05.08.2021

Neobroker BUX: So startet man richtig an der Börse

Nils-Hendrik Höcker ist Deutschland- und Österreich-Chef des niederländischen Neobrokers BUX. Wir haben mit ihm über die wichtigsten Aspekte bei der Geldanlage, über Kritik an Neobrokern und über Kryptowährungen gesprochen.
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Nils-Hendrik Höcker, BUX
Nils-Hendrik Höcker ist Chef für Deutschland und Österreich bei BUX. | Foto: BUX

Neobroker, die kostengünstiges und einfaches Investieren ermöglichen wollen, erleben insbesondere seit dem vergangenen Jahr einen Boom. In Österreich mischt neben Bitpanda und Trade Republic dabei auch das niederländische Unternehmen BUX mit. 2014 gegründet, war es mit seiner App “BUX X” zunächst auf sogenannte Contract for Differences (CFDs) spezialisiert – einem spekulativen und durchaus kontroversen Finanzinstrument, das hauptsächlich für kurzfristiges Trading eingesetzt wird.

Mittlerweile liegt der Schwerpunkt jedoch woanders: Mit der App “BUX Zero” will der Neobroker vor allem auf Kundinnen und Kunden abzielen, die einen längerfristigeren Investment-Ansatz verfolgen. Über die App kann in Aktien und ETFs investiert werden – auch über Sparpläne. Seit vergangenem Sommer ist “BUX Zero” in Österreich verfügbar. Derzeit stehen rund 1.500 Aktien und etwa 50 ETFs zur Auswahl. Das Angebot soll in den nächsten Monaten jedoch stark ausgeweitet werden.

Mit “BUX Crypto” gibt es daneben noch eine weitere App – diese ermöglicht, wie der Name schon sagt, Investments in Kryptowährungen. Bis Jahresende sollen die drei Apps zusammengeführt werden. BUX hat über 500.000 Kunden und ist neben Österreich und den Niederlanden auch in Deutschland, Frankreich und Belgien aktiv. Im April hat das Unternehmen eine 80 Mio. US-Dollar schwere Finanzierungsrunde abgeschlossen, bei der unter anderem der chinesische Internetkonzern Tencent investierte. Der brutkasten hat mit Nils-Hendrik Höcker, dem Chef für Deutschland und Österreich bei BUX, gesprochen.

brutkasten: Für wen ist “BUX Zero” geeignet?

Nils-Hendrik Höcker: “BUX Zero” ist für jeden geeignet, der auf eine einfache und kostengünstige Art an der wirtschaftlichen Entwicklung teilhaben möchte, indem er in Aktien und ETFs investiert. Wir sehen aber eindeutig, dass wir bei der jüngeren Generation beliebter sind – vor allem bei den Millennials und der Generation Z. Die sind die stärkste Gruppe in unserem AnlegerInnen-Portfolio.

Insbesondere seit dem vergangenen Jahr haben viele junge Menschen angefangen, sich mit Geldanlage zu beschäftigen und in Aktien zu investieren. Welche Gründe sehen Sie dafür?

Da sehe ich vor allem zwei Gründe. Einerseits wird vielen Menschen bewusst, dass die Rente in ihrer jetzigen Form für uns alle nicht reichen wird und der Aktienmarkt eine auskömmliche Möglichkeit ist, eine signifikante Rendite zu erzielen, die einem wiederum hilft, diese Rentenlücke zu schließen.

Der zweite Grund ist, dass die Problematik mit dem Niedrigzinsumfeld immer mehr Menschen bewusst wird. Wenn man arbeitet, Geld verdient und dann sieht, dass es am Konto einfach keine Bewegung gibt, entsteht ein Bewusstsein, dass man selber etwas machen muss. Deshalb beschäftigt sich jetzt eine höhere Anzahl an jungen Menschen mit dem Thema Börse.

Welches Wissen braucht man, um sinnvoll selbst anlegen zu können?

Das ist meine persönliche Meinung, aber ich glaube, man muss sich erst seine eigene Haltung zu Geld klarmachen. Welche Stellenwert hat Geld im eigenen Alltag und welche emotionale Bindung hat man dazu? Wenn man das geklärt hat, kann man definieren, welche finanziellen Möglichkeiten man hat. Kann ich mir überhaupt leisten, monatlich eine Summe X zur Seite zu legen? Das ist ein wichtiger erster Schritt.

