren Alexandra Sumper von Nagarro, Manuel Moser von CANCOM Austria, Moritz Mitterer von ITSV sowie Clemens Wasner von AI Austria und EnliteAI.

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Der Bottom-Up-Push

“Der AI-Hype ist jetzt circa zehn Jahre alt”, startet Clemens Wasner die Diskussionsrunde. Was als “vorausschauende Warnung und Betrugserkennung” im B2B-Sektor begann, hat sich eine knappe Dekade später zu einer Bottom-Up-Push-Bewegung entwickelt. “Einzelne Mitarbeitende verfügen teilweise über weitaus mehr praktische Erfahrung mit Generativer KI”, als “das oft auf einer Projektebene passiert”, so Wasner.

Um KI federführend in Unternehmen zu verankern, sei es wichtiger denn je, Mitarbeitende einzubinden und ihnen intern eine Bühne für den Best-Practice-Austausch zu geben, erklärt Wasner weiter. Aktuell ginge der KI-Push immer intensiver von Mitarbeiter:innen aus. Vergleichbar sei diese Bewegung mit dem Aufkommen der Smartphones vor etwa fünfzehn Jahren.

Daten mit Qualität

Als Basis sollte zuerst allerdings der Datenhaushalt eines Unternehmens sauber strukturiert und reguliert werden, sagt Manuel Moser, Director Digital Innovation & Software Engineering bei CANCOM Austria. “Wenn ein Unternehmen in puncto Daten hinterherhinkt, kann das jetzt durchaus ein Stolperstein sein”, sagt der Experte. In CRM- und ERP-Systemen finden sich häufig unvollständige Angaben. Die dadurch entstehende unzureichende Datenqualität könne jede KI-Initiative ins Stocken bringen, so Moser.

“Der größte Feind ist Zettel und Bleistift”

Schon allein das Notieren von Informationen auf Zetteln gilt nicht nur als scheinbar banale Hürde, wie Moser im Talk erläutert. Analoge Gewohnheiten können enorme Auswirkungen auf den gesamten Digitalisierungsprozess des Unternehmens haben: “Ich sage immer: Bei Digitalisierungslösungen ist der größte Feind der Zettel und der Bleistift am Tisch, mit denen man das digitale Tool am Ende des Tages umgeht.”

Gerade der öffentliche Sektor sollte im KI-Einsatz sowie in der Verwaltung von Daten sorgfältig agieren. Moritz Mitterer, Aufsichtsratsvorsitzender der ITSV, spricht von besonders sensiblen Daten aus der Sozialversicherung, die ein enges rechtliches Korsett und damit ein höheres Maß an Vorsicht mit sich bringen.

“Wir haben 2017 in der ITSV damit begonnen, innerhalb der Struktur damit zu experimentieren”, erzählt Mitterer. Ein essentielles Learning daraus: Gerade große Prozessmengen stellen sich als ideales Feld für KI heraus – wenn man vernünftige Leitplanken, klare Haftungsregeln und eine unternehmensweite Governance definiert.

Im Fokus stehen User:innen

Datenqualität, Governance und gleichzeitig reichlich Agilität? Worauf sollten sich Unternehmen in erster Linie konzentrieren, um KI lösungsorientiert einzusetzen? Alexandra Sumper, Director Delivery Österreich bei Nagarro, betont, dass KI-Projekte weit mehr als reine Technik voraussetzen: “Meine Erfahrung zeigt wirklich, nicht zu groß zu beginnen, wenn man erst am Anfang steht.“ Viele Firmen würden sich gerade anfangs in Strategiepapieren verlieren, anstatt realitätsgetreue Use Case zu definieren, so die Expertin.

“Man muss gut darauf achten, dass man liefert. Sowohl an Datenqualität, als auch an optimierter User Experience”, erläutert Sumper. Als Erfolgsbeispiel nennt sie die Asfinag, die einen KI-Chatbot erfolgreich eingeführt hat. Das Besondere dabei: Ein Kernteam entwickelte die KI-Lösung, achtete auf Datenqualität und band die künftigen Nutzer:innen ein. Die Akzeptanz im Unternehmen stieg rasant, erzählt Sumper von den Projektanfängen.

Ähnliche Schlüsse zieht Sumper aus der Beobachtung anderer Kund:innen: In erster Linie gelte es zu testen, ob KI in einem kleinen Rahmen Nutzen bringt. Sobald Mitarbeiter:innen erleben, dass KI ihre Arbeit wirklich erleichtert, wächst das Vertrauen und die Bereitschaft, weitere Schritte zu gehen.

“Am Anfang gibt es nichts, dass zu 100 Prozent funktioniert”

Dass sich eine Trial-and-Error-Phase gerade in den Anfängen des KI-Einsatzes nicht vermeiden lässt, scheint ein allgemeiner Konsens der Diskussionsrunde zu sein. “Es gibt nichts, was sofort 100 Prozent top funktioniert”, so Sumper. Um Fehlerquellen und deren Auswirkungen jedoch möglichst gering zu halten, empfiehlt die Expertin Qualitätssicherung durch ein Key-User-Team, um Fehler festzustellen, zu korrigieren und Daten-Gaps zu schließen.