Dann muss man Wissen aufbauen. Wir unterstützen unsere Anlegerinnen und Anleger über ein Wissenszentrum, das auf unserer Website verfügbar ist. Dort erklären wir zum Beispiel die Grundlagen des Investierens, wie ETFs funktionieren, stellen Nachrichten zur Verfügung – und zwar in einer einfachen und übersichtlichen Form. Die Informationsfülle im Internet ist jetzt besser als vor 5 oder 10 Jahren. Es gibt auch Quellen, die man meiden sollte, aber die kann man selber sehr schnell erkennen.

Allerdings muss man schon Zeit mitbringen. Und es scheitert bei vielen Menschen tatsächlich an der Zeit, die sie investieren müssen. Ohne geht es nicht. Am Anfang muss man sich ein Stück weit damit beschäftigen, aber später ist es nicht so, dass man jeden Tag fünf Stunden für die Börse aufwenden muss.

BUX ist ein Unternehmen, das mit “BUX X” ursprünglich aus einem Bereich kommt, der für kurzfristig orientiertes Trading steht. Bei “BUX Zero” dagegen steht eher langfristiges Investieren im Mittelpunkt. Wie sehen Sie den Unterschied zwischen den beiden Ansätzen?

Trading ist etwas, das man täglich oder jeden zweiten Tag macht. Wer ein Trader sein möchte, der hat einfach einen ganz anderen zeitlichen Aspekt und eine andere Informationstiefe. Das ist schon die höhere Disziplin. Aber ein langfristiges Sparen oder Anlegen bedarf nicht dieser intensiven Beschäftigung. Es gibt so viele Produkte, die man täglich nutzt – Facebook, Snap, Apple. Sollte man sich dann nicht auch überlegen, ob man an der wirtschaftlichen Entwicklung dieser Unternehmen teilhaben möchte?

So simple Fragen kann man sich stellen und dann kann man sich selber sehr schnell entscheiden, ob man in diese Unternehmen investieren möchte – oder auch in ETFs, die diese Themenbereiche abdecken, bespielsweise das Thema Digitalisierung. So muss man sich auch nicht in der Tiefe mit einzelnen Unternehmen beschäftigen. Dieser Schritt ist einfacher als man es sich vorstellt.

Ich merke aber auch aus privaten Gesprächen, dass diese Verknüpfung ganz wenige Menschen machen. Woran das liegt? Keine Ahnung. Für viele heißt Börse noch immer: Spekulation, Charts, Trendlinien, “Börse vor 8” oder negative Komponenten wie “Wolf of the Wall Street”. Das ist aber nicht mehr ansatzweise die Realität. Man muss kein Chartanalyst sein, um gute Renditen mit Sparplänen an der Börse zu bekommen.

ETFs, die beispielsweise Aktienindizes wie den S&P-500 oder den MSCI World nachbilden, haben wegen ihrer breiteren Streuung grundsätzlich ein geringeres Risiko als Einzelaktien. Sind ETFs für Einsteiger also das am besten geeignete Instrument oder kann es auch sinnvoll sein, mit Einzelaktien zu starten?

Ich würde in der Tat Sparpläne und ETFs empfehlen. Da kann man niederschwellig anfangen und bekommt ein Gefühl für die App und auch für die Börse selbst. Dazu kommen die Preise der Aktien. Eine Tesla-Aktie liegt zum Beispiel bei über 700 Dollar. Das ist für einen Neuling schon eine ganz schöne Summe. Und man muss da auch erst einmal die Frage stellen, ob man überhaupt mit solchen Beträgen starten möchte – wenn nicht, ist man mit ETF-Sparplänen besser bedient.

Neobroker wie BUX verzeichnen gerade ein enormes Wachstum. Gleichzeitig gibt es aber auch Kritik – am Angebot, an den Geschäftsmodellen oder an den Apps, von denen manchmal gesagt wird, dass sie Menschen dazu verleiten würden, mehr zu traden als sinnvoll sei. Was antworten Sie auf diese Kritik?

Die Mehrheit jener, die diese Kritik äußern, gehören einer Branche an, die merkt, das ihre Marktanteile schwinden. Das kommt aus der Richtung etablierter Spieler. Da gibt es auch viel Lobbyismus in der Kritik. Das ist auch OK, so läuft eben der Markt. Aber die Diskussion ist aus dieser Richtung getrieben.

Es wird beispielsweise immer wieder gesagt, dass Neobroker, weil sie weniger Börsenplätze anbieten, schlechtere Preise haben. Das hat die Stifung Warentest für Deutschland widerlegt. Vielleicht müssten diejenigen, die das kritisieren, auch ihre eigenen Geschäftsmodelle ein wenig überdenken und sich die Frage stellen, warum ein Trade nur mit mindestens 1.000 Euro funktioniert, weil sonst die Gebühren die Rendite aufessen. Das ist ein Fehler im System.

Und was Sie sagen zum Gamification-Vorwurf – also dass Trading-Apps Geldanlage spielerisch erscheinen lassen und somit dazu verleiten, häufiger zu handeln als gut für die Kundinnen und Kunden wäre?

Wir haben bei BUX keinen Gamification-Ansatz. Bei uns wird Börse nicht als Spiel gesehen und das sehen auch unsere User nicht so. Diese Kritik ist eher daraus getrieben, dass es bei einem US-Anbieter Confetti-Regen gab, wenn man eine Aktie kauft. Daher kommt das, aber das hat man aufgebauscht. Das ist ein gesteuertes Thema.

Ich will aber gar nicht viel über Konkurrenten sprechen. Für uns kann ich sagen, dass wir versuchen, Geldanlage einfach zu machen. Aber einfach bedeutet nicht Gamification. Wir bauen zum Beispiel gerade an einem Feature, das besonders volatile Aktien kennzeichnet. Das ist etwas im Sinne der User. Nicht jede App ist gleich ein Game und gute User Experience ist mehr als das.

Wenn sich Anlegerinnen und Anleger für einen Broker entscheiden, spielt es natürlich eine Rolle, welches Geschäftsmodell dahintersteckt. BUX erhebt bei manchen Ordertypen Gebühren – wie funktioniert das genau und gibt es darüber hinaus weitere Gebühren?

Wir haben drei Ordertypen. Bei zwei davon, der “Market Order” und der “Limit Order”, erheben wir aktuell eine Gebühr von einem Euro pro Trade, sowohl beim Kauf als auch beim Verkauf. Die “Zero Order” ist dagegen gebührenfrei. Gleichzeitig haben wir explizit für auf an US-Börsen gelisteten Aktien eine Gebühr von 0,25 Prozent für den Wechselkurs. Mit diesen Gebühren verdienen wir unter anderem Geld.

Allerdings arbeiten wir derzeit an Mehrwertdiensten, die nur gegen Gebühr verfügbar sind. Die sind aber so geplant, dass jemand, der diese Funktionen nicht nutzen möchte, im Kernprodukt nach wie vor traden kann. Er wird dann nicht in ein Freemium-Modell geschoben, das einen einschränkt.

Bei einer “Market Order” kaufe ich eine Aktie sofort zum aktuell bestmöglichen Preis. Bei einer “Limit Order” setze ich einen Höchstpreis fest, den ich für eine Aktie bereit bin zu bezahlen – oder einen Mindestpreis, wenn ich verkaufe. Wie genau unterscheidet sich die “Zero Order” davon?

Die “Zero Order” ist eine Konstruktion, mit der wir alle einem Tag getätigten Orders bündeln und an einem Markt platzieren. Dadurch haben wir eine ganz günstige Kostenstruktur, die es uns ermöglicht, dass wir unseren Kunden diese Orders ohne Gebühren verfügbar machen können.

Die “Zero Order” ist provisionsfrei und wird zwischen 16 und 17 Uhr zu dem in dem Moment gültigen Preis im Markt ausgeführt. Wenn man sie nach diesem Zeitpunkt erstellt, wird sie erst am Folgetag ausgeführt. Wir haben aber eine Funktion, die dazu führt, dass, wenn die Differenz zu hoch ist – weit über vier Prozent – eine Order nicht ausgeführt wird. Bei VW ging es beispielsweise in dem Moment, in dem der Dieselskandal publik wurde, sehr schnell runter. In so einem Fall würde die Order dann nicht ausgeführt werden, denn das wäre ja zum Nachteil des Kunden.

Im Bereich der Investment-Apps hat BUX einige Konkurrenten, auch am österreichischen Markt. Warum soll ich als Anleger BUX nutzen anstatt beispielsweise Bitpanda?