Hierbei sollen die Möglichkeiten von generativer KI intelligent genutzt werden, wie Clemens Wasner hervorhebt: “Wir haben das erste Mal eine Technologie, die es ermöglicht, unstrukturierte Daten überhaupt auswertbar zu machen.” Nun gilt es, Effizienz in der Datenstrukturierung und -auswertung zu fördern, um mit der aktuellen Welle der digitalen Transformation mitzuhalten. Denn KI ist, wie Manuel Moser von CANCOM Austria bestätigt, ein wesentlicher Teil der digitalen Transformation: “Ein Baustein, wenn man so will, wie ein ausgestrecktes Werkzeug eines Schweizer Taschenmessers.”

KI-Bereiche mit Potenzial zur Ausgründung

Das Gespräch zeigte insgesamt, dass Unternehmen viel gewinnen können, wenn sie KI nicht als fertige Lösung, sondern als Lernprozess verstehen, in den die Belegschaft aktiv mit eingebunden wird. Auf einer soliden Datenbasis mit klarer Kommunikation ließe sich schon in kleinen Projekten ein spürbarer Mehrwert für das Unternehmen erzeugen.

In manchen Branchen, darunter Sozialversicherungen, E-Commerce sowie Luftfahrt und Logistik, sind Fortschritte unvermeidlich, um den steigenden Anforderungen von Markt- und Mitarbeiterseite gerecht zu werden.

Wasner spricht hierbei von einem Fokus auf Digital Business, der sich bereits in der Entstehung neuer Geschäftsfelder am Markt zeigt: Immer häufiger bündeln Unternehmen Wissensträger:innen zu den Bereichen Data, IoT und Machine Learning in einer eigenen Organisation oder Ausgründung. Gezielt wird hier das Potenzial eines eigenen KI-Kernteams zu nutzen und auszubauen versucht.

Luft nach oben

Dass es in vielen Branchen noch reichlich ungenutztes Potenzial gibt, haben mittlerweile einige Reports aufgeschlüsselt dargestellt. Gerade im Healthcare-Bereich sei “mit Abstand am meisten rauszuholen” – unter anderem im Hinblick auf den sicheren und effizienten Umgang mit Patienten- und Amnesie-Daten zur schnellen und akkuraten Behandlung.

Laut Moritz Mitterer der ITSV besteht eine große Herausforderung darin, sensible Patientendaten und strenge Regulatorik mit dem Wunsch nach Fortschritt zu vereinen. Gerade in Sozialversicherungen sei es wichtig, eine klare Governance zu schaffen und den Einsatzrahmen von KI zu definieren. Nur so könne Vertrauen gefestigt und sichergestellt werden, dass neue Technologien nicht an bürokratischen Hemmnissen oder Sicherheitsbedenken scheitern.

Vertrauen ist “noch ein starker Blocker”

“Am Ende des Tages probieren Unternehmen aus: Wie reagiert die Technologie, wie geht man damit um, welche Art von Projekten macht man?”, rundet Manuel Moser von CANCOM Austria die Diskussion ab. Der nächste Schritt liege darin, immer “mehr in die Kernprozesse von Unternehmen reinzukommen”, so Moser. “Und das, glaube ich, ist ein sehr wesentlicher Punkt.” Das Vertrauen, dass es die Technologie braucht. Das ist aktuell noch ein “starker Blocker in Unternehmen”.

Die Expertenrunde teilt einen universellen Konsens: Der Mensch sowie sein Know-how und Vertrauen in KI spielen bei der digitalen Transformation eine erhebliche Rolle. Sobald KI-Anwendungen auf eine verlässliche Datenstruktur und klare Organisation treffen, kann sich KI im Unternehmensalltag entfalten. Erst durch das Zusammenspiel von Technik, Datenkultur und motivierten Teams wird KI zum Treiber neuer Chancen.


Die gesamte Folge ansehen:

Die Nachlesen der bisherigen Folgen:

Folge 1: “No Hype KI – wo stehen wir nach zwei Jahren ChatGPT?

Folge 2: “Was kann KI in Gesundheit, Bildung und im öffentlichen Sektor leisten?


Die Serie wird von brutkasten in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung unserer Partner:innen produziert.

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AI Summaries

Was würde Charles Darwin von der Singularity halten?

  • Wie wir von der Biologie und den Neurowissenschaften lernten, auch ein künstliches, neuronales Netz lernt bei komplexen Aufgaben von menschlichen Entscheidungen.
  • Die Muster, die menschlichen Entscheidungen, eingepflegt als Daten, sie bilden also die Basis für die Künstliche Intelligenz.
  • Ihre Entscheidungen werden richtiger, wenn die menschlichen Entscheidungen davor korrekt waren.
  • Erfolgreiche Entscheidungen sind determiniert, egal ob sie tierisch, human oder künstlich sind und dasselbe gilt für falsche und schlechte Entscheidungen.
  • Vielleicht würde Charles Darwin als Forscher der “Singularity” gelassen gegenüberstehen, es als natürlichen Verlauf der Evolution betrachten; als einen Prozess der Auslese, dem Siegen schneller und richtiger Entscheidungen über langsame und falsche.

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