Ich respektiere jeden Marktspieler und gratuliere jedem zu seinem Erfolg. Jeder hat in der Regel seine Daseinsberechtigung. BUX und Bitpanda haben, was die User Experience angeht, ein ähnliches Level. Bei der Produktauswahl haben wir unser Krypto-Angebot in einer eigenen App, “BUX Crypto”. Das wird sich bis zum Jahresende ändern, dann sind auch alle Asset-Klassen über eine App verfügbar.

Am Ende geht es um die Frage, wer die beste Kundenerfahrung hat, wer das bessere Produkt und wer die bessere Auswahl hat. In manchen Bereichen sind wir gleich gut, in manchen besser, in manchen vielleicht sogar schlechter.

Unabhängig von anderen Unternehmen glaube ich aber, dass wir eine Sache sehr gut machen – und zwar den Bereich des Wissenstransfers, wie wir unsere User aufklären. Da werden in den kommenden Monaten auch noch einige interessante Dinge kommen. Das sind Aspekte, die wir etwas anders machen als andere, und mit denen wir einen Mehrwert bieten.

Sie haben die “BUX Crypto”-App angesprochen. Über diese kann man aktuell in 17 Kryptowährungen investieren. Welche Rolle sehen Sie für diese Assetklasse?

Zwei Dinge sind klar: In irgendeiner Form werden sich Kryptowährungen mittel- und langfristig am Markt etablieren. Welche das sein werden und in welcher Form das passieren wird, das wird sich noch zeigen. Werden sie ein Wertaufbewahrungsmittel sein, werden sie eine Zahlungslösung sein? Aktuell sind wir von einem Zahlungsmittel noch weit weg, weil die Komplexität zu hoch und die Verbreitung noch zu gering ist. Mit der Wertaufbewahrung ist es angesichts der Volatilität auch so eine Sache. Aber beides wird sich erst zeigen müssen.

Bei BUX sehen wir es so, dass Kryptowährungen eine Assetklasse sind, die an Relevanz gewinnt. Etablierte Unternehmen und Staaten beschäftigen sich mit dem Thema. Und gleichzeitig gibt es eine immer höhere Skepsis gegenüber der aktuellen Geldpolitik. Wir haben Niedrigzinsen und davon profitieren eben andere Assetklassen. Kryptowährungen bieten da auch eine zusätzliche Alternative. Letztlich muss aber ein Anleger oder eine Anlegerin selbst entscheiden, ob er oder sie sich mit dem Thema beschäftigen will.

Disclaimer: Dieser Text sowie die Hinweise und Informationen stellen keine Steuerberatung, Anlageberatung oder Empfehlung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren dar. Sie dienen lediglich der persönlichen Information. Es wird keine Empfehlung für eine bestimmte Anlagestrategie abgegeben. Die Inhalte von brutkasten.com richten sich ausschließlich an natürliche Personen.

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Grafiken zur Startup Entwicklung Österreich
Eigene Grafiken, Karte Rechts (c) ASM
mit Visuals

Dieser Artikel erschien zuerst in der Jubiläumsausgabe unseres Printmagazins. Ein Link zum Download findet sich am Ende des Artikels.

Es ist das Jahr 2014, brutkasten wurde soeben gegründet. Im September launcht Bitpanda, damals noch unter dem Namen Coinimal, Runtastic bringt ein Fitnessarmband auf den Markt und Shpock steht kurz vor der Übernahme durch den norwegischen Medienkonzern Schibsted. Die Startup-Szene boomt.

Das alles ist heute zehn Jahre her. Eine lange Zeit, in der in der österreichischen Startup-Szene einiges passiert ist – Erfolgsstorys von großen Exits werden geschrieben, Investor:innen stecken Millionenbeträge in junge Unternehmen, staatliche Gesellschaften wie die FFG vergeben jährlich 100 Millionen Euro für Projekte von Startups. Aber auch Krisen wie die Covid-19-Pandemie erschütterten die Wirtschaft – immer wieder werden Startups insolvent.

All diese Veränderungen versucht der Austrian Startup Monitor (ASM) festzuhalten, hinter dem das Austrian Institute of Technology (AIT) steht. Durch jährliche Umfragen erhebt die Forschungseinrichtung wichtige Daten, die einen Überblick über die Welt der Startups liefern. Diese Daten wurden brutkasten exklusiv zur Verfügung gestellt. Wir haben uns an – gesehen, was sich in den letzten zehn Jahren in der österreichischen Startup-Szene verändert hat.

Gründungsland Österreich

Beginnen wir mit den Neugründungen. Insgesamt 277 Startups wurden 2014 – im Entstehungsjahr von brutkasten gegründet. Anschließend stieg die Anzahl der Gründungen jährlich, bis der Wert 2017 mit 379 Startups seinen bisherigen Höhepunkt erreichte.

Was die Daten des ASM ebenfalls zeigen, ist ein kleiner Rückgang im ersten Jahr der Covid-19-Pandemie. Doch die Startup-Szene erholt sich schnell, bereits 2021 befinden sich die Neugründungen wieder auf Vorkrisenniveau. Aufgrund der vom AIT ausgewählten Suchstrategien, scheinen neu gegründete Startups erst mit einer zeitlichen Verzögerung bis zu zwei Jahren in den Daten auf. Doch für 2022 bis heute wird, ähnlich der Werte aus Deutschland, eine stabile Anzahl an Neugründungen erwartet  – wenn auch mit einem leichten Rückgang.

Investments: Mehr Deals, Gesamtsumme aber zuletzt rückläufig

Dass Startups über die Jahre vor allem wirtschaftlich immer relevanter werden, zeigen auch die Daten des jährlich erscheinenden EY Start-up-Barometer. Die Studie verrät, dass die Anzahl der Investments für österreichische Startups im vergangenen Jahr ein Rekordhoch erreicht hat. Noch nie zuvor wurden so viele Deals abgeschlossen.

Hier lohnt sich jedoch der Blick auf die Gesamtsumme der Investments. Denn 2023 waren die Investmentbeträge zum zweiten Mal rückläufig. Wie die Daten von EY zeigen, wurden 2023 zwar weit mehr Investments abgeschlossen als jemals zuvor, allerdings gab es keinen einzigen Großdeal im Umfang über 100 Millionen Euro.

2021 war die Anzahl an Investments zwar noch um einiges niedriger als 2023, allerdings katapultierte die Anzahl an Großdeals - wie etwa jene von Bitpanda oder GoStudent - die Summe in eine noch nie da gewesene Höhe. Über 1,2 Milliarden Euro wurde damals in Startups investiert  – mehr als die Hälfte davon alleine durch Großdeals.

Startups werden immer höher bewertet

Neben der Anzahl an Investments steigt auch die Bewertungen der Startups kontinuierlich. Aus den Daten des ASM geht hervor, dass die Investor:innen 2019 noch den Großteil der Startups mit weniger als 2,5 Millionen Euro bewertet haben. Doch bereits im Jahr darauf hat sich alles geändert: Mehr als die Hälfte der Startups erhielt eine Bewertung über dem Schwellwert. 

Seitdem sind die Bewertungen jährlich gestiegen. Im vergangenen Jahr kamen 44 Prozent der heimischen Startups auf eine Bewertung von mehr als fünf Millionen Euro  –  so hoch war der Wert noch nie. Einige Startups haben Bewertungen von über 100 Millionen Euro erreicht.

Startup-Gründung: eine Frage des Geldes

Insgesamt steigt zwar die Anzahl der Investments und auch die Bewertungen. Doch auf welche Finanzierungsformen setzen österreichische Startups überhaupt in welchem Ausmaß?

Die Daten zeigen: Bootstrapping bleibt nach wie vor häufigste Finanzierungsform. Zwei von drei Founder:innen finanzieren ihr Startup aus eigenen Mitteln. Allerdings ist der prozentuale Anteil an eigenfinanzierten Startups seit 2018 stark zurückgegangen. Vor sechs Jahren wurden noch 81 Prozent der Startups gebootstrappt - letztes Jahr waren es nur noch 66 Prozent.

Auch hier zeigt sich, dass öffentliche Förderungen aktuell wieder häufiger werden. Rund die Hälfte der Startups erhielt nationale Unterstützungen. Auch gaben mehr als ein Viertel der Startups an, sich aus dem Cashflow zu finanzieren. Daneben hat gut jedes vierte Startup einen Business Angel hinter sich. Hingegen spielen Finanzierungsmethoden wie Crowdfunding nur mehr eine sehr geringe eine Rolle.

Beliebte Branchen

Vor zehn Jahren war Künstliche Intelligenz noch weitaus weniger verbreitet als heute. Doch die Grundsteine waren bereits gelegt. Aus den Fortschritten im maschinellen Lernen gingen die ersten Pioniere hervor: 2014 übernahm Google das Startup DeepMind und bald danach wurde auch OpenAI gegründet - das Unternehmen hinter der beliebtesten KI ChatGPT. Es sollte aber noch einige Jahre dauern, bis KI auch die österreichische Startup-Szene umkrempelt.

Was aus der Grafik hervorgeht ist, dass IT & Software prozentual gesehen nach wie vor die dominierende Branche bleibt. Startups in der Branche der Life Sciences bekamen in den vergangenen Jahren starken Zuwachs. Ein Rückgang hingegen gab es bei den Anteilen an Hardware-Startups. Sie verlieren über die Jahre immer mehr an Bedeutung – verhältnismäßig setzen sich auch immer weniger Jungunternehmen in der industriellen Technologie an.

Dass Life-Science-Startups beliebter werden, zeigt sich auch bei den Gründungsformen. Akademische Startups, also Unternehmen, die als Spin-Off an einer Universität oder an einer Fachhochschule entstanden sind, machen heute knapp ein Viertel aller Gründungen aus. Aber dennoch: Mehr als jedes zweite Startup wird weiterhin unabhängig gegründet.

Frauen in den Gründungen

Auch der Frauenanteil in den Gründungsteams verändert sich. Nach den Daten des ASM waren vor sechs Jahren nur rund zwölf Prozent der Gründer:innen Frauen, während insgesamt 29 Prozent der österreichischen Gründungsteams zumindest eine Frau im Team hatten.

Bis 2022 stieg der Frauenanteil in den Gründungsteams auf rund 39 Prozent, bevor er vergangenes  Jahr wieder leicht zurückging. Der Anteil der Gründerinnen insgesamt hat sich bei etwa 17 Prozent eingependelt – auch dieser Wert ist leicht rückläufig.

Startups-Teams wachsen

Anhand der Anzahl der Mitarbeiter:innen zeigt sich: Startups wachsen. Vor sechs Jahren, also 2018, waren durchschnittlich 8,2 Mitarbeitende pro Startups angestellt. Nur drei Jahre später, 2021, waren es mit 12,3 Mitarbeiter:innen bereits um die Hälfte mehr. Auch im vergangenen Jahr waren durchschnittlich wieder 12,3 Mitarbeitende pro Startup angestellt.

In welchen Bereichen werden Mitarbeitenden eingesetzt? Am meisten gefragt ist nach wie vor IT und Softwareentwicklung. Jährlich gaben mehr als 40 Prozent der heimischen Startups an, dass sie hierbei Probleme in der Besetzung haben – 2022 war es sogar die Hälfte aller Startups.

Auch Positionen im Sales und in der Produktentwicklung sind gefragt – mehr als ein Viertel der Startups sucht ergiebig nach Angestellten.

Finanzielle Realität

Doch wie viel Umsatz machen die Startups am Ende des Jahres wirklich? Die Antwort wirkt etwas ernüchternd: Nach wie vor geben etwas mehr als ein Viertel der heimischen Startups an, keinen Umsatz zu machen. Ein weiteres Viertel hingegen äußert, dass sie einen Umsatz bis 50.000 Euro hatten – auch dieser Wert bleibt über die Jahre unverändert.

Immerhin kann die andere Hälfte von sich behaupten, einen Umsatz zu erwirtschaften, der darüber liegt. Nicht nur das, auch gibt mehr als jedes zehnte Startup an, bereits einen Umsatz über einer Million Euro zu haben.

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Die Daten, die wir für diesen Artikel verwenden, wurden dem brutkasten vom Austrian Startup Monitoring (ASM) zur Verfügung gestellt, sowie vom EY Start-up Investment Barometer Österreich 2023 abgerufen. Das ASM wird vom Austrian Institute of Technology (AIT) an der Wirtschaftsuniversität Wien durchgeführt. Jährlich befragt die Forschungseinrichtung die österreichische Startup-Szene empirisch. https://austrianstartupmonitor.at/


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